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Echolette MK 1 Top & 212 Cabinet Test

Der Name Echolette ist, bis auf einige nostalgische Anleihen, mehr oder weniger in Vergessenheit geraten. Dabei fehlte die Marke vor allem in den Sechziger und frühen Siebziger Jahren auf kaum einer Bühne, denn das Unternehmen war damals einer der angesagtesten Hersteller für Gesangsanlagen, Bandechos, Lautsprecherboxen, Leslies und Instrumentenverstärker. Und für diejenigen, die diese Zeit als aktive Musiker miterlebt haben, ist der Name bis heute durchaus positiv besetzt. 1969 wurde Echolette von Dynacord aufgekauft, und während in den Siebziger Jahren noch baugleiche Geräte unter beiden Namen vertrieben wurden, verschwand Echolette 1981 endgültig vom Markt.

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Wer jetzt aber glaubt, die Wiederbelebung der Traditionsmarke brächte Remakes alter Bandechoklassiker oder piefige Gesanganlagen aus der Zeit der Beatles hervor, der irrt. Stattdessen orientiert man sich an hochmodernen Boutique-Gitarrenamps von Fender, Dumble und Marshall. Und weil wir wissen wollten, ob das frischgebackene Duo aus Nobelamp und Edelkabinett seinen Vorschusslorbeeren auch wirklich gerecht wird, haben wir uns das Pärchen genauer angeschaut.

Details

Aufbau Topteil

Schon beim Herausnehmen aus dem Lieferkarton kam mir der Amp irgendwie bekannt vor, denn eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Marshall Astoria kann man kaum verleugnen. Aber sei’s drum, mit der dazugehörigen Box sieht der Amp einfach schick aus.

Fotostrecke: 5 Bilder Eine Traditionsmarke aus den 60ern ist wieder zurück.

Aber weil es eher um die Erforschung der inneren und klanglichen Werte geht, fangen wir gleich mit den Bedienelementen des Topteils an. Die Front gliedert sich grob in zwei Bereiche. Auf der linken Seite, in direkter Nachbarschaft zur Eingangsbuchse, befindet sich der cleane Kanal, der hier die Bezeichnung “F” für Fender trägt. Er arbeitet bis auf den gemeinsamen Presence-Regler völlig autark. Neben Gain- und Volumepoti steht hier eine Dreibandklangregelung mit Treble, Middle und Bass zu Verfügung, mit der sich übrigens nicht nur glasklare Sounds einstellen lassen. Der Kanal eignet sich auch bestens für gut abgehangene, bluesige Anzerrungen. Im Gegensatz zu den meisten Gitarrenamps ist die Klangregelung des Echolette MK1 nicht auf die 12-Uhr-Position eingeschossen. So musste ich das Treble-Poti immer mindestens auf 14 Uhr bringen, damit es für meinen Geschmack ausgeglichen klingt. Gleichzeitig ist Vorsicht beim Bassregler angesagt, weil der sehr tief ansetzt und einen massiven Basshub erzeugt, passiert man hier die 13-Uhr-Marke. Daneben wartet der verzerrte Kanal, der hier in Anlehnung an einen Dumble-Amp konstruiert wurde. Die Regler entsprechen denen des cleanen Kanals und ermöglichen viele unterschiedliche Zerrstufen. Die Wirkungsweise der Klangregelung ist für meinen Geschmack ausgeglichener als in der cleanen Abteilung, und obwohl man ebenfalls mit dem Bassregler aufpassen muss, kommt dieser Kanal insgesamt etwas schlanker daher.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Design des Tops hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Marshall Astoria.

Die Rückseite

In punkto Lautsprecheranschlüsse bleibt beim Echolette MK 1 kein Auge trocken. Hier sind mit folgenden Anschlussmöglichkeiten unzählige Boxen und Boxenkombinationen möglich: 1 x 16 Ohm, 1 x 8 Ohm oder 2 x 16 Ohm, 1 x 4 Ohm oder 2 x 8 Ohm. Neben dem Fußschalteranschluss für die Kanalumschaltung kann man ein Effektgerät seriell einschleifen. Zu diesem Zweck stehen je eine Send- und eine Returnbuchse zur Verfügung. Im Gegensatz zu den meisten Amps lässt sich hier der Level für beide Buchsen regeln. Da der gesamte Sound der Vorstufe durch das Effektgerät geschleust wird, sollte man nur ein sehr hochwertiges und modernes Gerät verwenden und keinesfalls eine alte analoge Effektschleuder aus den 80ern. Ist kein Effektgerät angeschlossen, muss man laut Hersteller unbedingt dafür sorgen, beide Regler in die 15-Uhr-Position zu stellen. Der Grund liegt vor allem beim Return-Regler, der nicht nur für die Signalstärke vom Effektgerät zum Amp zuständig ist, sondern auch als Masterregler genutzt werden kann. Wenn man ihn ohne ein angeschlossenes Effektgerät zurücknimmt, wird der Amp gleichzeitig leiser! Bliebe noch der Netzteilanschluss zu erwähnen, der mit einer internen Sicherung ausgestattet ist. Von der Rückseite aus erhält man übrigens einen kleinen Einblick in die innere Welt des Echolette MK 1. Hier sitzen neben dem Trafo und dem Ausgangsübertrager die beiden mächtigen KT66 Endstufenröhren und fünf ECC83 in der Vorstufe. Insgesamt ist der Amp erstklassig verarbeitet und vermittelt einen gleichermaßen robusten wie edlen Eindruck.

Fotostrecke: 6 Bilder Auf der Rückseite tummeln sich einige Buchsen, darüber die insgesamt 7 Röhren.

Die Box

Außer dem Topteil wurde uns gleichzeitig die passende 2 x 12 Box geliefert, die mit dem Amp bestens harmoniert. Die hinten offene Konstruktion hat die Maße 74 x 30 x 54 cm und ist mit zwei Celestion G12M-65 12″ Creamback-Lautsprechern bestückt. Die recht jungen Lautsprecher aus dem Hause Celestion kommen dem Sound der legendären Greenbacks verdammt nahe, sie verkraften im Gegensatz zum Klassiker jedoch fast die dreifache Leistung. Mit 65 Watt, einem Frequenzgang von 75 Hz bis 5 KHz und einer Resonanzfrequenz von 75 Hz bieten sie, ähnlich dem Greenback, ein in den Mitten offenes Klangverhalten. Die Box ist mit demselben dunkelgrünen Tolex bezogen wie das Topteil und passt somit nicht nur klanglich, sondern auch optisch gut zum Amp. Einziger Wermutstropfen ist das recht hohe Gewicht von 30 Kg.

Fotostrecke: 5 Bilder Die 2 x 12″ Gitarrenbox hat die Maße Maße (BxTxH): 74 x 30 x 54 cm
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Praxis

Sound

Der Amp bietet einen in sich geschlossenen, sehr dynamischen Röhrensound. Die beiden Kanäle sind bis auf den Presence-Regler autark und lassen sich perfekt aufeinander abstimmen. Besonders der cleane Kanal liefert eine wirklich satte Basswiedergabe, und wenn man mit dem Bassregler nicht aufpasst, kann es schnell zu viel des Guten werden. Ab der 13-Uhr-Marke gerät man schnell in Bereiche, die von den meisten Tontechnikern live und im Studio herausfiltert werden müssen, weil sie Bass oder Bassdrum in die Quere kommen. Der Obertonbereich dagegen lässt sich bei beiden Kanälen sehr gezielt und geschmackvoll einstellen, wobei der Presence-Regler gut mit beiden Kanälen harmoniert. Im ersten Soundbeispiel hört ihr den Amp in einer cleanen, aber schon leicht gesättigten Einstellung. Der Ton ist sehr knackig und reagiert schmatzend auf den Anschlag. Den gefürchteten Eierschneidersound, den man besonders vom Fender Twin gewohnt ist, kann man dank der gut aufeinander abgestimmten Treble- und Presence-Regler gekonnt umschiffen. Die hier verwendete Gitarre ist meine 77er Stratocaster, die mit Kloppmann-Pickups bestückt ist.

Audio Samples
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Clean 1: Stegpickup, Strat

Im zweiten Soundbeispiel habe ich den Gainregler in die 12-Uhr-Position gestellt, und obwohl der Amp jetzt bereits leicht übersteuert, nimmt man das nicht als Verzerrung wahr. Der Ton wird sanft mit harmonischen Obertönen angereichert und veredelt so das Gitarrensignal. Gleichzeitig setzt eine weiche Kompression ein, wodurch der Sound förmlich zu atmen beginnt.

Audio Samples
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Clean 2: Steg- und mittlerer Pickup, Strat

Ab der 15-Uhr-Position des Gainreglers dringt man selbst mit einer klassisch bestückten Stratocaster allmählich in bluesige Regionen vor. Der Amp reagiert gut auf die Anschlagsstärke und geht bei sehr harten Akzenten weich in die Knie. Knallharte Blueser könnten hier bereits in einen Freudentaumel verfallen, besonders, wenn sie jetzt noch einen Tubescreamer mit ins Spiel bringen, um die Verzerrung fürs Solieren weiter zu steigern. Hier also der weit aufgerissene cleane Kanal mit dem Halstonabnehmer meiner Stratocaster.

Audio Samples
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Clean 3: Hals-Pickup, bluesige Anzerrung, Strat
Der Amp bietet einen in sich geschlossenen, sehr dynamischen Röhrensound.
Der Amp bietet einen in sich geschlossenen, sehr dynamischen Röhrensound.

Schaltet man auf den verzerrten Kanal um, erhält der Ton sofort eine höhere Kompression, was allerdings völlig normal ist. Schließlich startet der in Anlehnung an einen Dumble Amp konstruierte Distortion-Kanal verzerrungstechnisch in etwa dort, wo der voll aufgerissene Clean-Kanal aufhört. Die dabei verwendete Gitarre ist meine Customshop Les Paul mit Dommenget-Humbucker. Im folgenden Soundbeispiel steht der Gainregler auf 9 Uhr.

Audio Samples
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Verzerrt: Distortion 9 Uhr, Les Paul

In der 12-Uhr-Position des Gainreglers erzeugt der Amp einen sehr vielseitig einsetzbaren Sound. In dieser Einstellung lassen sich sowohl kantige Riffs als auch Classic- und Country-Rocksounds abfeuern. Der Amp klingt auch im verzerrten Modus offen und reagiert feinfühlig auf die verwendete Gitarre und den Anschlag. Gleichzeitig werden spielerische Patzer gnadenlos aufgedeckt.

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Verzerrt: Distortion 12 Uhr, Les Paul

Auch mit viel Gain neigt der Amp in keinem Moment zu einer verwaschenen oder mulmenden Wiedergabe. Die Verzerrung zeigt klare Kante, bietet im Vergleich zu Marshall aber eine etwas elegantere Art der Brachialität. Gleichzeitig bleibt die Saitentrennung erhalten und schafft Klarheit bei der Akkordarbeit.

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High Gain: Distortion 16 Uhr, Les Paul
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Fazit

Der MK1 von Echolette ist ein geschmackvoller Allrounder, der eine breitgefächerte Soundpalette anbietet. Hier kommen sowohl Cleanfetischisten als auch Blueser, Country-/Classic- und Heavyrocker voll auf ihre Kosten. Neben den guten klanglichen Eigenschaften bietet der Amp eine erstklassige Verarbeitung. Gemeinsam mit der 2 x 12 Box ist man hier für jeden Einsatz bestens gewappnet. Einzig der recht hohe Preis schmälert meine Begeisterung, aber wie immer im Leben gibt es Qualität nun mal nicht zum Nulltarif.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • breitgefächertes Soundangebot
  • vielseitige Einsatzmöglichkeiten ohne Genre-Grenzen
  • tadellose Verarbeitung
Contra
  • hoher Preis
  • hohes Gewicht der Box
Artikelbild
Echolette MK 1 Top & 212 Cabinet Test
Für 1.549,00€ bei
Erstklassige Verarbeitung, guter Klang und eine breitgefächerte Soundpalette machen den Amp zum Allrounder.
Erstklassige Verarbeitung, guter Klang und eine breitgefächerte Soundpalette machen den Amp zum Allrounder.
Technische Spezifikationen Echolette MK I Head
  • Kanäle: F (Fenderstyle) Clean & angezerrt, D (Dumblestyle) Distortion
  • Endstufe: AB Push/Pull Endstufe mit 35 W Leistung
  • Röhren: 2x KT66 Endstufenröhren, 5x ECC83 Vorstufenröhren
  • Regler je Kanal: Gain, Höhen, Mitten, Bass und Volume
  • Regler für beide Kanäle: Presence
  • FX Loop: Getrennter Level für Send & Return
  • Lautsprecheranschlüsse: 1 x 4 Ohm, 1 x 8 Ohm, 1 x 16 Ohm, 2 x 8 Ohm oder 2 x 16 Ohm
  • Weitere Anschlüsse: Guitar in, Send/Return, Netzteilbuchse
  • Schalter: Standby, On/Off, D/F (Kanalumschalter)
  • Maße (B x T x H): 57 x 26 x 25 cm
  • Gewicht: 17 kg
  • Made in Germany
  • Preis: 2.490,00 Euro
Die Creamback Celestion kommen dem Sound der legendären Greenbacks verdammt nahe.
Die Creamback Celestion kommen dem Sound der legendären Greenbacks verdammt nahe.
Technische Spezifikationen Echolette 212 Cabinet
  • Speaker: 2 x Celestion G12M-65 12″ Creamback-Lautsprecher
  • Belastbarkeit: 130 Watt an 8 Ohm
  • Frequenzbereich: 75 HZ – 5000 HZ
  • Anschlüsse: 1 x 6,35 Klinke
  • Bauweise: Open Back
  • Maße (B x T x H): 74 x 30 x 54 cm
  • Gewicht: 30 kg
  • Made in Germany
  • Preis: 899,00 Euro
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