Whitesnake füllten Ende der 70er-Jahre jenes Vakuum, welches die aufgelösten Deep Purple hinterlassen hatten. 1979 erschien das Album „Lovehunter“ der Band um Sänger David Coverdale. Mittlerweile hatte sich Deep-Purple-Keyboarder Jon Lord Whitesnake angeschlossen, und zur anschließenden Tour stieß auch noch Purple-Drummer Ian Paice zur Band. Auf der Scheibe findet sich der Song „Walking In The Shadow Of The Blues“, der sich schnell zu einem Whitesnake-Klassiker entwickelte. Bassist Neil Murray steuerte dabei eine seiner typischen Basslines bei: Solide Groovarbeit, die immer wieder um melodische Highlights bereichert wird. Zudem ist der Track eine Blaupause für den so genannten „Galopping Horse“-Groove, den man hier hervorragend in einem noch relativ entspannten Tempo üben kann.

Whitesnake-Hit „Walking In The Shadow Of The Blues“
„Walking In The Shadow Of The Blues“ – Video
Hier das Remaster aus dem Jahre 2008:
„Walking In The Shadow Of The Blues“ – Rhythmik
Der „Galopping Horse“-Rhythmus bzw. -Groove setzt sich aus einer Achtel und zwei Sechzehntel pro Viertelschlag zusammen. Dies klingt sehr ähnlich dem Geräusch, das ein galoppierendes Pferd macht. Meist wird die Achtel, welche auf den Pulsschlag fällt, kurz gespielt, was zusätzlich ein pulsbetontes Feeling erzeugt.
Im Pre-Chorus wechselt Neil Murray dann kurzzeitig auf Offbeat-Achtel. Hierbei betont er die erste Achtel kurz, während er die zweite lang spielt, was ebenfalls jeden Pulsschlag unterstreicht.
Ebenfalls erwähnenswert wäre der Intro-Break, der mehrfach im Song auftaucht: Zwei Sechzehntel auf der Zählzeit 1 und ein Akzent auf der 2+ bestimmen hier das Geschehen.

„Walking In The Shadow Of The Blues“ – Tonmaterial
Im Song haben wir es mit der Tonart G-Moll zu tun, manchmal driftet der Song aber auch in die Skale G dorisch ab. Den einzigen Unterschied bildet hier die Sexte, welche einmal klein (Moll) oder groß (Dorisch) ist.
In absoluten Zahlen ausgedrückt bedeutet dies:
- G-Moll: G, A, Bb, C, D, Eb, F
- G dorisch: G, A, Bb, C, D, E, F
Neil Murray beschränkt sich in erster Linie auf die Grundtöne der jeweiligen Akkorde. Dies wird natürlich auch etwas durch den „Galopping Horse“-Groove vorgegeben. Die wenigen Überleitung sind entweder chromatisch oder diatonisch (bedienen sich aus der Tonleiter). Die gute alte Moll-Pentatonik (G, Bb, C, D, F) ist schließlich die Grundlage für das Unisono-Lick am Ende des Refrains.
„Walking In The Shadow Of The Blues“ – Spieltechnik und Basssound
Allen Recherchen nach nutzte Neil Murray bei den Aufnahmen zu „Lovehunter“ einen Alembic-Bass. Ansonsten sah man ihn in dieser Zeit häufig mit einem Aria Pro II SB1000 oder Aria Pro II SB900. Am wahrscheinlichsten ist für mich jedoch der Alembic.
Der Bass wurde per D.I.-Signal direkt aufgenommen. Neil Murray spielt mit klassischem Wechselschlag, bedient sich also des Fingerspiels und greift nicht zum Plektrum. Sein harter Anschlag mit hoher Saitenlage ist ein wichtiger Bestandteil seines Signature-Sounds, welcher vor allem durch prägnant-knurrige Mitten auffällt.

„Walking In The Shadow Of The Blues“ – Transkription
Hier findet ihr die Noten, TABs und die von mir eingespielten Playbacks.
Viel Spaß und bis zum nächsten Mal, euer Thomas Meinlschmidt