Valiant Guitars Soothsayer Flamed Maple BF Test

Die Valiant Guitars Soothsayer stammt aus der Ukraine und präsentiert sich als moderne Interpretation des Stratocaster-Designs. Valiant Guitars wird von zwei Brüdern betrieben, die Gitarren und Bässe auf Custom-Shop-Niveau anbieten und mittlerweile auf eine 30-jährige Erfahrung zurückblicken. Erfreulicherweise können sie trotz des furchtbaren Krieges in ihrem Heimatland nach wie vor Instrumente ausliefern, die nun auch in Deutschland zu haben sind. Ein erster Blick auf die Specs der Soothsayer offenbart nur beste Komponenten.

Valiant Guitars Soothsayer Flamed Maple BF Test

Valiant Guitars Soothsayer Flamed Maple BF – das Wichtigste in Kürze

  • Moderne Interpretation einer S-Style E-Gitarre
  • Geflammte Ahorndecke und Erlekorpus
  • Ahornhals und Griffbrett aus Buche (geröstet)
  • Zwei splitbare Bare Knuckle Humbucker
  • Gotoh-Hardware
  • Koffer im Lieferumfang
  • Gefertigt in der Ukraine

Über Valiant Guitars

Hinter Valiant Guitars stehen der Bassist Vadim und der Gitarrist Dima Gavrilenko, deren Großvater bereits Geigenbauer war. Die beiden Brüder fertigen seit über 30 Jahren E-Gitarren und Bässe, starteten zunächst als kleiner Custom Shop und arbeiten mittlerweile mit einem Team von versierten Gitarrenbauern zusammen, die ebenfalls Musiker sind. Die bei Kiew ansässige Schmiede schwört auf Bare Knuckle Pickups und Hardware von GraphTech, Gotoh und CTS. Darüber hinaus wird auch eigene Hardware in Form von Hardtail-Brücken und höhenverstellbaren Sätteln aus Glockenbronze hergestellt. Schaut man sich das aktuelle Portfolio von Valiant Guitars an, gibt es drei Modellvorlagen (Offset, Double Cut und Single Cut), die auf die Wünsche des Kunden zugeschnitten werden können.

Valiant Guitars Soothsayer Flamed Maple BF Koffer
Fotostrecke: 6 Bilder Eine hochwertige Gitarre wie die Valiant Guitars Soothsayer Flamed Maple wird im Koffer geliefert,…

Der Korpus der Valiant Guitars Soothsayer kombiniert Erle und Ahorn

Beim Design der Soothsayer haben wir es ganz klar mit der modernen Interpretation der Fender Stratocaster zu tun, die bereits 1954 vorgestellt wurde. Im bekanntermaßen konservativen Gitarrenbau bezieht sich der Begriff modern aber dennoch eher auf die Weiterentwicklungen. Und die gab es auch schon in den 80er-Jahren bei Herstellern wie Valley Arts oder Tom Anderson zu bestaunen. Grundlage ist ein opulent gestalteter und schnittigerer Korpus als beim Original, hier aus altbewährter Erle mit einer geflammten Ahorndecke. Die vorliegende Soothsayer präsentiert sich mit einer hochglänzenden Blue-Fade-Lackierung, die auf der Korpusrückseite etwas dunkler ausfällt. Rundum lässt sie die Maserung des Holzes durchscheinen und bei der zweiteiligen Ahorndecke sorgt die Holzstruktur für den typisch dreidimensionalen Look. Zusätzlich verziert den Korpus eine Art Fake-Binding am Übergang zwischen Zarge und Decke, wofür ein Streifen Deckenholz unlackiert bleibt. Auffällig ist außerdem eine recht großzügige rückseitige Aussparung auf Höhe der Klinkenbuchse. Diese vom Hersteller als Canopy-Construction betitelte Modifikation soll dafür sorgen, dass der Klinkenstecker sicherer befestigt werden kann. Die Saiten laufen über ein Zweipunkt-Tremolo von Gotoh, das ab Werk freischwebend eingestellt ist. Ein 3 mm dickes Schlagbrett aus Acryl unterstreicht darüber hinaus das moderne Outfit dieses S-Style-Modells. 

Valiant Guitars Soothsayer Flamed Maple BF Hardware
Fotostrecke: 3 Bilder Die gesamte Hardware ist in schwarz gehalten.

Zwei Bare Knuckle Humbucker dienen als variable Klangübertrager

Für die Tonübertragung sorgen zwei Bare Knuckle Impulse Alnico V Humbucker, die über einen 5-Weg-Schalter verwaltet werden. Demzufolge können die Doppelspuler also nicht nur einzeln oder zusammen betrieben werden, sondern haben auch noch zwei Split-Coil-Varianten im Angebot. In Schalterposition 2 werden die beiden äußeren und in Position 4 die beiden inneren Spulen aktiviert. Justiert werden die Sounds weiterhin über ein Volume- und ein Tone-Poti, deren Knöpfe mit hölzernen Oberseiten verziert sind.

Valiant Guitars Soothsayer Flamed Maple BF Elektronik
Fotostrecke: 7 Bilder Hier verziert den Korpus eine Art Fake-Binding am Übergang zwischen Zarge und Decke, wofür ein Streifen Deckenholz unlackiert bleibt.

Eine Titanverstärkung sorgt für einen noch stabileren Hals

Auch im Falle des mit vier Schrauben befestigten fünfteiligen Halses weicht die Valiant Soothsayer vom traditionellen Konzept ab. Im Detail fiel hier die Wahl auf Ahorn und Walnuss in Kombination mit einem Griffbrett aus gerösteter Hainbuche. Für eine bessere Stabilität ist der Hals außerdem titanverstärkt. Die Mensur beträgt Strat-typische 648 mm und das Griffbrett weist einen modernen 12-Zoll-Radius auf. Die 22 extraharten Jumbo-Bünde sind perfekt eingesetzt und präsentieren sich mit absolut tadellos bearbeiteten Bundkanten. Möchte man darüber hinaus die Halsneigung nachstellen, geht dies ganz einfach über eine Stellschraube, die im 22. Bund sitzt. Die Saiten passieren auf ihrem Weg zu den Locking-Tunern, die ebenfalls aus dem Hause Gotoh stammen, einen justierbaren Sattel aus Glockenbronze. Dieser sorgt für eine geschmeidige Saitenführung, was der Stimmstabilität beim Einsatz des Tremolos entgegenkommt.

Valiant Guitars Soothsayer Flamed Maple BF Double-Cut
Fotostrecke: 6 Bilder Die beiden Cutaways erleichtern das Spiel in den hohen Lagen und erlauben ermüdungsfreies Solieren.

Die Valiant Guitars Soothsayer präsentiert sich mit einem gelungenen Setup

Unser Testmodell bringt rund 3,6 kg auf die Waage, womit es, gemessen am Bautyp, dem Durchschnitt entspricht. Direkt aus dem Koffer glänzt es mit einer sehr ordentlichen Werkseinstellung und einer Saitenlage, die weder ultraflach noch zu hoch ausfällt. Sie ermöglicht eine angenehme und leichte Bespielbarkeit und klirrt auch bei härterem Anschlag nicht allzu sehr. Das asymmetrische C-Halsprofil fällt eher schlank aus und trägt ebenfalls zu dem sehr leichtfüßigen Spielgefühl bei. Trocken angespielt zeigt die Soothsayer durchaus die Eigenschaften einer typischen Strat. Insgesamt klingt diese modernere Variante nicht zuletzt aufgrund der Holzauswahl etwas weicher, runder und gutmütiger, als man es von diesem Modelltyp gewohnt ist. Sehr ausgewogen und ausbalanciert hängt die Gitarre am Gurt und mit ihren rückseitigen ergonomischen Aussparungen liegt sie ebenso bequem am Oberkörper. Das Tremolosystem ist freischwebend eingestellt, läuft mit einem angenehmen Widerstand und kann in etwa einen Ganzton nach oben gezogen werden. Dabei arbeitet es auch bei stärkerem Einsatz erfreulich stimmstabil. Rutscht doch einmal eine Saite in der Tonhöhe etwas ab, kann dies mit einem kurzen Zug des Tremoloarms nach oben korrigiert werden. Und das, ohne die Gitarre nachstimmen zu müssen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

So klingt die Soothsayer von Valiant Guitars im Clean Channel

Für die heutigen Aufnahmen steht ein Fender Bassman 50 aus dem Jahre 1974 bereit, der weitestgehend clean eingestellt ist. Das Amp-Signal läuft anschließend über eine Universal Audio OX Box und wird dann final über ein Universal Audio Apollo Interface aufgezeichnet. Für die Overdrive- und Distortion-Sounds nutze ich als Pedale einen Wampler Tumnus, ein Boss SD-1 und einen Okko Dominator. Wie sich beim Anschließen eines angewinkelten Steckers an der Gitarre zeigt, lässt die Aussparung auf Höhe der Klinkenbuchse das Kabel quasi verschwinden. Führt man es außerdem über den Gurt, kann es noch besser fixiert werden und der Stecker liegt sauber auf der Kante an der Buchse auf.

Ich starte mit einem ersten Soundcheck der fünf Tonabnehmereinstellungen und beginne dabei mit dem Hals-Pickup.

Audio Samples
0:00
Clean: PU-Check

Die Bareknuckle-Pickups liefern stabile und präsente Signale 

Die drei Humbucker-Einstellungen der Soothsayer präsentieren sich mit einem gesunden Output. Der Pegel des Bridge-Pickups fährt den Bassman durch einen gewissen Mittenschub sogar recht schnell in den Break-Up, ohne dabei das Signal plattzumachen. Ganz im Gegenteil entpuppen sich die Pickup-Signale als äußerst präsent und stabil. Gleichzeitig reagieren sie feinfühlig auf meinen Anschlag und wirken in der Auflösung sehr transparent. Der Hals-Pickup neigt auch beim Anschlag der tiefen Saiten mit dem Daumen nicht zum Matschen und erzeugt einen warmen und weichen Klang mit einer gewissen Luftigkeit. Auch die Kombination aus beiden Humbuckern ist gut abgestimmt. Beispielhaft zeigt sich die Qualität der Pickups beim Spielen von Solo-Lines über den Steg-Pickup an einer schon leicht schwitzenden Amp-Vorstufe. Dabei liegen die Töne schon bei geringer Gain-Intensität toll in den Fingern und stehen wie eine Eins!

Im Test machen sich der vitale und sehr dynamische Sound der Pickups positiv bemerkbar.

Das Tone-Poti der Valiant-Soothsayer entpuppt sich als effektives Tool

Die beiden Split-Coil-Einstellungen wirken im ersten Moment etwas kühl und analytisch. Aber hier kann das sehr gut abgestimmte Tone-Poti Abhilfe schaffen, indem man es je nach Geschmack etwas zurückdreht. Anschließend wirken die Höhen weitaus milder und gefälliger, ohne das Signalbild muffig erscheinen zu lassen. Klar, dass der etwas analytische Grundcharakter trotzdem bis zu einem gewissen Grad bestehen bleibt. Ein Grund, weshalb hier Spielerinnen und Spieler, die auf der Suche nach vintage-artigen Singlecoil-Sounds sind, nicht fündig werden. Dafür wirkt sich der schon angesprochene transparente Grundcharakter der Pickups noch eindrücklicher aus. Arpeggierte Akkorde beispielsweise erscheinen sehr detailliert und quasi aufgefächert.

Hier kommen ein paar praxisorientierte Beispiele in allen fünf Einstellungen.

Audio Samples
0:00
Clean: Pos. 1 Clean: Pos. 2 Clean: Pos. 3 Clean: Pos. 4 Clean: Pos. 5

Bei Overdrive-Sounds geht mit der Soothsayer die Sonne auf!

Dass die klangliche Abstimmung der Pickups sehr sinnvoll gewählt ist, wird richtig deutlich, wenn man in puncto Gain eine Stufe höher schaltet. Wie schon eingangs erwähnt, spielt sich die Gitarre sehr leichtgängig. In Kombination mit dem präzisen dynamischen Reaktionsverhalten der Pickups ergibt das schon bei geringem Input eine große Ausbeute an klanglichen Nuancen. Wirkten die Split-Coil-Sounds im Clean-Betrieb noch etwas kühl, gehen sie hier vollkommen auf und entpuppen sich als sehr ansprechende zusätzliche Klangfarben. Im Vergleich zu echten Einspulern haben sie im Zerrbetrieb die Nase vorn. Des Weiteren kann nicht nur über den Anschlag, sondern auch über das Volume-Poti der Grad der Verzerrung sehr effektiv beeinflusst werden. Nicht verwunderlich ist ansonsten natürlich, dass die Gitarre besonders mit der Auslegung des Bridge-Pickups im High-Gain-Bereich glänzen kann. Persönlich am eindrucksvollsten empfinde ich das Instrument mit all seinen Facetten aber dennoch bei etwas moderateren Gain-Stufen. Fusion-Spieler kommen hier meiner Meinung nach voll auf ihre Kosten. Hören wir zum Abschluss noch ein paar Sounds mit diversen Zerrpedalen und Einstellungen.

Audio Samples
0:00
Overdrive: PU-Check (Wampler Tumnus) Overdrive: Dynamic Check – Pos. 5 -> 1 (Wampler Tumnus) Overdrive: Pos. 1 (Boss SD-1) Overdrive: Pos. 1 (Wampler Tumnus) Distortion: Pos. 1 (Okko Dominator)

Die Valiant Guitars Soothsayer ist eine Fusion-Gitarre im besten Sinne und präsentiert sich im Test als äußerst hochwertig verarbeitetes und sehr leicht bespielbares Instrument. Dabei passen die beiden Humbucker aus dem Hause Bare Knuckle sehr gut zur Gitarre. Sie sorgen mit ihren beiden zusätzlichen Split-Coil-Einstellungen besonders im Zerrbetrieb für eine variable Klangausbeute. Im Gesamteindruck spielt unser Testmodell absolut auf Custom-Shop-Niveau, weshalb ich den hohen Preis im Vergleich zu den Mitbewerbern aus dieser Sparte als angemessen empfinde. Wer sich etwas Besonderes gönnen will, sollte die Instrumente von Valiant Guitars auf jeden Fall in die engere Auswahl nehmen. Schön, dass sie nun auch in Deutschland erhältlich sind.

Mit der Valiant Guitars Soothsayer präsentiert sich ein äußerst hochwertig verarbeitetes und sehr leicht bespielbares Instrument.
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • sehr hochwertige Verarbeitung
  • leichte Bespielbarkeit
  • vitaler und sehr dynamischer Sound der Pickups
  • stimmstabiles Tremolo
Contra
  • keins
Artikelbild
Valiant Guitars Soothsayer Flamed Maple BF Test
Für 2.998,00€ bei
  • Hersteller: Valiant Guitars
  • Modell: Soothsayer Flamed Maple BF
  • Typ: E-Gitarre
  • Herkunftsland: Ukraine
  • Farbe: Blue Fade
  • Korpus: Erle
  • Decke: Geflammter Ahorn
  • Hals: Ahorn (geröstet)
  • Griffbrett: Buche (geröstet)
  • Halsprofil: asymmetrisch C
  • Sattelbreite: 42 mm
  • Bünde: 22 Jumbo-Bünde
  • Mensur: 648 mm
  • Griffbrett-Radius: 12“
  • Tonabnehmer: 2 Bare Knuckle Impulse Humbucker
  • Bedienung: Fünfwegschalter, Tone, Volume
  • Hardware: Gotoh 510 Locking-Mechaniken, Messingsattel, Gotoh 510 Zweipunkt-Tremolo
  • Gewicht: 3,6 kg
  • Zubehör: Koffer, Strap-Locks
  • Ladenpreis: 2998,00 Euro (Januar 2023)
Hot or Not
?
Valiant Guitars Soothsayer Flamed Maple BF 004 FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Fender American Professional Classic Telecaster | Classic Sounds with Modern Feel | Sound Demo
  • Country Rock Riffing with the American Professional Classic Telecaster!
  • Epiphone IGC Hummingbird Deluxe EC | NOT a Reissue! | Sound Demo