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Vox SSC-33 Test

Die älteren Semester unter uns erinnern sich vielleicht noch daran, dass aus dem Hause Vox nicht nur Verstärker, sondern auch Orgeln, Gitarren und Bässe kamen. Bekannt waren vor allem die Phantom-Gitarren, die von Brian Jones (Rolling Stones) und Ian Curtis (Joy Division) gespielt wurden. Das alles ist schon recht lange her und irgendwann hatte man, wahrscheinlich wegen mangelnder Nachfrage, die Produktion eingestellt. Vor einiger Zeit allerdings besann man sich in dem ursprünglich im britischen Kent gegründeten Unternehmen, das im Laufe der Jahrzehnte mehrfach den Besitzer wechselte und seit 1992 zum japanischen Korg-Konzern gehört, auf die Vergangenheit und entschied, wieder ins Gitarrenbusiness einzusteigen.

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Diesmal allerdings war der Weg ein anderer und man versuchte nicht, Replikate der inzwischen in Vintagekreisen gefragten Gitarren aus den Sechzigern zu bauen. Glaubt man den Aussagen des Herstellers, ging es bei der Entwicklung der neuen Gitarrenreihe darum, von Grund auf das ideale Arbeitswerkzeug für den modernen Gitarristen und dessen Bedürfnisse zu bauen. Ein hohes Ziel, das überprüft werden will. Aus der im Moment noch überschaubaren Gitarrenreihe steht die SSC-33 zum Test bereit.

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Details

Korpus
Die Abkürzung SSC steht für Solid Body Single Cutaway, ein Instrument, das der Form einer Les Paul sehr ähnlich ist. Aber nur auf den ersten Blick, denn deutliche Unterschiede machen die SSC-33 definitiv nicht zur Les Paul Kopie. Der Korpus aus Mahagoni ist mit einer Ahorndecke bestückt, die bei unserem Testmodell in Gold lackiert ist und an der Kante mit einem cremefarbenen Binding abschließt. Die Rückseite und der Hals kommen in einem dunklen Braun, die Maserung des Holzes ist hier noch sichtbar. Die Gitarre ist in vier unterschiedlichen Body-Ausführungen erhältlich:
Teaburst Finish (Esche Decke /Mahagoni Korpus)
Vintage Cream Finish (Esche Decke /Mahagoni Korpus)
Black Finish (Ahorn Decke / Mahagoni Korpus)
Goldtop Finish (Ahorn Decke / Mahagoni Korpus)

Der Korpus ist lediglich 38 mm stark, also sehr schlank, wobei sein ergonomisches Shaping ihn gut an den Körper des Gitarristen anpasst. Die Decke ist leicht gewölbt und ohne harte Kanten und fühlt sich sofort gut an. Trotz des schmalen Bodys und dem im Verhältnis dazu recht dicken Hals ist die Gitarre nicht kopflastig, sondern im Gegenteil hervorragend ausbalanciert, sodass sie sich sowohl im Stehen wie im Sitzen komfortabel spielen lässt. Auf dem übrigens sehr gut lackierten Body befinden sich zwei Pickups, zwei Regler und zwei große verchromte Schalter. Vox hat der Gitarre eine verchromte Brücke aus eigenem Haus spendiert, die den Namen ´MaxConnect Bridge´ trägt. Der Steg aus einer Aluminiumlegierung ist mit zwei Schrauben auf dem Korpus befestigt, was eine gute Schwingungsübertragung gewährleistet. Die Saitenlage kann von oben über zwei Inbus-Schrauben bequem und schnell eingestellt werden. Die Saiten werden hinten am Steg eingefädelt, laufen also nicht durch den Korpus und lassen sich über einzelne Reiter in einem Spielraum von 15 mm in der Oktavreinheit justieren. Das reicht aus, war aber bei unserem Testmodell nicht notwendig, da es ab Werk vorbildlich eingestellt war. Für Gitarren-Neulinge gibt es noch ein kleines Handbuch, in dem das Einstellen von Halsneigung, Saitenlage und das Aufziehen der Saiten gut und ausführlich erklärt sind. Auch das findet man heute eher selten.

Pickups
Die SSC-33 ist mit zwei CoAxe-Tonabnehmern bestückt, einer direkt am Ende des Halses und der andere in Stegposition. Bei ihm handelt es sich um einen zweispuligen Pickup, bei dem die zentrale Spule von einer zweiten außerhalb des Magnetfeldes umgeben ist. Mit dem Modus-Schalter kann man zwei verschiedene Sounds pro Pickup aufrufen, mit dem 3-Wege-Toggle-Switch werden die üblichen Tonabnehmerkombinationen Hals-, Hals- und Steg-, und Steg-Pickup ausgewählt. Weitere Einzelheiten erfahrt ihr im Praxisteil.  

Hals
Der Hals ist aus Mahagoni gefertigt und liegt mit seinem Standard C-Profil satt in der Hand, die Bespielbarkeit ist wirklich gut. Hier kommt auch das ergonomische Shaping vorteilhaft zur Geltung, denn auch der Hals wurde ein wenig bearbeitet. Am Korpusübergang hat man noch etwas abgefräst, damit der Block nicht zu stark ist. Durch diese Maßnahme erreicht man mühelos die hohen Lagen – fiedeln im 22. Bund ist also ohne Fingerverrenkungen möglich. Die 22 Medium-Bünde sind sauber poliert, erlauben eine gute Intonation und stehen Bendings nicht kratzend im Weg – kein überstehender Bunddraht auf dem Palisander-Griffbrett, alles in wirklich sehr guter Qualität. Orientierungshilfen in Form von Dot-Markern findet man auf dem Griffbrett und an der Hals-Oberkante. Über einen weißen Kunststoffsattel gelangen die Saiten an die Stimm-Mechaniken auf der Kopfplatte, die auf der Vorderseite komplett schwarz lackiert ist. Oben findet man den Vox-Schriftzug, unten die schwarze Abdeckplatte für den Halsstellstab. Die Mechaniken (Vox Super Smooth Tuner) befinden sich an beiden Seiten, wobei die Wirbel eine leichte S-Form aufweisen und beim Stimmen gut in der Hand liegen. Eine Tatsache, die vielleicht eher unwichtig ist, aber trotzdem sofort auffällt. Ansonsten gibt es auch hier nur Positives zu berichten, die Übertragung läuft reibungslos ohne Spiel und tote Punkte. Auch der Sattel ist ausreichend für den 010-049 Saitensatz gefeilt, nichts klemmt beim Stimmen oder bei Bendings.

Das Zubehör ist überschaubar, die Gitarre kommt in einem stabilen Gigbag und neben der bereits erwähnten guten Bedienungsanleitung gibt es noch einen Inbus-Schlüssel zur Einstellung von Halsneigung und Saitenlage.
Mit ihren äußeren Werten und technischen Daten kann die SSC-33 durchaus überzeugen – Zeit also für die Praxis und ihre Performance am Amp.

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Praxis

Wichtig: Zum besseren Verständnis der Audio-Beispiele noch ein Wort zu den beiden Schaltmöglichkeiten der Pickups. Diese werden vom Hersteller Lead- und Clean-Mode genannt. Ich habe diese Bezeichnung bei den Hörbeispielen übernommen. Lasst euch nicht irritieren, wenn auf einmal der Clean-Mode verzerrt klingt.

Wir beginnen wie immer mit der harmlosen Abteilung, den Cleansounds. Hier werden wir zuerst die sechs verschiedenen Grundsounds, die man mit dem CoAxe-Pickups erzeugen kann, unter die Lupe nehmen. Der Halspickup erzeugt in der Lead-Einstellung des Modus-Schalters einen runden Ton mit warmen Bässen, aber auch noch ausreichend Höhen, um nicht muffig und matt zu klingen. Im Clean-Mode klingt er einen Hauch brillanter, verliert aber nur gering an Pegel, anders als man es bei Humbucker-Split-Sounds sonst gewohnt ist.

Audio Samples
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Neck Clean Neck Lead

Am Steg wird es dann wesentlich brillanter, die Bässe sind stark reduziert. Die Lead-Einstellung klingt kraftvoll und scharf, bei der Clean-Schaltung wird der Ton etwas weicher und die Höhen kommen seidiger aus den Speakern.

Audio Samples
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Bridge Clean Bridge Lead

Die goldene Mitte erhält man bei der Wahl beider Pickups. Hier gibt es einen schönen Zwischenpositions-Sound, in der Lead-Einstellung etwas kraftvoller in Richtung Les Paul, im Clean-Mode eher in die schlanke Tele-Richtung. Allerdings immer noch mit einem eigenen Charakter, keine bloße Kopie eines Originals.

Audio Samples
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Middle Clean Middle Lead

Den Clean-Mode mit beiden Pickups kann man hervorragend für attackreiche Rhythmus-Sounds im Clean-Bereich einsetzen. Die Ansprache der Gitarre ist auch angenehm direkt und die Bässe kommen extrem knackig rüber. Ganz egal, ob man sich mit dem Bassbereich oder bei Akkorden mit den hohen Saiten beschäftigt, in dieser Einstellung eignet sie sich hervorragend für Funk-Grooves aller Art.

Audio Samples
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Middle C Funk

Bei gleicher Amp-Einstellung kann man mit dem Hals-Pickup im Lead-Mode und etwas zurückgedrehtem Tonregler das Gegenteil erzeugen, einen weichen Jazz-Sound mit viel Bassvolumen. Was hier schon extrem positiv auffällt, wenn man noch einmal in Ruhe beide Beispiele vergleicht, ist die sehr starke Tonwiedergabe und Klangvielfalt, die nie ihren eigenen Charakter verliert. Der Pickup gibt das dynamische Spektrum sehr gut wieder, leise Töne kommen auch als solche am Amp an. Damit hat man ein gutes Werkzeug an der Hand, das die eigenen Spielnuancen sehr gut an den Verstärker überträgt.

Audio Samples
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Neck L Jazz
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Nachdem die Cleansounds überzeugen konnten, werden wir uns jetzt den etwas schmutzigeren Klängen widmen. Der Marshall Plexi wartet schon ungeduldig und mit einer leicht verzerrten Einstellung am Amp kommt aus der Vox-Gitarre folgender Sound, zuerst mit dem Hals-, dann mit dem Steg-Pickup gespielt (Lead-Mode).

Audio Samples
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Crunch Blues

Da gibt es klanglich nichts zu meckern, auch bei diesen Sounds wird die gute Tonübertragung hörbar. Das kann zwar manchmal fatal werden, denn auch alle Unsauberkeiten beim Greifen oder Anschlagen werden weitergeleitet, aber es erhöht auch den Spannungs- und Spaß-Faktor. Etwas gewöhnungsbedürftig für mich ist die Position des Pickup-Wahlschalters. Ich weiß, ich bin jetzt extrem pingelig, aber es ist mir gerade beim schnellen Wechsel auf den anderen Pickup aufgefallen, dass es etwas umständlich ist, über den Volume-Regler zuzugreifen und schnell umzuschalten. Aber man hat sich sicher schnell daran gewöhnt und wenn nicht, muss man sich eben etwas Zeit zum Umschalten nehmen.

Die Ausgangsleistung der Pickups ist sehr gut, man kann einen Verstärker damit auf jeden Fall zum Schwitzen bringen. Wenn er dann noch eine gute Dynamik aufzuweisen hat, ist die SSC-33 die ideale Partnerin. Beim nächsten Beispiel habe ich zuerst nur sehr leicht angeschlagen (Sound fast clean) und dann hart (verzerrter Sound). Das funktioniert erstklassig, man kann die Verzerrung mit dem Anschlag steuern.

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Dyna Pick

Auch mit dem Volume-Regler lässt sich die Verzerrung am Amp extrem gut steuern. Hier ist wirklich alles sehr gut aufeinander abgestimmt. Beim Herunterdrehen geht die Zerrung leicht zurück, die Lautstärke bleibt aber noch ausreichend stark, sodass kein drastischer Pegeleinbruch zu verzeichnen ist. Damit lässt es sich extrem gut arbeiten und den Verzerrungsgrad von der Gitarre aus steuern. Beim nächsten Beispiel habe ich das Volume-Poti zuerst auf 4, dann auf 10 und zum Abschluss wieder zurück auf 4 gestellt. Dabei gefällt mir ausnehmend gut, dass man das Herunterdrehen des Potis beim ausklingenden Akkord überhaupt nicht bemerkt – sehr effektiv, aber total unauffällig.

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Dyna Poti

Eine leichte Schwachstelle ist bei den Hi-Gain-Sounds zu verzeichnen. Diese werden bei stärkeren Verzerrungsgraden im Höhenbereich etwas kratzig, schmatzige Lead Sounds sind nicht die stärkste Disziplin der Vox SSC-33. Ihr hört zuerst den Halspickup, dann den Steg-Tonabnehmer, beide im Lead-Mode.

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Hi Gain

Für den Einsatz in Metal-Gefilden würde ich das Instrument auch nicht unbedingt als erste Wahl nehmen. Hier klingt es bei Mid Scoop-Sounds etwas kraftlos, die Pickups erzeugen für diesen Zweck nicht genügend Power. Aber ich finde das nicht weiter schlimm, denn warum sollte man von einem Instrument wirklich alles erwarten können? Mir ist eine Gitarre mit Charakter, die ihren klar definierten Aufgabenbereich sehr gut erledigt, wesentlich lieber als ein Chamäleon, das zwar alles bedienen kann, aber keinen Charakter hat. Bisher ist mir auch noch keine Gitarre in die Finger gekommen, die alle Aufgabenbereiche und Stilistiken bravourös gemeistert hätte.

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Metal

Der Wirkungsgrad des Tone-Potis erweist sich als sehr gut. Hier werden Frequenzen ab ca. 2,5 kHz sanft abgesenkt, wodurch sich warme Klangfarben in linearen Abstufungen erzeugen lassen. Ihr hört beim nächsten Beispiel die vier verschiedenen Extrem-Einstellungen bei einem verzerrten Sound, die einen Überblick über Klangbreite geben:
1.    Hals Pickup (Lead-Mode) – Tone auf ´0´
2.    Hals Pickup (Lead-Mode) – Tone auf ´10´
3.    Steg Pickup (Lead-Mode) – Tone auf ´0´
4.    Steg Pickup (Lead-Mode) – Tone auf ´10´

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Tone
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Kompliment! Das Konzept, kein Replikat eines alten Instrumentes, sondern ein gutes Werkzeug für den modernen Gitarristen zu bauen, geht voll auf. Selbstverständlich sind die Ansprüche heute nicht viel anders als in den Sechzigern, aber die Möglichkeit, besonders in der Fertigung gewisse Wünsche genauer und kostengünstiger umzusetzen, sind doch erheblich gewachsen. Und genau das ist hier geschehen. Die Gitarre ist sehr gut verarbeitet und voreingestellt, die Mechaniken arbeiten problemlos und die Ergonomie des schmalen Korpus passt sich perfekt dem Körper an. Man hat sofort ein gutes Spielgefühl. Das Highlight sind für mich ganz klar die neu entwickelten CoAxe Pickups, die eine ausgezeichnete Dynamik und Klangwiedergabe haben. Gerade in Verbindung mit einem Amp, der ebenfalls sehr gut reagiert, geht hier die Sonne auf. Das funktioniert vor allem bei Clean, Crunch und Mid Gain Sounds. Im Hi Gain-Bereich wird es etwas schwächer, hier kommt der Klang etwas bissig in den Höhen rüber. Daher würde ich die Gitarre für Metal-Einsätze oder Gitarristen, die häufig mit stark verzerrten Sounds spielen, weniger empfehlen. Alle anderen aber, besonders Gitarristen, die auf Klangcharakter, Vintagesound und Tonansprache Wert legen, sollten die Vox SSC-33 in die Hand nehmen. Hier wird für bescheidenes Geld einiges geboten.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Klangwiedergabe
  • Verarbeitung
  • Voreinstellung des Halses und Saitenlage
  • Pickups (Ausgangsleistung und Kombinationsmöglichkeiten)
Contra
  • Bei Hi Gain-Sounds klingt sie etwas kratzig
Artikelbild
Vox SSC-33 Test
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Facts
  • Hersteller: Vox
  • Model: SSC-33
  • Finish: Gold Top
  • Korpus: Mahagoni
  • Decke: Ahorn
  • Hals: Mahagoni
  • Profil: Standard C
  • Griffbrett: Palisander
  • Halsbr.Sattel: 43 mm
  • Halsbr. 12.Bd.: 53 mm
  • Halsdicke 5. Bund: 24 mm
  • Mensur: 638 mm
  • Bünde: 22 Medium Frets
  • Mechaniken: Vox Super Smooth Tuner
  • Pickups: 2x Vox CoAxe Pickups
  • Regler: 1x Volume, 1x Tone
  • Brücke: Vox MaxConnect Bridge
  • Preis: 892,00 Euro (UVP)
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