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Cranborne Audio Brick Lane 500 Test

Cranborne Audio Brick Lane 500: Dieser Test zeigt, dass es sie noch gibt, die Companys, die sich nicht damit zufriedenstellen, x-te Versionen von Klassikern oder vermeintlichen Kultgeräten zu erstellen oder die Preisschilder auf Teufel komm raus klein halten wollen, sondern die unsere Szene mit Neuem bereichern. Im Falle des analogen 500er-Kompressors Brick Lane ist es allerdings so, dass eine alte, ungerechterweise zu unbekannte Technik aufgegriffen (und ordentlich aufgemotzt) wurde. Klingt interessant? Ja, das ist es!

Modal PWM Comp: review

Quick Facts zum Cranborne Audio Brick Lane 500

  • einkanaliger Kompressor für Series 500
  • Typ: PWM-Kompression mit Erweiterungen
  • Opto Sync zur kabellosen Kopplung

Das Zauberwort lautet PWM

Nicht VCA, Vari-Mu, Opto oder VCA: Der Cranborne Brick Lane ist ein PWM-Kompressor. PWM? Nie gehört? Schade! Das Konzept eines PWM-Kompressors ist nämlich genial und mir ist es unverständlich, dass es nicht weitere Verbreitung hat. Eine genaue Erklärung des Prinzips gibt es im Artikel Die geheimnisvolle Kompressor-Art: PWM-Kompression erklärt. Kurz: PWM steht für Pulse Width Modulation. Das Nutzsignal wird hochfrequent mit einem Rechtecksignal im Pegel moduliert, die eigentliche Kompression entsteht durch Änderung der Symmetrie des Rechtecks.

Die geheimnisvolle Kompressor-Art: PWM-Kompression erklärt

“Modal Compressor” steht da – eine Weiterentwicklung von PWM

Ein Schritt weiter: Modal PWM

Zu einer Zeit, als Plattenlabels noch eigene Entwicklungsabteilungen hatten, entwickelte PYE einen PWM-Kompressor, bis heute gibt es vereinzelte Nutzungen dieses Kompressortyps. Cranborne haben sich dieser Kompressionsform angenommen und sie ordentlich aufgebohrt. „Modal PWM“ nennt der Hersteller das. Es sind verschiedene Modi auswählbar, bei denen im Sidechain vor allem unterschiedliche Parameter verwendet werden, darunter Ratio und Knee, grundsätzliche Zeitparameter und spektrale Eigenschaften. Folgende Modi gibt es:

  • Velvet – ahmt das Regelverhalten und den Klang eines Vari-Mu nach
  • Float – eher unauffällige und offen klingende Optokompression
  • Smash – FET-Kompression à la 1176
  • Tame – präzise, schnell und transparent, klassisch PWM
  • Glue – SSL Bus Compressor mit der geliebten Fähigkeit, den Mix zusammenzuhalten
  • Polish – schnell und transparent, wohl à la LAAL oder Spectra (zwei unterschiedliche Varianten, White und Blue)

Im Manual ist genau nachzulesen, wie die Grundeinstellungen beschaffen sind, ob Feedback- oder Feed-Forward-Design genutzt wird, ob Peak, RMS oder in einer Mischung detektiert wird und so weiter.

Klein, aber mächtig: die Modi

Bedienelemente der Frontplatte

Über die Front werden Input- und Output sowie die Zeitparameter eingestellt. Ein „Stress“-Regler kann die harmonische Multiband-Verzerrung verstärken. Der gleiche Knebel („Momentary Switch“), mit dem nach rechts die Modi durchgesteppt werden, setzt die Hochpassfilterung im Sidechain-Weg. Ratio gibt es nicht als Frontplatten-Regler, aber mit einem zweisekündigen Schalten nach rechts ist dieser Paramaeter verfügbar. Spannend ist der Opto-Sync, mit dem benachbarte Module kabellos verknüpft werden können. Das geht nicht nur für Stereopärchen, sondern auch mehrkanalig. Cool? Cool!

Opto Sync ist ein sehr praktisches Feature

Richtig eintauchen mit Enigma

Der Cranborne Audio Brick Lane 500 ist so also schon reichlich flexibel. Aber es geht noch weiter: Über einen Dip-Switch auf der Platine kann der Enigma-Modus erlaubt werden. Aktiviert man diesen per Kniff auf der Frontplatte, stehen viele weitere Parameter zur Verfügung, für die niemals einzeln Platz gewesen wäre. Bei der Einstellung helfen dann auch die beiden mehrfarbigen LED-Ketten, die im Normalbetrieb Input Gain (links) und Gain Reduction (rechts) anzeigen.

Vollgepackte Platinen
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Cranborne traut sich was. Und das ist gut so.

Zunächst will ich etwas loswerden: Ich freue mich immer sehr, wenn in der Branche mal wirklich etwas passiert. Und Cranborne begnügt sich nicht mit Standards, sondern versucht mutig viel in unterschiedliche Richtungen. Und das ist klasse. Das Konzept des Brick Lane hat mich von Anfang an begeistert, die Umsetzung wird dem gerecht. Die Herstellungsqualität des in Malaysia gebauten Moduls ist hoch, ob man die „80er-Optik mag, muss jeder für sich entscheiden. Schön ist die nerdige Detailtiefe, mit der Cranborne vorgeht. Im Enigma-Modus gesellt sich zu Dingen wie Knee-Weichheit, Range der Zeitparameter und LED-Helligkeit, nämlich noch tiefes Tweaking wie „Stress Type/Diode Clipping“, „Diode Hardness“, „Stress Crossover and Phase“, „Sidechain HF Emphasis/De-Emphasis“ und „Crest Factor Shaping“.

“Hibbldihop, don’t stop?”

​Bedienbarkeit des Brick Lane

Mit seinem überschaubaren direkten Parameterset ist der Cranborne Brick Lane auch für Einsteiger gut zu bedienen, das ist natürlich toll. Generellen Modus wählen, dann Input, Threshold, Attack, Release, Output und bei Bedarf noch etwas Zerrung hinzu, fertig. Vielleicht noch die Bassgewichtung im Steuerweg herunterfahren. Alleine dadurch lernt man die unterschiedlichen Kompressortypen gut kennen und irgendwann auch erkennen. Mit dem Enigma-Modus geht dann richtig die Post ab, allerdings bezweifle ich, dass Otto Normaluser ihn jemals ohne Handbuch wird nutzen können. Die verschiedenen Darstellungen auf den Metern sind dann doch zu kryptisch. Da kommt in mir schon der Wunsch nach USB auf. Übrigens hatte ich auch nach Easter Eggs gesucht, denn ich kann mir kaum vorstellen, dass der Brick Lane 500 keine versteckten Funktionen implementiert hat. Wer weiß, vielleicht spielt die Kiste ja bei einer bestimmten Kombination „God Save the King“ …

Die wesentlichen Bedienelemente sind klar und verständlich.

​Opto Sync

Opto Sync habe ich mit zwei Units ausprobiert. Das klappt gut, allerdings sollte man wissen, dass ein wenig Latenz in der Umsetzung herrscht. Manuell mitfahren ist also nicht möglich, wie ich es manchmal mit meinen Analoggeräten mache. Auch bricht das Stereobild kurz zusammen. Ich war davon immer ein wenig genervt, aber ich kann zumindest im Stereobetrieb auch per Kabel syncen und könnte mich auch einfach an diesen Umstand gewöhnen.

​PWM vs. PWM

Es ist reichlich erstaunlich, wie unfassbar flexibel das Gerät ist. Ich meine zwar einen gewissen Grundcharakter durch die Modi feststellen zu können, doch sind die unterschiedlichen Regelverhalten klarer und näher an Originalen, als ich gedacht hätte. Und alleine das sind schon zwei gewichtige Argumente: Der Cranborne Audio Brick Lane 500 ist besonders für Einsteiger genial, denn er deckt eine Vielzahl verschiedener Dynamikprozessoren ab und unterstützt zudem den Lernprozess. Den Beginn mache ich mit Tame. Diese klassische PWM-Kompression agiert schnell, klar, vorhersehbar und „preußisch“, aber eben nicht musikalisch-gemächlich. Der Vergleich mit meinem Pom-Pye ist vielleicht ein wenig fies, denn das ist ein deutlich teureres 3HE-Monstrum mit sechs Carnhill-Übertragern, die dem Stress-Regler des Cranborne natürlich den Rang ablaufen. Allerdings finde ich den australischen Pynamic 500 im Vergleich zunächst nicht unbedingt „besser“, höchstens etwas entspannter im Regelverhalten. Das ändert sich etwas bei der Generierung von Harmonischen, die beim Pynamic mit dem Pegel für die Übertrager und beim Cranborne per „Stress“ bewerkstelligt wird.

Audio Samples
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Drums, Bricklane, Tame Drums, Pom-Pye
Pärchen Cranborne Audio Brick Lane 500 Modal Compressor

​Andere Modi

Beim Durchschalten der verschiedenen Modi kann sich der eine oder andere Knackser durchmogeln. Das ist technisch erklärbar, außerdem ist es nachvollziehbar, dass man das so schnell nicht verhindern kann. Andere Geräte haben diese Probleme auch gar nicht, denn sie haben keine Modi, bei denen mal mit, mal ohne Negative Group Delay gearbeitet wird. Einen Amtec Model 099 oder gar einen Audioscape ASA-6A mit seinen fünf Übertragern und neun Röhren mit einem 500er-Modul zu vergleichen, hinkt natürlich. Aber dennoch macht der Stress-Regler einen wirklich guten Job. Vocals und Bässe lassen sich mit Stress im Mix nach vorne holen. Vari-Mu und Opto (Velvet und Float) sind aber auch nicht unbedingt die einfachsten Aufgaben für einen PWM-Kompressor. Smash und Glue, vor allem aber Glue und Polish sind grandios. Bei allen Modi zeigt sich außerdem, dass die Parameterranges sinnvoll gewählt und schön weit sind. Das erzeugt hohe Flexibilität auch innerhalb der Modi.

Audio Samples
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Drums, Bricklane, Float Drums, Bricklane, Smash Drums, Bricklane, Velvet, Stress Bass, Bricklane, Glue E-Piano, Bricklane, Polish Bass, Bricklane, Glue, Stress Bass, bypass

​Brick Lane: Wofür?

Es fällt aufgrund der Flexibilität des 500er-Moduls natürlich nicht leicht anzugeben, wofür es nun geeignet ist. Von Einzelsignalen wie Vocals, Bass, Snare, Bassdrum über Stereo-Busse wie komplette Drums, Gitarren und natürlich Summen: Das Ding kann alles. Interessant allerdings, dass Parallel Compression nicht möglich ist. Allerdings ist die bei der Wahl eines transparenten Modus auch nicht unbedingt nötig.

Audio Samples
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Mix, bypass Mix, Bricklane, Glue, Parameteränderung per Opto Sync
Im Stereoverbund mit Glue echt praktisch – allerdings kann Opto Sync dann nerven.

​Alternativen zum Cranborne Brick Lane

Alternativen? Haha, lustig. Natürlich: Verschiedene Einzelgeräte, also ein Vari, ein Bus Comp, ein FET… aber das summiert sich selbst bei mittlerer Qualität auf tausende Euro. Ein reines PWM-Gerät wie ein Great River PWM-501 nutzt zwar das gleiche Funktionsprinzip, verfolgt aber dennoch einen anderen Ansatz. Insofern hat Cranborne mit dem Modal Compressor hier wirklich eine Nische besetzt, in der er alternativlos ist.

Viel Kompressor für eine Slotbreite
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​Test des Cranborne Brick Lane 500: Fazit

Der Cranborne Brick Lane 500 ist ein kleiner Geniestreich. Ich wüsste nicht, bei welchem anderen 500er-Modul so viel Innovationskraft zu finden wäre. Ein besonderes Prinzip, das intelligent genutzt wird, bei Bedarf recht simpel zu bedienen ist, aber auch tiefgreifende Änderungen zulässt machen den kleinen Kompressor zu einem wahnsinnig flexiblen Dynamikprozessor. Wer sich sicher ist, nur einen Bus-Compressor à la SSL zu benötigen, kauft sich bitte einen solchen oder einen guten Clone statt zwei Brick Lane. Für eindeutige Indikationen eines 1176, LA-2A etc. gilt das genauso, denn diese sind spezialisiert, basieren auf dem jeweiligen Originalprinzip und sind daher im Regelfall ein wenig besser. Wer aber mal dies und mal jenes benötigt, bekommt mit dem Brick Lane ein hervorragendes Stückchen Tontechnik mit gutem Klang. Der Preis ist absolut fair.

  • einkanaliger Analogkompressor für Series 500
  • PWM-Kompression
  • verschiedene Modi zu Nachahmung anderer Prinzipien
  • enorme Eingriffsmöglichkeiten
  • mehrere Einheiten ohne Kabel syncbar
  • hergestellt in: Malaysia
  • Webseite: cranborne-audio.com
  • Preis: € 839,– (Straßenpreis am 17.11.2025)

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • enorm vielseitig
  • geniale Einflussmöglichkeiten, u.a. mit „Enigma“
  • kabellose Verknüpfung mehrerer Einheiten
Contra
  • -
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Cranborne Audio Brick Lane 500 Test
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