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Traps A-400 Test

Details

„Ist das schon alles?“, frage ich den Kurier, während er mir ein mittelgroßes und mittelschweres Paket vor die Tür stellt. Tatsächlich versteckt sich das neue XS-Schlagzeug inklusive Hardware und sogar einem Paar Sticks komplett in nur einem Karton!

Oft fragt man sich ja, was sich wohl hinter den mitunter doch ziemlich skurrilen Erweiterungen der diversen Produkt-Beschreibungen verbirgt. Im Falle des A-400 ist es einfach. Bei der mir zum Test vorliegenden Version des Sets handelt es sich um das auf der Hersteller-Homepage beschriebene A-400-nc (No Cymbals). Offensichtlich gibt es also auch eine Version, bei der die Becken bereits im Lieferumfang enthalten sind. Das A-400-nh (No Hardware) hingegen kommt nicht nur ohne Becken, sondern auch ohne HiHat-Stativ und Drum-Pedal daher. Nachdem ich den Boten noch kurz verdächtigt hatte, das zweite Paket mit dem Drum-Rack unterschlagen zu haben, finde ich am Paketboden doch noch ein Päckchen mit den dicken Stahlrohren, die wohl mit den zahlreichen Klemmen aus dem beigefügten Plastikbeutel zu einem Rack geformt werden sollen.

Fotostrecke: 3 Bilder Erinnert doch stark an ein Schlagzeug, oder…?

Zunächst stellen sich bei mir misstrauische Blicke ein – Plastik, Plastik, Plastik. Natürlich sind die einzelnen Teile und Trommeln dadurch sehr leicht, wirken aber auch eher wie Spielzeuge und nicht wie ein vollwertiges Instrument. Die 10”, 12” und 14” Toms sind mit Remo-Fellen bespannt, eine Information, die man nur durch die „fittet with Remo Heads“-Aufschrift auf dem Karton bekommt, denn die Remo-Embleme auf den Fellen mussten übergroßen www.trapsdrums.com-Aufdrucken auf jeder Trommel weichen. Ein neomoderner Effekt in einem Zeitalter, in dem aber auch wirklich alles mit Schrift versehen wird, sogar Tapeten!

Nachdem ich die für den Transport sehr hoch gestimmten Toms mit einem herkömmlichen Stimmschlüssel wie ganz normale Trommeln (abgesehen von den fehlenden Resonanz- Fellen), bearbeitet hatte, wurde ich zum ersten Mal positiv überrascht. Das klingt ja fast wie echte Trommeln. Wow, ich hätte nicht gedacht, dass der reine Fellsound einen solch großen Anteil am Gesamtklang innehat. Natürlich vermisst man, verglichen mit einer 10” x 8”-Tom, eine gewisse Frequenzvielfalt und Klangfülle, aber für sich betrachtet klingt dieses zunächst von mir zu Unrecht als „Spielzeug“ beschimpfte Plastik-Fliegengewicht zwar etwas speziell, aber durchaus brauchbar. Durch das fehlende Resonanzfell fällt das Stimmen sehr leicht, denn es geht eigentlich nur um die Tonhöhe und ein wenig Feintuning.

Im Gegensatz zu den Toms haben Bassdrum und Snaredrum des A-400 Resonanzfelle. Das Stimmen dauert hier also ein wenig länger, nicht zuletzt natürlich auch deshalb, weil ich ja noch keine Erfahrung mit dem Sound der superflachen Plastiktrommeln habe. Die Bassdrum lässt sich durch Abschrauben des Resonanzfelles hervorragend mit einem kleinen Stück Stoff dämmen. Dann stimme ich den Flachbass so tief wie möglich und es ergibt sich ein recht jazziger, offener Sound, der naturgemäß ein wenig fleischlos daherkommt – dabei aber ebenfalls durchaus brauchbar ist. Grundsätzlich sind uns Drummern ja flache Snaredrum-Kessel nicht ganz fremd. Man denke nur an Piccolo- oder Jungle-Snares. Ich muss sagen, das Herzstück des A-400 ist für mich das absolute Highlight.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Snaredrum

Zwar machen die Plastik-Teile und auch die Plastik-Hardware einen wenig vertrauenerweckenden Eindruck, soundmäßig funktioniert dieses 12”-Baby aber wie eine Große bzw. eine Hölzerne. Das knallt! Natürlich steht einem sehr kleinen Snaredrum-Kessel eine hohe Stimmung viel besser als eine tiefe, was in diesem Fall absolut zum Gesamtsound des Sets passt.

Was sich jedoch nicht schönreden lässt, ist die Hardware. Solange man sie nicht absolut festknallt,  drehen und winden sich die Stahlrohre des Racks in den Plastik-Klemmen. Dann aber steigt die Sorge, dass die nächste Umdrehung der Schraube einen Knack verursacht und die Klemme zerbricht. Wie heißt es doch so schön: nach fest kommt locker! Sogar die Flügelmuttern der Beckenarme bestehen aus Plastik, und prompt verkeilt sich eine der beiden, als ich ein Becken aufzuhängen versuche. Das Gewinde franst aus, und sollte dies noch ein zweites Mal passieren, werde ich die Schraube sicher auswechseln müssen.

Auch das Positionieren der Toms hat so seine Tücken. Dies hat in erster Linie mit der Länge der Frontstange des Racks zu tun, die dem Durchmesser der Bassdrum entspricht, da sie gemeinsam mit zwei vertikalen Stangen dafür sorgt, dass die dicke Trommel während des Spielens nicht auf Reisen geht. Als Folge daraus ist aber der Platz für die beiden Toms auf der Frontstange sehr limitiert. Erst die genaue Betrachtung der Abbildung in der Anleitung macht mir klar, wie sich der Hersteller den Aufbau vorstellt. OK… Die Toms hängen recht hoch und in bester Rockmanier auch relativ schräg. Ein in letzter Zeit wieder recht beliebter flacher und waagerechter Aufbau ist hier nicht möglich – zumindest nicht mit dem mitgelieferten Rack.

Dennoch: auch mit meiner Körpergröße von 2m ist dieser Aufbau für mich kein Problem, und ich habe keine Mühe, das Traps A-400 zu bedienen. Also mal sehen, wie es sich anfühlt.

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