Pioneer DJE-2000 Test

Pioneer DJE-2000 In-Ear-Kopfhörer im bonedo.de-Test – Seit Jahren schon bevorzugen viele Musiker auf der Bühne eine Direktbeschallung der Ohren mittels In-Ear-Monitors (IEMs). Schließlich lassen die Gründe aufhorchen: Unabhängig von der Bühnenposition nehmen die Ohren im Vergleich zur klassischen Volldruckbeschallung über fest platzierte Monitore ein konstant klingendes Signal wahr, wobei sie zusätzlich sie als Lärmschutzfilter vor der Main-PA dienen und im Gegensatz zu dieser weniger „zerr- und zeitkritisch“ in der Signalübertragung sind. Vorurteile einer gefühlten akustischen Abkapselung kompensieren sogenannte Ambient-Filter, die dem Performer mit eingestreuten Umgebungsgeräuschen nicht das Gefühl einer sterilen Studiosituation vermitteln, sondern das einer Live-Session vor Publikum.

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Pioneer DJE-2000 In-Ear-Kopfhörer


Motiviert von diesen Vorteilen versuchten nicht nur Ultimate Ears, Ortofon oder Shure, um nur einige zu nennen, den auf diesem Gebiet recht unerfahrenen DJ von ihren Produkten zu überzeugen, doch die flächendeckende Akzeptanz der Stöpsel blieb bis dato aus. Nun steigt auch Pioneer in den Ring und man fragt sich, ob die DJE-2000 schlagkräftige Argumente auffahren können, um den Status quo abzuändern und die Kanzeln und Stages des Planeten zu erobern.

Details

Auspacken

Schon die Verpackung mit ihrem aufklappbaren Schaufenster macht Appetit auf mehr. Die beiden formschönen Stöpsel mit ihren roten und silbernen Kennzeichnungen und Beschriftungen muten edel und robust an. Das geschlossene, hybride Zweiwege-Treibersystem der Pioneer DJE-2000 verspricht satte Bässe, definierte Mitten und brillante Höhen mit einem maximalen Schalldruck von 103 dB. Verantwortlich zeigt sich hierfür ein 9,4 Millimeter großer, im hinteren Teil der Kapsel arrangierter, dynamischer Treiber in Kombination mit einem kleineren, im vorderen Teil platzierten „Balanced-Armature“ Treiber. Die maximale Eingangsverstärkung ist mit 500 mW angegeben, die Impedanz mit 30 Ohm. Der Frequenzgang von 6 – 22.000 Hz kann sich zumindest auf dem Papier schon einmal sehen lassen. Das Kopfhörerkabel wirkt sehr strapazierfähig und ist zur Verstärkung und zum Schutz gegen Bruch und Verdrehen mit Textil umwickelt. Es lässt sich unterhalb der beiden Düsen einstecken und somit auch bei Verschleiß auswechseln. Praktisch! Beim Andocken der vergoldeten Kontakte über die sogenannte „MMCX“-Verbindung bestätigt ein Klicken den festen Halt und ich kann das Kabel mittels einer zusätzlichen Schlaufe festzurren.

Fotostrecke: 4 Bilder Auch in der Verpackung schön anzusehen: die neuen DJE-2000.

Ein vergoldeter Mini-Klinkenstecker erlaubt das Zusammenspiel mit mobilen Endgeräten wie einem Smartphone oder MP3-Player. Für den professionellen Einsatz, beispielsweise an einem Effektgerät oder beim Cueing am DJ-Mixer, legt Pioneer einen vergoldeten 6,3-Millimeter-Adapter bei.

Fotostrecke: 2 Bilder Für professionelles DJ-Equipment und mobile Geräte den passenden Anschluss parat.

Zum weiteren Lieferumfang zählen, neben dem weniger informativen Beipackzettel, noch ein kleines Etui für den sicheren Transport des wertvollen Guts und acht Ohrkapseln in den Größen XS, S, M und L. Da die regelmäßige Reinigung der Aufsätze zum guten Ton gehört, darf natürlich auch eine Bürste nicht fehlen. Zusätzlich zu den Silikonträgern legt Pioneer drei Schaumstoff-Ohrkapseln Tx-500 (in S, M, L) sowie einen Dreiflansch bei, um den persönlichen „Ohr-Anforderungen“ gerecht zu werden. Es gibt also eine stattliche Auswahl an Kapseln für den optimalen Sitz, welcher zum Reproduzieren des Klangbildes wichtig ist – vor allem der Bässe. Ob dies tatsächlich auch gelingt, erfahrt ihr im nachfolgenden Praxisteil.

Fotostrecke: 4 Bilder Das gehört zum Lieferumfang.

Praxis

Um den „Zweitausendern“ (und meinen Ohren) ein aussagekräftiges Testszenario zu spendieren, schließe ich die In-Ears an den Oberklasse Receiver Denon AVR-X4000 an, dem ich von einem Pro-Ject XPerience Classic-Turntable samt montierten Ortofon Cadenza Blue ein analoges Vinyl-Signal zuspiele. Doch vor dem Anlegen der IEs ist zunächst die passende Größe und der gewünschte Kapseltyp auszuwählen und auf die Lautsprecherdüsen zu montieren. Aus eigener Erfahrung sitzen die Dreiflansch-Ohrkapseln bei mir am besten, aber es spricht auch nichts dagegen, sich durch die verschiedenen Formen „durchzutesten“ – allerdings nicht spontan im dunklen Club oder noch kurz vor einer Performance. Schließlich benötigt man zum Aufziehen schon etwas Fingerfertigkeit, Geduld und Zeit.

Das Aufziehen der Ohrkapsel auf die Düse bedarf etwas Übung.
Das Aufziehen der Ohrkapsel auf die Düse bedarf etwas Übung.

Sitzen die Kapseln fest auf den Düsen, führt man die IEs vom Nacken kommend über die Ohrmuschel von oben in den Gehörgang. Die Kabelführung über den Rücken verhindert ein Herausreißen der Ohrstöpsel durch ungewolltes Hängenbleiben am Kabel, weshalb eine klassische, vor dem Körper herunterhängende Strippe nicht in Frage kommt. Zu guter Letzt zurre ich noch die Schlaufe im Genick fest, um die Position zusätzlich zu fixieren. Zum Sitz und Tragekomfort ist zu sagen: Der auf den Gehörgang ausgeübte Druck ist angemessen und nur leicht spürbar und fühlt sich auch über einen längeren Zeitraum noch angenehm an. Meinen Kopfbewegungen folgen die 6,1 Gramm (ohne Kabel) wiegenden IEMs, ohne ihre Position zu verlieren.
Beim Klangtest offenbart sich mir ein äußerst ausgeglichener Sound. Sehr klare, nicht überspitzte Höhen betten sich auf einen hörbaren, nicht aufdringlichen Bassteppich. Hier bestätigt sich auch die Theorie des heraustretenden Schalls, denn nur mit wirklich fest und tief sitzenden Kapseln entfalten die Ohrstecker ihr komplettes Spektrum. Lediglich den Maximalpegel halte ich für vielleicht etwas knapp bemessen. Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch in der Kombination mit einem DJ-Mixer, wie dem Rane Sixty Two ab. Die Möglichkeit der Nutzung mit einem Smartphone oder MP3-Player ist sicherlich ein weiterer Vorteil dieser handlichen Ohrhörer, den man aber nicht als Hauptargument für den Kauf in Erwägung ziehen sollte. Schließlich bleibt, was die Soundqualität angeht, bei vielen mobilen Geräten doch einiges auf der Strecke.

Fazit

Pioneers In-Ear-Kopfhörer DJE-2000 beschallen die DJ-Ohren direkt, präzise und mit einer hervorragenden Klangqualität. Dabei werden aufgrund des nahezu komplett verschlossenen Gehörgangs nicht nur Umgebungsgeräusche tatkräftig gedämpft, sondern die Beschallung der Ohren beansprucht auch einen niedrigeren Pegel – eine Möglichkeit, der berufsbedingt schleichend wachsenden Schwerhörigkeit eins auszuwischen. Zudem soufflieren die DJE-2000 ein sehr natürliches, sauberes, in den Höhen und Bässen ausgeglichenes und damit homogenes Klangbild, mit dem es sich exakter mixen lässt, als wenn der Sound zeitverzögert über die PA oder über schrebbelnde Monitorboxen kommt. Das strapazierfähige, austauschbare Kabel, die verschiedenen Ohrkapseltypen und -größen, der Tragekomfort und die Kabelführung über dem Ohr, das praktische Etui und letztlich auch der üppige Preis von 299,00 Euro UVP unterstreichen den Fokus auf das professionelle DJ-Lager. Gerade der letztgenannte Aspekt wird jedoch manchen Deejay zweimal überlegen lassen, ober er nicht seinem altbewährten Kopfhörer weiterhin treu bleiben möchte.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Sehr guter, natürlicher Klang
  • Hochwertige Verarbeitung
  • Ansprechendes Design
  • Angenehmer Tragekomfort
  • Auswechselbares Kabel
  • Verschiedene Ohrkapselformen und -größen
Contra
  • Recht niedrige Empfindlichkeit
  • Hoher Preis
Artikelbild
Pioneer DJE-2000 Test
Für 199,00€ bei
Pioneer DJE-2000 In-Ear-Kopfhörer
Pioneer DJE-2000 In-Ear-Kopfhörer
Technische Spezifikationen
  • Treiber: geschlossen, Hybrid-Treiber (BA und dynamisch)
  • Impedanz: 30 Ohm
  • Empfindlichkeit: 103 dB
  • Frequenzgang: 6 – 22.000 Hz
  • Maximale Eingangsleistung: 500 mW
  • Gewicht: 6,1 g (ohne Kabel)
  • 6,3-Millimeter-Stereo-Stecker-Adapter
  • Etui
  • Reinigungspinsel
  • Ohrkapseln: Silikon (XS/S/M/L), ComplyTM-Tx-500-Schaumstoff (S/M/L), Dreiflansch
  • UVP: 299,00 Euro
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