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Vermona ’14 Test

Praxis

Bedienung

Die ersten Gehversuche mit dem Vermona ’14 gestalten sich wegen der Geradlinigkeit des Synthesizers sehr unkompliziert. Durch die einfache Struktur und das großzügige, klare Layout des Bedienfelds findet man sich sofort zurecht und klassische Synthesizer-Leads, Bässe, Drones und Sequencer-Sounds gelingen auf Anhieb. Beim Schrauben fällt mir außerdem auf: Es tut gut, inmitten all der immer kleiner werdenden und gern etwas fummeligen Miniatur-Synthesizer mal wieder ein ausgewachsenes Instrument unter den Fingern zu haben, bei dem man die Potiknöpfe richtig anfassen kann. Obwohl der ’14 beileibe kein besonders großer Synthesizer ist, ist hier entgegen dem Trend nichts verkleinert oder sonstwie reduziert. Die hohe Verarbeitungsqualität, die man ihm bei jeder Berührung anmerkt, steigert das subjektive „Dreh-Gefühl“ nochmals. Hinzu kommen gut durchdachte Details wie die Pegelanzeige zwischen Mixer und Filter und die einfache Zuweisung der Performance-Controller Velocity und Aftertouch.
Vielleicht kann ich meinen Eindruck so auf den Punkt bringen: Man spürt beim Spielen und Sounds schrauben, dass der ’14 von Leuten mit einem treffsicheren Gespür für’s Wesentliche entworfen wurde. Es ist nicht nur alles da, was man für charakterstarke Sounds braucht, es wurde auch genauso konsequent alles weggelassen, was einen auf dem Weg dorthin ablenken oder verwirren könnte. Hier geht es weniger um Sounddesign-Wissenschaft und mehr um Musik machen, und es macht richtig Spaß!

Sound

Klingen tut es auch gut. Der Vermona ’14 produziert einen kraftvollen, erdigen Analogsound. Obwohl er durchaus sehr zivilisiert und freundlich zu Werke gehen kann, blüht er für meinen Geschmack richtig auf, wenn man das Filter unter Zuhilfenahme der praktischen LEDs in die Sättigung fährt, die Resonanz aufdreht und vielleicht noch ein wenig Filter FM in die Suppe gibt. Natürlich wird hier das Rad der subtraktiven Synthese nicht neu erfunden und der ’14 bietet keine revolutionären Innovationen. Aber mit Sync, FM, drei verschiedenen Filter-Flankensteilheiten und den flexibel einsetzbaren Performance-Modulationen ist seine Klangpalette erfreulich breit, ohne dass man Gefahr läuft sich zu verzetteln. 

Audio Samples
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PWM Bass Overdriven Sync LFO Bass Drone Eerie Lead Filter FM Weird Jam

Die Sinusschwingung ist bei den Oszillatoren gewöhnlicher subtraktiver Synthesizer selten gesehen, weil sie keine Obertöne hat und sich nicht gut für die subtraktive Synthese eignet. Kommt jedoch Frequenzmodulation ins Spiel, sieht das sofort ganz anders aus, und genau deshalb beherrschen beide VCOs des ’14 den Sinus. Im folgenden Beispiel produzieren beide VCOs Sinusschwingungen. 

Audio Samples
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FM

Das Filter arbeitet kultiviert und klingt für mein Empfinden ausgezeichnet. Es ist tendenziell auf der aggressiveren Seite zu verorten. Wer möchte, kann die Resonanz heiser kreischen lassen, natürlich sind aber auch zahmere Töne möglich. Nicht ganz optimal gelungen finde ich das Regelverhalten der beiden Potis für Cutoff und Resonanz. Bei beiden Reglern passiert für meinen Geschmack an den Rändern des Regelwegs zu wenig, während der tatsächlich nutzbare Regelbereich in der Mitte recht eng ist. 

Audio Samples
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Filter 12 dB Filter 18 dB Filter 24 dB
Fotostrecke: 2 Bilder Links von der Tastatur wird der Arpeggiator / Sequencer aktiviert.

Arpeggiator / Sequencer

Kaum ein Synthesizer kommt noch ohne einen Sequencer oder zumindest einen Arpeggiator aus. Der ’14 bietet beides, wobei die beiden Funktionen hier eng miteinander verwoben sind. Grundlage ist der Arpeggiator, der vom LFO oder von einer internen (Tap Tempo) oder externen (MIDI-)Clock getriggert werden kann. Er wird aktiviert, indem man den Schalter links von der Tastatur in die Stellung ARP stellt. 16 Patterns stehen zur Auswahl, die mit dem Drehschalter rechts oben ausgewählt werden. Dessen Beschriftung mag anfangs verwirren, ist jedoch bei genauem Hinsehen weniger kryptisch, als sie aussieht. Für den Arpeggiator sind der äußere, hell hervorgehobene Kreis und die darum aufgedruckten Pfeile maßgeblich. Unten (6-Uhr-Stellung) geht es los mit einem Aufwärtspattern (Pfeil im Uhrzeigersinn) mit einer Oktave Umfang (1). Die nächste Stellung im Uhrzeigersinn ist das Gleiche mit zwei Oktaven (2), dann mit drei (3). Danach wird die Richtung umgekehrt (Abwärtspattern, Pfeil entgegen dem Uhrzeigersinn), wieder über 1-3 Oktaven. So geht es weiter mit Up+Down- und Random-Patterns. Den Abschluss bilden Alternate-Up- und Down-Patterns (A) und – im Zusammenhang des gleich folgenden Sequencers vielleicht am interessantesten – „Order“-Patterns (O), bei denen die Noten in der Reihenfolge wiedergegeben werden, in der sie gespielt wurden.
Bei laufendem Arpeggiator kann man das Sustainpedal drücken, um weitere Noten hinzuzufügen. So können Noten mehrfach in einem Arpeggio / einer Sequenz verwendet werden. Ebenso ist es möglich, mit dem REST-Taster Pausen einzufügen. Gerade in der Stellung „O“ kann man auf diese Weise komplexe Patterns und Sequenzen erzeugen.
Und damit sind wir auch schon direkt beim Sequencer, der genau hier anknüpft. Um eine Sequenz zu programmieren, begibt man sich zunächst in den Arpeggiator-Modus und baut wie eben beschrieben ein Custom-Pattern zusammen. Dann bewegt man bei laufendem Arpeggio den Schalter in die Stellung SEQ, woraufhin man das Pattern auf einem der 16 Speicherplätze ablegen kann. Nun lässt es sich per Tastendruck abspielen und ggf. transponieren.
Zweieinhalb wichtige Features des Arpeggiators / Sequencers fehlen noch. Die Gate Time kann per Taster auf verschiedene Längen und auch auf Zufallswerte gesetzt werden. Dann ist da noch die Fähigkeit zur Aufzeichnung der Velocity, wodurch man auch die damit steuerbaren Parameter Cutoff und Lautstärke ansatzweise sequenzieren kann. Sehr schön! Und zum Schluss: Auf Wunsch gibt der Arpeggiator / Sequencer MIDI-Noten aus (CV/Gate sowieso).
Im Test gefiel mir diese Sektion nach einer gewissen Eingewöhnungsphase sehr gut. Natürlich ist das kein komfortabler, visueller Step-Sequencer mit Step-Tasten und vielen LEDs. Aber gerade die Entstehung von Sequenzen aus sich kontinuierlich entwickelnden Arpeggio-Patterns, die man dann abspeichert und auf Tastendruck zur Verfügung hat, empfand ich als sehr inspirierend.

Kommentieren
Profilbild von chantomas

chantomas sagt:

#1 - 22.10.2017 um 21:30 Uhr

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Relativ mutig ist es, für dieses Geld noch einen monophonen Synthesizer auf den Markt zu bringen, auch wenn dieses Schmuckstück wirklich gelungen zu sein scheint.

    Profilbild von Lasse|bonedo

    Lasse|bonedo sagt:

    #1.1 - 23.10.2017 um 14:46 Uhr

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    Hi chantomas, da gebe ich dir Recht - der 14 ist schon eher etwas für Überzeugungstäter. Aber er klingt super und ist ein echtes Schmuckstück mit einer wirklich exzellenten Fertigungsqualität. Da hat man was für's Leben ;-)
    Viele Grüße, Lasse (bonedo)

    Antwort auf #1 von chantomas

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