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T-Rex Tonebug Sustainer Test

Die E-Gitarre ist schon ein fantastisches Instrument. Dennoch bin ich in einem Punkt auf die Bläser dieser Welt neidisch: Sie können die Töne wesentlich länger klingen lassen, als es uns Gitarristen möglich ist. Das ist bei unserem Instrument schon ein kleines Manko. Klar, mit einer fetten Gibson Les Paul und einem satt aufgedrehten Fullstack im Rücken können wir jeden Saxofonisten bewusstlos spielen. Mit einer Strat in gemäßigter Lautstärke sieht die Sache aber leider schon etwas anders aus. Doch es gibt Hoffnung, denn mit ein paar kleinen elektronischen Hilfsmitteln, wie zum Beispiel dem T-Rex Tonebug Sustainer, hat man die Möglichkeit dem etwas kurzatmigen Gitarrensound ein wenig mehr Luft unter die Schwingen zu pusten. Das Zauberwort hierbei heißt Compressor, denn dieser erlaubt (unter anderem) in gewissen Settings eine “elektronische Tonverlängerung”.

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Ein Pedal, das sich ausschließlich dieser lebensverlängernden Maßnahme verschrieben hat und auch nach ihr benannt wurde, ist das Sustainer-Pedal aus der Tonebug Serie des dänischen Herstellers T-Rex, einer preisbewussten Produktlinie der Nordmänner (und Frauen). Welche Kunststücke der Sustainer sonst noch noch so drauf hat, erfahrt ihr im folgenden Test.

DETAILS

Gehäuse/Optik
Nein, dieses Pedal ist keine Tube Screamer Simulation, auch wenn es im fast identischen grün wie der legendäre Zerrer daher kommt. Wir haben es hier tatsächlich mit einem Compressor-Pedal zu tun. Das Gehäuse des Sustainers besteht aus dünnem aber stabilen Stahlblech. Die Oberseite ist leicht angeschrägt und beherbergt alle Bedienelemente. In der unteren Hälfte finden wir den Fußschalter, oben hat sich das silbern lackierte Bedienfeld mit den ebenfalls silberfarbenen Kunststoffreglern und einem Attack-Schalter breitgemacht. Die LED-Anzeige ist recht unscheinbar über dem Attack-Schalter platziert, zeigt sie aber den Betriebsstatus mit hellem roten Licht an, ist sie nicht mehr zu übersehen. Alle Anschlussmöglichkeiten des Pedals parken auf der Rückseite. Hier finden wir zwei Klinkenbuchsen für Ein- und Ausgang und den Standard-Anschluss für ein optionales Netzteil. Die Unterseite des Sustainer ist komplett gummiert, dadurch hat er stabilen Halt auf glatten Bühnenböden. Hier wartet auch die leicht zugängliche Klappe für das Batteriefach auf Futter. Allerdings ist das Pedal kein großer Stromfresser, 20 mA Stromverbrauch sind noch verschmerzbar. Der Hersteller gibt die Lebensdauer einer Batterie zwischen 5 und 8 Stunden bei permanentem Gebrauch an. Alkaline-Batterien sind hier natürlich die bessere Wahl.

Bedienung
Der Sustainer-Sound wird mit zwei Reglern und einem Schalter eingestellt. Mit dem Attack-Schalter kann zwischen langer und kurzer Attack-Zeit gewählt werden. Die beiden Einstellungen werden symbolhaft durch einen Hasen und eine Schildkröte dargestellt. Ist die langsame Attack-Zeit (Schildkröte) aktiviert, werden die ersten Anschläge noch nicht komprimiert, der Compressor setzt erst einen Hauch später ein. Die Stärke der Kompression wird mit dem Comp-Regler justiert, für die Verlängerung des Sustains ist der Sust-Regler zuständig. Das sieht nicht weiter kompliziert aus, aber auch schon im kleinen Begleitheft empfiehlt der Hersteller sich etwas Zeit zu nehmen und mit den Regler-Einstellungen zu experimentieren, denn die Klangveränderungen sind eher subtiler Natur.

Und genau das werden wir jetzt machen und die verschiedenen Settings in Verbindung mit cleanen und verzerrten Sounds in aller Ruhe ausprobieren.

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PRAXIS

Wichtig: Damit ihr den Unterschied zwischen Originalsound und Compressor-Effekt besser hören und vergleichen könnt, habe ich bei den Hörbeispielen immer beide Variationen aufgenommen. Im Audio-Player findet ihr die entsprechenden Angaben: “OFF” bei ausgeschaltetem Effekt, ´ON´ wenn der Sustainer aktiv ist.
Entgegen des üblichen 12-Uhr-Einstiegs im Test von Effektpedalen und Amps habe ich diesmal einen dezenteren Anfang gewählt, nämlich erst mal beide Regler komplett zurück gedreht und die Schildkröte aktiviert, also die langsame Attack-Zeit. Das Pedal ist direkt vor meinen clean eingestellten Sovtek MIG-50 geschaltet. Bei diesem Setting ist die Kompression sehr schwach, das bedeutet, es wird auch kaum Pegel reduziert, egal wie hart man in die Saiten haut. Dafür gibt das Pedal aber noch etwas mehr Lautstärke mit auf den Weg, man kann den Sustainer in diesem Setting somit auch als Booster nutzen. Der Klang ist im Vergleich zum Bypass-Signal in den Bässen etwas straffer.

Audio Samples
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Low Comp – Off Low Comp – On
GitCompSustAttack
Strat77Slow

Mit einer recht dezenten Einstellung der Kompression (bei ca. 9 Uhr) lässt sich der Pegel für Fingerpicking und Strumming angleichen. Oft ist der Lautstärkeunterschied beim Wechsel vom Zupfen mit den Fingern auf den harten Anschlag mit dem Pick ja sehr groß und im Bandkontext gibt es da meist nur zwei Möglichkeiten: Entweder man hört das Picking nicht, oder man hat sich für´s Zupfen schon lauter gemacht, dann zersägt der Strumming-Sound die Ohren… Dieses “Phänomen” kann mit dem Compressor recht gut angeglichen werden. Die leisen Töne (Picking) werden angehoben und die lauten (Strumming) etwas reduziert. Für einen solchen Einsatz muss man mit dem Comp-Regler experimentieren und das Ganze auf den eigenen Anschlag einstellen. Für mein Spiel beispielsweise lag das Optimum bei 10 Uhr. Ich habe dann auch die schnelle Attack-Zeit gewählt, der Kompressor soll ja direkt einsetzen und die lauten Signale des Strummings unmittelbar abdämpfen. Hat er aber leider nicht ganz geschafft, wie man im folgenden Beispiel hören kann. Der erste Anschlag des Strummings ist noch recht laut und wird erst dann gebremst. Auch beim allerersten Picking-Ton entsteht schon ein etwas unnatürliches Klangergebnis- der Ton ist zu Beginn noch laut und wird dann schnell heruntergeregelt. Eigentlich sollte man davon ausgehen, dass die schnelle Attack-Zeit etwas eher greift, damit der Effekt eben nicht hörbar ist, sondern einfach automatisch und natürlich die Pegel angleicht.

Audio Samples
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Picking – Off Picking – On
GitCompSustAttack
Strat109Fast

Im Rahmen von Funky-Sounds lassen sich die Ghostnotes mit einem Compressor etwas hervorheben. Allerdings muss man dabei mit dem Comp-Regler sehr vorsichtig umgehen. Ich habe den Regler am Sustainer mal weit aufgedreht. Das Ergebnis war mir in diesem Setting aber zu unnatürlich, der Pump-Effekt zu stark. Auch das Spielgefühl leidet darunter, wenn man hart anschlägt, der Pegel aber etwas wackelt.
Mit einer Einstellung der Kompression auf 11 Uhr habe ich dann aber einen guten Mittelweg gefunden, bei dem die Ghostnotes etwas angehoben und der laute Anschlag natürlich und leicht abgesenkt wieder gegeben wird. Wie der Hersteller schon geschrieben hat, sollte man wirklich etwas experimentieren, denn man muss das Pedal an die Gitarre und sein Spiel anpassen, um das Optimum herauszukitzeln.

Audio Samples
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Ghostnotes – Off Ghostnotes – On
GitCompSustAttack
Strat1110Fast

Kommen wir nun zu den verzerrten Sounds. Hier werden wir uns natürlich besonders der Tonverlängerung widmen, die vom Hersteller entsprechend beworben wird. Die Sound-Basis liefert mein Marshall Plexi, den man ja gerne mit ein paar Tretminen aus der Reserve lockt, um so noch mehr Zerre zu erhalten.
Bevor es richtig zur Sache geht, habe ich erst einmal die Klangqualität des Pedals überprüft. Nimmt mir der Sustainer auch im ausgeschalteten Modus etwas vom Signal? Leider lautet die Antwort ja. Wer hochwertige Gitarren und Amps am Start hat und großen Wert auf eine optimale Klangausbeute legt, der sollte bei diesem Pedal ein wenig aufpassen. Hier gibt es schon einen gravierenden Klangunterschied zwischen der direkten Verbindung (Gitarre – Kabel -Amp) und der Verbindung mit dazwischen geschaltetem Pedal im Bypass-Modus. Es gibt durchaus Pedale anderer Hersteller ohne True Bypass, deren Klangbeeinflussung nicht so stark ist, wie die des Sustainer. O.K. soviel zum Thema “Meckern auf hohem Niveau”, aber auch das sollte in einem Test ja besprochen werden.

Audio Samples
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Direct Les Paul FX Bypass Les Paul

Los geht es mit der gleichen Einstellung wie beim Clean-Check, beide Regler auf 7 Uhr. So lässt sich ein angezerrter Amp etwas mehr anfeuern, der Overdrive-Sound wird dadurch dichter und erhält etwas mehr Pegel. Der Unterschied ist aber nicht mehr so stark wie beim Clean-Sound, die angezerrte Vorstufe gibt lediglich eine etwas höhere Verzerrung aus.

Audio Samples
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Light Comp – Fast
GitCompSustAttack
Les Paul77Fast

Auf diese Weise kann eine Gitarre mit Single-Notes noch etwas dreckiger und aggressiver gemacht werden. Ihr hört die gleiche Amp- und Sustainer-Einstellung wie im vorigen Beispiel mit der Les Paul, jetzt ist aber die Strat an der Reihe.

Audio Samples
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Crunch – Off Crunch – On
GitCompSustAttack
Strat77Fast

Die Sustain-Verlängerung funktioniert ganz ordentlich, ausklingende Töne werden vom Effektgerät künstlich verlängert. In großes Staunen hat mich das Ganze aber nicht versetzt. Da hat die Marketing Abteilung bei T-Rex wohl etwas zu dick aufgetragen, denn wenn man das Ergebnis mal mit den Mitbewerbern in der gleichen Preisklasse vergleicht, gibt es durchaus auch welche, die noch länger können… Allerdings ist bei denen dann auch das Rauschen extrem hoch. Der Sustainer rauscht zwar in den höheren Einstellungen auch, aber das finde ich für einen solchen Effekt in Verbindung mit einem verzerrten Amp noch völlig O.K. Hier hört ihr die Sustainverlängerung mit einer Strat.

Audio Samples
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Sustain – Off Sustain – On
GitCompSustAttack
Strat1216Slow

Wenn man eine Gitarre mit stärkerer Ausgangsleistung hat, sollte die Kompression auch hier wieder weiter zurück genommen werden, denn sonst kippt der Effekt schnell ins Gegenteil. In Verbindung mit der Les Paul wurde die Verzerrung bei höheren Comp-Einstellungen etwas reduziert, was aber keine Fehlfunktion des Pedals ist, denn der laute Pegel der Gitarre wird durch den Compressor (hohe Einstellung) stark reduziert. Dadurch wird natürlich auch die Vorstufe schwächer angefahren und es gibt weniger Verzerrung. Damit lassen sich aber auch interessante Sounds erzeugen, die ganz leicht in Richtung Fuzz gehen. Auch hier hört ihr wieder beide Versionen, einmal ohne und einmal mit Effekt.

Audio Samples
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HiComp – Off HiComp – On
GitCompSustAttack
Strat1610Slow

Zum Abschluss wollen wir uns noch die Sustainverlängerung mit der Les Paul anhören, bei der ich, wie bereits erwähnt, die Stärke der Kompression etwas zurückgenommen habe, um einen natürlicheren Klang zu erhalten.

Audio Samples
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Sustain – Off Sustain – On
GitCompSustAttack
Les Paul1216Slow
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FAZIT

Der Sustainer von T-Rex macht eineb recht soliden Job. Er komprimiert das Gitarrensignal und macht es so möglich leise Signale etwas anzuheben und die lauten ein wenig zu dämpfen. Er reagiert recht feinfühlig auf den Pegel der Gitarre, daher sollte man auf jeden Fall eine Zeitlang mit den Einstellungen der beiden Regler experimentieren – und da gilt eigentlich weniger ist mehr. Ist der Comp-Regler weit aufgedreht, erhält man eine starke Kompression – und auch bei einer schnellen Attack-Zeit wird der Pump-Effekt sehr stark. Wer also eine sehr natürlich klingende Kompression sucht, wird hier leider nicht fündig. Das Pedal greift schon sehr ins Geschehen ein, was aber nicht immer nachteilig sein muss. So kann man das Pedal zum Beispiel bei minimaler Einstellung als Booster nutzen, denn hier wird der Pegel schon recht gut angehoben, besonders bei Clean-Sounds. Sustain liefert er auch und so kann man den etwas schwachen Single-Coil-Gitarren ein wenig unter die Arme greifen. Und wo wir schon mal beim Thema sind: Mir persönlich hat der Sustainer am besten in Verbindung mit Single-Coil-Gitarren gefallen.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Robuste Bauweise
  • Zwei Regler (einfache Bedienung)
  • Boost bei niedriger Einstellung beider Regler
Contra
  • Klangveränderung
  • Compressor greift bei „Fast Attack“ noch zu langsam, erste Anschläge sind zu laut
Artikelbild
T-Rex Tonebug Sustainer Test
Für 29,90€ bei
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Technische Daten
  • Hersteller: T-Rex
  • Modell: Tonebug Sustainer
  • Typ: Compressor Bodenpedal
  • Regler: Comp., Sust.
  • Anschlüsse: Input, Output, 9V DC
  • Stromverbrauch: 20 mA
  • Spannung: 9V (Batterie oder Netzteil)
  • Maße: 78 x 120 x 60 mm (B x T x H)
  • Gewicht: 400 Gramm
  • Preis: 95,- Euro (UVP), 79,- Euro (Street)
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