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the t.mix 16.4 Test

Es waren die 80er Jahre, in denen 19-Zoll-Rackmixer mächtig angesagt waren. Unter anderem, um die damals üblichen Keyboard-Burgen vorzumischen oder im Proberaum schnell einen Summenmix auf einem Cassettendeck aufzuzeichnen. In der Jetztzeit erleben 19-Zoll-Rackmixer ein Revival, allerdings überwiegend in der digitalen Domäne. Dabei ist Hauptaufgabe nahezu identisch geblieben. Im 19-Zoll-Kleid sollen ohne großen Aufwand und möglichst zügig einen oder mehrere Mixe erstellt werden. Genau in diese Kerbe schlägt auch unser heutiger Testkandidat the t.mix 16.4. 

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the t.mix 16.4: ein Digitalmixer mit Charakter

Details

Digital hat ja den Vorteil, dass die Geräte kleiner und leichter werden und – im direktem Vergleich zu ihren analogen Verwandten – gleichzeitig ein größerer Funktionsumfang zur Verfügung steht. Ein digitales Leichtgewicht ist the t.mix 16.4 allerdings nicht. Denn untergebracht ist die digitale Technik in einem massiven 4 HE Metallgehäuse, das erstaunliche 7 kg auf die Waage bringt. Entsprechend robust ist die Verarbeitung. Das Gehäuse dürfte wohl jeden ADAC-Crashtest mühelos bestehen.
Ich wuchte den Mixer auf meine Werkbank und orientiere mich für den Einstieg zunächst auf der Frontseite. Dabei möchte ich auf die eingebaute Lightshow nicht verzichten und versorge the t.mix 16.4 über das Kaltgerätekabel mit Strom. Kein externes Netzteil! Das verschafft dem Rackmixer Sympathiepunkte bei mir. Die Vorderseite ist klar strukturiert, was Neulingen und Hobbyisten den Einstieg erleichtert.

Fotostrecke: 3 Bilder Massive Lieferung im Karton: der the t.mix 16.4

Von links nach rechts notiere ich zehn identisch aufgebaute Kanalzüge. The t.mix 16.4 verfügt nicht über Remote- bzw. Recall-fähige Mikrofon-Preamps, weshalb die Mikrofonvorverstärkung rein analog vonstattengeht. Jeder Kanalzug verfügt über analoge Gain-Potis, mit denen sich Mikrofonsignale von 0 bis +50 dB verstärken lassen. Eine Signal/Clip-LED hilft bei der Aussteuerung. Ferner lässt sich jeder Mikrofonkanal individuell mit einer +48 Volt Phantomspeisung versorgen, diese wird allerdings in der DSP-Sektion aktiviert. Dazu später mehr.
Unterhalb der Gain-Potis sind Mute-Taster angebracht, um jeden Kanal bei Bedarf schnell stummschalten zu können. Es folgt ein grün beleuchtetes Panorama-Poti. Statt auf herkömmliche Fader für Volume-Einstellungen greift der the t.mix 16.4 auf blau beleuchtete Volume-Potis zurück. Leider lässt sich anhand der Potis nicht ohne weiteres die jeweilige Stellung ablesen:
Die Lautstärke lässt sich darstellen, indem ihr die Select-Taste des betreffenden Kanals drückt. In der DSP-Sektion unterhalb des Displays muss man den Menü-Taster betätigen und im Display den Eintrag „Channel“ auswählen. Im Display erscheint darauf die Kanalnummer, der Kanalname (falls einer vergeben wurde), die Volume-Einstellung (off bis +10 dB), die Panorama-Position und der Hinweis auf aktivierte „Mute-, Solo- oder +48 Volt“-Funktionen.
Das Gleiche gilt für die drei Stereokanäle (11-12, 13-14, 15-16). Deren Ausstattung ist weitestgehend identisch mit den ersten zehn Channels, allerdings können die Stereokanäle lediglich Line-Pegel verarbeiten. Wo bei den ersten zehn Kanälen die Gain-Potis des Mikrofonvorverstärkers sitzen, residiert hier ein Stereo-Link-Taster. Dieser vereint die Eingangssignale zu einem Stereokanal. Drückt man den Taster nicht, dann werden die Eingänge im Dual-Mono-Modus verwaltet.

Fotostrecke: 3 Bilder Das massive Metallgehäuse ist 30 cm breit

DSP-Sektion

Als nächstes gelangen wir zur DSP-Sektion. Diese verfügt über sieben beleuchtete Schnellanwahl-Taster. Möchtet ihr einen Kanal editieren, drückt dessen Select-Taste und wählt dann einen der sieben Taster aus. Sie rufen die in jedem Kanal verfügbaren Gate- und Kompressor-Einheiten sowie einen parametrischen Vierband-EQ auf. Zudem lässt sich hier die Phantomspeisung für den selektierten Kanal anwählen.
Bei der EQ-Funktion wird über die Taster das passende Frequenzband (Hi, Mid Hi, Mid Low, Low) adressiert. Etwaige Einstellungen nimmt der Anwender dann über den Parameter-Encoder unterhalb des Displays vor. Darunter ist ein weiteres, beleuchtetes Encoder-Trio angesiedelt, das zur EQ-Einstellung (Frequenz, Filtergüte, Gain), als Pegelsteller für Aux-Wege/FX-Einheit oder für die Regelung der wichtigsten Parameter der Dynamik-Sektion (Threshold, Ratio, Gain) herhalten können. Feinabstimmungen und zusätzliche Funktionen (Preset Load/Save, FX Einstellungen usw.) müssen innerhalb von Untermenüs vorgenommen werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Parameter-Encoder dient zur Editierung der Mix-Funktionen

Rückseite

Durch das große Gehäuse ist auf der Rückseite reichlich Platz vorhanden. Wie bereits erwähnt wird die Stromaufnahme durch eine Kaltgerätebuchse realisiert. Wenig praxisdienlich ist dagegen der Netzschalter auf der Rückseite. Ist der Mixer in einem Rack eingebaut, kommt man nur noch mit Mühe an den Power-Taster. Eine Blende über dem Optionskarten-Slot verspricht zukünftige Funktionserweiterungen, eine Ethernet-Buchse ist auch an Bord. Im Konfigurationsmenü des Mixers sind jetzt schon die Einträge „Digital In/Out“ angelegt. Da der Mixer im jetzigem Zustand keine digitalen Ein- und Ausgänge vorweisen kann, könnte dies zukünftig über eine Erweiterungskarte vorgenommen werden. 
Der Rest der rückseitigen „Real Estate“ wird durch die zahlreichen analogen Ein- und Ausgänge belegt. Ich notiere für die Kanäle 1-10 sowohl XLR-Buchsen für Mikrofonsignale als auch Klinkenbuchsen für Line-Signale. Für die drei Stereokanäle stehen jeweils zwei Klinkenbuchsen parat, während die Mischpultsumme über zwei XLR-Buchsen weitergereicht wird. Außerdem vorhanden: ein Control-Ausgang und zwei Monitor- bzw. Aux-Ausgänge, beide im Klinkenbuchsen-Format.

Die Rückseite des the t.mix 16.4
Die Rückseite des the t.mix 16.4
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Praxis

Bedienung ist „Key“ bei einem Mischpult. Das gilt auch für kompakte Rackmixer. Die Bedienung über die Hardware sollte sich bei regelmäßigem Einsatz sukzessive beschleunigen. Schön, dass viele Potis und Taster beleuchtet sind und somit auch auf dunklen Bühnen sicher im Zugriff liegen. Nach und nach lassen sich die Grundfunktionen (Lautstärke, Kanal-EQ und Dynamcis) erstaunlich schnell verwalten und entsprechende Ergebnisse erzielen.
Die Effektsektion bietet eine ordentliche Auswahl an editierbaren Hall, Delay und Modulationseffekten. Sie verfügt allerdings immer noch über die schon beim the tmix 20.12 bemängelte Voreinstellungen, dass bei den Effekt-Presets immer eine Mischung von Effekt- und Direktanteil vorherrscht. Praxisfreundlicher wäre ein Dry-Anteil von 0 % und ein Effektanteil von 100 %, den man allerdings manuell einstellen kann.
Die Qualität der FX-Einheit variiert ein wenig. Die Delay- und Modulationseffekte sind ordentlich, bei den Halleffekten vernimmt man allerdings ein leicht metallisches Ausklingen. Sehr erfreulich ist die vorzüglich ausgestatte EQ-Abteilung in allen Ein- und Ausgängen. Wir navigieren einen vollparametrischen EQ mit vier durchstimmbaren Bändern (20 Hz – 20 kHz) mit einem außergewöhnlich großem Gain-Bereich von +/-24 dB. Dazu gesellen sich Hi- und Lowcut-Filter, die ebenfalls über das gesamte Frequenzspektrum wirken. Die Hi- und Lowcut-Filter lassen sich bei Bedarf zu Crossover-Filtern umbauen.
Die Auswahl ist erstaunlich: Linkwitz-Riley, Bessel und Butterworth von erster bis achter Ordnung (3 bis 48 dB). Bei Bedarf kann der 16.4 somit sogar als Notfall PA-Controller dienen. Coole Sache, genau wie die Polaritätsumkehrung und Line-Delays mit bis zu 300 ms Verzögerung (in 0,2-ms-Schritten einstellbar) für jeden Ein- und Ausgang. Zusätzlich zu dem vollparametrischen 4-Band-EQ verfügt jeder Ausgang über einen grafischen 31-Band-EQ (Aux 1/2 und Summenausgang). 

the t.mix 16.4
the t.mix 16.4

Alle Eingangskanäle beherbergen ein parameterreiches Noise-Gate und einen üppig ausgestatteten Kompressor. Dieser findet sich zudem in jedem Ausgang wieder. Passende Einstellungen lassen sich in den Benutzereinstellungen abspeichern. Die EQ- und Dynamiksektion offeriert jeweils 48 User-Presets. Hersteller-Presets sucht man allerdings vergeblich.
Schön, dass man komplette Kanalzüge oder auch nur Teile davon auf weitere Kanäle über eine intuitive Copy & Paste-Funktion kopieren kann. Damit bieten sich doch einige Mix-Optionen an. Das ist besonders praktisch, wenn man Signale für einen guten Sound mächtig verbiegen muss, denn hier kommt der the t.mix 16.4 nicht ins Schwitzen und das ist durchaus wörtlich gemeint.: Auch bei einem Dauerbetrieb wird das Gerät nicht mal handwarm. Es geht relaxt zur Sache, was allerdings auch für die System-interne Latenz gilt.
Mit einer Referenzmessung ermittele ich eine RTL (round trip latency) von 3,17ms. Das ist die Zeit, die der 16.4 benötigt, um ein analoges Eingangssignal zu verarbeiten, um es schließlich am XLR-Summenausgang wieder auszuspielen. Drei Millisekunden ist nicht zwar nicht gerade Formel-Eins-Niveau, aber für eine Gran-Turismo-Fahrt durch Berg und Tal der Wellenformen reicht die Performance völlig aus.

Viel Mischpult für kleines Geld: the t.mix 16.4
Viel Mischpult für kleines Geld: the t.mix 16.4

Stichwort „Wellenformen“. Schade, dass man dem the t.mix 16.4 keine Recording-Funktion spendiert hat. Mal eben die Probe oder Song-Idee auf einen USB-Stick aufnehmen zu können, hätte dem Kandidaten durchaus gut zu Gesicht gestanden. Vielleicht wird eine Recording-Lösung über den Optionskarten-Slot noch nachgereicht?

Audio Samples
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16.4 ChorusReverb 16.4 Flanger 16.4 Hall 16.4 StereoDelay 16.4 Tremolo 16.4_ChorusReverb.wav 16.4_Flanger.wav 16.4_Hall.wav 16.4_StereoDelay.wav 16.4_Tremolo.wav
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Fazit

Der the t.mix 16.4 ist schon ein Gerät mit Charakter. Eine interessante Interpretation eines modernen Rackmixers. Die Minimalanforderungen, eine Reihe von Eingängen sinnvoll zu verwalten und damit entsprechende Mixe anbieten zu können, erfüllt der Kandidat ohne wenn und aber. Die grundsätzliche Bedienung ist nach kurzer Einarbeitungszeit schnell verinnerlicht, weshalb erste Ergebnisse (Mixe) nicht lange auf sich warten lassen.
Dem günstigen Preis geschuldet muss man an einigen Stellen Abstriche in Kauf nehmen. Eine Recording-Funktion gibt es (noch) nicht. Die Zahl der Monitorwege ist mit zwei knapp bemessen, ebenso wie die Tatsache, dass der Anwender auf speicherbare Mic-Pres verzichten muss. Zudem gibt es nur eine Effekteinheit, die sich zwar editieren lässt, aber als Einzelkämpfer für Effekt-Unterstützung sorgen muss.
Auf der Habenseite notieren wir, dass viele Funktionen im direktem Zugriff stehen und sich der gesamte Mixer über Taster, Encoder und mit Unterstützung des Displays über die Hardware bedienen lässt. Die EQ- und Dynamiksektion ist sehr gut ausgestattet, weshalb sich der the t.mix 16.4 in unterschiedlichen Anwendungen sinnvoll einsetzten lässt.
Submixer, Installationsmixer, im Proberaum oder für den kleinen Live Gig – der the t.mix 16.4 bieten einen schnellen Mix für verhältnismäßig kleines Geld. Wer mit den genannten Einschränkungen leben kann, der erhält mit dem Kandidaten einen Digitalmixer mit weitestgehend analoger Bedienung, was auch gerade für digitale Neulinge oder Umsteiger interessant sein dürfte.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • Automix-Funktion für alle Kanäle
  • robuste Verarbeitung
  • einfache Bedienung am Gerät
  • integriertes Netzteil
  • Ethernet-Steuerung
  • 16 Eingänge
  • Optionskarten-Slot
Contra
  • nur eine Effekteinheit
  • nur zwei Aux-Wege
  • keine Remote-Preamps
  • Netzschalter auf der Geräterückseite
Artikelbild
the t.mix 16.4 Test
Für 359,00€ bei
the t.mix 16.4: ein Digitalmixer mit Charakter
the t.mix 16.4: ein Digitalmixer mit Charakter
Spezifikationen
  • the t.mix 16.4
  • Gehäuse: 4 HE, 19“, Metall
  • Eingänge: 16 Eingänge,
  • Ausgänge: Stereosumme (XLR), Control Outs (Klinke), 2x Aux Sends (Klinke), Kopfhörerausgang
  • FX-Einheiten: 1x FX (editierbar)
  • Kanalfunktionen: 4-Band-EQ, Gate + Kompressor
  • Auflösung: 24 Bit / 48 kHz Sample-Rate
  • App-Steuerung: ja, via externem Router + iPad App
  • Volume-Regler: ja, für Zonen Ein- und Ausgänge und Media-Player
  • Besonderheit: analoges Bedienkonzept
  • Netzversorgung: internes Netzteil, Kaltgerätekabel
  • Netzschalter: auf der Geräterückseite
  • Farbe: schwarz
  • Abmessungen (Innen): 484 mm x 300 mm x 140 mm
  • Gewicht: 7 kg
  • Preis: 349 Euro
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