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Marshall ShredMaster Vintage Reissue Test

Mit dem Marshall ShredMaster lässt die britische Ampschmiede ein Distortionpedal wiederauferstehen, das bereits 1991 das Licht der Welt erblickte. Damals wurde der 1988 erschienene Guv’nor von einer Pedalserie abgelöst, die sich aus drei Verzerrern zusammensetzte. Dabei handelte es sich um den BluesBreaker, den DriveMaster und den Urahn unseres Testkandidaten. Tatsache ist, dass alle drei Modelle in den Pedal-Olymp eingingen und auf eine breite, teils prominente Anhängerschaft zurückblicken können.

Marshall ShredMaster Vintage Reissue Test

Der Marshall ShredMaster – das Wichtigste in Kürze

  • Reissue des 1991 erschienenen ShredMaster Distortions
  • Medium- bis High-Gain Distortion
  • 3-Band Klangregelung
  • Hardwire Bypass

Optik und Ausstattung des Marshall ShredMaster

Der Marshall ShredMaster kommt in einem schwarzen, pultförmigen Metallgehäuse mit den Maßen 147 x 108 x 68 mm und präsentiert sich robust und roadtauglich. Der hintere Teil der Oberseite beherbergt den Fußschalter zum Aktivieren des Pedals sowie eine rote LED, die den Betriebszustand anzeigt. Davor befinden sich die Potis, die dank ihrer leicht versenkten Anordnung und einer Gehäuseerhöhung vor Beschädigungen durch die Fußarbeit gut geschützt sind. Die Potiknöpfe bestehen aus schwarzem Kunststoff und sind mit einer gut ablesbaren weißen Markierung ausgestattet. An der Stirnseite warten Ein- und Ausgang im 6,3 mm Klinkenformat sowie der Anschluss für das optional erhältliche Netzteil. Letzteres sollte 9 Volt und schlappe 8 mA bereitstellen.
Die Bodenplatte ist fest verschraubt und verdeckt das Batteriefach mitsamt Kunststoffabdeckung. Zum Lieferumfang gehört lediglich ein kleines Manual.

Marshall ShredMaster Vintage Reissue Verzerrer
Fotostrecke: 3 Bilder Mit dem Marshall ShredMaster Vintage Reissue betritt eine Neuauflage des 90er-Jahre-Klassikers die Rock- und Metalbühne.

Der Marshall ShredMaster hat prominente Nutzer

Der ShredMaster ist ein klassisches Distortionpedal, das zumindest damals als High-Gain-Ausgabe der neu vorgestellten Pedalreihe antrat. Er fand sich auf den Pedalboards von z. B. Thom Yorke und Johnny Greenwood von Radiohead oder auch Kevin Shields von My Bloody Valentine. Interessanterweise wussten ihn auch Bassisten wie das ehemalige Tool-Mitglied Paul D’Amour oder Alex James von Blur sehr zu schätzen. Ob der ShredMaster auch mehr als 30 Jahre später noch seine Berechtigung hat, wollen wir hier herausfinden.

Die Bedienung des ShredMasters und die Eigenheiten seiner Klangregelung

Hatten Verzerrer bis zu den 90ern üblicherweise einen unverkennbaren „Pedalcharakter“, kann man beim ShredMaster und den anderen Marshall-Pedalen erstmals von einem „Amp-in-a-Box“-Typus sprechen. Hier erhält man klare Soundqualitäten, die man bis dato eher von verzerrten Verstärkern kannte. Die Potibestückung liefert ebenfalls deutlich mehr als die handelsüblichen Distortions der 80er zu bieten hatten. Volume regelt die Lautstärke und Gain den Grad der Verzerrung. Das EQing ist mit Bass, Treble und Contour allerdings etwas ausgefuchster, denn Contour greift in die Mittenfrequenz ein und wirkt wie ein breitbandiger „Scoop“-Regler. Insofern bezieht sich der Namenszusatz „Shred“ nicht nur auf die Gainreserven, sondern auch auf einen Frequenzbereich, den man dank dieses Reglers für diverse Metal-Stilrichtungen flexibel anpassen kann.
Da es sich um ein authentisches Reissue des 90er Modells handelt, wurde hier ebenfalls kein True-, sondern ein Hardwire-Bypass eingesetzt. Der Gitarreninput ist bei dieser Lösung fest mit dem Effekteingang verbunden, sodass auch im deaktivierten Zustand das cleane Signal leicht beeinflusst wird. Dieser Umstand sowie die proprietär angebrachten Potis wurden in den 90ern sehr häufig moniert. User müssen bei dem 1:1-Reissue damit rechnen, dass hier auch versucht wurde, dem authentischen Produktdesign gerecht zu werden.

Marshall ShredMaster Vintage Reissue Draufsicht
Fotostrecke: 5 Bilder Auf dem Bedienfeld stehen fünf Potis zur Klanggestaltung bereit.
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Der Marshall Shredmaster in der Praxis

Für die Soundfiles setze ich das Pedal direkt vor einen 73er Fender Bassman Top und gehe von dort in die Faltung eines 4×12″ Celestion PreRola Greenbacks. Die Gitarren werden jeweils angegeben.

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Als Distortion zeigt sich der ShredMaster überraschend flexibel

Bei einem halbwegs mittigen Setting präsentiert sich das Pedal schon mal als wesentlich moderater, als der kriegerische Name vermuten lassen würde. Klar, der ShredMaster ist vom Design her unverkennbar ein Distortion, aber klanglich steckt hier doch eine Menge mehr dahinter. Medium Gain klingt bei nicht allzu weit aufgerissenem Contour-Regler nach typischen 80’s Hardrock bzw. Metalsounds mit dichter Textur und brüllenden Mitten. Will man es noch metalliger haben, muss man nur den Contour-Regler über die 12-Uhr-Position bewegen. Dann erhält man überzeugende Scoopsounds, die den Mittenbereich zwischen ca. 500-1000 Hz extrem flexibel anpassen lassen. Überraschend lebendig und dynamisch kommen auch die Low-Gain-Sounds daher. Allerdings gilt es zu bedenken, dass das Herunterregeln des Gainpotis auch einiges von den Höhenanteilen mitnimmt und man mit dem Treble ordentlich nachregeln muss. Echte Overdrives können hier zwar mehr punkten, aber in Anbetracht des Produktnamens bin ich von der Vielseitigkeit und dem tollen Spielgefühl dennoch angenehm angetan. Unity Gain liegt in etwa beim Volume-Regler auf 12 Uhr, sodass hier genug Boost-Reserven für den verwendeten Amp verborgen liegen.

GainBassContourTrebleVolume
12:0012:0012:0012:0012:00
Audio Samples
0:00
Mid Setting – Pedal Off/On – Les Paul
GainBassContourTrebleVolume
13:0011:0010:0014:0012:00
Audio Samples
0:00
Medium Gain – Les Paul
GainBassContourTrebleVolume
11:0011:009:0015:0013:00
Audio Samples
0:00
Low Gain – Stratocaster
GainBassContourTrebleVolume
15:0011:0015:0014:0012:00
Audio Samples
0:00
High Gain – Scoop – Les Paul
GainBassContourTrebleVolume
14:0012:009:0013:0013:00
Audio Samples
0:00
Dynapick – Les Paul
Beim ShredMaster haben wir es mit einem extrem flexiblen, amp-artigen Distortion zu tun, der neben seiner Kerndisziplin im erweiterten Metalsektor auch moderate Rocksounds bedienen kann

Der Marshall Shredmaster überzeugt mit einer effektiven Klangregelung

Nun möchte ich den Wirkungsgrad der Potis überprüfen. Der Contour-Regler arbeitet als Mittenregler entgegen dem Uhrzeigersinn, in der Maximalstellung werden die Mitten also zwischen 500 Hz und 1 kHz ausgehöhlt. Dies führt natürlich auch zu einer Verringerung des Ausgangspegels, den man am Volume-Poti wieder nachregeln muss. Auch treten die Bässe durch extreme Scoops stark in den Vordergrund.
Bass- und Treble-Regler sind hinsichtlich ihres Wirkungsgrades sehr musikalisch und intelligent gesetzt. Einerseits können diese gewisse Konsequenzen der Contourregler-Stellung geschickt ausgleichen, andererseits ist es hier kaum möglich, unbrauchbare Settings abzurufen. Selbst ein voll aufgerissenes Treble-Poti führt nie zu einem schrillen oder unangenehmen Resultat. Der Gain-Regler deckt von Crunch bis Metal alles ab. Auch wenn das Pedal mit Verzerrung nicht gerade geizt, liegen die Gainreserven immer noch ganz klar unter zeitgenössischen High-Gain-Distortions wie z. B. dem Friedman BE-OD oder den Revv-Modellen. Für fette Rhythmusbretter und singende Leads reicht es jedoch allemal, zumal der Volume-Regler genug Reserven bietet, um die Röhrenvorstufe des angeschlossenen Amps nochmal ordentlich anzublasen.

GainBassContourTrebleVolume
14:0011:00Min-Max13:0012:00
Audio Samples
0:00
Contour Regler – Les Paul
GainBassContourTrebleVolume
14:00Min-Max10:0013:0012:00
Audio Samples
0:00
Bass Regler – Les Paul
GainBassContourTrebleVolume
14:0012:0010:00Min-Max12:00
Audio Samples
0:00
Treble Regler – Les Paul
GainBassContourTrebleVolume
Min-Max11:0011:0014:0012:00
Audio Samples
0:00
Gain Regler – Les Paul
GainBassContourTrebleVolume
14:0011:0012:0013:0014:00
Audio Samples
0:00
Lead Tones
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Der Marshall ShredMaster Vintage Reissue ist eine gebührende Neuauflage des 90er-Jahre-Klassikers und wirkt auf mich absolut identisch. Der Namenszusatz “Shred” ist für mich eine ganz klare Untertreibung. Hier haben wir es mit einem extrem flexiblen, amp-artigen Distortion zu tun, der neben seiner Kerndisziplin im erweiterten Metalsektor auch moderate Rocksounds bedienen kann. Bei Bedarf liefert er sogar Overdrive-artige Klänge. Besonders hervorzuheben ist neben der sehr guten Dynamik und der musikalischen Klangregelung der extrem effektive Contour-Regler. Der ist in der Lage, von mittenbetonten 80s Rocksounds bis ge-scoopten Metal-Orgien alles umzusetzen. User erhalten hier ein tolles 1:1 Remake, das allerdings auch die Potikonstruktion und den Hardwire-Bypass der ursprünglichen Serie übernimmt. Am tollen Sound, der cleveren Konzeption sowie dem guten Spielgefühl ändert das natürlich alles nichts. Bei einem Preis von rund 170 Euro für „Made in UK“ kann man wirklich nicht meckern. Klare Antestempfehlung!

Der Marshall ShredMaster Vintage Reissue liefert einen amp-artigen Sound und zeigt sich dank effektiver Klangregelung und Contour-Regler sehr flexibel einsetzbar.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • authentische Reissue des Originals
  • amp-artiger Sound
  • effektive Klangregelung
  • Flexibilität durch Contour-Regler
  • sehr gute Dynamik
Contra
  • keins
Artikelbild
Marshall ShredMaster Vintage Reissue Test
  • Hersteller: Marshall
  • Name: ShredMaster
  • Type: Distortion
  • Herstellungsland: England
  • Regler: Gain, Bass, Contour, Treble, Volume
  • Schalter: On/Off
  • Anschlüsse: In- & Output (je 6,3 mm Klinke), Netzteileingang
  • True Bypass: nein
  • Batteriebetrieb: ja
  • Stromverbrauch: 8 mA
  • Abmessungen (L x B x H): 147 x 108 x 68 mm
  • Gewicht: 715 g
  • Ladenpreis: 167,00 Euro (März 2023)
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