THD Hot Plate Test

Aus Seattle kommen nicht nur Jimi Hendrix und die Grunge Bewegung, auch der Hersteller THD hat dort seinen Sitz. Gitarristen wissen, dass in den heiligen Hallen des Herstellers in den USA feine Amps und Boxen entstehen, natürlich in altbewährter Röhrentechnik, und wenn möglich, in Handarbeit. Dass ein solcher Hersteller sich auch Gedanken darüber macht, wie es um seine Verstärker steht, wenn es mal nicht ums Ganze geht, versteht sich von selbst. Deshalb hat sich THD schon vor Jahren darüber Gedanken gemacht und wie andere Hersteller auch der Verstärkerserie einen eigenen Power Soak zur Seite gestellt.

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Dieser trägt den bezeichnenden Namen Hot Plate und man weiß hierzulande über ihn, dass er in der Gitarristengemeinde sehr beliebt ist und auch schon einige Preise bei amerikanischen Musikmagazinen abgeräumt hat. Ob sein guter Ruf gerechtfertigt ist, das werden wir im folgenden bonedo Test klären.

Details:

Gehäuse/Optik
Es gibt fünf verschiedene Hot Plate Versionen, die sich farblich unterscheiden: 2Ω (Gold), 2,7Ω (Grün), 4Ω (Rot), 8Ω (Lila) und unseren Testkandidaten mit 16Ω in Blau. Das Gehäuse des Hot Plate besteht komplett aus Stahlblech und kämpft mit Kühlrippen auf der Oberseite und einem Lüfter mit 8 cm Durchmesser auf der Unterseite gegen zu viel Hitze. Der Lüfter hat mit 1,5 cm genügend Bodenfreiheit, seinen Job effizient zu erledigen, weil das Gehäuse auf vier dicken Gummifüßen steht. Die Bedienung der „heißen Platte“ findet auf der Vorderseite statt, die Anschlüsse warten sich auf der Rückseite.

Vorderseite
Die Front zieren zwei Reglerknöpfe, zum einen links ein Drehschalter, der die Leistungsreduktion in sechs Stufen festlegt. Beim Rechtsanschlag (0 dB) findet keine Reduktion statt. Nach links geht es Schritt für Schritt weiter mit -4, -8, -12 und – 16dB. Beim Wert von -16 greift auch der rechte Regler ins Spielgeschehen ein, der die weitere Absenkung der Lautstärke stufenlos von -16 dB (Rechtsanschlag) bis unendlich festlegt. Will man die Box komplett stummschalten, dann geht das noch einfacher, indem man mit dem linken Regler die Position LOAD anwählt. Soll der Klang noch feiner justiert werden, geschieht das mit den beiden Schaltern Bright und Deep, die eine Höhenanhebung (Bright) und einen Boost der Bassfrequenzen (Deep) bewirken.

Rückseite
Vier Klinkenbuchsen und einen Regler findet man auf der Rückseite, eine überschaubare Ausstattung, da kann der Gitarrist fast nichts verkehrt machen. Ganz links der Eingang für das Verstärkersignal (Input from Amp) und daneben der Line-Out; hier kann man einen weiteren Verstärker oder Effektgeräte und eine zusätzliche Endstufe ansteuern. Der Pegel dieses Ausgangs wird mit dem Line Out Level-Regler eingestellt. Die Reichweite ist von +10dB bis -40dB. Der Hot Plate verkraftet eine Ampleistung von 150 Watt, bei einzelnen Spitzen soll er laut Hersteller auch 185 Watt wegstecken. Zum Anschluss der Lautsprecherbox stehen zwei Ausgänge zur Verfügung, man kann also sein reduziertes Signal auch auf zwei 4×12 Boxen jagen.

Praxis:

Beim Praxistest kommt auch hier wieder der gute Marshall SLP-100 zum Einsatz, ein 100 Watt Röhrenamp ohne Master-Volume. Wenn man ein gutes Zerrbrett aus diesem Verstärker hervorholen möchte, dann sind wir bei einem Schalldruck angelangt, der auf Dauer Gehörschädigend ist. Pete Townshend kann ein Lied darüber singen. Er hat in seinen besten Zeiten sogar ein 200-Watt-Topteil benutzt.
Die Aufgabenstellung ist relativ einfach, man möchte diesen guten Zerrsound, der bei meinem Amp ohne Powersoak einen Schalldruck von etwa 100 dB auslöst, in einem moderaten Lautstärkeverhältnis haben, allerdings sollte der Klang relativ stabil bleiben. Hierfür wird die übliche Aufnahmesituation gewählt, Gitarrist und Amp befinden sich im Regieraum, die Box steht gut abgeschottet im Aufnahmeraum und wird mit einem Mikrofon abgenommen, dann geht es in den Recording-Preamp, danach in den Wandler und auf die Festplatte.
Folgendes Equipment ist in dieser Signalfolge für den Test am Start:

GitarreAmpSilencerSpeakerMikrofonRec. Preamp
Gibson SGMarshall SLP 100Marshall 4×12 mit GreenbacksCAD E-100Neve 880

Zuerst überprüfen wir die Diskrepanz zwischen dem Klang ohne Power Soak, also nur Amp und Box, dann mit dem dazwischengeschaltetem Hot Plate ohne Pegelabsenkung in der Position ´0´.

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Amp & Box

Der Klang ändert sich minimal, wenn man den Hot Plate hinzunimmt. Das ist absolut im normalen Bereich, hier gibt es nichts zu bemängeln. Jetzt geht die Reise weiter und die Leistung des Amps wird mit Hilfe des Hot Plates reduziert. Wir hören jetzt die vier unterschiedlichen Reduktionsstufen (-4 dB, -8dB, -12 dB, -16 dB). Die Einstellungen am Verstärker bleiben unverändert, lediglich der Pegelverlust wird dadurch ausgeglichen, dass am Recording Preamp der Gainregler weiter aufgedreht wird, damit wir ein vergleichbares Signal erhalten. Hier sind die Ergebnisse:

Audio Samples
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– 4 dB – 8 dB – 12 dB – 16 dB

Bei den Stufen -4 und -8 dB gibt es nichts zu meckern, der Klang bleibt sehr stabil. Wenn dann weiter abgesenkt wird, wird der Sound etwas höhenlastiger. Aber das ist alles noch im vertretbaren Bereich. Will man den Pegel noch weiter absenken, besteht die Möglichkeit, bei der Einstellung von -16 noch mit dem rechten Regler die weitere Absenkung der Lautstärke stufenlos einzustellen. Wenn dieser voll aufgedreht ist, dann wird um -16 dB abgesenkt, dreht man ihn weiter zurück, wird es entsprechend leiser.
Allerdings muss man bei dieser Einstellung einige Klangeinbußen in Kauf nehmen. Hier wird noch eine zusätzliche Portion Mitten herausgefiltert, je weiter man den Regler zurücknimmt. Für Aufnahmen ist das nicht so angenehm, wenn einer der wichtigsten Frequenzbereiche zur Durchsetzungsfähigkeit im Mix abgesenkt wird. Im Live-Betrieb und wenn man direkt vor der Box steht, macht sich dieses Phänomen nicht so drastisch bemerkbar.

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16 Fine
Audio Samples
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Dynamik

Sehr gut gefällt mir am Hot Plate, dass die Dynamik des Amps auch bei höher abgesenkter Leistung. Ihr hört das beim nächsten Beispiel, dort habe ich eine Absenkung von -12 dB ausgewählt und zuerst ganz leicht mit dem Pick angeschlagen und dann immer härter. Es ist natürlich sehr wichtig, dass diese Interaktion zwischen Amp, Gitarre und Gitarrist (und Lautsprecher selbstverständlich) auch bei reduzierter Leistung noch gut funktioniert. Damit ist gutes Spielgefühl garantiert.

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Bright

Der Hot Plate glänzt mit zwei zusätzlichen Schaltern zur Verfeinerung des Klanges. Der Bright-Schalter bewirkt eine Anhebung der hohen Frequenzen ab ca. 6 kHz. Damit kann man den Verstärker schon sehr schrill klingen lassen, vor allem, wenn man die höheren Stufen wählt, bei denen die Mitten ein wenig aus dem Klangbild verschwinden und der Klang sowieso schon etwas höhenlastig rüberkommt. Ihr hört zuerst das unbearbeitete Signal bei einer Absenkung von -12 dB, danach das Ganze mit aktiviertem Bright-Schalter.

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Deep

Wirkungsvoller bei höheren Absenkungen finde ich schon eher die Deep-Funktion, die eine Anhebung des Bassbereichs bewirkt. Dadurch kann man einem Amp, der auf Zimmerlautstärke gedrosselt wurde, ein wenig mehr Fundament geben und so für einen mächtigeren Sound sorgen.

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Deep Bright

Selbstverständlich können auch beide Funktionen aktiviert werden, Bass und Höhenanhebung. Allerdings wird da schon kräftig ins Geschehen eingegriffen und am Original-Ampsound gebogen. Auf der anderen Seite sollte man sich darüber bewusst sein, dass Sounds auch Geschmacksachen sich – wem’s gefällt, der sollte einfach machen und nicht darauf achten, was die Nachbarn sagen.

Fazit:

Der Hot Plate von THD liefert auch bei reduziertet Leistung einen stabilen Klang. In vier Stufen kann der Pegel bis auf -16 dB abgesenkt werden, wobei das Frequenzspektrum und vor allem die Dynamik weitläufig erhalten bleiben. Zur Klangbearbeitung bieten die beiden Schalter Bright und Deep eine Höhen- bzw. Bassanhebung. Das macht bei den höheren Reduktionsstufen Sinn, vor allem mit der Bassanhebung kann man dem Sound noch etwas mehr Druck geben. Soll der Amp noch weiter gedrosselt werden, kann bei -16dB der Sound stufenlos mit dem Fein-Regler bis auf Null heruntergeregelt werden. Dann wird allerdings eine starke Klangveränderung hörbar, der Sound wird spitz, denn die Mitten bleiben ein wenig auf der Strecke. Ansonsten macht der Hot Plate einen guten Job und ist als Power Soak für Studio und Bühne zu empfehlen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Klangstabilität
  • Regelbarer Line-Out
  • Anschluss von zwei Boxen
  • Klangkorrektur mit Deep und Bright Schalter
Contra
  • Klangunterschied beim Einsatz des Fine Reglers
Artikelbild
THD Hot Plate Test
Für 369,00€ bei
Features:
  • Hersteller: THD
  • Modell: Hot Plate
  • Typ: Power Soak mit Load-Funktion
  • Maximale Ampleistung: 150 Watt
  • Leistungsreduktion: 0, -4, -8, -12, -16 dB
  • Anschlüsse: Input (vom Amp), 2x Speaker Output, Line Out
  • Regler: Leistungsreduktion (Drehschalter), Fine, Line Level
  • Schalter: Bright, Deep
  • Abmessungen: 209 x 73 x 184 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 1,9 kg
  • Preis: 369,- Euro
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Thomas Barkhausen-Buesing sagt:

#1 - 20.05.2024 um 18:16 Uhr

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Die allererste Information, die in Sachen Loadbox wichtig ist, wäre ob sie reaktiv, oder wie es ja nun bei den meisten preisgünstigen Geräten der Fall ist, rein resistiv arbeitet. Soll man nun, da das Zauberwort "reaktiv" nicht erwähnt wird, davon ausgehen, dass es sich um eine reine Kiste voller Lastwiederstände handelt?

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