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JHS Pedals The AT Test

Der JHS Pedals The AT Overdrive trägt die Initialen von Andy Timmons, und das hat seine Gründe. Zwar kommt auch bei Andy Timmons der Ton in erster Linie aus den Fingern, aber dennoch lässt er es sich nicht nehmen, diverse Verzerrerpedale zu Hilfe zu nehmen. Hat man ihn stets mit dem Xotic BB Preamp, dem Blues Driver oder auch dem Tube Screamer assoziiert, so schwört er schon seit geraumer Zeit auf die amerikanische Firma JHS und ganz speziell deren Pedal Angry Charlie. Dieses Pedal, das den Anspruch hat, den klassischen britischen Sound im Bodenformat zu bieten, fand häufig den Weg unter die Timmons’schen Füße.

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Die Oberseite beherbergt vier Potis, einen Kippschalter, den Fußschalter und die Status-LED.


Unlängst würdigte ihn der Hersteller mit einem eigenen Pedal, dem “AT”, oder, wie das Logo auf dem Pedal verrät, dem “@”. Der Verzerrer, der eher in Boutique-Gefilden anzusiedeln ist, hat seinen Preis und uns stellt sich die Frage, ob dieser auch gerechtfertigt ist.

Details

Gehäuse/Optik

Der JHS The AT zeigt sich in einem kirschroten Gehäuse mit den Maßen 64 x 38 x 120 mm. Die Beschriftung ist gänzlich schwarz gehalten und sehr gut les- und erkennbar. Ein Firmenlogo sowie eine Andy Timmons Signatur garnieren die Frontseite des Pedals.

Fotostrecke: 3 Bilder Andy Timmons feuerrotes Spielmobil präsentiert sich in einem 64 x 38 x 120 mm großen Gehäuse.

Die Ein- und Ausgangsbuchsen des Pedals wurden beidseitig angebracht und zwar wie gewohnt der Eingang rechts und der Ausgang links. Der Netzteilanschluss befindet sich an der Stirnseite. Der Fußschalter, der den AT schaltet, findet sich in gewohnter Position und unmittelbar daneben die LED, die den aktivierten Zustand des Pedals rotleuchtend signalisiert.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Anschlussbuchsen sind auf die beiden Gehäuseseiten verteilt,…

Für Eingriffe in den Sound stehen vier schwarze, rautenförmig angeordnete Potis bereit, mit denen wir Volume, Drive, EQ und Air nuancieren können. Mit den Funktionen der einzelnen Potis werden wir uns später noch eingehend beschäftigen. Zusätzlich wartet in der oberen rechten Ecke ein Dreifach-Kippschalter, der die Wahl zwischen einem 25, 50 und einem 100 Watt-Modus bietet – auch dazu später mehr.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Oberseite beherbergt vier Potis, einen Kippschalter, den Fußschalter und die Status-LED.

Die Bodenplatte ist mit vier Schrauben arretiert und zeigt die handschriftlich angebrachte Seriennummer. Dahinter verbirgt sich ein sehr aufgeräumtes Interieur, allerdings kein Batteriefach, denn der AT ist ausschließlich für den Betrieb am Adapter vorgesehen. Die Verarbeitung ist, wie man es bei Boutique-Pedalen erwartet, tadellos, und auch Potis und Schalter hinterlassen haptisch einen sehr wertigen Eindruck. Das Netzteil gehört nicht zum Lieferumfang und das Manual weist den Stromverbrauch mit maximal 100 mA aus, eine Angabe, die ich ehrlich gesagt wenig hilfreich finde, da der Verbrauch sicherlich deutlich niedriger ist und beim Einsatz von Multinetzteilen eine genauere Angabe wünschenswert wäre.
Im Lieferumfang finden wir ein kleines Manual, einen JHS-Aufkleber und als kleine, feine Aufmerksamkeit ein “Gravity”-Plektrum, das übrigens schon alleine mit einem Kaufpreis von fast fünf Euro zu Buche schlagen würde.

Unter der mit vier Schrauben befestigten Bodenplatte verbirgt sich eine sehr aufgeräumte Schaltung.
Unter der mit vier Schrauben befestigten Bodenplatte verbirgt sich eine sehr aufgeräumte Schaltung.

Bedienung

Das AT erlaubt den Netzteilbetrieb zwischen 9 und 18 Volt und verfügt natürlich über einen True Bypass. An Regelmöglichkeiten haben wir Volume für die Gesamtlautstärke und Drive für den Grad der Verzerrung. EQ und Air sind prinzipiell zwei verschiedene High-Pass-Filter, die unterschiedliche Frequenzbereiche bearbeiten. Der EQ kommt dem am nächsten, was man als Tone-Poti von anderen Pedalen kennt, und regelt den tiefer angesiedelten Höhenbereich. Air greift bei den etwas höheren Frequenzen an und ähnelt eher einem Präsenzregler. Gerade wenn man den Eindruck hat, dass das Pedal an manchen Amps zu harsch klingt, kann man hier Korrekturen vornehmen und das hohe “Sizzeln”, wie es manchmal vor Fenderamps entsteht, herausdrehen. Besonders interessant ist es, EQ und Air in Kombination zu regeln, z.B. EQ etwas höher und dafür Air niedriger oder vice versa.
Der Dreifach-Kippschalter, der in der Produktbeschreibung auch als “Headroom-Switch” beschrieben wird, bietet die Wahl zwischen dem 50 Watt-Modus in der unteren Position, dem 100 Watt-Modus in der Mittelposition und dem 25 Watt-Modus in der oberen Stellung – tatsächlich in dieser Reihenfolge. Natürlich generiert das Pedal keine solchen Ausgangsleistungen, obwohl sich die Lautstärke durchaus auch in den einzelnen Stellungen widerspiegelt. Laut Hersteller werden die typischen Eigenschaften echter Röhrenverstärker in diesen Leistungsklassen reproduziert, eine Aussage, die wir noch unter die Lupe nehmen werden.
Aber tatsächlich klingen 100 Watt am lautesten, bleiben auch relativ lange clean und eignen sich damit bestens für druckvolle, crunchige Sounds mit viel Headroom. In der 50-Watt-Stellung wird der AT etwas leiser und die Gainreserven steigern sich merklich. Setzt man das Poti auf 25 Watt, erhält man eine breite Palette von punchigem Crunch bis hin zu satter Distortion und auch das höchste Gainpotential und die größte Sättigung des Pedals. Lautstärke und Headroom sind hier am geringsten.

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Praxis

Für die Audiobeispiele kommt ein Marshall JTM 45 zum Einsatz. Die Box ist ein 2 x 12″ V30 Cabinet, das mit einem SM57 abgenommen wird.
Zuerst setzte ich alle Regler auf 12 Uhr und spiele eine Fender Stratocaster. Ihr hört ein und dasselbe Riff, das ich durch alle drei Modi schicke, ohne Angleichen der Lautstärke.
Deutlich ist zu erkennen, wie überzeugend das Pedal seine Tradition im britischen Sound findet und irgendwo zwischen einem Marshall Plexi und einem getunten 800er Modell anzusiedeln ist. Beim Steppen durch die Kippschaltervarianten erkennt man gut, wie der Headroom immer geringer wird, der Gain sich allerdings erhöht und damit auch das Rauschen, das jedoch im normalen Rahmen bleibt. Die Lautstärke verringert sich ebenfalls auf dem Weg von 100 Watt zu 25 Watt, daher wird man mit dem Volume-Regler deutliche Korrekturen vornehmen müssen.

Audio Samples
0:00
Alle Regler auf 12 Uhr, alle drei Modi, Strat
VolumeAirEQDriveMode
12:0012:0012:0012:00100-50-25W

Im nächsten Beispiel stelle ich den Gain auf einen sehr niedrigen Wert und gehe in den 100-Watt-Modus, der per se schon niedrigere Zerrreserven liefert. Hendrixartige Low-Gain Sounds sind für das AT kein Problem. Die Akkorde werden schön aufgelöst und der Charakter der Gitarre kommt sehr deutlich zum Vorschein.

Audio Samples
0:00
Low-Gain Sound, Mode 100W
VolumeAirEQDriveMode
12:0013:0014:008:00100W

Will man etwas mehr Verzerrung und auch “Hair”, kann man den 50-Watt-Mode anwählen und sofort erhält man etwas mehr Kompression und Gain. Um einen eher in die 80er und 90er Jahre gehenden Sound zu finden, habe ich den Air-Regler zurückgenommen und dafür die Höhen aus dem EQ betont. Ihr hört eine Maybach Les Paul vor identischem Equipment.

Audio Samples
0:00
80er/90er Jahre Sound, Maybach Les Paul
VolumeAirEQDriveMode
14:0010:0014:0011:0050W
Die Soundqualität ist erste Güte und kommt dem klassischen Marshallsound sehr nahe.
Die Soundqualität ist erste Güte und kommt dem klassischen Marshallsound sehr nahe.

Die große Range an Dynamik und Soundmöglichkeiten soll jetzt im Mittelpunkt stehen und ihr hört ein AC/DC-artiges Riff, das zuerst dynamisch mit den Fingern und dann mit Plektrum angeschlagen wird. Der AT kann sehr natürlich und musikalisch meine Spielweise umsetzen und die Flexibilität und Dynamik des Pedals erstaunt mich aufs Neue.

Audio Samples
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Spieldynamik mit Fingern und Plektrum
VolumeAirEQDriveMode
12:0013:0015:009:00100W

Sucht man HiGain-Bretter oder cremig singende Leadsounds, ist man im 25-Watt-Modus bestens aufgehoben. Wie ihr im Setting seht, habe ich den Lautstärkeverlust durch erhöhtes Pegeln des Volume-Potis kompensiert und mit dem Air-Regler die Präsenzen etwas herausgenommen.
Gegen Ende des Clips erkennt man, dass die Dynamik des Pedals bei 25 Watt zum Beispiel gegenüber dem 100-Watt-Modus etwas eingeschränkt ist. Das ist aber nicht weiter tragisch, da eine übergroße Dynamik bei HiGain-Sounds nicht unbedingt die große Rolle spielt. Dennoch sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man die maximale Dynamik im 100-Watt-Modus findet. Im Beispiel kommt des Meisters Gitarre, die Ibanez AT100, zum Einsatz.

Audio Samples
0:00
High Gain Sounds, Mode 25W, Ibanez AT100
VolumeAirEQDriveMode
14:0011:0012:0015:0025W

Video Demo

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Fazit

Das JHS The AT fällt in die Kategorie der Verzerrer, deren Fähigkeiten den Unterschied zwischen Pedal und Amp immer mehr angleichen und nur noch schwer zu unterscheiden sind. Die Soundqualität ist erste Güte und kommt dem klassischen Marshallsound sehr nahe, allerdings fühlt sich auch hinsichtlich Ansprache und Dynamikverhalten das Pedal sehr “amp-like” und natürlich an. Durch Modus-Schalter und effektive Regelmöglichkeiten der Höhen erhält man eine große Soundpalette und eine hohe Flexibilität. Die musikalische Genre-Zuordnung fällt etwas schwer, aber tendenziell werden fast clean spielende Blueser und extreme Metalfans hier möglicherweise nicht ihr Pedal finden, aber alles dazwischen deckt unser Kandidat mit Bravour ab. Zur Verarbeitung muss man kein Wort fallenlassen, die ist nämlich tadellos.
Die Frage, ob ein Verzerrer knapp 250 Euro kosten muss, ist berechtigt, aber mit den gebotenen Qualitäten und Features ist dieser Ladenpreis sicherlich gerechtfertigt und angemessen. Antestpflicht – und das für diverse Musikgenres!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • tadellose Verarbeitung
  • hohe Soundqualität
  • große Flexibilität und Dynamik
  • drei Modi
Contra
  • keins
Artikelbild
JHS Pedals The AT Test
Für 149,00€ bei
Der JHS The AT Verzerrer ist hinsichtlich Ansprache und Dynamikverhalten sehr "amp-like" und seinen Preis auf alle Fälle wert - Antestpflicht!
Der JHS The AT Verzerrer ist hinsichtlich Ansprache und Dynamikverhalten sehr “amp-like” und seinen Preis auf alle Fälle wert – Antestpflicht!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: JHS
  • Modell: The AT, @
  • Herstellungsland: USA
  • Typ: Overdrive
  • Schalter: On/Off, Dreiweg-Kippschalter (25, 50 und 100 Watt)
  • Regler: Volume, EQ, Air, Drive
  • Anschlüsse: Input, Output, Netzteil
  • Spannung: 9V-18 (Netzteil nicht im Lieferumfang)
  • Maße: 64 x 38 x 120 mm
  • Stromverbrauch: max. 100 mA
  • Preis: 249,00 Euro
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Die Oberseite beherbergt vier Potis, einen Kippschalter, den Fußschalter und die Status-LED.

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