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Universal Audio Apollo Twin Duo & Marshall Plexi Super Lead 1959 Plug-In Test

Praxis

Wir beginnen direkt mit der knallharten Erbsenzählerei, denn den Sound eines Marshall Plexi hat mit 99-prozentiger Sicherheit jeder schon einmal gehört, und ich muss zugeben, dass der virtuelle Kollege tatsächlich sehr gut geraten ist. Was aber den Gitarristen neben dem Sound interessiert, ist natürlich auch die Ansprache, das Reaktionsverhalten und das daraus resultierende inspirierende Spielgefühl. Dazu gibt es den direkten A/B-Vergleich mit meinem Marshall SLP1959, der auf eine 4×12 Box mit alten Greenbacks geschickt und von einem Neumann TLM103 abgenommen wird. Ein direkter Soundvergleich ist nahezu unmöglich, weil zu viele Faktoren in die Klanggestaltung einfließen. Verschiebt man beispielsweise das Mikrofon einen Zentimeter nach links, klingt es schon komplett anders. Außerdem habe ich (leider) auch nicht den Original-Amp aus dem Museum zur Verfügung und auch nicht die unterschiedlichen Mikrofone. Was mich aber interessiert, ist das Reaktionsverhalten, und da liegt der Fokus in den nächsten Beispielen. Für die habe ich meine Lieblingsverkabelung benutzt. Die Gitarre ist im Input 1 und das Patchkabel steckt im Input 1 (Low) und Input 2 (High). Dadurch werden beide Kanäle mit höherem Pegel angefahren. Plexi und Apollo Twin werden gleichzeitig über einen Lehle-Switcher angesteuert und parallel aufgenommen. Ich habe bei beiden “Amps” so gut es ging ein ähnliches Sound- und Gain-Setting eingestellt, damit man einigermaßen objektiv vergleichen kann. Anschließend wurde auf der SG eine Runde mit den Fingern gespielt, zuerst ganz sanft, im zweiten Durchgang etwas härter.

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UAD PlugIn – SG-Gitarre mit Fingern gespielt Original Plexi – SG-Gitarre mit Fingern gespielt

Jetzt geht es weiter mit hartem Anschlag, an den Einstellungen wurde nichts verändert.

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UAD PlugIn – SG-Gitarre mit hartem Anschlag Original Plexi – SG-Gitarre mit hartem Anschlag
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Da kann man wirklich nicht meckern. Die dynamische Ansprache funktioniert ausgesprochen gut und ich habe auch das Gefühl, der Amp gehorcht mir. Klar, wenn ich vor einem wuchtigen Plexi mit 4×12 Box stehe, ist das Ganze natürlich wesentlich direkter. Hört man aber beide Signale über die Regieraumboxen in Rock´n´Roll Studio-Lautstärke, dann sind die Unterschiede sehr gering. Das Spielgefühl ist auf jeden Fall ausgezeichnet. Die nächste Disziplin ist das Reaktionsverhalten auf Lautstärkeveränderungen des Volume-Potis an der Gitarre. Mit ihm kann man einen gut zerrenden Plexi wunderbar zu Cleansounds nötigen, abhängig selbstverständlich von der Ausgangsleistung der Pickups. Ihr hört als nächstes einen simplen E-Powerchord, bei dem ich nach jedem Anschlag den Lautstärkeregler um eine Einheit zurückgenommen habe (10-9-8-7-6).

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UAD PlugIn – Reaktionsverhalten auf Lautstärkeveränderungen des Volume-Potis Original Plexi – Reaktionsverhalten auf Lautstärkeveränderungen des Volume-Potis

Auch hier gibt es nichts zu beanstanden, der Hi-Z Eingang am Apollo Twin ist gut abgestimmt auf das ankommende Gitarrensignal. Der virtuelle Plexi macht beim Entzerren seinen Job sehr gut. Ich habe den regelbaren Input Gain am Apollo Twin dabei komplett zurückgedreht.
Jetzt wird die Gitarre gewechselt und die Strat mit Singlecoils ist am Start. Auch hier reagiert der virtuelle Marshall so, wie man das gewohnt ist. Der Unterschied zwischen den beiden Instrumenten und den unterschiedlichen Pickups wird klar wiedergegeben, das Plug-In ist absolut kein Plattmacher.

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UAD PlugIn – Strat-Sound Original Plexi – Strat-Sound

Zum Abschluss hört ihr noch einmal den virtuellen Amp und auch den echten Marshall gemeinsam im Bandkontext. Auch hier kann ich sagen, dass man mit dem Signal gut arbeiten kann und es auf keinen Fall gegen den echten Amp schwächelt. Ihr hört den richtigen Amp auf der rechten Seite, das Plug-In ist auf der linken Seite im Panorama. Später kommt noch die Lead-Gitarre hinzu, ebenfalls über das Plug-In, allerdings habe ich dabei zum Anfeuern noch den virtuellen Tube Screamer aus dem Hause Universal Audio vorgeschaltet.

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Songbeispiel – UAD Plugin links, Original Plexi rechts
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Profilbild von Markus Galla

Markus Galla sagt:

#1 - 18.08.2015 um 07:12 Uhr

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Also entweder höre ich falsch oder hier wird gezielt Marketing betrieben. Dass durch unterschiedliche Mikrofonierung, Mikrofontypen und selbst Gitarren ein Plugin und das Original anders klingen, ist verständlich. Aber der Test des Reaktionsverhaltens beim Zupfen und beim Zurückdrehen des Potis zeigt doch deutlich die Schwächen des Plugins im Vergleich zum realen Amp. Beim Zurückdrehen passiert beim Plugin gar nicht viel, außer einer Lautstärkeabnahme. Erst ganz am Schluss sinkt tatsächlich auch die Verzerrung rapide. Ganz anders beim echten Verstärker. Hier ändert jede kleine Drehung am Volume-Poti den Grad der Verzerrung und den Klang, während sich die Lautstärke kaum ändert. Beim Zupf-Klangbeispiel hat der Plexi mehr Nuancen als das Plugin. Beim Strat-Beispiel scheint sich beim Plugin die Resonanz-Frequenz der Strat verschoben zu haben. Hier wäre noch einmal interessant, wie sich das Plugin verhält, wenn der Gesamtwiderstand aus Amp-Eingang, Kabel und Gitarre tatsächlich für beide Probanden exakt gleich ist. Gerade Strats reagieren ja sehr empfindlich auf Schwankungen. Nicht, dass das Plugin schlecht klingt. Es klingt wirklich gut. Aber es ist m. E. für sich zu betrachten und nicht mit einem richtigen Amp zu vergleichen. Das ist etwas, das mir bei allen digitalen Emulationen aufstößt, dass man immer meint, man müsse sich an einem Vorbild messen (für das Marketing vielleicht sinnvoll), statt einen eigenen Klang zu formen. Viele Signature Sounds würde es heute nicht geben, wenn man immer nur Dinge kopiert hätte, die es schon gibt. Wo bleibt die Innovation? Das ist wie mit den Leuten, die sich ein Boss Pedal kaufen, das einen Federhall digital simuliert.....früher hatte jeder Amp einen Federhall.

Profilbild von Thomas Dill - bonedo

Thomas Dill - bonedo sagt:

#2 - 18.08.2015 um 13:43 Uhr

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Hallo MarkusDanke für Deinen Kommentar, aber gezieltes Marketing wirst Du bei unseren Tests nicht finden. Es wird immer die unverblümte, ehrliche Meinung geschrieben.Was den Vergleich von Plug-In und Original Amp betrifft, bin ich der Meinung, dass man schon mal einen klanglichen Vergleich anstellen darf, aber selbstverständlich nur die aufgenommenen Signale betreffend. Denn der Hersteller gibt ja schließlich an, dass das Plug-In den Marshall Plexi Sound erzeugen kann. Ob man so etwas innovativ nennen kann, sei dahin gestellt, aber ich bin ehrlich gesagt dankbar, dass ich auch unterwegs mit einem Notebook vernünftige Gitarrenaufnahmen machen kann und gewisse Standardsounds im Taschenformat und bei Zimmerlautstärke zur Verfügung habe.Schöne GrüßeThomas

    Profilbild von maria

    maria sagt:

    #2.1 - 18.08.2015 um 22:40 Uhr

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    >> unterwegs mit einem Notebook vernünftige Gitarrenaufnahmen machen kann<<echt, machst Du das und auch mit Kopfhörer ? dann wundert mich nicht, dass Du die Signale nicht unterscheiden kannst ;-)na klar, man KANN so Musik machen und sogar Gitarren aufnehmen, aber das hat nichts mit dem zu tun, was Markus zurech anspricht. UAD ist schon ein ziemliches Placebo für viele , die nicht hören können bzw die Original noch nie gehört haben. Gerade was EQs und Comps betrifft färben die Plugins so oder auch mal anders. Sehen dabei aber eben super aus. Das ist absolut ok und auch das Bonedo an Thomann hängt wie das Kälbchen an der Kuh , und Thomann mit Abstand der größte UAD Reseller in der EU ist - auch das ist schnuppe , weil das jeder weiß und auch das zum Glück nicht verboten ist, aber dass Du hier Zerre und Sättigung nicht vom PlugIn unterscheidest ist schon etwas verpeilt ;-)

    Antwort auf #2 von Thomas Dill - bonedo

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