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Ultrasone Pro-2900i Test

Nachdem wir hier schon zwei Modelle von Ultrasones Pro-Serie genauer unter die Lupe genommen haben, den Pro-750 und den höherwertigen Pro-900, wollten wir auch den Pro-2900i nicht auslassen.

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Das i steht hier für die zweite Generation der Reihe, in der laut Hersteller ein breiterer Bügel für mehr Bequemlichkeit sorgen soll. Als offenes Pendant zum geschlossenen Pro-900 ist das 2900er-Modell für andere Einsatzzwecke konzipiert. Ob er auch andere Klangeigenschaften innehat, wollen wir in diesem Test herausstellen.

Details

Allgemeines

Optisch sind sich sämtliche Pro-Modelle der Tutzinger Manufaktur ziemlich ähnlich. Der Ultrasone Pro-2900i ist ohrumschließend gebaut und mutet hochwertig an. Die fast ausschließliche Verwendung von Plastik an Gehäuse und Gelenken tut dieser Anmutung nur wenig Abbruch. Auch die Abdeckung aus Aluminium mit ihrem Logo als Relief hat der offene Kopfhörer mit seinen Kollegen gemein. Die Ohrpolster sind in schwarzem Samt gehalten und lassen sich wechseln. Das Polster am Bügel hingegen ist aus Kunstleder gefertigt und wirkt robust, aber dennoch bequem.

Der Kopfhörer mutet edel an und ist an jeder Stelle hochwertig verarbeitet.
Der Kopfhörer mutet edel an und ist an jeder Stelle hochwertig verarbeitet.

Das linksseitig geführte Kabel ist austauschbar und wird per 3,5-mm-Klinkenstecker verbunden. Buchse und Stecker sind hörerseitig mit einem Gewinde versehen, um das Kabel einzuschrauben und es so gegen versehentliches Herausziehen zu sichern. Der Hörer ist für einen Transport außerhalb des mitgelieferten Cases mit einem Faltmechanismus versehen. In einem Merkmal unterscheidet sich der 2900i jedoch von den anderen Modellen: So sind hier in die Ohrmuschel Aussparungen um die Abdeckplatte aus Aluminium herum eingelassen.
Beim Lieferumfang zeigt sich Ultrasone spendabel. Im Hardcase befinden sich neben dem eigentlichem Kopfhörer zwei Kabel. Eines davon ist gerade und mit einer Länge von 1,5 m und einem 3,5-mm-Klinkenstecker für unterwegs gedacht. Das andere, ein Spiralkabel mit drei Metern Länge und einem 6,3-mm-Klinkenstecker der Marke Neutrik ausgestattet, richtet sich offenbar an Pro-User. Außerdem findet sich im Case ein Paar Ersatz-Ohrpolster. Das Zubehör ist dem stolzen Preis von immerhin 469 Euro (UVP) also durchaus angemessen.

Fotostrecke: 5 Bilder Im Lieferumfang befinden sich nicht nur Kabel in zwei Ausführungen, sondern auch noch ein Paar Ersatzpolster.

Technik und Kennzahlen

Bis auf seine offene Bauweise unterscheidet sich der Pro-2900i auch hier kaum von seinen Serienpartnern. Sämtliche Modelle sind dynamisch konzipiert und verfügen über die von Ultrasone patentierte S-Logic-Plus-Technologie. Deren Zweck ist laut Hersteller, den Klang von Kopfhörern natürlicher und vor allem räumlicher erscheinen zu lassen. Dies soll durch eine spezielle Anordnung der Treiber und eine gerichtete Schallverteilung innerhalb der Ohrmuschel geschehen. Ultrasone stützt sich dabei jedoch nicht auf Algorithmen, sondern macht sich die Anatomie des Ohrs zunutze und strahlt den Schall nicht direkt auf die Gehörgänge ab, sondern leicht versetzt. Somit würden weder Verzerrungen noch Phasenverschiebungen ausgelöst, die das Klangbild negativ beeinflussen könnten. Durch diese Eigenart verspricht der Entwickler eine bis zu 4 dB höher empfundene Lautstärke bei gleichem Schalldruck. Somit könne ein Arbeiten bei geringerer Abhörlautstärke möglich werden, das Ermüdungserscheinungen des Gehörs deutlich reduziert werden.

Die Elektronik ist durch die Verkapselung in MU-Metall gegen Interferenzen geschirmt.
Die Elektronik ist durch die Verkapselung in MU-Metall gegen Interferenzen geschirmt.

Der Frequenzgang wird mit optimistischen 6 – 42000 Hz angegeben, was in Zeiten von High-Resolution-Audio fast schon zum Standard avanciert ist. Die Membranen messen 40 mm, sind titanbeschichtet und können damit dank hoher Dämpfung geringe Nachschwingzeiten und somit eine gute Impulstreue aufweisen. Die elektronischen Komponenten im Inneren sind durch eine Verschalung aus einer Nickel-Eisen-Legierung vor Interferenzen geschützt. Auch dies betitelt Ultrasone als Eigenentwicklung und nennt sie ULE-(„Ultra Low Emission“-)Technologie. Eine Impedanz von nur 40 Ohm macht den Kopfhörer auch für den mobilen Einsatz tauglich, der Kennschalldruck von 96 dB sorgt für einen ordentlichen Ausgangspegel.

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Praxis

Verwendungszweck und Tragekomfort

Durch die offene Bauweise des Ultrasone Pro-2900i sind die Einsatzmöglichkeiten von Natur aus begrenzt. Die Einstreuungen aus der Umwelt sowie das Übersprechen nach außen schließen ihn als DJ-Kopfhörer sowie für den Einsatz im Aufnahmeraum bei lauterer und beat-lastiger Musik quasi aus. Bei der Arbeit im Zug zog ich bei höheren Abhörlautstärken missmutige Blicke auf mich, bei niedrigem Pegel waren die Umgebungsgeräusche zu laut und machten konzentriertes Mischen unmöglich. Während der Gesangsaufnahmen leiserer Akustik-Stücke ohne Klick fühlte sich eine Sängerin allerdings gerade durch den offenen Charakter sehr wohl. Auch im Regieraum konnte der Kopfhörer durchaus Punkte sammeln. Ich fühlte mich deutlich weniger eingeengt und freier, als bei der Verwendung des geschlossenen Pro-900. Das offene Modell lässt einen luftigen Eindruck entstehen und ermöglicht auch aufgesetzt eine gute Kommunikation mit dem Umfeld. 

Dank des Faltmechanismus lässt sich der Kopfhörer auf Minimalgröße zusammenlegen und ist dadurch leicht zu transportieren.
Dank des Faltmechanismus lässt sich der Kopfhörer auf Minimalgröße zusammenlegen und ist dadurch leicht zu transportieren.

Am Tragekomfort gibt es nichts auszusetzen. Trotz vergleichsweise geringem Anpressdruck sitzt der Kopfhörer nicht wackeliger als ähnliche Modelle. Die Polster scheuern nicht, liegen nur da auf, wo sie sollen und der Bügel sitzt bequem. Die Anpassung an die Kopfform geht sowohl von den Schienen zur Größenverstellung bis hin zur Drehung der Ohrmuscheln stets gut von der Hand. Dank des einfachen Handlings und des angenehm offenen Charakters stellt auch längeres Arbeiten kein Problem dar.

Klang

Hier fällt die Verwandtschaft zum Pro-900 sofort auf, jedoch ohne den massiv überrepräsentierten Bassanteil seines Bruders. Zwar kommt dieser immer noch etwas zu kräftig, doch hier greift er längst nicht mehr so massiv ins Klanggeschehen ein. Jedoch fördert der Pro-2900i einen nasalen Charakter zutage. Die Darstellung im Druckbereich von Gitarren zwischen 300 und 500 Hz erscheint mir unbefriedigend und lässt so rockige Musik ein wenig fad, zuweilen auch etwas bissig erscheinen. Die gute Auflösung in den Höhen stellt Details glockenklar heraus. Becken gewinnen dadurch an Glanz, werden aber auch schnell zu präsent und wirken spitz. Auf Konsonanten wirkt sich dieser Effekt weniger stark aus. Diese wirken, wie Stimmen im Gesamten, verhältnismäßig rein und natürlich.
Trotz einiger Unzulänglichkeiten im Frequenzgang verfügt der Kopfhörer über ein sehr gutes Impulsverhalten über den gesamten Frequenzverlauf. Höhen, Mitten und Tiefen sprechen sauber an und fangen auch bei steilen Transienten nicht an zu schwimmen. Auch bei höheren Lautstärken gibt sich der Pro-2900i pegelfest und kann sich mit Verzerrungsarmut und Detailreichtum behaupten.

Weist ein gutes Impulsverhalten auf: offener Ultrasone
Weist ein gutes Impulsverhalten auf: offener Ultrasone

Die Panoramastaffelung gelingt ihm ohne weitere Probleme. Auch die Lokalisation von Elementen im Stereo-Bild ist ohne größere Schwierigkeiten möglich. Dennoch hält die S-Logic-Technologie nur bedingt, was sie verspricht: Die Schallquelle scheint nur geringfügig nach vorn versetzt. Mittige Elemente erscheinen jedoch immer noch im Kopf platziert und auch eine Tiefenwirkung konnte von mir nur bedingt wahrgenommen werden.
In der Produktionspraxis schlägt sich der Kopfhörer durchwachsen. Gerade beim Mischen fördern Aufnahmen aus metallischen und rockigen Gefilden einen ziemlichen Biss zutage. Dieser strengt das Gehör schon nach kurzweiliger Arbeit an. Bässe lassen sich hingegen gut einschätzen, durch die ausgeprägte Präsenz neigt man allerdings dazu, diese etwas schwächer als nötig zu dosieren. Beim Editing geht kaum ein Detail verloren. Hier hat der Biss auch Vorteile, denn Schwachstellen im Schnitt von E-Gitarren werden schnell offenbart. Akustische Passagen oder generell Material mit „natürlicher“ Instrumentierung lassen sich deutlich angenehmer auch auf Dauer bearbeiten und dank des transparenten Obertonverhaltens, lassen sich auch Räume gut dosieren. 

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Fazit

Im direkten Vergleich mit seinem Bruder, dem Pro-900, schneidet der Ultrasone Pro-2900i deutlich besser ab, was den Klang angeht. Der Bass ist deutlich sinnvoller dimensioniert, wenn auch immer noch stark vertreten. Trotzdem ist es stark von der jeweiligen Abhörsituation abhängig, ob der Kopfhörer geeignet erscheint oder eher nicht. Auch in verschiedenen Genres macht er eine unterschiedlich gute Figur. Sehr gut gefallen hat er mir beim Editing von akustischen Instrumenten und Gesang in Folk, klassischer Musik und Singer/Songwriter-Material. Auch einige Jazz-Aufnahmen und Sprache kamen gut und natürlich zur Geltung. Als eher weniger empfehlenswert empfinde ich den Pro-2900i zum Musikgenuss von Stilistiken, die generell bissiger wirken. Speziell Rock- und Metal-Aufnahmen können nach einiger Zeit unangenehm werden. Klanglich ist er also eher ein Charakterdarsteller, kein lineares und zuverlässiges Werkzeug. Verarbeitung und Ausstattung sind Pluspunkte, die mit etwas gutem Willen, zumindest ansatzweise den hohen Preis rechtfertigen können. 

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • gute Impulswiedergabe
  • hochwertig gefertigt
  • gutes Zubehör
  • bequemer Sitz
Contra
  • bissiger Klang
  • hoher Preis
Artikelbild
Ultrasone Pro-2900i Test
Für 280,00€ bei
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Ultrasone mit abgeklappter Muschel.
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