Wenn von einflussreichen Gitarristen die Rede ist, fällt der Name Eddie Van Halen fast zwangsläufig. Der Mitbegründer der Band Van Halen hat nicht nur mit seinem Spiel, sondern auch mit seinem Equipment neue Maßstäbe gesetzt. Seine Herangehensweise an den individuellen Gitarrenumbau, aber auch sein Verstärker- und Effekt-Setup waren unkonventionell, experimentierfreudig und absolut revolutionär. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Werkzeuge des Meisters.

- Eddies Gitarren – von der „Frankenstrat“ bis zum Signature-Modell
- Die Entwicklung von Eddies „Frankenstrat“
- Eddies „Bumblebee“-Gitarre
- Van Halen nutzte verschiedene Modelle in den 80ern
- Eddies Signature-Gitarren – von Music Man zu EVH
- Verstärkung – von Marshall über Peavey zu EVH
- Die Geschichte des Peavey 5150
- Eddies Effekte – vom Holzbrett zum Bradshaw-Rack
- Eddies Zubehör – Picks und Saiten
- Fazit: Technik, Tüftelei und Tonmagie
Eddies Gitarren – von der „Frankenstrat“ bis zum Signature-Modell
Eddie spielte im Laufe seiner Karriere unzählige Gitarren. Darunter waren eigene Konstruktionen, aber auch Modelle von Fender, Gibson, Charvel, Ibanez, Kramer, Steinberger und später natürlich seine Signature-Gitarren. Wir betrachten hier ein paar seiner Instrumente genauer.
Die Entwicklung von Eddies „Frankenstrat“
Eine besondere Erwähnung verdient die „Frankenstrat“, auch „Frankenstein“ oder „Frankie“ genannt. Diese Gitarre war nicht nur ein Symbol seines Erfindergeistes, sondern über mehrere Jahre ein regelrechtes Versuchslabor. Eddie verwendete ursprünglich einen Stratocaster-Korpus von Boogie Bodies und einen Ahornhals mit großem Fender-Headstock. Der Korpus wurde mehrfach neu lackiert, mit Klebeband überzogen und von Eddie eigenhändig wieder abgeschliffen. Eine frühe Variante kam im weiß-schwarz-gestreiften Look und ist auf dem Cover von „Van Halen I“ zu sehen. Die finale Optik, in Rot mit weißen und schwarzen Streifen, sollte später Eddies Signature-Grafik werden.
Besonders revolutionär war jedoch sein Ansatz beim Tonabnehmer: Eddie nutzte einen Gibson PAF-Humbucker, den er aus einer alten ES-335 ausbaute und schräg in der Stegposition platzierte – die Geburt der „Superstrat“! Die Fräsung für den mittleren Tonabnehmer blieb offen. Zudem nutzte Eddie oft nur ein Volume-Poti, das allerdings mit einem „Tone“-Knopf bezogen war. Eddies Erklärung: „Wenn man Volume aufdreht, kommt ein schöner ‚Tone‘!“. Diese Gitarre durchlebte unzählige Transformationen, insbesondere in Bezug auf den Hals. Und Anfang der 80er-Jahre kam noch ein Floyd-Rose-Tremolo hinzu.
Eddies „Bumblebee“-Gitarre
Während der Aufnahmen zu „Van Halen II“ suchte Eddie nach einer Alternative zu seiner „Frankenstrat“ und entwarf ein Modell mit Eschekorpus und schwarz-gelbem Streifendesign, das von Wayne Charvel umgesetzt wurde. Ursprünglich hatte diese Gitarre einen Ahornhals mit Ahorngriffbrett, einen Mighty-Mite-Humbucker, ein Charvel-Messingtremolo und Schaller-Mechaniken. Aber auch hier legte Eddie nochmal Hand an, verbaute einen Boogie-Bodies-Ahornhals und modifizierte den Pickup. Das Charvel-Tremolo wich einem frühen Prototyp des Floyd-Rose-Tremolos mit Locking-Nut. Damit gilt Eddie als einer der ersten Floyd-Rose-User überhaupt. Die „Bumblebee“-Gitarre ist auf dem Back-Cover von „Van Halen II“ zu sehen und kam auf der 1979er Welttour zum Einsatz. 2004 wurde sie auf Eddies Wunsch dem ermordeten Pantera-Gitarristen „Dimebag“ Darrell ins Grab beigelegt.
Van Halen nutzte verschiedene Modelle in den 80ern
In den 1980er-Jahren setzte Eddie Van Halen neben seinen bekannten Modellen auch auf ein weiteres Eigenbau-Instrument, die „Rasta“-Gitarre. Ursprünglich in Schwarz-Weiß lackiert und durch ihren Auftritt im Video zu „Unchained“ auch als „Unchained“-Gitarre bekannt, bekam sie später ihren markanten Look durch grüne, rote und gelbe Gaffa-Streifen – der Ursprung des Namens „Rasta“. Heute gehört das Instrument Dweezil Zappa. Ab der „1984“-Ära bis hin zum „F.U.C.K.“-Album war Van Halen häufig mit der Kramer 5150 Baretta und der Steinberger GL2T zu sehen. Letztere ist eine kopflose Gitarre mit TransTrem-System, das es ermöglicht, ganze Akkorde zu modulieren, ohne das Stimmungsverhältnis der Saiten zueinander zu verändern. Besonders eindrucksvoll ist dieser Sound auf dem Track „Get Up“ vom „5150“-Album zu hören. Die Kramer Baretta mit dem Seymour Duncan JB-Humbucker war von 1983 bis 1991 vermutlich Eddies Hauptinstrument.
Eddies Signature-Gitarren – von Music Man zu EVH
Ab den 1990er-Jahren, beginnend mit dem „F.U.C.K.“-Album, setzte Eddie Van Halen vor allem auf Signature-Modelle, die er selbst mitentwickelte. Seine Vision war es, das Beste aus dem Les-Paul- und Stratocaster-Korpus-Design zu vereinen. Das Ergebnis war zunächst die Ernie Ball Music Man EVH, die er von 1991 bis 1995 spielte. Für Hardcore-Fans war die Überraschung groß, denn die EVH kommt eher in einem traditionell-gediegenen Look und war mit zwei speziell gewickelten Humbuckern ausgestattet. Das asymmetrische Halsprofil wurde von Eddies Kramer Baretta übernommen und nachgebildet. 1996 folgte der Wechsel zu Peavey, die neben Eddies neuem Verstärker, dem legendären 5150, nun auch das nächste Signature-Modell bauten.
Die „Peavey Wolfgang“, benannt nach Eddies Sohn, orientierte sich optisch stark am Music-Man-Vorgänger. Nach dem Abschied von Peavey im Jahre 2004 gründete Eddie die Marke EVH, die bis heute zur Fender Musical Instruments Corporation gehört. 2009 erschien schließlich die EVH Wolfgang, die – abgesehen von kleineren Weiterentwicklungen – dem Korpusdesign der Music Man weitestgehend treu blieb. Die EVH Company legt jedoch auch einige seiner frühen Gitarren als Serienmodelle vor, wie z. B. die „Frankenstein“, „Bumblebee“ oder die „5150“.








Verstärkung – von Marshall über Peavey zu EVH
Der nächste zentrale Baustein im Ur-Van-Halen-Sound war Eddies Verstärker-Setup. Legendär ist sein Marshall Super Lead aus dem Jahr 67 oder 68, der mit Sylvania 6CA7 Röhren bestückt war. Laut eigener Angaben wurde der Amp nie wirklich modifiziert, auch wenn hier die Meinungen auseinandergehen. Allerdings verwendete Eddie einen Variac-Trafo, mit dem er die Netzspannung absenkte. Das hatte sicherlich einen leichten Einfluss auf den Sound, die Lautstärke und auch das Spielgefühl. Der entscheidende Faktor ist jedoch schlichtweg, dass Eddie seine Amps immer bis zum Anschlag aufriss. In der Anfangszeit kamen noch Marshallboxen mit Celestion-Greenbacks (G12M) zum Einsatz, später auch V30- und JBL-Speaker. Eddie wählte interessanterweise die Snare seines Bruders als Klangideal und wollte vergleichbare Attribute für seinen Gitarrensound: warm, groß, majestätisch und „Brown“. Auch heute noch wird der „Brown-Sound“ synonym für den Van-Halen-Ton verwendet.
Die Geschichte des Peavey 5150
Kurz vor den Aufnahmen zum 1991 erschienenen Album „F.U.C.K.“ musste Eddies alter Plexi-Verstärker in die Werkstatt. Als Übergangslösung griff Van Halen zu den damals angesagten Soldano SLO100-Modellen, bis sein Plexi wieder einsatzbereit war. Der Sound des SLO100 gefiel ihm jedoch so gut, dass er diesen vorübergehend zu seinem Hauptverstärker machte. Langfristig war Eddie aber weiter auf der Suche nach einem Hersteller, der es ihm ermöglichen würde, seine Verstärker weltweit problemlos zu beziehen – sicher spielten dabei auch geschäftliche Überlegungen eine Rolle. Schließlich fand er in Peavey den passenden Partner. Dort entwickelte Ingenieur James Brown auf Basis des SLO100 und anderer Vorbilder einen Verstärker, der schließlich im legendären 5150 mündete.
Bereits 1991 entstand der erste Prototyp, der auf dem F.U.C.K.-Album zu hören ist, auch wenn dort vor allem noch der SLO100 und der alte Plexi zum Einsatz kommen. Nach Eddies Trennung von Peavey im Jahr 2004 blieb der Amp unter dem neuen Namen 6505 im Sortiment und ist bis heute erhältlich. Eddie selbst gründete anschließend gemeinsam mit Fender die Marke EVH, unter der später der EVH 5150 III erschien. Klanglich knüpft dieser an die bekannten Eigenschaften an, bietet aber drei Kanäle und ist in verschiedenen Varianten verfügbar. Eddie nutzte den Amp bis zu seinem Tod 2020 sowohl live als auch im Studio. Auch heute zählt der 5150 zu den Standards bei vielen Metal-Produktionen.










Eddies Effekte – vom Holzbrett zum Bradshaw-Rack
In seinen frühen Jahren hielt Eddie sein Setup eher schlicht. Berühmt wurde er vor allem durch den Einsatz des MXR Phase 90, den man beispielsweise auf „Eruption“ hören kann, sowie des MXR Flangers, den er unter anderem bei „Unchained“ verwendete. Darüber hinaus nutzte er Geräte wie das Maestro Echoplex, Univox Delays und einen MXR 6-Band EQ. Da seine Marshall-Amps keinen FX-Loop besaßen, schaltete Eddie alle Effekte direkt zwischen Gitarre und Verstärker. Im Laufe der Jahre wurde sein Setup deutlich komplexer: Er stieg auf ein Bradshaw-Racksystem um und erweiterte sein Equipment um Eventide Harmonizer, Lexicon PCM-70 Reverbs, einen Boss Octaver, Dunlop Wahs, Delays von TC Electronic sowie zwei Roland SDE-3000 Delays.
Im Studio sieht es allerdings anders aus. Laut eigenen Angaben spielt er dort direkt in den Verstärker und fügt die Effekte erst nachträglich hinzu. Auch nutzte Van Halen in seinen späteren Racks Load-Boxen, die dann an Endstufen geschickt wurden. Bei Letzteren handelte es sich meist um H&H V800 MOS-FET-Modelle.






Eddies Zubehör – Picks und Saiten
Eddie setzte auf verschiedene Plektren und wählte immer das, was sich zu einer bestimmten Zeit am besten angefühlt hat. Darunter waren auch solche aus Bronze oder Kupfer. In den letzten Jahren kamen jedoch sehr dünne 0,6-mm-Picks aus Nylon zum Einsatz. Auch, was die Saiten anbelangt, mochte Eddie es eher etwas dünner und verwendete 09-40- oder 09-42-Sätze.
Fazit: Technik, Tüftelei und Tonmagie
Das Equipment von Eddie Van Halen war nie bloße Hardware, sondern genau wie sein Spiel ein Spiegel seiner Persönlichkeit. Seine Philosophie war stets: Technik ist Mittel zum Zweck, aber der Sound kommt aus den Händen. Trotzdem zeigen seine zahllosen Modifikationen, Innovationen und Eigenentwicklungen, wie entscheidend das richtige Werkzeug für seinen revolutionären Ton war. Sei es die Erfindung der „Superstrat“, die Popularisierung des Floyd-Rose-Tremolos oder die Mitentwicklung des 5150-Amps – ohne Eddie Van Halen würde die Musik von den 80er-Jahren bis heute sicherlich anders klingen.

In unserem Workshop widmen wir uns nicht nur den spektakulären Soli der Rockgitarren-Legende Eddie Van Halen, sondern besprechen auch seine monumentalen Riffs.

Eddie van Halens Titel Jump bietet nicht nur ein legendäres Gitarrensolo, die Auskoppelung aus dem Album 1984 war bis heute auch seine erfolgreichste Single.

Als Van Halen im Jahre 1978 mit ihrem selbstbetitelten Debutalbum auf der Bildfläche erschienen, stand die Musikwelt Kopf. Und Ain’t Talkin’ ’bout Love war die vierte Single-Auskopplung – das waren gute Zeiten für Gitarristen!!