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Test Waldorf Protein: Microwave-Sound zum Budgetpreis?

Bereits ’89 stellte Waldorf den Ur-Microwave vor und führte die von PPG begründete Wavetablesynthese fort: günstiger, kantiger und mit noch mehr digitalen Artefakten. Nach mehreren Iterationen, die im Waldorf M einen Höhepunkt fanden, erscheint nun mit dem “Waldorf Protein” eine günstige Wavetable-Alternative: Ein Hybrid aus Microwave-Synthese und Features aus dem Iridium.

Test Waldorf Protein: Microwave-Sound zum Budgetpreis?
Gib Proteine! Waldorf Protein bringt Microwave-Essenz ins Desktop-Format

Im günstigen Desktop-Segment positioniert, erinnert der Protein ein bisschen an die Roland AIRA Compact, mit bunten Boden und so – dennoch mehr als dreimal so groß! Ein konsequenter Low-Budget-Nachfahre des PPG/Microwave also – ob auch er die charmanten Ecken und digitalen Kanten seiner Vorfahren besitzt, klärt unser Test!

Highlights Waldorf Protein Wavetable-Synth:

  • 8-stimmig polyphon, 4-fach multitimbral, Poly-Aftertouch-fähig
  • 2 Microwave-WT-Oszillatoren, 3 Hüllkurven, 2 LFOs, Modulationsmatrix
  • 2 Effekt-Slots mit gut klingenden Algorithmen
  • Arpeggiator, Step-Sequencer, Chord- & Scale-Modes
  • Perfekt für Techno, härtere Industrial-Styles, aber auch für Ambient, wenn man die Sweet-Spots auslotet

DETAILS

8-fach Protein-Synthese mit MPE

Der Waldorf Protein ist ein günstiger, digitaler Desktop-Synthesizer mit pragmatischer Wavetable-Architektur. Ganze 15 Potis und sechs Encoder sitzen auf dem angenehm großen, übersichtlich gestalteten Bedienfeld – ohne Verschraubung mit der Metalloberfläche und ohne Touch-Funktion.

Draufsicht Waldorf Protein
Mit Maßen von 252 x 170 x 48 mm und einem Gewicht von 0,75 kg ist der Waldorf Protein kompakt, aber nicht fummelig!

Wie beim Microwave ist der Table-Selektor farblich hervorgehoben; aber auch die silber-cremefarbenen Kappen wirken wertig. Und ja: UX-Designer Axel Hartmann war erneut beteiligt.

ASIC-Oszillatoren & Vintage-Wavetables

Im Kern arbeitet der Protein mit zwei Oszillatoren, die dem Microwave-1-ASIC nachempfunden sind – inklusive 8-Bit-Quantisierung und dem berüchtigten Aliasing. 64 Wavetables sind verfügbar, jeweils am Ende auch einfache Klassiker wie Triangle, Pulse und Saw. Der Flavour-Regler erzeugt zusätzliche Variationen, indem er subtil an der Wave-Position und dem Oszillator-Pitch rüttelt.

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Bis zu acht Stimmen lassen sich auf vier Multi-Parts verteilen, lässig spielbar als Layer, Split, Round-Robin oder Random-Robin. Die Part-Auswahl erfolgt über die prominenten A-B-C-D-Taster oben.

Anschlags-Dynamik, Channel-Pressure, sogar Poly-Aftertouch und MPE werden ebenfalls unterstützt. Eine hilfreiche Trigger-Taste, Arpeggiator und Step-Sequencer sind ebenfalls verbaut und lassen das Protein auch ohne Keyboard tönen!

Filter & Dirt-Modelle

Gefiltert wird per digitalem „CEM“-Modell, das wahlweise als Low- oder High-Pass arbeitet, regelbar über Cutoff und Resonanz bis hin zur Selbstoszillation. Der zusätzliche Dirt-Parameter mischt recht plakativ verschiedene Schmutz-Charaktere hinzu: STATIC, CRACKLE, GEIGER, CLICK sowie BURST 1–3.

Wavetable Scanner
Das Design ist aufgeräumt und bietet auch dicken Fingern genügend Platz!

Effekte: Doppel-Decker

Zwei unabhängige Effekt-Slots stehen pro Part bereit – jeweils mit DRY/WET-Integration. Zur Auswahl stehen REVERB, DELAY, CHORUS, PHASER, FLANGER, DRIVE, EQ, COMPRESSOR und TREMOLO.

Einige Effekte, insbesondere Drive, besitzen sogar mehrere Varianten, die teils richtig aggressiv zupacken können und das Sounddesign komplett auf links drehen. Die Qualität ist wirklich hoch; die oft erwähnte „Iridium-Qualität“ dürfte sich primär auf diese FX-Engine beziehen.

Modulation & Hüllkurven

Flankiert wird das gut durchdachte System von drei ADSR-Hüllkurven – für Wavetable, Amp und Filter – sowie zwei LFOs. Verschaltbar ist das Alles über eine achtfache Modulationsmatrix. Modulationen der Effekte, beispielsweise über die LFOs, sind jedoch (noch?) nicht vorgesehen.

Presets & Layering

Ab Werk sind bereits über 220 Presets enthalten; insgesamt stehen 250 Speicherplätze zur Verfügung. Die Load-Layer-Funktion ermöglicht das übergreifende Kombinieren einzelner Layer aus der gesamten Preset-Bibliothek – ein schneller Weg zu neuen, hybriden Soundkombinationen.

Das Display ist klein aber fein!

Waldorf Protein – Anschlüsse

Der Protein verzichtet auf Extras wie Akku, Lautsprecher oder symmetrische Ausgänge. In der Praxis nutzt man ohnehin ein externes Keyboard, und für ultramobile Setups bietet sich dann eine globale Powerbank an. Positiv hervorzuheben: Der Protein wird mit USB-C- und USB-A-Kabel sowie einem USB-Isolator geliefert, der Brummschleifen und Kriechströme über die Audio-Ausgänge wirksam verhindert.

Anschlüsse
Die Rückseite mit den Anschlüssen.

Eine integrierte Isolation wäre wünschenswert gewesen, ebenso wie symmetrische Ausgänge. Immerhin gibt es noch einen Miniklinken-Kopfhöreranschluss zusätzlich zum Dual-Mono-Out. MIDI läuft über zwei Miniklinken, aber auch hier legt Waldorf die passenden Adapter bei – vorbildlich. Platz für echte DIN-Buchsen wäre zwar vorhanden gewesen, doch auch das bleibt letztlich Geschmackssache.

Fassen wir zusammen:

  • 2× 6,3 mm Klinke Line Out, unsymmetrisch
  • 3,5 mm TRS Kopfhörer, gemeinsamer Volume-Regler
  • MIDI In/Out via Miniklinke – Adapter beiliegend
  • USB-C für Strom und USB-MIDI
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Praxis & Workflow: Protein Wavetable Synth

In der Praxis zeigt sich der Waldorf Protein als direktes Instrument, das trotz seiner reduzierten Ausstattung nicht sonderlich in Menü-Tiefen abgleitet. Die Bedienphilosophie folgt klaren Hartmann-Linien: Momentary/Toggle-Shift, eindeutige Parameterzuordnung sowie eine Oberfläche, die schnelle Eingriffe durchweg fördert.

Die Menüs sind weitestgehend logisch aufgebaut, wirken nur an wenigen Stellen – beispielsweise bei den Effekten – etwas strubbelig, was aber auch Gewöhnungssache ist.

Auch das Preset-Browsing könnte mehr flutschen: Presets per Encoder anzuwählen und anschließend zum Laden zu klicken, während der Synth nach kurzen Edits gerne in andere Modi springt, bremst den Flow. Ein simpler NEXT-PRESET-Taster wäre ein echter Zugewinn, gerade wenn man Sounds schnell zur Inspiration durchsteppen möchte.

Arp, Sequencer & Layer-Verhalten

Der Step-Sequencer ist nur monophon, erlaubt aber bis zu 32 Steps und unterstützt sogar Step-Writes über ein externes Keyboard. Motion-Recording ist nicht vorgesehen, lediglich Velocity- und Noten-Werte sind pro Step einstellbar.

Der Arpeggiator sowie Chord- und Scale-Modes machen das Instrument spontaner und besonders für Einsteiger zugänglich, da komplexere Phrasen ohne großen Aufwand gelingen. Zwar arbeitet der Arp nur global für alle Parts, profitiert aber auch von den unterschiedlichen Layer- und Round-Robin-Modi, wodurch abwechslungsreiche Verläufe entstehen.

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Ein unabhängiger Arp pro Layer wäre trotzdem wünschenswert. Ob der angekündigte Software-Editor tiefere Layer-Zuweisungen ermöglichen wird, bleibt spannend. Ein Plugin-Mode mit USB-Audio oder Controller-Integration fehlt hingegen komplett.

Klangverhalten & Hüllkurven

Im Sounddesign liefert der Protein viel Potenzial, folgt aber auch klar eigene Regeln, auf die man sich einlassen muss. Weich klingen kann er, aber man muss schon vorsichtig arbeiten – sonst wird es ganz schnell schrill und klingelt im Ohr – richtige Wavetable wählen, Filter nicht zu hart anfahren, Sättigung moderat halten, WT-Modulation fein behandeln.

Die ADSR-Hüllkurven besitzen leider keine Repeat- oder Loop-Optionen, reagieren aber dennoch gut und bieten gut dosierbare Intensitäten. Das Bedienungsverhalten ist etwas speziell, der zugrunde liegende Kompromiss aber letztlich schlüssig umgesetzt und damit musikalisch gut brauchbar.

Effekte

Die Effekte sind allesamt funktional, arbeiten aber nur global und damit nicht pro Layer. Reverb, Modulationen, Drive, EQ und Tremolo decken das Nötige ab, werden nur leider bei den Presets etwas zu viel genutzt, insbesondere der Reverb ist auf vielen Presets “sehr nass”. Das Delay neigt außerdem im externen Sync zum leichten „Eiern“ – je nach Stil hat das aber auch durchaus Charakter.

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FAZIT: Waldorf Protein Test

Unterm Strich kombiniert der Protein eine gehobene Ausstattung mit einem durchdachten Workflow, der schnelles, greifbares Sounddesign im kompakten Format ermöglicht – inklusive klarer Ecken und Kanten im Klang, die ihn nicht bremsen, sondern seine Persönlichkeit definieren: Digitales Mojo eben. Wavetables sind keine Universal-Soldiers, aber sie sprechen eine eindeutige Soundsprache, die besonders bei Pads, Glöckchen und gläsernen Texturen überzeugt und ebenso fiese Bässe, Drones und strukturierte Klangflächen hervorbringt. Mäandernde Parameter, stotternde Artefakte, kratziges Aliasing – alles inklusive und in der Essenz kompromisslos umgesetzt.

Acht Stimmen, vier Parts, Splits, Round-Robin, doppelter Effektblock, MPE-Unterstützung, Arp, Sequencer sowie Chord- und Scale-Hilfen: Hier wurde nichts abgespeckt, sondern kompakt verpackt und dank Axel Hartmanns Design sowie Waldorfs Erfahrung effizient mit wenigen Reglern intelligent zugänglich gemacht.

Kritik gibt es für die unsymmetrischen Ausgänge und den externen USB-Isolator. Ansonsten bekommt man hier echte Microwave-Vibes zum extrem günstigen Kurs – 4,5 Sterne dafür, zumal Protein der Auftakt zu einer neuen Serie sein soll. Es bleibt damit bereits in naher Zukunft spannend: Creatin, Ritalin oder gar Dopamin – mal schauen wie das nächste Baby heißt!

Features

  • 8-stimmig polyphon, 4-fach multitimbral, Poly-Aftertouch-fähig
  • 2 Wavetable-Oszillatoren, 3 Hüllkurven, 2 LFOs, 8-fach Modulationsmatrix
  • 2 Effekt-Slots mit: Reverb, Delay, Chorus, Phaser, Flanger, Drive, EQ, Compressor und Tremolo, Arpeggiator, Step-Sequencer bis 32 Steps, Chord- & Scale-Modes
  • >100 Werks-Presets und 250 Speicherplätze gesamt
  • auf Basis des originalen Waldorf-ASIC-Chip, beinhaltet originalen Wavetables des Microwave 1, Nachbildung der 8-Bit-Quantisierung und des Aliasing, CEM-Filtermodell mit einstellbarer De-Kalibrierung (Cutoff/Resonance)
  • Line-Ausgänge: 2 x 6,3 mm Klinke, Stereo-Kopfhörerausgang: 3,5 mm TRS Miniklinke
  • MIDI In/Out: Mini-TRS Typ A inkl. 2 Adapter, USB-C für Strom und USB-MIDI
  • Abmessungen: 252 x 170 x 48 mm, Gewicht: 0,75 kg
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Einzigartiger Sound mit Microwave-Charakter
  • 4-fach multitimbral mit MPE-Support
  • Gut klingende Effekte
  • Intuitive Bedienung
Contra
  • Effekt-Parameter nicht modulierbar
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Test Waldorf Protein: Microwave-Sound zum Budgetpreis?
Für 329,00€ bei
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