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Die 5 besten B-Seiten der Musikgeschichte

In Zeiten von Streaming und Playlists ist die klassische Single fast schon ein Relikt. Doch wer in den Plattenkisten der Vergangenheit gräbt, stößt auf Songs, die eigentlich nie im Rampenlicht stehen sollten und trotzdem zu Klassikern wurden. Die B-Seite, ursprünglich nur Lückenfüller, wurde für viele Bands zum Ort der Freiheit und des Experimentierens. Manche Tracks sind so stark, dass man sich fragt, warum sie nicht selbst zur A-Seite gekürt wurden.

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Celsoazevedo, CC0, via Wikimedia Commons

Half the World Away – Oasis

Als Oasis 1994 mit „Whatever“ eine ihrer frühen Singles veröffentlichten, schien die Band noch im Rausch des Erfolgs zu taumeln. Doch auf der B-Seite versteckte sich mit „Half the World Away“ ein Song, der das Gegenstück zur Euphorie war. Noel Gallagher, der hier selbst singt, zeigt eine andere Seite der Band: weniger Rock’n’Roll-Attitüde, mehr Nachdenklichkeit. Begleitet von einer schlichten Akustikgitarre und einer zurückhaltenden Orgel singt er von Fluchtgedanken, von dem Wunsch, das Bekannte hinter sich zu lassen und irgendwo anders neu anzufangen.

Die Melodie ist hörbar inspiriert von Herb Alperts „This Guy’s in Love with You“, einer Komposition von Burt Bacharach. Noel Gallagher hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er die Akkordstruktur und Stimmung des Stücks übernahm.

Der Song bekam in Großbritannien ein zweites Leben, als er die Titelmelodie der Sitcom The Royle Family wurde und damit zu einer Art heimlicher Nationalhymne des Alltags wurde. Fans sehen in „Half the World Away“ bis heute den Beweis, dass Oasis weit mehr konnten als Stadionhymnen wie „Don’t Look Back in Anger“ oder „Wonderwall“.

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How Soon Is Now? – The Smiths

Als „How Soon Is Now?“ 1984 erstmals als B-Seite von „William, It Was Really Nothing“ erschien, ahnte niemand, dass dieser Song einmal die wohl bekannteste Komposition der Smiths werden würde. Gitarrist Johnny Marr entwickelte ein hypnotisches Riff, das durch Tremolo-Effekte einen endlosen, fast tranceartigen Sog erzeugt. Darüber legt Morrissey seine sehnsuchtsvollen, zugleich distanzierten Vocals. Ein Lied über Isolation, Schüchternheit und das Warten auf eine Liebe, die nie zu kommen scheint.

Der Song war so einzigartig, dass er später eine eigene Single bekam und in zahlreichen Compilations auftauchte. Anders als viele andere Smiths-Songs, die eher textlich als musikalisch auffielen, lebt „How Soon Is Now?“ von seiner Atmosphäre: dunkel, drängend und unvergesslich. Heute gilt er als ein Schlüsselsong der 80er und hat unzählige Bands beeinflusst, von Shoegaze bis Indie-Rock. Dass so ein Werk auf einer B-Seite begann, zeigt die Ironie der Popgeschichte: Manchmal steckt das eigentlich Wichtigste dort, wo niemand zuerst hinschaut.

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God Only Knows – The Beach Boys

Dass „God Only Knows“ 1966 in den USA auf der B-Seite von „Wouldn’t It Be Nice“ erschien, wirkt rückblickend fast absurd. Heute gilt er als einer der schönsten Liebeslieder der Popgeschichte und als Herzstück von Brian Wilsons Meisterwerk Pet Sounds. Mit seinen komplexen Harmonien, ungewöhnlichen Akkordfolgen und den eng verwobenen Stimmen war der Song seiner Zeit weit voraus. Paul McCartney bezeichnete ihn später als seinen Lieblingssong.

Carl Wilsons zerbrechlicher Gesang, kombiniert mit Wilsons orchestralem Arrangement, machte aus „God Only Knows“ ein emotionales Meisterwerk. Für viele Hörer war es ein Schock, dass ein so gefühlvoller, fast spiritueller Track nicht zur A-Seite erklärt wurde. Doch vielleicht war es gerade dieses Understatement, das den Song unsterblich machte. Heute wird er nicht nur in Bestenlisten regelmäßig als einer der „größten Songs aller Zeiten“ geführt, sondern auch als Beweis dafür, dass Popmusik Kunst sein kann.

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Yellow Ledbetter – Pearl Jam

Yellow Ledbetter“ ist wahrscheinlich die berühmteste B-Seite der 90er und gleichzeitig einer der rätselhaftesten Songs der Dekade. 1992 tauchte er auf der Single „Jeremy“ auf, wurde aber nie auf ein Studioalbum gepackt. Der Text von Eddie Vedder ist kryptisch, fast unverständlich. Viele Fans scherzen bis heute, dass man ihn live höchstens erraten, aber nie wirklich mitsingen kann. Ganze Internet-Foren sind voll mit „alternativen“ Textversionen, die von Bestellungen beim Imbiss bis zu komplett erfundenen Geschichten reichen.

Doch genau diese Unklarheit verleiht dem Stück seine besondere Aura. Musikalisch ist „Yellow Ledbetter“ ein fließender Jam, getragen von Mike McCreadys Gitarrenspiel, das an Jimi Hendrix erinnert. Kein klassischer Refrain, keine klare Struktur, nur ein melancholisches Schweben, das an endlose Sommerabende denken lässt. Eddie Vedders Stimme wirkt dabei wie ein zusätzliches Instrument, das weniger Worte als Stimmungen transportiert.

Über die Jahre entwickelte sich der Song zu einem festen Bestandteil der Live-Shows, oft als letzte Zugabe gespielt. Für viele Fans ist er zu einer Art Geheimhymne geworden, ein Stück, das Pearl Jams Seele vielleicht besser einfängt als jede große Single, auch wenn man bis heute streiten kann, was Vedder da eigentlich singt.

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Mehr als nur Füller

B-Seiten sind weit mehr als die zweite Wahl. Sie sind oft das Fenster in die Seele einer Band: weniger gefiltert, mutiger, manchmal verletzlicher. „Half the World Away“, „Revolution“, „Yellow Ledbetter“, „God Only Knows“ und „How Soon Is Now?“ sind Beweise dafür, dass die Rückseite einer Platte nicht das Ende, sondern oft der Anfang einer ganz eigenen Legende ist. Wer sich auf die Suche macht, entdeckt zwischen den vermeintlichen Reststücken wahre Schätze und manchmal die besten Songs überhaupt.

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JM4 sagt:

#1 - 24.09.2025 um 17:04 Uhr

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Eine der berühmtesten B-Seite dürfte wohl "I Will Survive" sein. Die A-Seite "Substitute" hab ich nie im Radio gehört.

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