Die Nachfrage nach Live-Events und die Preise von Konzerttickets sind zurzeit so hoch wie nie. Trotzdem könnten Tickets nach Ansicht von Live Nation-CEO Michael Rapino sogar noch teurer sein. Dies erklärte er gemeinsam mit Ryan Smith, dem Geschäftsführer der Smith Entertainment Group, auf der CNBC-Konferenz Game Plan.

Laut Rapino sei das Preisniveau für Live-Musik im Vergleich zu Sportveranstaltungen deutlich zu niedrig angesetzt, und das trotz steigender Produktionskosten. Im Laufe des Gesprächs zieht er mehrere Vergleiche von Konzerten zu größeren Sportveranstaltungen.
Während bei Sportevents wie zum Beispiel Basketball seltene Premiumpreise von 70.000 Dollar oder mehr für Plätze nahe dem Spielfeld gezahlt werden, sei der durchschnittliche Konzertpreis von etwa 72 Dollar moderat. „Es ist fast eine Ruhmesurkunde, 70.000 Dollar für einen Knicks Courtside Seat zu zahlen. Man würde mich aber fertig machen, wenn wir 800 Dollar für Beyoncé verlangen.“
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Steigende Erwartungen und aufwendigere Shows
Rapino sprach außerdem über die Preisentwicklung von Tickets, die sich in den vergangenen 3 Jahren fast verdoppelt hat. Die Produktionsstandards bei Musikveranstaltungen seien in den letzten Jahren stark angestiegen. Großproduktionen mit aufwendigen Bühnenbildern, Trucks und Logistik gehören inzwischen zum Alltag bei Mega-Tourneen. Beyoncé würde laut Rapino 62 Transporter für ihre Tour nutzen, was eher einer Super-Bowl-Produktion gleiche als einem einfachen Konzert.
„Wir haben noch viel Spielraum. Wenn also von steigenden Ticketpreisen die Rede ist: Der durchschnittliche Konzertpreis liegt immer noch bei 72 Dollar. Versuch mal, für diesen Preis zu einem Lakers-Spiel zu gehen, und davon gibt es 80 pro Saison. Konzerte sind zu billig und das schon seit Langem.“
Auch wenn Ticketpreise steigen, entsteht nur selten ein größerer Gewinnanteil für die Künstler. Rapino erklärt, dass bei den meisten Veranstaltungen etwa 70 % der Einnahmen an die Showproduktion gehen. Das betrifft Licht, Bühnentechnik, Veranstalter, Transport und logistische Aufwände. Für die Künstler blieben dann noch etwa 30 % übrig, weshalb die Preise entsprechend angepasst werden. Außerdem würden weitere Faktoren in die Preiserhöhung der Tickets reinspielen. Beispielsweise werden Reisen und Versicherungen stets teurer, was das Touren für Künstler und Künstlerinnen erschwert.
„[Die Künstler:innen] verzichten zugunsten des Erlebnisses auf Gewinnmargen. Man hört von diesen 100-Millionen-Dollar-Umsätzen, aber je nach Show bleiben dem Künstler vielleicht nur 30 Prozent davon. 70 Prozent fließen in die Produktion.“
Online-Kritik und Dynamic Pricing
Die Reaktionen auf Rapinos Aussagen fielen heftig aus und machten deutlich, wie groß die Kluft zwischen Fans und Konzernspitze wahrgenommen wird. Kritiker warfen dem Live-Nation-CEO vor, in einer „Wohlstandsblase“ zu leben und den Bezug zur Realität längst verloren zu haben.
Auf Social Media kritisieren Nutzer, dass der Vergleich mit teuren Sporttickets völlig unpassend wäre. Schließlich gebe es keine „On-Stage-Tickets“ bei Konzerten wie bei Courtside-Plätzen im Basketball. Andere wiesen darauf hin, dass VIP- oder Dauerkartenpreise im Sport nicht mit dem einmaligen Erlebnis eines Konzerts gleichgesetzt werden können.
Ein weiteres kontroverses Thema ist hierbei die dynamische Preisgestaltung. Fans kritisieren, dass Ticketkosten bei besonders gefragten Konzerten stark schwanken oder überteuert werden. Sie befürchten, dass Konzerte weiterhin stets teurer werden, wenn Ticketpreise vermehrt flexibel auf die Nachfrage angepasst werden. In Großbritannien hat die Regierung auf diese Entwicklung bereits reagiert und angekündigt, Höchstgrenzen für Weiterverkaufspreise festzulegen.