Warwick RB Corvette Basic Racing Red Fivestring Test

Eine Warwick Corvette aus chinesischer Fertigung steht auf dem Prüfstand. Der passive Fünfsaiter kommt mit zwei MEC-Pickups im J-Style und als Besonderheit in einem umwerfend schicken knallroten Gewand mit zwei weißen Streifen daher, das sich “Racing Red” nennt. Angesichts dieser tollen Optik assoziiert man sofort unweigerlich Monte Carlo, Autorennen, Geschwindigkeit und heiße Kurven (ein Schuft, wer Böses dabei denkt!). Dem Namen Corvette wird also schon mal alle Ehre gemacht!

Die rote Corvette in ihrer ganzen Pracht!


Im Jahre 1992 in den Markt eingeführt, mauserte sich die Corvette schnell zu einem der bekanntesten und beliebtesten Modelle der Warwick-Produktpalette. Heutzutage tummeln sich verschiedenste Ausführungen des Modells in der Range der Company aus Markneukirchen. Als Clou ist die neueste Corvette-Generation in vier auffälligen Racing-Hochglanzlackierungen erhältlich: Racing Yellow, Racing White, Racing Silver – und dem besagten Racing Red unseres Testbasses. Schauen wir dem Rennschlitten also doch gleich mal unter die Motorhaube!

Details

“Boah, ist das eine coole Lackierung!” denke ich beim Auspacken der Corvette. Mit einem solchen Instrument zieht man die Aufmerksamkeit der Bandkollegen und des Publikums garantiert auf sich; das knallige Rot und die beiden weißen Ralley-Streifen auf der Vorderseite sind einfach nicht zu übersehen! Aber natürlich darf man sich nicht von der Optik blenden lassen – auch alles Weitere muss stimmen. Der extrem hohe Fertigungsstandard im Werk von Warwick in Markneukirchen ist ja vollkommen zu Recht weltbekannt. Wer sich schon einmal bei einem Firmenrundgang von den Abläufen in der Factory ein Bild gemacht hat, wird wissen, wovon ich rede.
Aber nun stammt unser Testbass aus der Warwick Rockbass-Serie natürlich nicht aus dem Werk in Markneukirchen, sondern aus Fernost, genauer gesagt: China. Ich würde allerdings mal mutmaßen, dass die meisten Bassisten den Unterschied gar nicht bemerken würden, außer sie entdecken irgendwann den Slogan “Made in China” auf der Rückseite der Kopfplatte. Die Verarbeitung des Basses kann man als geradezu penibel beschreiben! Ich konnte lediglich eine minimale Lackunreinheit seitlich an der Kopfplatte ausmachen, die aber fast gar nicht auffällt. Auch sind die Grate einiger Bundstäbchen – zur Bundierung gibt es gleich noch detailliertere Infos – an der Griffbrettflanke zwar nicht spürbar, aber doch immerhin optisch zu erkennen. Bei den Instrumenten aus deutscher Fertigung ist dies ja aufgrund der schier unglaublichen “Invisible Fretwork Technology” nicht möglich. Dem guten Eindruck, den unser Testbass hinsichtlich seiner Verarbeitung macht, tut dies freilich keinen Abbruch. Irgendwo muss es ja Unterschiede geben, und wenn sie so fein sind wie hier, nimmt man sie gerne in Kauf!

Fotostrecke: 5 Bilder Ready to rumble: Man beachte…

Der Hals der Corvette besteht aus drei Streifen Ahorn, die mithilfe zweier Ekanga-Furniere (ein Verbundmaterial auf Cellulosebasis) fein voneinander abgesetzt wurden. Auf dem markant geschwungenen schwarzen Headstock mit dem berühmten “W” sitzen fünf sahnig laufende Mechaniken aus eigener Herstellung. Generell dominiert bei der Hardware Chrom den Look der Corvette, was auch wunderbar zum edlen Look des Bodies passt.
Nachdem die Strings (werksmäßig wurde der Bass mit Warwick Red Labels ausgestattet) den Bereich der Kopfplatte verlassen haben, passieren sie zunächst den Just-A-Nut III-Sattel, der im Handumdrehen ein Anpassen der Sattelhöhe an die Bedürfnisse des Spielers ermöglicht. Wer wenig Druck beim Spielen ausüben möchte, schraubt den Sattel einfach so tief wie möglich, wobei hier natürlich das zu erwartende zunehmende Saitenschnarren im Auge behalten werden muss. Und wer gerne mit etwas Kraft spielt, dreht die Nut etwas höher und muss dann fester zupacken.

Fotostrecke: 5 Bilder Der dreiteilige Ahornhals wurde mit einer Vierpunkt-Verschraubung am Korpus befestigt.

Als nächstes folgt das Griffbrett, das aus fein aufpoliertem Palisander besteht und dem man 24 extra hohe und perfekt abgerichtete Jumbobünde spendiert hat. Der Übergang vom Hals zum Erlebody wurde schön flutschig gestaltet. Gehalten wird der Hals von vier Schrauben, die in Gewindehülsen stecken.
Anschließend passieren die Saiten die beiden MEC “Dynamic Correction” Singlecoil-Tonabnehmer im Jazz Bass-Format, um schließlich auf der bekannten zweiteiligen Brücke zu landen, in welche sie beim Saitenwechseln ganz bequem von oben eingehängt werden können. Einfacher geht es nicht!

Fotostrecke: 4 Bilder Die Bru00fccke ist, wie bei Warwick u00fcblich, zweiteilig…

An der Schaltzentrale warten vier Regler auf ihren Einsatz. Neben dem Volumen- und dem Balanceregler steht pro Pickup eine passive Höhenblende zur Verfügung. Das ist ziemlich ungewöhnlich, denn traditionell besitzt ein passiver Bass ja nur ein Höhenpoti. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass man die Bodies im chinesischen Werk für die aktiven und passiven Corvettes mit derselben Schablone und in hohen Stückzahlen erstellt. Da der vierte Regler bei der Aktiv-Version ein Basspoti ist, muss man sich natürlich überlegen, wie man die vierte Fräsung bei der Passiv-Version belegt. Aber wie dem auch sei – das alles soll kein Gemoser von mir sein, denn sicherlich ist es auch eine interessante Option, pro PU einen eigenen Höhenregler zur Verfügung zu haben. Wie sich das dann in der Praxis verhält, werden wir ja gleich hören…
Ansonsten hält die Corvette noch die beliebten Warwick Security Locks bereit, mit denen Instrument und Gurt bombenfest miteinander verschmelzen. Auf geht’s zum Praxistest!

Fotostrecke: 4 Bilder Die passiven u0022Dynamic Correctionu0022-Pickups…

Praxis

Mit gerade einmal 3,8 kg Gewicht ist die Corvette ein echtes Leichtgewicht, mit der lange Muggen zu einem Kinderspiel werden. Hat man den Bass ohne Gurt auf dem Schoß liegen, zieht der Headstock schon ein wenig in Richtung Fußboden – die fünf Mechaniken bringen eben etwas Gewicht mit sich. Sobald man den Warwick aber am Gurt vor dem Körper hängen hat, kann man sich an den nicht übermäßig ausladenden, aber doch sinnvoll an den richtigen Stellen platzierten Shapings erfreuen, welche Instrument und Spieler zu einer schönen Einheit werden lassen.
Werksmäßig hat man die Saitenhöhe und die Halskrümmung mittelhoch eingestellt. Die vorbildliche Bundierung erlaubt jedoch locker auch tiefere Saitenlagen, sodass ich beherzt zum mitgelieferten Werkzeug greife, um Halskrümmung und Steghöhe im Sinne einer bequemeren Bespielbarkeit zu korrigieren. Dabei zeigt sich wieder einmal die Servicefreundlichkeit der Warwick-Instrumente: zum Einstellen der Halskrümmung braucht man lediglich die Miniklappe an der Kopfplatte zur Seite zu lösen (funktioniert wunderbar mit einem kleinen Schlitzschraubenzieher), um den großen Trussrod-Hexagon-Key von oben in die dafür vorgesehene Öffnung der Halsverstellschraube zu führen.

Servicearbeiten – wie hier beim Thema Halskrümmung – können schnell erledigt werden.

Die Bespielbarkeit der Corvette ist wirklich 1A: An keinem Punkt auf dem Griffbrett wird der Spielspaß durch einen hervorstehenden Bund getrübt, und bedingt durch die großzügigen Cutaways kann die Greifhand zumindest bis zum 21. der 24 Bünde völlig frei agieren. Der Daumen der Greifhand freut sich über die nicht hochglanzlackierte Halsrückseite, denn durch die dünne Mattlackierung hat man ein sehr schönes natürliches Feeling; einen nahezu “direkten” Kontakt zum Hals sozusagen!
Alle gängigen Spieltechniken sind problemlos anwendbar, und der Bass reagiert willig und mit schnellem Attack auf seichte wie harte Anschläge mit Fingern, Daumen und Plektrum.
Hier ein poppiges Soundbeispiel mit beiden PUs im Klanggeschehen; die Höhenblenden sind beide voll geöffnet:

Audio Samples
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Fingerstyle – beide Pickups

In dieser Einstellung bringt die Corvette einen sehr praxistauglichen Allround-Sound, der sich nicht nur für das Pizzicatospiel, sondern auch z.B. für Slapping und Tapping sehr gut eignet. Allerdings erinnert der Klang der Corvette in dieser Einstellung trotz der beiden J-Pickups kaum an einen Jazz Bass. Stattdessen ist der Sound sehr kompakt und wuchtig, verfügt über einen aufgeräumten, tighten Bassbereich, stramme Mitten und angenehme Höhen. Das ist er, der weltbekannte Warwick-Sound!
Auf diese Weise angestachelt nehme ich einmal nur den Halspickup ins Geschehen, während ich noch über denselben Backing-Groove jamme. Hier halten sich die eben beschriebenen Klangeindrücke, allerdings wird der Sound in dieser Einstellung durchaus etwas traditioneller und tendiert leicht in Richtung P-Bass:

Audio Samples
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Fingerstyle – Hals Pickup
Die neue Racing Red-Farboption dürfte bei der Kundschaft direkt ins Schwarze treffen – bei unserem Tester Lars Lehmann zumindest tat sie es!

Das ist ein wunderbar praxistauglicher Basston! Erwähnen möchte ich auch an dieser Stelle die hervorragend eingebundene H-Saite, die man in dem Klangbeispiel am Ende hören kann.
Als nächstes nehme ich mal ein Plektrum zur Hand und gebe per Plugin noch etwas Chorus auf den Corvette-Sound. Klingt fast so, als schaute der Herr Hattler um die Ecke, nicht wahr?

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Plektrum-Style

Mit den beiden Höhenblenden hingegen ist das so eine Sache: Bei näherem Hinhören stellt sich heraus, dass man beim Betrieb beider Pickups eine beliebige wählen kann, um den Sound generell dunkler zu machen. Ist jedoch nur ein Tonabnehmer angewählt, muss man an der “richtigen” Blende drehen, um die Höhen zurückzunehmen. Die eigentlich logische Variante, bei der eine Höhenblende offen und die andere zu ist, wodurch sich ja nochmals ganz ungewöhnliche Sounds ergeben würden, erweist sich als nicht machbar. Anfangs empfinde ich das als etwas verwirrend, aber wenn man erst einmal weiß, “wie der Hase läuft”, ist das im Grunde gut zu handeln.
Wie auch immer, natürlich präsentiere ich euch auch noch den Ton des Steg-Tonabnehmers bei leicht zugedrehter Höhenblende, der sich als vortrefflicher Sound für solistische Ausflüge und Staccato-Funk entpuppt. Jaco hätte an diesem tighten und festen Sound sicherlich seine Freude gehabt:

Audio Samples
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Fingerstyle – Steg Pickup

Fazit

Ein wirklich toller Bass für kleines Geld! Diese Corvette aus Fernost verfügt über eine fast schon erschreckend gute Verarbeitung – und trotz Passivelektronik über den bekannten amtlichen Warwick-Sound. Bei allen gängigen Spieltechniken ist die Bespielbarkeit des Basses sehr gut, und auch klanglich kann man sich in jeder erdenklichen Stilistik bestens in Szene setzen. Und dann ist da natürlich noch diese Farbe: die unglaublich coole Lackierung in Racing Red tut für mich eindeutig ihr Übriges, um die neue Corvetten-Generation ins Spotlight zu rücken – und um sie direkt in das Bewusstsein der Bassisten zu verpflanzen! Well done, Warwick!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • beste Verarbeitung der Komponenten
  • gute Bespielbarkeit
  • hohe Praxistauglichkeit der Sounds
  • Racing Red-Lackierung ist ein Knaller!
Contra
  • Bestückung mit zwei passiven Höhenblenden ist etwas verwirrend
Artikelbild
Warwick RB Corvette Basic Racing Red Fivestring Test
Ready, steady, play: Diese Warwick Corvette ist nur schwer aufzuhalten!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Warwick
  • Land: China
  • Modell: Warwick RB Corvette Basic Racing Red Fivestring
  • Korpus: Erle
  • Hals: Vierpunkt-Verschraubung, Ahorn dreistreifig mit Ekanga-Trennfurnieren, Palisandergriffbrett, 24 Extra High Jumbo Nickelsilver-Bünde (Höhe: 1,3 mm; Breite: 2,9 mm), Just-A-Nut III-Sattel
  • Mensur: 34“
  • Tonabnehmer: zwei passive MEC „Dynamic Correction“ J-Pickups
  • Elektronik: passiv, Volumen, Balance, eine Höhenblende pro PU
  • Hardware: zweiteilige Warwick-Brücke, Warwick-Mechaniken, Security Locks, verchromt
  • Zubehör: Werkzeug
  • Gewicht: 3,8 kg
  • Preis: 882,24 Euro (UVP)
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