Anzeige

Tracktion BioTek Sound Designer Edition Test

DAW-Hersteller Tracktion schickt seinen Klangerzeuger BioTek in die nächste Runde. Mit dem kostenlosen Update wird daraus nun BioTek SD – Sound Designer Edition. Während die erste Version ausschließlich fertige Patches zum Sound-Morphing bereithielt, öffnet der Hersteller nun das System, um Klänge von Grund auf selbst zu schrauben. Neben Sample-Import und Sound-Layering verfügt BioTek SD über umfangreiche Modulationswege, die jedes Klangtüftler-Herz höherschlagen lassen.

Tracktion_BioTek_SD_Bild_01_Aufmacher

Details

Kompatibilität und Verfügbarkeit

BioTek ist verfügbar für die Betriebssysteme Mac OS X (ab 10.7.5), Windows (ab Version 7), jeweils in 32 und 64 Bit, sowie für Linux (ab Ubuntu 12.04 und Debian 6) in 64 Bit. Das Plug-in unterstützt die Schnittstellen VST, AU, AAX und Linux-VST. Eine kostenlose Testversion steht zum Download bereit.

Konzept

BioTek SD vereint synthetische Klangerzeugung und Sampling in einem virtuellen Instrument. Der Klangerzeuger liefert ab Werk eine große Palette von Umgebungsgeräuschen aus Natur, Industrie und Stadt, die sich mit virtuell analoger Klangerzeugung kombinieren lassen. Aufwendige Sound-Layer lassen sich auf einem einfach zu bedienenden X/Y-Feld namens „Ring Display“ nahtlos miteinander verschmelzen.

In der Sound Designer Edition wurde BioTek rundum erneuert! Anders als der Vorgänger, der über Patch-abhängige Parameter verfügte, mit denen vorgefertigte Patches gesteuert werden konnten, ermöglicht BioTek SD, Klänge selbst zu kreieren. Die erste Version kam mit einer Single-Screen-Bedienoberfläche aus, was sich durch die Erweiterungen entsprechend geändert hat. Der Klangerzeuger ist zwar etwas unübersichtlicher, dafür jedoch wesentlich flexibler in puncto Sound Design. Das Schöne dabei ist, dass die ursprüngliche Ansicht nach wie vor erhalten bleibt. Mit „Edit“ wechselt der Synth in die Sound Designer Edition.

Fotostrecke: 2 Bilder Die „Wild“-Ansicht – das ursprüngliche Interface bleibt auch der aktuellen Version erhalten.

Klangerzeugung

Zur Klangerzeugung dienen vier virtuell analoge Oszillatoren, welche neben den üblichen Wellenformen auch weißes und rosa Rauschen erzeugen. Darüber hinaus kann jeder Oszillator statt der synthetischen Klangerzeugung auch Samples abspielen! Zu den Samples der Factory Library ist hier auch der Import eigener Samples möglich.
Zu den vier Oszillatoren kommen zusätzlich vier FM-Operatoren. Bei der FM-Synthese (Frequenzmodulationssynthese) wird im einfachsten Fall die Frequenz eines Oszillators oder Filters durch die Frequenz eines weiteren Oszillators moduliert. Dabei werden meistens zwei Sinus-Wellenformen verwendet. BioTek geht einen Schritt weiter und stellt gleich 10 Algorithmen zur Verfügung, ähnlich wie die Yamaha DX Synthesizer.

Filter und Effekte

Die Filtersektion ist mit einem 4-Band-Equalizer und zwei Multi-Mode-Filtern ausgestattet. Neben den gewöhnlichen Hochpass-, Tiefpass- und Bandpass-Filtern sind hier Bitcrusher und Kammfilter an Bord. Hinzu kommen sechs Distortion-Modi, darunter Röhren-Emulation, Fuzz und Clip. BioTek SD verfügt über vier Effekt-Slots, in die sich Chorus, Phaser, Delay, Kompressor und drei verschiedene Reverbs (Natural, Plate und None-Linear) insertieren lassen. Auch hier befinden sich zusätzliche Filter und Distortion.

Modulation

BioTek verfügt über acht sogenannte „Flow-LFOs“, in die sich jeweils wiederum acht LFOs laden lassen. Der Clou: Jeder LFO kann unterschiedliche Wellenformen und Frequenzraten erhalten. Mit einem Schieberegler lassen sich die LFOs durchfahren, wodurch mit Leichtigkeit sehr abwechslungsreiche Modulationen erzeugt werden. In der vorigen Version war es vom Patch abhängig, was genau mit den LFOs moduliert wird. Viel nützlicher ist es, dass Modulationen nun selbst definiert werden können. 
Die Modulation Matrix fällt vergleichsweise umfangreich aus: Insgesamt 200 Modulationen sind pro Sound möglich – das ist schon eine Menge Holz. Damit man nicht so ganz den Überblick verliert, sind jeweils 15 Modulationen auf mehreren Unterseiten verteilt. Moduliert werden kann hier jeder Parameter des Klangerzeugers. Zu den gewöhnlichen Mod Wheel, LFO oder Sustain Pedal lässt sich hier unter anderem auch Random als Modulationsquelle auswählen – Kollege Zufall moduliert also bei Bedarf fleißig mit. Die Möglichkeiten, Klänge zu modulieren, sind nahezu endlos, die Klangvielfalt ist entsprechend umfangreich.

Die Modulation Matrix erlaubt 200 Modulationen.
Die Modulation Matrix erlaubt 200 Modulationen.

Arpeggiator

Als Spielhilfe dient der Arpeggiator mit acht Arpeggio-Mustern und Latch. Die Anschlagstärke kann auf einen festen Wert eingestellt werden und auch die Anzahl gleichzeitig spielbarer Noten lässt sich definieren. In puncto Timing ist der Arpeggiator mit einem Swing-Parameter ausgestattet und bietet Zufallsabweichungen für Position, Notenlänge und Anschlagstärke, was lebendige Arpeggiator-Figuren ermöglicht. Darüber hinaus lassen sich MIDI-Dateien importieren und als Sequenz wiedergeben.

Anzeige

Praxis

Bedienoberfläche

In der ersten Version eignete sich BioTek eher, um voreingestellte Sounds zu laden und diese mit den Patch-abhängigen Parametern zu tweaken. Auch die Sound Designer Edition wird zunächst mit der Standard-Oberfläche, hier „Wild“ genannt, geladen, mit der die Patch-abhängigen Macro Controls gesteuert werden. Der Patch-Browser verfügt weiterhin über eine Suchfunktion, mit der sich alle Sounds (vorgefertigte und auch eigene Kreationen) durchsuchen lassen, etwa das „TY-Default“-Patch, das als Ausgangspunkt zur eigenen Klanggestaltung dient.
Unter „Edit“ gelangt man zur Sound Designer Edition, in der mit dem eigenen Sounddesign begonnen werden kann. Trotz der vielen Möglichkeiten ist BioTek SD übersichtlich strukturiert. In einer linken Spalte lassen sich beliebig viele Sound-Layer hinzufügen, in denen sich Klänge schichten lassen. Jeder kann mit seinen eigenen Oszillatoren, Samples, Effekten und Modulationen gefüttert werden – man kann sich also ausmalen, wie umfangreich die Klangwelten werden können. Im Hauptfenster des Synths sind die Module, also OSCs, Filter, Effects, Arp und Matrix, jeweils in eigenen Fenstern. Durch die übersichtliche Anordnung in Reihe sind sie schnell griffbereit – man behält also immer den Überblick.

Eigene Samples importieren

Die Oszillatoren bieten ein Drop-down-Menü, das die Auswahl der Wellenformen oder eines Samples ermöglicht. Dabei hat man direkten Zugriff auf die BioTek-Samples. Eigene Samples können leider nicht per Drag and Drop in den Klangerzeuger geladen werden, sondern nur durch Kopieren des Samples in einen Ordner der BioTek-Library. Der Synth hält zumindest einen Button bereit, mit dem der Ordner im Finder (Mac) oder Explorer (Windows) geöffnet wird. 

Modulationen und Zuweisungen

Anders als bei vielen Synthesizern sind die Lautstärke- und Filterhüllkurven beim BioTek nicht fest definiert. Stattdessen werden die vier Hüllkurven-Generatoren ihren Aufgaben in der Matrix zugewiesen. Gleiches gilt für die acht LFOs sowie externe Quellen, etwa Mod Wheel oder Pedale. 
Die Modulationen werden entweder herkömmlicherweise in der Modulation Matrix oder aber mittels Assign-Ansicht hergestellt. Dazu verfügt BioTek über ein sehr intuitives Prinzip: Zunächst wird eine Quelle ausgewählt, etwa LFO1. Daraufhin wechselt BioTek in die Assign-Ansicht, in der sich ein Parameter auswählen lässt. Je nachdem, wie weit man den Parameter daraufhin aufdreht, wird die Stärke der Modulation festgelegt. Diese Zuweisung ist im Anschluss in der Modulation Matrix definiert. Ob man die Zuweisungen nun auf diese Weise oder nach dem gewöhnlichen Prinzip in der Matrix durchführt, bleibt jedem selbst überlassen. Intuitiver und schneller geht es mit der Assign-Ansicht aber ganz sicher, da man die Parameter und Modulatoren nicht mehr in einem Drop-down-Menü der Matrix suchen muss, sondern einfach den gesuchten Parameter bedient –sehr praktisch.

Klang

Bereits in der ersten Version hat mich BioTek mit einem einzigartigen Klangcharakter überzeugt, der durch die Kombination von synthetischen Sounds mit Umgebungsgeräuschen aus Natur, Stadt und Industrie interessante Morphings mit dem Ring-Display ermöglicht. Den bisherigen 128 Patches wurden nochmals rund 100 weitere hinzugefügt. In der Edit-Ansicht kann man die Klänge nun wesentlich detaillierter an die eigenen Bedürfnisse anpassen oder einfach nur als Basis zum eigenen Soundschrauben verwenden. In vielen Fällen genügt es schon, die Factory-Samples eines vorgefertigten Patchs durch eigene Samples zu ersetzen. Die Factory-Library umfasst Klänge, die von Sounddesign für Filme bis hin zu elektronischer Musik viel Brauchbares bereithalten.

Audio Samples
0:00
01. Natural Rhythm 02. Nature vs. Machine 03. Phillip the Filler 04. Automotive 05. Coper Bass 06. Zephyr Machine

Alternativen

Die Verschmelzung von Sampling und Synthese ist Tracktion ganz sicher gelungen. BioTek SD hat alles Wichtige an Bord, um eigene Samples mit subtraktiver sowie FM-Synthese zu kombinieren. Es gibt jedoch Alternativen auf dem Markt. Ähnliche Möglichkeiten bietet Apple Alchemy (ehemals CamelAudio), für Nutzer von Logic X kostenlos, für Nicht-Logic-User mittlerweile uninteressant, da es nicht mehr als Dritthersteller-Plug-in weiterentwickelt wird. Sample-Import, aufwendige Modulationen, über 12.000 Patches und zusätzliche Wavetable Synthese bietet Spectrasonics Omnisphere 2, kostete mit 499 Dollar aber auch mehr als das dreifache. Wer nicht ohne Timestretch oder Granularsynthese in den Ring steigen möchte, ist mit UVI Falcon gut beraten, dessen Preis von 350 Dollar den des BioTek ebenfalls weit übersteigt.

Anzeige

Fazit

Das Konzept des Tracktion BioTek SD geht auf: Die fehlenden Features der ersten Version wurden rundum nachgebessert, wodurch der Synthesizer-Sampler-Hybrid nun zu einem komplexen Sounddesign-Werkzeug herangewachsen ist. Die Fortsetzung überzeugt mit solider Klangerzeugung, die auch den Import eigener Samples ermöglicht. Durch die umfangreichen Modulationswege sowie amtlicher Filter- und Effekt-Sektion erscheinen die Möglichkeiten fast unendlich, was durch die Klangschichtung unendlich vieler Layer nochmals verstärkt wird. Der Klangerzeuger bleibt seinem übersichtlichen Bedienkonzept treu. Sind die Sounds einmal erstellt, dient das simpel zu bedienende Ring-Display für aufwendige Sound-Morphings. In puncto Sampling muss BioTek SD leider ohne Drag & Drop-Funktion sowie Time-Stretching oder Granularsynthese auskommen. Wer auf die kleinen Schwächen verzichten kann, erhält mit Tracktion BioTek für 150 Dollar einen Hybriden, der in einem fairen Preissegment angesiedelt ist.

Pro
  • Hybrid aus Sampler und Synthesizer
  • ermöglicht komplexes Sounddesign
  • übersichtliches Bedienkonzept
  • umfangreiche Modulation Matrix
  • unabhängige Hüllkurven-Generatoren
  • solide Effekt-Sektion
  • Flow-LFO bieten aufwendige Modulierungen
  • Import eigener Samples
  • erlaubt aufwendiges Layering
  • intuitive Modulation-Zuweisungen
Contra
  • kein Drag & Drop beim Sample-Import
  • Sampling ohne Time-Stretch und Granularsynthese
Tracktion_BioTek_SD_Bild_01_Aufmacher
Features
  • Synthesizer-Sampler-Hybrid
  • beliebig viele Sound-Layer zur Klangschichtung
  • 4 virtuell analoge Oszillatoren
  • 4 Sample Playback Oszillatoren
  • 4 FM Operatoren mit 10 Algorithmen
  • Sync, Ring Modulation, PWM, Waveshaping
  • 4-Band-Equalizer
  • 2 Multimode-Filter mit Distortion
  • 4 Insert-Effekte (Hall, Delay, Chorus, Flanger, Phaser, Redux und Kompressor)
  • 4 frei zuweisbare Hüllkurven-Generatoren
  • Modulation Matrix mit 200 Modulationswegen
  • 32 Modifier-Wege
  • 8 Flow-LFOs (mit jeweils 8 LFOs)
  • Sample-Import
  • MIDI-Import
Systemvoraussetzungen
  • Mac OS X 10.7.5 oder neuer
  • Windows 7 oder neuer
  • Ubuntu Linux 12.04 oder neuer
  • Intel Core 2 Duo 2 GHz Prozessor
  • 2 GB RAM
  • VST-, AU-, AAX- oder Linux-VST-fähige DAW
Preis
  • 150 Dollar
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Hybrid aus Sampler und Synthesizer
  • ermöglicht komplexes Sounddesign
  • übersichtliches Bedienkonzept
  • umfangreiche Modulation Matrix
  • unabhängige Hüllkurven-Generatoren
  • solide Effekt-Sektion
  • Flow-LFO bieten aufwendige Modulierungen
  • Import eigener Samples
  • erlaubt aufwendiges Layering
  • intuitive Modulation-Zuweisungen
Contra
  • kein Drag & Drop beim Sample-Import
  • Sampling ohne Time-Stretch und Granularsynthese
Artikelbild
Tracktion BioTek Sound Designer Edition Test
Hot or Not
?
Tracktion_BioTek_SD_Bild_01_Aufmacher Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • How to Get Legendary U47 Audio Quality Without Spending $10,000 on a #microphone
  • The Ultimate Guide to Record Professional Audio at Home in 15 Minutes!
  • iZotope Ozone 12 Bass Control Demo (no talking)