Die Zeiten, in denen Tama andere Marken kopierte, sind schon lange Geschichte. Seit seiner Gründung anno 1965 hat sich der japanische Hersteller parallel zur restlichen japanischen Wirtschaft von einer reinen Plagiat-Produktion zu einem der innovativsten Drumsetbauer weltweit gemausert. Tama´s Erfolgsgeschichte ist beispielhaft für viele japanische Firmen, zu denen auch der Auto-Riese Toyota zählt: Erst werden westliche Produkte mehr oder weniger gut kopiert, dann verbessert nachgebaut, und dann mit Fleiß und Hingabe extrem innovative und hochwertige eigene Produktlinien präsentiert. Toyota beispielsweise hat die Autowelt unter anderem mit ihrem Hybrid-Antrieb aufgerüttelt. Beim Schwenk zurück auf Tama stellt sich deshalb die Frage: Wie revolutionär ist Tamas innovativstes Drumset mit seinem Hybrid aus Bubinga und Birke?
Aus exotischen Hölzern mit wohlklingenden Namen ein Drumset zu bauen, kann schon als Strategie ausreichen. Ein wohlklingendes Schlagzeug zu produzieren, das seinen strammen Mittelklassepreis rechtfertigt, ist eine echte Aufgabe. Die Zeiten, in denen für jeden Musikstil eine passende Serie entworfen wurde, sind so gut wie vorbei. Die Zukunft heißt Flexibilität, und wenn es nach Tama geht, auch Birke/Bubinga.
Die getestete Hardware ist nicht im Lieferumfang des Sets (PL62HXZS) enthalten. Genauere Infos zu allen Komponenten findet ihr in den “Technischen Daten” auf der Fazit-Seite.
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Details
Die Hängetoms in dem gelieferten Setup „PL62HXZS“ haben die Größen 10“ x 6,5“ und 12“ x 7“. Die tiefen Standtoms werden in diesem Basic-Setup als 14“ x 12“ sowie 16“ x 14“ ausgeliefert. Snaredrum und Bassdrum stellen in dieser sehr eigenständigen Zusammenstellung keine Ausnahme dar: Mit ihren 13“ x 6,5“ ist die Schnarrtrommel sogar noch außergewöhnlicher als die 22“ x 20“ tiefe Bassdrum, die mir mit meinem für Schlagzeuger typischen Kleinwagen so einige Transportprobleme bereitet. Bei dieser Trommel nehme ich das aber gerne in Kauf.
Tama zählt zu den aktivsten Innovatoren der Schlagzeugindustrie, und die teils raffinierten Ausstattungsdetails dieses Drumsets beweisen zudem absolute Alltagstauglichkeit. Die Hardware ist durchweg zweckorientiert konstruiert, bei näherem Hinsehen zeigt sich die Detailverliebtheit der japanischen Schlagzeugbauer. Absolute Neuheit findet man hier keine, aber Tama hält sich an das bewährte Motto „Never change a winning team“ und integriert mit dem “Star-Cast Mounting System” für die Toms oder der Iron Cobra HiHat-Maschine inzwischen zwar etablierte Technologien, die aber nach wie vor Maßstäbe setzen. Um die Stimmschrauben der Bassdrum legen sich dünne Gummiringe, mit denen sie sich handfest anziehen lassen – Flügelschraubenhersteller haben endgültig einen großen Markt verloren. Aber an Zeiten, in denen man die Bassdrum umständlich hochstemmen musste, um die unteren Schrauben stimmen zu können, wird man heutzutage zum Glück nur noch selten erinnert. Die im Rohr versenkbaren Galgen für die Beckenständer finden sich bei der Road-Pro Hardware Serie genauso wieder wie die Omni-Ball Tom-Halterung, die übrigens auch für Snareständer angeboten wird.
4/4 Die doppelte 45u00b0-Gratung ist absolut sauber
Alles ist sauber verarbeitet, die doppelte 45°-Gratung präzise in Form gebracht. Die Fellauflagefläche der Trommel ist vergleichsweise breit, was das Stimmen erleichtert und den Kessel optimal mitschwingen lässt. Das harte Bubinga-Kernholz bildet mit drei Lagen die innere Schicht und sorgt für das große Frequenzspektrum der Trommel. Das Holz ist außerdem sehr dekorativ: Schöner wurde die Luft in den Kesseln wahrscheinlich noch nie zusammengehalten. Das Birkenholz bildet die vier äußeren Schichten. Die Bassdrum bekommt sogar fünf Schichten Birke für extra viel Punch.
Ein echter Wurf ist Tama mit dem Hyper-Drive-Prinzip gelungen: Die Hängetoms sind flacher und lassen sich dadurch wunderbar windschnittig in das Set einfügen. Auch „Tiefsitzer“ haben endlich eine Chance, bequem alle Trommeln zu erreichen. Keine Lücken mehr, keine Macken in der Bassdrum, das Spielgefühl ist ein Traum. Der Klang leidet eindeutig nicht darunter, sondern stellt eine extrem sinnvolle Erweiterung zu den Bässen der großen Standtoms dar. Aber dazu gleich mehr.
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Praxis
Jetzt noch einmal zurück zu dem Moment, an dem die Pakete bei mir ankommen: Mein erster Griff geht zielsicher zuerst in den größten Karton, zur Bassdrum. Die Felle aufgelegt und dank einer der vielen kleinen Innovationen von Tama – den bereits erwähnten Gripgummis um die Schrauben -sind sie schnell „handfest“ angezogen.
Die Spannböckchen an der Bassdrum
Ich bin ungeduldig, stelle die Bassdrum auf, ohne zu stimmen, entsichere die noch halb verpackte Fußmaschine und entlade mit dem ersten Schlag eine erstaunliche Sounderfahrung: So tief ist wahrscheinlich noch keine Bassdrum gekommen. Über das weit nach unten offene Frequenzspektrum wird sich jeder Produzent freuen, genauso wie über den für Birke üblichen perkussiven Punch. Ich will es jetzt ganz genau wissen, stimme die Trommel sorgfältig, installiere schnell eine Snare und groove eine kleine Runde. Insgesamt ist der Klang der Bassdrum extrem präsent, du kannst ganz entspannt treten, und ein runder, satter Kick-Sound webt sich optimal in das Gesamtgefüge ein. Spätestens mit diesem Set setzt sich der moderne Drumset-Sound durch. Auch ohne große Erfahrung lässt es sich leicht stimmen, was im sprichwörtlichen Handumdrehen zu einem entspannten Spielgefühl führt. Die werkseitige Fellkombination von Evans rundet den Kesselklang bei Bassdrum und Snare ab. Allerdings erweisen sich bei der Snare einige Felle der Konkurrenz wie zum Beispiel das Coated Ambassador von Remo oder das Controlled Sound Ambassador als noch runder im Klang, die Bassdrum macht sich besonders gut mit einem Coated Powerstroke 3. Bei der Wahl der Tomfelle liegt der Hersteller punktgenau richtig. Die Evans-Felle sind klar, oben das doppellagige P2, unten das einschichtige P1 als Resonanzfell.
Was sich nun schon nach wenigen Minuten abzeichnet, wird später zur absoluten Gewissheit: Mehr Charakter hatten Toms wahrscheinlich noch nie. Während ich mir beim Stimmen noch nicht sicher bin, was ich vom Klangverhalten der Toms halten soll, bricht sich später bei einer Band-Session im Proberaum eine Begeisterung ihren Weg, die ganz sicher kein Zufall ist. Kurze Kessel, das sehr harte Bubinga-Holz, die Birkenschichten und die pflegeleichte Kesselgratung sorgen für einen beispiellos zeitgemäßen Klang. Alles ist im Überfluss vorhanden, kein Klangbestandteil ist zu aufdringlich, keines fehlt. Egal, wie vorsichtig oder wuchtig man auf das Plastikfell einschlägt, das harte afrikanische Kernholz gewährleistet immer das gesamte Spektrum von Attack, Ton, Bass und seiner ganz eigenen Charakternote. Hinzu kommt, dass sich in dem hier präsentierten Setup die Hängetoms von den Standtoms klar unterscheiden. Während die Hyperdrive Toms vor allem in Sachen Attack, Präsenz und Eigenständigkeit brillieren, drücken die tiefen Kessel der Standtoms ohne großen Kraftaufwand einen beispiellosen Bass-Sound in das Rhythmusgefüge, so dass ich mich bei meinen Bandproben zusammenreißen muss, nicht komplette Grooves über die Toms zu spielen. Es bringt einfach irre Spaß.
Die Snare ist ein Stimmwunder! Innerhalb von zwei Minuten hat man eine gleichmäßig gestimmte Snare. Hat man das geschafft, lassen sich die Stimmschrauben wie die Potis eines Gitarrenverstärkers bedienen. Will man mehr Ton, etwas mehr Bauch, kürzeren Release – jeder Wunsch lässt sich absolut transparent mit einem minimalen Handgriff verwirklichen. Die gerade etwas trendigen 13 Zoll der hier mitgelieferten Snare haben aber auch einen Nachteil: Den über Jahrzehnte gewachsenen Hörgewohnheiten kann man auch mit dieser äußerst flexiblen Snare nicht ganz nachkommen, da zirka 90% aller bekannten Songs dieser Welt mit 14 Zoll Snares eingespielt wurden. Man hat aber bei der Set-Zusammenstellung bei Tama inzwischen fast so viele Freiheiten wie bei einem Anbieter von Custom-Shop Drums, und die „kleine“ mitgelieferte Trommel hat sich bei diesem Test fast unverzichtbar in den Vordergrund gespielt. Es gibt also viele Möglichkeiten.
Die Starclassic Snare
Das Drumset ist ein echter Performer, alles ist zu 100% praxisnah. Kein Wunder also, dass viele der modernen Topdrummer aus allen Bereichen auf dieses Set zählen. Obwohl ich mich in meinem Zimmer vor lauter Kartons kaum noch bewegen kann, ist die Bezeichnung des Drumsets am sperrigsten: „SC Perfor. B/B Crystal Blue Burst Hyper Drive Shell Kit“. Aber genau in der Mitte des Namens verbirgt sich ein für mich wesentlicher Bestandteil, der für das komplette Set gilt: „Crystal Blue Burst“ heißt das Finish der schmucken Holzeimer, die ich gerade nach und nach aus den Kartons gezupft habe. Es handelt sich um ein wunderschönes Sparkle Finish, das sogar mich als bekennenden Sparkle-Fan (alle meine Drumsets haben Sparkle-Finish) komplett überzeugt.
Ich erinnere mich, dass ich vor wenigen Wochen den Katalog von Tama verzweifelt nach einem wirklich guten Finish durchsucht habe. Hier sehe ich einen kleinen Schwachpunkt, denn es werden zwar sehr viele Farben und Designs angeboten, aber nur wenige sind klassisch. Türkis ist in den Farbkombinationen von Tama´s Sparkle-Sets häufiger vertreten als Silver Sparkle. Außerdem sind die Fotos der Finishes nur selten wirklich gut in Szene gesetzt und auch im Internet sind leider nicht alle Farben als Foto mit Drumset zu sehen. Das hatte allerdings den Vorteil, dass mich die Qualität des echten Drumsets überrascht hat.
Damit ihr euch nun selber von diesem Tama-Set überzeugen könnt, gibt´s hier ein paar Audio-Beispiele:
Audio
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Soundbeispiel 1Soundbeispiel 2Soundbeispiel 3
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Tama hat sich mit dem Performer B/B ein weiteres Mal in die Top-Liga gekämpft. Das Ganze bei einem zwar hohen, aber durchaus angemessenen Preis, denn klanglich leistet das Tama-Drumset genauso viel wie Drumsets der höchsten Kategorie. Wer also endlich ein Top-Liga Drumset sein Eigen nennen und dabei so wenig Kompromisse wie nötig eingehen möchte, der ist mit diesem wahren “Performer” bestens beraten. Alles ist auf professionelle Beanspruchung ausgerichtet. Innovative Details und sauber verarbeitete Trommeln vermitteln das angenehme Gefühl von Wertigkeit und Komfort. Ganz besonders die Holzkombination aus Birke und Bubinga erweist sich als brillante Mixtur. Selten haben sich zwei so grundverschiedene Hölzer idealer ergänzt.
Die kleinen Macken in der Hardware vermögen den durchweg positiven Eindruck kaum zu stören.Das gelieferte Drumset ist der Inbegriff von Druck und als solches für eher energetische Stilistiken von Pop über Rock bis hin zum Funk wie geschaffen! Außerdem: Mit Hyperdrive-Kesseln und einer 20 x 22 Zoll Bassdrum ist auf jeder Bühne schnell klar, wer den dicksten Sound und die längste Trommel hat.
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