Ultrasone Pro-750 Test

Praxis

Verwendungszweck

Für einen geschlossenen Kopfhörer weist der Ultrasone Pro 750 eine relativ geringe Schallisolation nach außen hin auf, was auch dem sanften Anpressdruck geschuldet ist. Da er relativ pegelfest ist, könnte er mit seinen Emissionen somit Mitmenschen und bei Recording-Einsätzen durchaus unangenehm auffallen. Zuhause, beim FOH-Mix oder bei der Mikrofon-freien Musikproduktion sollte das aber absolut nicht weiter stören! Aufwendigere Faltmechanismen, um den Kopfhörer besonders platzsparend zusammenzufalten, gibt es leider nicht.
Ein bisschen platzsparender lässt sich der Pro 750 zusammenfalten.
Ein bisschen platzsparender lässt sich der Pro 750 zusammenfalten.

Tragekomfort

Der Kopfhörer sitzt zunächst mal fest und sicher auf meinem Kopf. Die Ohrmuscheln sind gut beweglich, passen sich somit komfortabel der Kopfform an. Eine Ohrmuschel nach hinten an den Hinterkopf zu legen, ist ebenso möglich, ohne dass man Gefahr läuft, den Kopfhörer zu verlieren. 
Der Anpressdruck ist erfreulicherweise nicht so hoch, wodurch man sich nicht wie unter einer Glocke fühlt, wenn man den Ultrasone 750 Pro aufsetzt. Wer also äußerst empfindlich auf Druck auf den Kopf reagiert, sei bei diesem Kopfhörer beruhigt: Er ist aufgrund der fetten „Extrapolster“ wirklich besonders bequem. Trotzdem, stundenlanges Tragen wird man auch hier irgendwann sicherlich „nachspüren“. Da ich Kopfhörer bei Musikproduktionen hauptsächlich zum Gegenhören benutze, wandern sie bei mir aber äußerst selten für lange Zeit auf den Kopf. 

Klang

Ich habe jeden Kopfhörer innerhalb unseres Testmarathons an verschiedenen Kopfhörerausgängen bzw. Verstärkern betrieben, um meine Höreindruck-Aufmerksamkeit auf den Kopfhörer selbst und nicht den Verstärker zu lenken. Von günstig bis etwas teurer waren dabei folgende Kandidaten vertreten:
  • iPhone 4S
  • MacBook 
  • RME Fireface UFX
  • Drawmer MC2.1
Weiterhin habe ich diverse akustische Experimente durchgeführt und viele verschiedene, mir bekannte Mixe angehört, um den Charakter der einzelnen Kopfhörer zu isolieren. Unter anderem sind folgende Alben in „Heavy-Rotation“ gelaufen: 
  • Daft Punk – Tron (O.S.T)
  • Clint Mansell – The Fountain (O.S.T)
  • 50 Cent – The Massacre 
  • NIN – The Fragile
  • Depeche Mode –  Violator
  • Rabih Abou Khalil – Blue camel
Weiterhin habe ich zum Abgleich mit Peter Könneman auch folgende Stücke gehört:
  • Charlie Haden – Cancion a Paola
  • Johnny Cash – Desperado
  • Skrillex – Bangarang
  • Rihanna – Rude Boy
  • David Guetta – Sexy Bitch

Frequenzgang

Wir entsinnen uns: Die Bandbreite des Ultrasone wurde mit 8 Hz bis 35 kHz angegeben – Höhen hat das Kerlchen auf alle Fälle genug zu bieten, soviel ist schon mal sicher! Ohne Angaben zu den Grenzen der Welligkeit bzw. den gemessenen Abfall an den Messpunkten ist diese Aussage allerdings herzlich wenig hilfreich. Dieser Kopfhörer ist damit aber, auch im Rahmen des Testmarathons, in „bester“ Gesellschaft! Es bleibt nur hinzuzufügen, dass je nach Kopf- und Ohrform der persönliche Höreindruck sowieso leicht variiert. 
Mir fallen spontan die undefinierte Bässe und die äußerst harten, unausgewogenen Höhen auf. Wichtige Tief-Mitten von 200 Hz bis 300 Hz werden vernachlässigt und das nicht nur, weil die Kopfhörer grundlegend HiFi-mäßig, mit der typischen „Bass/Höhen-Badewanne“ abgestimmt wurde. 
Obwohl der Sound grundsätzlich sehr direkt ist und es ihm wirklich nicht an Höhen fehlt, klingt er gleichzeitig auch ungewöhnlich „hohl“ und „nasal“, was ich auf eine starke Welligkeit im Bereich des Hochtons zwischen 2kHz und 10 kHz zurückführen würde. Das Gesamtklangergebnis klingt dadurch wie bearbeitet oder „prozessiert“, was sich bei einigen Tracks zwar durchaus gut anhört, bei den meisten Sachen aber eben leider voll daneben greift. Beispielsweise klangen Shaker extrem metallisch gefärbt.
Nach einer längeren Beurteilung und Eingewöhnung relativiert sich dieser Umstand zwar aufgrund der bemerkenswerten Anpassungsfähigkeit unserer Ohren durchaus, trotzdem werde ich mit dem Pro 750 absolut nicht warm. An einem iPod oder iPhone relativiert sich dieser kalte Umstand zwar noch ein wenig, zum Mischen und Mastern ist der Ultrasone 750 Pro meiner Einschätzung nach aber absolut nicht geeignet.Dafür wurde aber auch nicht konzipiert bzw. beworben, was man fairerweise hinzusagen sollte.

Impulsverhalten

Die Darstellung von Transienten ist wiederum als gut zu bezeichnen. Allerdings befinden sich – preislich weit unterhalb dieses Ultrasone-Modells platziert – ein paar andere Modelle innerhalb unseres Testmarathon-Umfeldes, die mindestens genauso „schnell“, wenn nicht sogar noch deutlich „knackiger“ agierten – und das ohne sehr nervigen Höhen-Boost! Beispielsweise wäre da der etwas günstigere Beyerdynamic DT-880 Pro zu nennen, aber auch der Audio Technica ATH-M50 ist schneller und präziser – und kostet dabei nur rund die Hälfte!

Räumliche Abbildung

Die Stereo-Bühne ist zwar grundsätzlich sehr groß bemessen, eine präzise Lokalisation in der Stereobreite ist mit diesem Kopfhörer meiner Einschätzung nach aber nicht möglich. Einzelne Instrumente und deren Platzierung verschwimmen auf der Stereo-Bühne, was zwar teilweise beeindruckend schmeichelt, Mischsituationen aber nicht unbedingt erleichtert. Weiterhin hatte ich auch das Gefühl, dass L und R nicht gleich laut agieren, was die Phantommitte etwas nach Rechts verschoben hat. Der DT-770 von Beyerdynamic klingt zwar ähnlich „groß und voluminös“, was den „Raumeindruck“ anbelangt, zeichnet die Stereobühne dabei aber viel deutlicher. Diese Aussage trifft natürlich auch auf den Preis/Leistungs-Sieger Audio-Technica ATH-M50 zu.
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