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Vox TB35C1 Test

PRAXIS

Eine Sache gleich vorweg: 35 Watt Leistung bei einem röhrenbetriebenen Vox Amp sind laut! Das hat nichts mit Autoradio-Leistung oder iPod-Station zu tun, hier spielt eine ganz andere Athletik. Der Amp hat zudem noch hohe Clean-Reserven und kann locker auf der Bühne mit der Band mithalten. Vor allem gibt der 12 Zoll Celestion Speaker keinen nöligen Ton heraus, das Ganze kommt satt an die Ohren. Andere 12-Zoll-Combos produzieren ab einer gewissen Lautstärke einen eher blechernen Klang, nicht so unser Bruno.  
Grundsound
Wir beginnen den Praxistest mit einer kleinen Bestandsaufnahme und widmen uns dem Unterschied zwischen High- und Low-Input. Alle Regler bis auf Reverb stehen für einen Eindruck vom neutralen Klangcharakter des Amps komplett in der Mitte (12 Uhr). Mit dem Reverb beschäftigen wir uns später noch, zuerst ist einmal der pure Amp dran. Und der klingt so, einmal im Low-, dann im High-Input.

Audio Samples
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Low-Input, SG High-Input, SG
GitarreMasterReverbBassMiddleTrebleVolumeBass-BoostMacho
SG12712121212OffOff

Der Unterschied ist klar hörbar. Zwar zeigt sich der Pegel beim High Input höher, allerdings nicht so stark wie erwartet. Das bedeutet, dass sich damit sehr gut arbeiten lässt und man den Preamp optimal an die Gitarren anpassen kann. Geht man zum Beispiel mit einer Les Paul und einer Tele auf die Bühne, dann sind die Lautstärken gut aufeinander abgestimmt, wenn die Les Paul im Low- und die Tele im High-Input steckt. Andererseits lässt sich eine Humbucker-Gitarre am High-Input etwas früher zum Zerren überreden, wie man beim vorangegangenen Beispiel hören konnte. Was den Klangcharakter anbetrifft, gibt der Bruno in mittlerer Einstellung einen eher ausgeglichenen Ton von sich. Die Höhen sind gar nicht so brillant, wie man es von den klassischen Vox Amps eigentlich gewohnt ist. Für diese „amerikanische“ Justierung trägt natürlich Tony Bruno die Verantwortung.
Gain/Verzerrungsgrad
Jetzt zum Gain-Verhalten. Die Cleanreserven sind sehr hoch, auch hier kommt das amerikanische Design erneut zum Vorschein, angelehnt an die klassischen Fender-Amps, die für ihren lauten Cleansound bekannt sind. Mit einer Humbuckergitarre kann man bei ausgeschaltetem Master-Volume (also volle Kanne) das Preamp-Volumepoti bis 13 Uhr einstellen, ohne dass eine Übersteuerung des Tons stattfindet. Natürlich haben die Einstellungen von Middle und Treble auch noch etwas Einfluss auf die Verzerrung, aber die unten stehende Einstellung generiert einen amtlichen Funksound. Der Amp macht dabei natürlich schon richtig Krawall, aber wer einen Combo mit druckvollem Cleansound sucht, der wird hier bestens bedient.

Audio Samples
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Max. Gain Clean, ES-335
GitarreMasterReverbBassMiddleTrebleVolumeBass-BoostMacho
ESOff711111313OffOff

Schluss mit clean, jetzt geht es in die andere Welt.  Hier erforschen wir, wie hoch man mit dem Bruno zerren kann. Dazu muss natürlich der Macho-Mode betätigt werden, und was da im Vergleich zum normalen Modus passiert, das könnt ihr im nächsten Beispiel hören.

Audio Samples
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Normal, Les Paul Macho, Les Paul
GitarreMasterReverbBassMiddleTrebleVolumeBass-BoostMacho
Les Paul11713141012OffOff/On

Wer jetzt eine Riesen-Verzerrung erwartet, unrasiert und in Feinripp, der liegt komplett daneben. Macho-Bruno kommt eher in feinerem Zwirn und zeigt einen wesentlich dezenteren Charakter. Ein leichter Boost in den oberen Mitten und etwas mehr Pegel, das war’s. Und auch der Verzerrungsgrad nimmt nur leicht zu.  
Die unterschiedlichen Verzerrungsgrade im Macho-Mode hört ihr im nächsten Beispiel. Der Zerrsound ist traditionell amerikanisch angelegt, kein fettes Mittenbrett, sondern eine eher höherfrequente Verzerrung. Im Gegensatz zu Bassmännern und Twins überrascht Bruno aber mit einer ganzen Menge Gain unter der Haube. Und so wird schon ab 12 Uhr ein schönes Rockbrett gefahren, dessen Verzerrung recht linear weiter zunimmt.

Audio Samples
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Volume 9 Volume 12 Volume 15 Volume 17
GitarreMasterReverbBassMiddleTrebleVolumeBass-BoostMacho
Les Paul1171114109-12-15-17OffOn

Klangregelung
Die Klangregelung am Bruno-Combo ist sehr vintagemäßig eingestellt, große Frequenzverbiegungen sind nicht an der Tagesordnung, hier wird eher in feinen Nuancen geregelt. Dabei hat der Bassregler den geringsten Wirkungsgrad, bei den Mitten und Höhen wird der Bereich schon etwas größer. Aber auch das lässt sich nicht mit der Klangregelung eines modernen Dreikanalers vergleichen, dessen Tone-Potis immense Klangakrobatik ermöglichen. Ihr hört in den folgenden Beispielen die einzelnen Klangregler in den drei Positionen 7, 9 und 17 Uhr.

Audio Samples
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Bass-Regler, SG
GitarreMasterReverbBassMiddleTrebleVolumeBass-BoostMacho
SG1277-12-17121213OffOn
Audio Samples
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Middle-Regler, SG
GitarreMasterReverbBassMiddleTrebleVolumeBass-BoostMacho
SG127127-12-171213OffOn
Audio Samples
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Treble-Regler, SG
GitarreMasterReverbBassMiddleTrebleVolumeBass-BoostMacho
SG12712127-12-1713OffOn

Die trotz allem gute Wirkungsweise der Klangregelung wird lediglich beim Treble-Regler wirklich deutlich. Aber weil sie sich auch gegenseitig beeinflussen, sieht das Ergebnis wesentlich krasser aus, wenn man zwei Potis zusammen aufdreht oder zurücknimmt. Im nächsten Beispiel habe ich Treble und Middle zuerst auf 15 Uhr und danach beide auf 9 Uhr zurückgedreht. Zwischen den Einstellungen liegen jetzt Welten, zuerst ein sehr heller und klarer Ton, dann komplett muffig.

Audio Samples
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Middle,Treble, SG
GitarreMasterReverbBassMiddleTrebleVolumeBass-BoostMacho
SG1371115/915/913OffOn

Dynamik/Ansprache
Das Beste kommt wie immer zum Schluss. Ihr habt es ja bereits gemerkt, der Bruno ist kein Chamäleon, das jeden Sound aus der Schublade ziehen kann, sondern einfach ein Typ mit Charakter. Und die sind dem einen sympathisch, dem anderen weniger. Die große Stärke unseres Amps liegt aber in der Ansprache und Tonübertragung und hier kommt auch der Boutique-Charakter richtig zur Geltung. Und genau das ist auch meist der Grund, warum sich ein Gitarrist seinen solchen Verstärker aussucht: die optimale Übertragung des eigenen Spielausdrucks. In allen Einstellungen der Klangregelung und den unterschiedlichen Facetten des Verzerrungsgrades wird der gespielte Ton exzellent übertragen und ausgegeben. Den Beweis liefert das folgende Hörbeispiel, bei dem ich denselben Ton je viermal angeschlagen habe. Zuerst mit dem Daumen, dann mit der runden und zum Schluss mit der spitzen Seite des Picks. Erstklassig!!!

Audio Samples
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Dynamik Pick 1, SG
GitarreMasterReverbBassMiddleTrebleVolumeBass-BoostMacho
SG13712101314OffOn

Auch der Verzerrungsgrad kann bestens über den Anschlag oder das Volume-Poti der Gitarre geregelt werden. Wenn man härter zulangt, dann setzt bei höheren Master-Volume-Einstellungen auch noch die Kompression der Endstufe ein und der Sound wird richtig schmatzig. Hier ein Beispiel mit der gleichen Amp-Einstellung wie beim vorhergehenden Track, bei dem ich zuerst leicht und dann hart mit dem Pick angeschlagen habe.

Audio Samples
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Dynamik Pick 2, SG

Reverb
Über den Federhall gibt es auch nur Gutes zu berichten. Er lässt sich sehr feinfühlig justieren, bis 12 Uhr bekommt man einen dezenten Reverb, der dem Gitarrensignal etwas Größe und Raum gibt. Dreht man weiter auf, wird der Hall intensiver (logisch), aber das direkte Signal der Gitarre und des Amps ist immer noch deutlich im Vordergrund und wird durch den hinzugefügten Effekt nicht vermatscht. Ihr hört zwei Beispiele, einmal mit Reverb auf 12 für einen typischen Blues-Sound und dann einen Surf-Ton mit voll aufgedrehtem Hall.

Audio Samples
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Reverb 12, Strat
GitarreMasterReverbBassMiddleTrebleVolumeBass-BoostMacho
SG131210131412OnOn
Audio Samples
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Reverb 17, Strat
GitarreMasterReverbBassMiddleTrebleVolumeBass-BoostMacho
SG131710131412OnOn
Kommentieren
Profilbild von wilson

wilson sagt:

#1 - 30.11.2012 um 14:19 Uhr

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Dem wirklich ausgiebigen Test ist nichts hinzuzufügen. Ein hervorragender Amp!!!

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