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Friedman BE-100 Test

Das Friedman BE-100 Röhrentopteil ist handverdrahtet, kommt mit drei Kanälen, Mastervolume und einigen weiteren Schmankerl und wird von seinem Hersteller als Ultimate Modded Plexi beschrieben. Seine 100 Watt sollen mit britischem Klangcharakter überzeugen und dem Gitarristen auf der Suche nach dem Heiligen Gral des Rock-Tons weiterhelfen. Dave Friedman ist der Mann hinter den Amps und hat, wie so viele andere, ursprünglich mit dem Reparieren und Modifizieren von Amps begonnen. Wie vor Jahrzehnten Jim Marshall, der ebenfalls auf die Wünsche von Gitarristen einging und primär Fender-Amps zu höheren Zerrgraden verhalf, versucht auch Dave Friedmann seit über 25 Jahren einer erlesenen Kundschaft (u.a. Eddie Van Halen, Steve Stevens, etc.) zum optimalen Gitarrensounds zu verhelfen. Seine Hauptaufgabe lag sehr häufig darin, Marshall Plexis (Jim Marshalls Ur-Amp) aufzurüsten und ihnen zum gewünschten Sound zu verhelfen.

Friedman_Brown_Eye_BE_100_002FIN


Im BE-100 steckt nun all seine Erfahrung im Modifizieren dieses Verstärkers. Dass ein solches Gerät kein Schnäppchen ist, sollte klar sein, für den handverdrahteten Boutique-Amp werden runde 4.000 Euro fällig.

Details

Gehäuse/Optik

Der BE-100 bekennt sich rein äußerlich unverkennbar zu seinem Vorbild, die Marshall-Optik wurde, wenn auch leicht verändert, recht deutlich übernommen. So ist das goldfarbene Frontpanel nicht mittig angebracht, sondern mehr nach rechts gerutscht, der Schriftzug ist links oben an der Frontseite zu finden. Das Gehäuse ist mit schwarzem Tolex überzogen und auch der goldenen Keder am Rand und in der Mitte der Front ist dem Vorbild entsprechend. Alles in einer guten Qualität und sehr sauber verarbeitet. Der Amp steht solide auf vier großen Gummifüßen und lässt sich am Kunstledergriff gut transportieren. Mit einem Eigengewicht von 19,5 kg sind längere Strecken allerdings kein Vergnügen. Auf der Ober- und Rückseite sind große Öffnungen im Gehäuse mit Lochblechen abgedeckt, damit für Kühlung gesorgt ist, denn die acht Röhren im Inneren erzeugen einiges an Wärme. Hier arbeiten vier 12AX7 in der Vorstufe und vier EL34 in der Endstufe. Der Amp ist wirklich sehr sorgfältig verarbeitet – nicht umsonst gibt Dave Friedman eine lebenslange Garantie, selbstverständlich nicht auf Verschleißteile wie zum Beispiel Röhren.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Amp macht aus seinen Wurzeln keinen Hehl

Bedienfeld

Das Frontpaneel ist im Vergleich zu einem Standard-Plexi etwas dichter besiedelt, neben Power- und Standby-Schalter finden wir hier neun schwarze Regler und drei Miniswitches. Beim Input war Dave Friedman sparsam, es gibt lediglich einen. Der Amp hat drei Grundsounds, die mit einem Mini-Switch (CLN-BE-HBE) auf dem Bedienfeld angewählt werden können. Für den Clean-Channel stehen Volume, Bass, Treble und Presence zur Verfügung sowie ein dreistufiger Bright-Switch. Dabei wirkt Presence gobal auf alle Kanäle, Treble, Bass und Bright-Switch arbeiten exklusiv für den Clean-Kanal. Wird auf BE oder HBE umgeschaltet, sind die Regler für den zweiten Kanal im Einsatz. Hier haben wir Presence, Bass, Middle und Treble zum Einstellen der Klangfarbe, Master und Gain sorgen für die Endlautstärke und den Zerrgrad. Der Unterschied zwischen BE und HBE ist lediglich, dass der HBE etwas mehr Gain und ein erhöhtes Kompressionsverhalten hat. Er ist eine Ecke heißer, sehr gut für Leadsounds geeignet. Bei den beiden Zerrkanälen hat man außerdem einen Voice-Schalter zur Verfügung. In der linken Position sorgt er für einen wärmeren Sound mit stärkeren Mitten, rechts gibt es etwas mehr Bass und Höhen.

Fotostrecke: 5 Bilder Auf dem Frontpanel des Brown Eye ist mehr los als bei einem Standard -Plexi

Rückseite

Alle zusätzlichen Anschlüsse sind wie gewohnt auf der Rückseite geparkt. Es gibt zwei Speaker-Outputs mit wählbarer Impedanz (4, 8, 16 Ohm) per Rasterpoti. Zusätzlich hat Dave Friedman seinem Amp einen regelbaren Line Out gegeben, über den eine weitere Endstufe oder Effektgeräte angesteuert werden können. Hier wird allerdings kein frequenzkorrigiertes Signal für Aufnahmezwecke ausgegeben. Einen schaltbaren Effektloop gibt es auch und wenn dieser aktiviert ist, wird der Master Volume-Regler automatisch umfunktioniert und arbeitet nun als Send-Regler für den Loop, der Return-Regler auf der Rückseite übernimmt dann den Part zum Einstellen der Endlautstärke. Mit der Konzeption kann ich mich nicht so recht anfreunden, denn ich finde es außerordentlich praktisch, schnellen Zugriff auf den Master-Regler zu haben.

Fotostrecke: 5 Bilder Hinter-Gittern: Ein Röhrenamp braucht Luft zum Atmen

Am Footswitch-Anschluss findet der mitgelieferte Fußschalter Anschluss, der mit seinen zwei Schaltern zwischen Clean und BE (Clean) oder HBE (Boost) umschaltet. Zusätzlich warten drei Mini-Kippschalter, mit denen der Grundsound des Amps leicht modifiziert werden kann. Der Fat-Schalter sorgt, wie der Name schon sagt, für einen fetteren Sound, der laut Hersteller für Singlecoil-Gitarren sehr gut geeignet ist. Für den BE/HBE-Kanal gibt es einen C45-Switch, ein Custom Voicing von Dave Friedman, und den SAT-Switch, der für mehr Sättigung und ein erhöhtes Kompressionsverhalten sorgt. Der Klangunterschied beim C45-Switch liegt eher im feinen Bereich, der SAT-Switch macht sich schon deutlicher bemerkbar, denn hier geht auch der Pegel etwas zurück, der Sound wird komprimierter. Will man den Amp bei geringeren Lautstärken betreiben, ist das eine gute Wahl. Bei den Audio-Beispielen im Praxisteil habe ich die drei Features nicht eingesetzt.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Rückseite ohne Gitter – ein Anblick, den man gerne sieht
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Praxis

Hinweis: Alle Einstellungen in den Tabellen entsprechen den Zahlen am Bedienfeld.

Clean Channel

Bevor es in die wunderbare Welt von Friedmans Zerrklängen geht, widmen wir uns den braven Cleansounds. Hier gibt es zu vermelden, dass dieser Kanal sehr große Cleanreserven in petto hat. Auch bei hohen Lautstärken ist es mit dem BE-100 möglich, noch unverzerrte Töne zu spielen. Neben der Klangregelung ist der Bright-Schalter ein wichtiges Element zur generellen Einstellung des Grundsounds. In Mittelstellung ist der Klang neutral und der Höhenanteil am geringsten, Stufe zwei ist auf der linken Seite, und den stärksten Höhenboost erhält man bei Schalterstellung nach rechts. Das Ganze wirkt recht effektiv, der Cleansound lässt sich damit gut auf die angeschlossene Gitarre einstellen und man hat alle Möglichkeiten offen. Ihr hört nun den Clean-Channel in neutraler Einstellung mit allen drei Bright-Positionen.

GitarrePresenceVolumeTrebleBassBrightChannel
Strat5555L-M-RClean
Audio Samples
0:00
Clean Channel – Bright Position L Clean Channel – Bright Position M Clean Channel – Bright Position R

Neben Treble und Bass hat man auch noch den Presence-Regler zur Einstellung des Klangs zur Verfügung. Dieser ist in der Endstufensektion positioniert und wirkt auf beide Kanäle. Für seidige Cleansounds kann man Presence schon mal weit aufdrehen und Treble etwas zurücknehmen.

GitarrePresenceVolumeTrebleBassBrightChannel
Strat10524LClean
Audio Samples
0:00
Clean Sound – Funk-Style
Friedman_Brown_Eye_BE_100_017FIN

BE/HBE Channel

Dave Friedman empfiehlt in seinem Beipackzettel, dass man mit dem Bassregler großzügig umgehen und ihn gleich zum Antesten auch voll aufdrehen kann. Genau das habe ich auch getan, die Mitten etwas mehr und den Rest in mittlerer Position auf 5 geparkt. Mit diesem Grundsetting und einer Singlecoil-Gitarre mit höherem Output (Melody Maker mit P90) werfen wir ein Ohr auf die Auswirkungen des Voice-Schalters. Ihr hört das Ganze einmal mit Voice links und dann nach rechts geschaltet.

GitarrePresenceBassMidTrebleMasterGainVoiceChannel
Melody Maker5106555L-RBE
Audio Samples
0:00
Channel BE – Voice-Schalter auf L Channel BE – Voice-Schalter auf R

Gravierenden Auswirkungen gibt es keine, es ist eher feinfühlig und genau wie in der Anleitung beschrieben. Dave Friedman spricht von einem etwas dunkleren Ton in der Linksposition. Etwas aggressiver ist die rechte Einstellung, sodass man mit diesem Feature unterschiedliche Gitarren besser auf den Amp einstellen kann.
Als nächstes gibt es einen Rundgang zur Gain-Bandbreite im BE-Channel. Ihr hört eine SG mit drei unterschiedlichen Gain-Einstellungen (2-5-10) direkt hintereinander.

GitarrePresenceBassMidTrebleMasterGainVoiceChannel
SG48,58342-5-10LBE
Audio Samples
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Channel BE – Verschiedene Gain-Settings

Bei Gain auf 2 geht es mit einem recht kräftigem Crunchsound los, dann haben wir bei 5 einen satten Mid Gain-Sound, der im weiteren Verlauf etwas dichter wird. Die Gain-Bandbreite ist zwar nicht so hoch, was aber prinzipiell nichts macht, denn der Amp reagiert in punkto Dynamik sagenhaft auf die Signale der Gitarre und des Gitarristen. Das macht richtig Laune und daher kann man selbstverständlich auch ein höheres Gain-Setting wählen, der Rest wird per Anschlag und Volume an der Gitarre zurechtgestutzt. Das zeichnet natürlich die Spitzenklasse, in der dieses Gerät spielt, aus.
Ihr hört nun ein Beispiel, bei dem ich mit meiner Les Paul das Riff in vier unterschiedlichen Einstellungen an der Gitarre und mit unterschiedlichem Anschlag spiele:
1. Hals-Pickup, Volume 3, Fingeranschlag
2. Hals-Pickup, Volume 3, Pick-Anschlag
3. Hals-Pickup, Volume 10, Pick-Anschlag
4. Steg-Pickup, Volume 10, Pick-Anschlag (härter)

GitarrePresenceBassMidTrebleMasterGainVoiceChannel
Les Paul447448RBE
Audio Samples
0:00
Channel BE – Dynamische Ansprache
Friedman_Brown_Eye_BE_100_016FIN

Setzen, Eins! Die dynamische Ansprache ist hervorragend, man kann mit dem Volume-Poti und dem Anschlag an der Gitarre den Sound sehr gut steuern. Der Amp folgt auf Schritt und Tritt. Auch die Auflösung ist ausgezeichnet. Selbst bei hohem Zerrgrad ist die Single Note Line am Ende des Riffs sehr gut zu hören, hier vermatscht nichts. Wird eine Saite etwas leiser angeschlagen, klingt sie auch im Verbund leiser, egal, welcher Zerrgrad gerade gewählt ist. Der Unterschied zwischen BE und HBE zeichnet sich lediglich durch Gain und Kompressionsverhalten aus. Das Frequenzbild ändert sich nicht, es gibt beim HBE-Channel eine Ecke mehr Gain, ein stärkeres Kompressionsverhalten und eine leichte Pegelanhebung, optimal für Solosounds.
Ihr hört nun das gleiche Riff, zuerst mit dem BE-, dann mit dem HBE-Channel.

GitarrePresenceBassMidTrebleMasterGainVoiceChannel
Les Paul676347LBE-HBE
Audio Samples
0:00
Channel BE und HBE – Klangunterschiede

Ein kleines Manko hat der BE-100 leider doch, denn das Grundrauschen ist, vor allem bei hohen Gain-Settings, recht stark. Wer viel im High Gain-Bereich unterwegs ist, der sollte sich auf jeden Fall ein gutes Noise Gate zulegen.
Mit tiefer gestimmten Gitarren gibt es keine Probleme. Auch bei maximalem Gain hat man immer noch eine erstklassige Dynamik und Akkordauflösung. Ihr hört nun ein Beispiel mit einer Baritongitarre, bei dem ich zuerst Powerchords, dann Terzen und zum Schluss Dreiklänge spiele. Alles ist trotz maximaler Verzerrung klar zu hören.

GitarrePresenceBassMidTrebleMasterGainVoiceChannel
Bariton8826410RHBE
Audio Samples
0:00
Channel HBE – Maximum Gain

Die Klangregelung des Amps ist ausgezeichnet voreingestellt. Der Bassregler hat einen etwas geringeren Wirkungsgrad als die anderen, aber dieser Bereich ist komplett ausreichend, um einen satten Sound einzustellen. Zum Abschluss hört ihr den Amp noch einmal im Bandkontext.

GitarrePresenceBassMidTrebleMasterGainVoiceChannel
Les Paul775557RBE
Audio Samples
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Channel BE – Sound im Bandkontext
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Fazit

Satter Sound, erstklassige dynamische Ansprache und Auflösung selbst bei hohen Zerrgraden. Das sind die Faktoren, mit denen der Friedman auf ganzer Ebene überzeugen kann und klar zeigt, dass er in der obersten Liga spielt. Der Verstärker ist ausgezeichnet verarbeitet, hat zwei getrennt regelbare Kanäle und beim verzerrten Kanal kann noch zwischen BE und HBE (etwas mehr Gain, leichter Boost, stärkere Kompression) umgeschaltet werden, das Ganze auch per Fußschalter. Zur Klangmodifikation gibt es zusätzlich einige schaltbare Features, mit denen man den Amp noch besser auf die angeschlossene Gitarre abstimmen kann. Einziges Manko ist das starke Nebengeräuschaufkommen bei höheren Gain-Settings. Mit Singlecoil-Gitarren kann das etwas schwierig werden. Wer einen erstklassigen Rock-Amp sucht und auch das nötige Kleingeld parat hat, sollte den Friedman BE-100 unbedingt antesten.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Dynamik
  • Klangübertragung
  • Verarbeitung
Contra
  • Preis
  • Rauschen bei hohen Gain Settings
Artikelbild
Friedman BE-100 Test
Für 3.599,00€ bei
Hier trifft definitiv beides zu: ein teurer Spaß!
Hier trifft definitiv beides zu: ein teurer Spaß!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Friedman
  • Modell: BE-100
  • Typ: Röhrenverstärker Topteil
  • Ausgangsleistung: 100 Watt
  • Röhrenbestückung: 4x EL34 (Endstufe), 4x 12AX7 (Vorstufe)
  • Bedienfeld Regler: Presence, Bass, Middle, Treble, Master, Gain, Clean Volume, Treble (Clean), Bass (Clean)
  • Bedienfeld Schalter: Power, Standby, Voice, Bright, CLN-BE-HBE
  • Rückseite Anschlüsse: Foot Switch, Send, Return, Line Out, Speaker Output
  • Rückseite Schalter: Fat, C45, Sat, Loop, Impedance
  • Rückseite Regler: Return Level, Line Out
  • Abmessungen: 760 x 311 x 222 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 19,5 kg
  • Lieferumfang: Fußschalter
  • Preis: 3.999,00 Euro
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Schwarzes Tolex und goldener Keder sind ein Muss

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Profilbild von flow

flow sagt:

#1 - 14.02.2016 um 23:52 Uhr

0

ein guter freund hat vor einigen tagen genau dieses wunderbare top bekommen.
knapp 4000,- euro!
klinkenstecker vom boxenkabel konnte nicht in den amp eingesteckt werden. buchse defekt. dumpfer matter sound, frotzelnde höhen und arges rauschen machten den amp unspielbar. amp wurde wieder zurück geschickt. scheint leider kein Einzelfall zu sein, wenn man so in Foren rumliest :-(

Profilbild von Thomas Dill - bonedo

Thomas Dill - bonedo sagt:

#2 - 15.02.2016 um 09:34 Uhr

0

Hallo flow,
wir können natürlich nur eine Bewertung über das Testmodell schreiben und das hat mechanisch keinerlei Fehlfunktionen gehabt.

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