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Seymour Duncan Silver Lake Test

Das Seymour Duncan Silver Lake Reverb-Pedal wird von seinen Schöpfern als vollprogrammierbare Reverb-Workstation bezeichnet, und tatsächlich stellt der amerikanische Tonabnehmerhersteller hier ein Hallgerät vor, das mit Features und Flexibilität nicht geizt. Mit dem Edel-Delaypedal Andromeda und einer ganzen Reihe von Verzerrern öffnet die kalifornische Firma ihr Portfolio immer stärker in Richtung hochwertiger Bodentreter, zu denen sich nun unser Testkandidat nahtlos hinzugesellt.

Seymour_Duncan_Silver_Lake_Dynamic_Reverb_TEST


Und weil auf dem Pedalmarkt mit Strymon, Eventide und vielen anderen Boutique-Herstellern nicht gerade ein Engpass an hochwertigen Reverbs herrscht, muss sich ein neuer Konkurrent schon etwas einfallen lassen, um in dieser illustren Gesellschaft seinen Platz zu finden. Aber tatsächlich weist der Silver Lake mit seinen großzügigen Einstellmöglichkeiten und seinem Dynamic Expression Mode einige interessante Punkte auf, die ihn etwas abheben. Ob das ausreicht und ob auch Sound und Qualität stimmen, soll hier ans Tageslicht gebracht werden.

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Details

Gehäuse/Optik

Der Silver Lake kommt in einem großzügig dimensionierten blauen Metallgehäuse mit den Maßen 142 x 129 x 55 mm. Auf der Oberseite ist eine opulentes Bankett angerichtet, bestehend aus fünf Tastern, zwei Drehschaltern und sieben Potis, über die alle Einstellungen vorgenommen werden können. Ein grünes LED-Display zeigt Preset- und Banknummer sowie vorgenommene Einstellungswerte von Decay und Pre-Delay an. Weitere grüne LEDs finden sich neben den diversen Tastern sowie den beiden Fußschaltern, die wie üblich im hinteren Drittel der Pedaloberfläche zu finden sind. Diese aktivieren das Pedal und schalten Presets bzw. Bänke um.

Fotostrecke: 5 Bilder Als vollprogrammierbare Reverb-Workstation preist der Hersteller das Seymour Duncan Silver Lake Reverb-Pedal an.

Stirnseitig sind alle Anschlüsse anzutreffen, darunter zwei 6,3 mm Klinken Ein- und Ausgänge, weil das Pedal für den Stereobetrieb ausgelegt ist. Alle Steuerungen und das Einbinden in Pedalboard-Setups können über MIDI-In und -Out vorgenommen werden. Schade, dass ein Pedal dieser Größen- und Preisordnung nicht zumindest mit dem Anschluss für ein Expressionpedal versehen ist, wie ihn viele Konkurrenzprodukte anbieten.
Rechts außen zeigt sich der Eingang für das optional erhältliche Netzteil, das zwischen 9V- und 18V-Spannung liefern darf, allerdings mindestens 250 mA bereitstellen sollte. Das jedenfalls sagt die Pedalbeschriftung, das Manual dagegen fordert 300 mA und die eigentliche Stromaufnahme des Pedals ist mit 150 mA angegeben. Etwas verwirrend, aber die angegebenen 250 mA sollten auf jeden Fall ausreichen. Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Silver Lake geizt nicht mit Anschlüssen, die sich überwiegend auf der Stirnseite befinden.

An der linken Pedalseite befindet sich der Anschluss für ein Micro-USB-Kabel, mit dem die Anbindung an Mac oder PC möglich ist. Hier können mithilfe des kostenlosen Seymour Duncan Update-Tools Firmwareupdates, Factory-Resets und das Speichern oder Umbenennen der Presets vorgenommen werden. Eine wirkliche Editier-Software liegt nicht vor.

Kostenloses Seymour Duncan Update-Tool
Kostenloses Seymour Duncan Update-Tool

Der Boden ist mit vier Kreuzschrauben befestigt. Gummifüße oder Rutschstopper sind nicht angebracht und liegen auch nicht bei. Der Lieferumfang besteht aus einem Dustbag und einem kleinen Manual.
Insgesamt wirkt das Pedal sehr wertig verarbeitet und die Potis und Fußschalter hinterlassen einen robusten Eindruck.

Bedienung

Das Silver Lake bietet acht verschiedene Hallvarianten, die über den Reverb-Type Drehschalter angewählt werden, nämlich:

  • Room: Simuliert den Hall kleinerer Räume mit kürzeren Decay-Zeiten.
  • Hall: Simuliert den Klang von Konzertsälen und macht weite Räume auf.
  • Plate: Simuliert einen Metall-Plattenhall, der höhere Frequenzen abbilden kann, während die Trails weicher klingen.
  • Spring: Basiert auf einer Federhalleinheit, wie sie in alten Vintage-Amps verbaut wurde.
  • Shimmer: Addiert eine hohe Oktave zum Originalsound, wobei Grit den Mixanteil der Oktave regelt.
  • Gated: Hier wird die Hallfahne bei Spielende abgeschnitten.
  • Swell: Das Reverb-Signal fadet ein, wenn das Eingangssignal schwindet und füllt damit die Lücken auf
  • Delay Verb: Fügt dem Reverb noch ein Delay hinzu, wobei in diesem Modus der Pre-Delay-Regler die Delay-Zeit bestimmt.

Die Potis erlauben nun genauere Reverb-Einstellung des gewählten Modus: Decay bestimmt die Zeit, die der Hall zum Ausklingen benötigt, wobei höhere Werte größere Räume aufmachen.

Fotostrecke: 5 Bilder Auf der Oberseite sind jede Menge Bedienelemente zu finden, bestehend aus fünf Tastern, zwei Drehschaltern und sieben Potis.

Der Pre-Delay-Regler legt die Zeit fest, die vom Anschlagen der Note bis zum Eintreten des Reverbs verstreicht. Je nach Reverb-Typ sind hier Zeiten zwischen 0 und 500 ms möglich.
Der Function-Drehschalter und das Tweak-Poti sind im Verbund zu verstehen und ermöglichen dezente Chorussounds oder aber Filter auf dem Reverb-Signal. Ersterer legt den Parameter fest, der bearbeitet werden soll: Mod Depth und Mod Rate bestimmen die Stärke bzw. die Geschwindigkeit der Modulation und Hi- und Low-Pass die Beschneidung der tiefen bzw. hohen Frequenzen.
Grit fügt dem Effektsignal ein Softclipping hinzu, bearbeitet, wie oben erwähnt, jedoch auch den Shimmer-Reverb.
Der Damp-Regler kann das Effektsignal etwas “eindunkeln” und beschneidet die hohen Frequenzen.
Das Mix-Poti ist als Wet/Dry-Regler zu verstehen, wobei das Minimalsetting den reinen Gitarrensound und das Maximalsetting den reinen Effektsound liefert, was für ein Setup mit Dry-Wet-Rigs sinnvoll ist.
Der Trails-Taster aktiviert das Nachklingen der Hallfahne, nachdem das Pedal auf Bypass gesetzt wird. Auch wenn es sich beim Silver Lake prinzipiell um ein True-Bypass-Modell handelt, wird es bei aktivem Trails-Modus auf Buffered-Bypass gesetzt.
Eine besondere Erwähnung verdient das Dynamic Expression-Modul. Hier lassen sich durch die Anschlagstärke Effektanteile bzw. Parameter regeln. Der Threshold- Regler bestimmt dabei den Schwellenwert der Empfindlichkeit und der Hard/Soft/Off-Taster bestimmt, ob der ausgewählte Parameter bei hartem oder weichem Anschlag stärker beigemischt wird. Welcher Parameter das sein soll, lässt sich mit dem Taster daneben festlegen. Dies kann der Effektmix, die Modulation oder das Damping sein.
Die Presets des Silver Lakes sind in 32 Bänken zu je vier Presets (A,B,C und D) angeordnet, womit 128 überschreibbare Speicherplätze zur Verfügung stehen. Umgeschaltet werden diese entweder mit dem rechten Fußschalter, wobei längeres Gedrückthalten zum direkten Umschalten der Bänke führt, oder aber durch die beiden Taster unterhalb des Displays. Der linke schaltet die Bänke, der rechte die Presets um. Beides geht nur in steigender Richtung, wobei ein längeres Gedrückthalten des Bank-Tasters zu einem Rückwärts-Schnelldurchlauf durch die Bänke führt. Möchte man also die Bänke nach unten schalten, ist etwas Fingerspitzengefühl gefordert, was ich in einem Live-Setup ehrlich gesagt als etwas hinderlich empfinden würde. Das Abspeichern der Presets erfolgt durch gleichzeitiges Drücken von Bank- und Preset-Taster.

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Praxis

Für den Praxistest parke ich den Silver Lake vor einen cleanen Fenderamp, der selbstverständlich trocken betrieben wird. Das Installieren des Seymour Duncan Update Tools und das Aktualisierender Firmware auf Version v0.01.082 (Stand August 2018) gestaltet sich problemlos.
Zunächst steppe ich durch die ersten acht Presets, die auch alle acht Reverb-Typen repräsentieren.

Audio Samples
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Preset 1A – Room Preset 1B – Hall Preset 1C – Plate Preset 1D – Spring Preset 2A – Shimmer Preset 2B – Gated Preset 2C – Swell Preset 2D – Delay Verb

Hier erhält man eine Fülle an Hallsounds, allerdings ist allen Presets ein sehr kühler und metallischer, ja schon fast digitaler Unterton gemeinsam, der mich bei manchen Reverb-Typen zwar nicht direkt stören würde, aber gerade beim Room oder Spring-Reverb vermisse ich eine gewisse Natürlichkeit und Wärme.
Aber wir wollen den Silver Lake natürlich nicht nur aufgrund seiner Werkspresets beurteilen und machen uns selbst ans Tweaken, denn Parameter gibt es reichlich.
Ich mache mich an ein Roomreverb-Setting und erhöhe das Damping, um die Höhen etwas einzufangen. Generell ist Damping ein sehr kraftvoller Parameter, der den Sound nochmal ordentlich verbiegen kann. Das mildert den initialen Klangeindruck zwar etwas ab, dennoch bleibt ein leicht kalter Unterton erhalten.

TypeDec.Pre DelayFunct.GritDampTweakMixThresh.Dyn Ex1Dyn Ex2Trails
Room13:009:00LoPass12:0017:0015:0011:0014:00OffDampOn
Audio Samples
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Room – höheres Damping

Auch der Springreverb lässt sich mit höherem Damping noch etwas natürlicher zum Klingen bringen und imitiert sehr schön das Federscheppern der alten Halleinheiten, auch wenn dieser Modus nicht zu meinen Favoriten zählt.

TypeDec.Pre DelayFunct.GritDampTweakMixThresh.Dyn Ex1Dyn Ex2Trails
Spring12:009:00LoPass9:00MaxMax10:0012:00OffDampOn
Audio Samples
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Spring
Das Silver Lake besitzt einen eher unterkühlten, metallenen Unterton - Freunde von warmen, natürlichen Raumklängen kommen da nicht auf ihre Kosten.
Das Silver Lake besitzt einen eher unterkühlten, metallenen Unterton – Freunde von warmen, natürlichen Raumklängen kommen da nicht auf ihre Kosten.

Der Shimmer-Algorithmus kommt auch bei niedrigstem Pre-Delay mit einem leichten Versatz, was ich sehr schade finde, da andere Shimmer-Halleffekte fast simultan wirken. Damit bleibt diesem Modus natürlich auch nur ein sehr spezieller Einsatzbereich, den ich eher in konkreten atmosphärischen Effektsounds zum Erzielen bestimmter Stimmungen ansiedeln würde. Zu diesem Zweck setze ich auch das Dynamic Expression Modul auf Soft und lasse die Modulationsgeschwindigkeit mitregulieren.

TypeDec.Pre DelayFunct.GritDampTweakMixThresh.Dyn Ex1Dyn Ex2Trails
Shim.11:00MinMod Rate13:0014:0016:0013:0014:00SoftModOn
Audio Samples
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Shimmer

Mit dem Swell-Modus lassen sich gute Ducking-Effekte erzielen, die die Hallfahne beim Abklingen des Originalsounds in die Spielpausen faden. Ich spiele einen Akkord und beschleunige das Abklingen durch Herunterregeln meines Volume-Potis.

TypeDec.Pre DelayFunct.GritDampTweakMixThresh.Dyn Ex1Dyn Ex2Trails
Swell11:0010:00Mod Depth13:0014:0014:0013:0012:00SoftModOn
Audio Samples
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Swell

Das Delay Verb reißt bei Bedarf wirklich große Räume auf und gerade in Kombination mit dem Volume-Poti oder Volume-Pedalen erzeugt es schöne, sphärische Klänge. Da solche Effektsounds oft die Tendenz haben, tiefe Frequenzen stark hochzuschaukeln, setze ich die Hi-Pass-Funktion ein und räume damit den Bassbereich etwas auf, was ein sehr sinnvolles Feature des Silver Lakes ist. Das Pre-Delay bestimmt dabei meine Delay-Zeit und die Anhebung des Grit-Parameters fährt den Sound in Sättigungsbereiche.

TypeDec.Pre DelayFunct.GritDampTweakMixThresh.Dyn Ex1Dyn Ex2Trails
Delay Verb16:009:00HiPass15:0010:0013:00Max12:00SoftDampOn
Audio Samples
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Delay Verb

Nun betrachte ich die Dynamik Expression etwas genauer und wähle ein Setting, das diese Funktion besonderes deutlich macht. Der Threshold ist dabei relativ niedrig gewählt und Hard-Setting wurde auserkoren. Das bedeutet konkret: Schlage ich soft an, wird man den Hall kaum wahrnehmen, ist mein Attack jedoch lauter, wird der Effektanteil höher. Der Threshold-Regler reagiert dabei durch unterschiedlich starkes Leuchten auf meine Anschlagsdynamik. Mit diesem Feature bietet Seymour Duncan tatsächlich eine Innovation, die man kaum bei anderen Reverbs finden wird und damit einen großen Pluspunkt dieses Pedals.

TypeDec.Pre DelayFunct.GritDampTweakMixThresh.Dyn Ex1Dyn Ex2Trails
Spring14:00MinHiPass16:0010:0013:00Max18:00HardMixOn
Audio Samples
0:00
Dynamic Expression – Hard
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Fazit

Das Seymour Duncan Silver Lake ist eine Reverb-Einheit die sich flexibel einsetzen lässt und dank Dynamic Expression und variablem Function-Wähler einige sehr interessante Features bereithält, die das Pedal von Konkurrenzprodukten ganz klar abhebt. Auch Damping und Grit erlauben Eingriffe, die den Gesamtsound ordentlich verbiegen können. Klanglich finde ich den Silver Lake jedoch sehr speziell. Viele Sounds haben einen unterkühlten, metallenen Unterton, der für manche Sounds und auch für Fans von atmosphärischen Reverb-Klängen bestimmt hervorragend geeignet ist, Freunde von warmen, natürlichen Raumklängen und Vintage-Sounds jedoch eher abhalten wird, zu diesem Reverb zu greifen. Leider ist der Silver Lake auch preislich so angesiedelt, dass er sich mit Strymon, Meris, Keeley und anderen Mitstreitern messen muss und hier klanglich für mein Empfinden zumindest in bestimmten Bereichen nicht ganz mithalten kann. Für die spezielleren Sounds, die der Silver Lake zweifelsohne bietet, die schlaue Dynamic Expression-Einheit und die extrem hohe Flexibilität, die einen sehr kreativen Umgang ermöglicht, sind jedoch vier Sterne gerechtfertigt.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • große Flexibilität
  • Damping und Grit Parameter
  • Soundqualität einiger Reverb-Modelle
  • Dynamic Expression Funktion
  • High- und Low-Cut-Funktion
Contra
  • Grundsound vieler Reverbs etwas kühl und unnatürlich
  • kein Expressionpedal-Anschluss
  • Bänke lassen sich nur im Schnelllauf abwärts schalten
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Seymour Duncan Silver Lake Test
Für 199,00€ bei
Das Seymour Duncan Silver Lake zeigt sich flexibel einsetzbar, der Grundsound vieler Reverbs ist aber etwas kühl und unnatürlich.
Das Seymour Duncan Silver Lake zeigt sich flexibel einsetzbar, der Grundsound vieler Reverbs ist aber etwas kühl und unnatürlich.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Seymour Duncan
  • Name: Silver Lake
  • Typ: Digital-Reverb
  • Regler: Decay, Pre-Delay, Grit, Damp, Tweak, Threshold und Mix
  • Drehwähler: Reverb Type, Function
  • Taster: Trails On/Off, Dynamic Expression Attack und Mode
  • Fußschalter: Bypass, Preset/Bank
  • Anschlüsse: 2 x 6,3 mm Mono-Klinken (L/R) Ein- und Ausgänge, MIDI IN und MIDI THRU, USB-Anschluss (Windows und Mac kompatibel)
  • Stromversorgung: 9-18V DC-Netzteil (nicht im Lieferumfang enthalten)
  • Stromaufnahme: 150 mA
  • Abmessung (L x B x H): 142 x 129 x 55 mm
  • Gewicht: 620 g
  • Ladenpreis: 379,00 Euro (September 2018)
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