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T-Rex SpinDoctor 2 Test

Vor einigen Jahren überraschte die dänische Effekt-Schmiede T-Rex die Szene mit einem programmierbaren vierkanaligen Röhren-Verzerrer-Pedal. Doch das alleine war nicht der Grund für das große Interesse am SpinDoctor. Für das Aha-Erlebnis sorgten die verbauten Motor-Potis und die damit einhergehende „What You See Is What You Get“-Bedienung. Dank der sich wie von Zauberhand bewegenden Potis konnte – trotz der Speichermöglichkeiten des Pedals –  auf Displays und aufwendige Untermenüs verzichtet werden. Alles, was man über einen gespeicherten Sound wissen musste, erfuhr man über die jeweiligen Stellungen der Regler.

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An diesem Konzept hat sich auch bei der zweiten Ausbaustufe des SpinDoctors nichts geändert. Doch was ist neu? Vergleicht man die beiden Pedale auf dem Papier, fällt lediglich auf, dass die T-Rex-Designer beim neuen Doc auf den MIDI-Anschluss und die zweite 12AX7-Röhre verzichtet haben. Alle anderen Updates fanden unter der Haube statt und betrafen das Herzstück des Pedals – seinen Sound.

Details

Beim SpinDoctor 2 handelt es sich also um einen Röhren-betriebenen Preamp (1x 12AX7) im Pedal-Format, der vier frei programmierbare Kanäle bietet und sich auf drei unterschiedliche Weisen nutzen lässt: Als Distortion-Pedal vor einem Amp, als Preamp in Verbindung mit einer separaten Endstufe und, über den mit einer Speaker-Simulation ausgestatteten Line-Out, direkt ins Pult.
Der Kittel des 3 kg schweren Docs besteht aus hochglänzend schwarz/weiß-lackiertem Metall und macht einen sehr soliden und aufgeräumten Eindruck. Mit 255 x 65 x 186 mm  (BxHxT) beansprucht der Gute zwar eine Menge Platz auf dem Pedalboard, der Bedienung kommt das aber definitiv zugute, denn zwischen den drei schwarzen Chickenhead-Potis (Gain, Tone und Level) ist eine ganze Menge Luft für zarte Gitarristen-Finger. Wie im Intro bereits erwähnt, sind die verbauten Potis motorisiert, ändern ihre jeweilige Position also abhängig von den, im gerade angewählten Kanal abgespeicherten,  Einstellungen – und zwar in Sekundenbruchteilen. Das ist natürlich ein ziemlicher Vorteil, denn, anders als bei Geräten, die zwar mit abspeicherbaren Einstellungen, aber traditionellen Potis arbeiten, lassen sich die aktuellen Settings hier eins zu eins ablesen – „What You See Is What You Get“ im wahrsten Sinne des Wortes!

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Schauen wir uns die Funktion der Potis jetzt mal etwas genauer an.„Gain“ erklärt sich von selbst, hier wird der Zerrgehalt bestimmt. „Level“ verhält sich wie ein Master-Regler und dient dementsprechend der Kontrolle der Gesamtlautstärke. In der Mitte der beiden „Lautmacher“ parkt der Tone-Regler.
Aber das ist noch nicht alles, was der Doc zu bieten hat. Unterhalb der Potis lauern nämlich noch sechs gummierte Taster, die den jeweiligen Funktionen der Regler noch mal ganz ordentlich auf die Sprünge helfen. So ist dem Gain-Poti ein Lead-Taster zugeordnet, mit dessen Hilfe sich der Zerrgehalt erhöhen und sahnige Lead-Sound realisieren lassen. Der Tone-Regler kommt gleich in Begleitung von vier Tastern um die Ecke, die aus dem einzelnen Regler eine 3-Band-Klangregelung plus Presence machen. Wird beispielsweise „Bass“ gedrückt, verändert das Tone-Poti seine Position und zeigt den aktuell für diesen Frequenzbereich eingestellten Wert an. Drückt der User „Treb“ verändert der Tone-Regler blitzschnell seine Stellung und stoppt in der Position des gespeicherten Treb-Settings. Genauso funktioniert es für Mid und Presence. Dank der motorisierten Potis hat man somit also einen sehr guten Überblick – ohne sich durch Menüs scrollen zu müssen. Das macht Sinn und erleichtert die Arbeit ungemein.

Fehlt uns noch der unterhalb des Level-Potis geparkte Store-Button, mit dessen tatkräftiger Unterstützung sich die jeweiligen Einstellungen innerhalb eines Kanals auf einem der vier Fußschalter speichern lassen. Das Speichern neuer Sounds ist mit wenigen Bedienschritten erledigt. Man wählt einen Sound von 1-4 über die Fußschalter an, verändert die Einstellungen entsprechend, drückt „Store“ und der Sound ist auf dem angewählten Platz abgespeichert.
Ach ja: Zwischen Gain und Tone findet sich eine durchsichtige Stelle im Gehäuse, durch die die verbaute 12AX7-Röhre beim Glühen bestaunt werden kann (beim alten SpinDoctor gab es entsprechend zwei Gucklöcher, da es auch zwei Röhren gab). Natürlich ist nicht das repräsentative Glühen ihre eigentliche Aufgabe – sie soll den Grundsound mit typischen Röhren-Eigenschaften versorgen. Ob das so ist, werden wir im Praxisteil noch genauer untersuchen.
Eine weitere Besonderheit des SpinDoctor 2 ist der True Bypass, der sich aus jedem Preset heraus schalten lässt. In der Praxis bedeutet das: jeder Kanal, der gerade aktiv ist,  kann durch erneutes Drücken des entsprechenden Fußschalters deaktiviert werden, sodass der Grundsound des verwendeten Amps zu hören ist. Super Idee!
Auf der Stirnseite des Pedals warten diverse Ins und Outs auf Anschluss. Auch das mitgelieferte Netzteil findet hier sein Plätzchen. Neben dem Standard-Output im 6,35 mm Kinkenformat, mit dem sich der SpinDoctor 2 mit einem Gitarren-Amp oder einer Endstufe verbinden lässt (die Anpassung findet über den zugeordneten Hi/Lo-Button statt) gibt es hier einen weiteren Output, der auf den Namen „Sim. Out“ hört. Über ihn lässt sich der Doc direkt in den Line-Level-Eingang eines Mischpults oder Channel-Strips einstöpseln und so nach Bedarf weiter verarbeiten. Damit das Ganze auch vernünftig klingt, hat T-Rex dem Ausgang eine Speaker-Simulation spendiert. Der Grundsound der simulierten Box lässt sich über einen zugeordneten Frequency-Poti regeln, die Lautstärke-Kontrolle des ausgegebenen Signals übernimmt der SimLevel-Regler. Wie das klingt, checken wir im Praxisteil.

Schauen wir uns jetzt noch die Bodenplatte an. Neben vier verschraubten Gummifüssen, befindet sich hier der eben bereits erwähnte HI/LO Knopf, mit dem sich die Lautstärke des ausgehenden Signals bestimmen lässt. In der HI-Position, also Knopf raus, wird der SpinDoctor 2 vor einem Amp/Combo betrieben. Soll er als reiner Preamp direkt in eine Gitarren-Endstufe oder einen Mischer/ Channelstrip laufen, muss der Knopf reingedrückt werden.
Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher, ob die Position dieses Schalters auf der Unterseite eine so gute Idee ist. Möchte man nämlich den SpinDoctor 2 mithilfe von Klettband auf einem Pedalboard befestigen (was ja durchaus vorkommen kann), müssen vorher die vier Gummifüße abgeschraubt werden. Einmal ab, liegt das Gerät quasi Plan auf dem Board und der kleine Schalter wird sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit reindrücken. Was nicht so gut wäre, sollte er als Zerrer vor einem Amp betrieben werden.      

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Praxis

Das Gerät lässt sich wie weiter oben bereits erwähnt auf drei verschiedene Arten betreiben.
1. Als Overdrive Pedal vor einem Amp
2. Als Preamp direkt in eine Gitarren-Endstufe
3. Direkt in den Mischer oder Mic-Preamp
Ich habe den Output des SpinDoctor 2 zunächst mit dem Input meines Marshall JVM 410 verbunden und nutze eine 2×12“ Marshall-Box mit G75-Speakern, vor denen ich ein SM57 und ein Sontronics Halo in Position gebracht habe. Der Amp ist clean eingestellt, und die Klangregelung befindet sich in Mittelstellung, sodass der Hauptsound aus dem T-Rex kommt.
* Anmerkung: Die Regelwege der Potis des SpinDoctor 2 sind mit Skalen von 0-10 markiert. Die in den Soundbeschreibungen angegebenen Werte orientieren sich an dieser Skalierung. Dementsprechend würde die Mittelstellung eines Regler hier also einem Wert von 5 entsprechen.
Ich beginne meinen Soundcheck mit einer Strat in der Hals-Position und habe einen cleanen, leicht dreckigen Sound eingestellt.

Audio Samples
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Clean Strat Neck

Die Gitarre klingt schön drahtig und definiert. Im Gegensatz zum Original-Sound des Amps werden ein paar Höhen hinzuaddiert und das Signal bekommt eine leicht schmutzige Note – im positiven Sinne natürlich.
Weiter geht es mit demselben Setting, jetzt aber in Verbindung mit einer Les Paul in der Zwischenposition.

Audio Samples
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Clean Les Paul Mid

Der T-Rex geht sehr behutsam mit dem Grundsignal um, addiert aber wie im Beispiel zuvor eine Schippe Dreck zum Sound. Interessanterweise bleibt das Mittenbild in diesem Fall aber unverändert, die Gitarre klingt so, wie im Bypass-Mode über den Marshall.
Zurück zur Strat und etwas mehr Gain . Die Bässe stehen auf 2, die Mitten habe ich ziemlich weit herausgedreht, Treb und Pres dafür hoch auf 8.

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Crunchy Funk

Der Sound ist „dosiger“ und schmatzt ganz wunderbar. Durch die reduzierten Mitten wird der Sound schön bissig.
Weiter geht es mit der Strat in der Stegposition. Im zweiten Beispiel schalte ich dann auf den Hals-PU um. Gain ist auf 3 eingestellt.

Audio Samples
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Crunch Strat Steg Crunch Riff Strat Neck

Da der SpinDoctor 2 sehr dynamisch arbeitet und ein stärkerer Anschlag dementsprechend zu mehr Verzerrung führt, habe ich den Gain-Regler hier recht niedrig eingestellt. Auch in diesem Setting weiß der SpinDoctor zu gefallen. Die Gitarre klingt schön breit und direkt, das Höhenbild nervt zu keinem Zeitpunkt. Auch bei der stärker angeschlagenen Achtelbewegung am Ende des Audios setzt das Pedal das Signal punchy und aufgeräumt um. 
Jetzt erhöhe ich den Gain-Anteil, drehe auf 8 und aktiviere den Steg-Single-Coil der Strat.

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Crunch Riff Mitten

Intensivere Gain-Settings führen dazu, dass der Sound des SpinDoctor zunehmend mittiger wird. Um dieser grundsätzlichen Tendenz entgegen zu wirken, musste ich den EQ etwas beherzter ins Spiel bringen, die Höhen anheben und die Mitten entsprechend absenken. Nach dieser Maßnahme war ich mit dem gebotenen Sound aber sehr zufrieden und obwohl das Riff nach wie vor sehr dicht ist, werden die Töne klar umgesetzt.
Als Nächstes folgt ein Beispiel mit einer Tom Anderson mit Humbucker am Steg. Der Gain-Regler steht auf 6. Auch hier musste ich den Mittenregler ordentlich nach links drehen und Treble und Presence pushen, um den (gerade bei höheren Gain-Settings) doch recht mittigen Grundsound des Docs im Zaum zu halten. Ich beginne mit einem sehr leichten Anschlag und steigere kontinuierlich.

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Dyna Crunch Anderson

Der Sound hat seine Wurzeln definitiv in England und geht sehr feinfühlig mit der Anschlagsenergie um. Gegen Ende des Beispiels entsteht ein breiter solider Rocksound, bei dem der Attack nicht verloren geht.
Soviel zur ersten Disziplin, dem Einsatz des Pedals vor einem Amp. In den nächsten Beispielen habe ich den SpinDoctor 2 als Preamp über den seriellen Effekt-Einschleifweg des Marshalls betrieben, das Signal also direkt auf die Endstufe geschickt.
Um einen möglichst neutralen ersten Eindruck zu bekommen, habe ich die Klangregelung im ersten Audio auf 5 eingestellt, der Gain-Regler steht auf 8.

Audio Samples
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Crunch All Mid Preamp

Der Grundklang ist in dieser Betriebsart ziemlich Mitten-lastig, die oberen Mitten und das Höhenbild sind ziemlich schwach aufgestellt. Das geht natürlich nicht, es sei denn, man möchte Karriere in einer ZZ Top Coverband machen.
Also habe ich die Mitten im zweiten Beispiel fast raus, Presence und Treble dafür aber komplett reingedreht. Und siehe da, es klingt! Die Klangregelung des Docs arbeitet ziemlich effektiv und sorgt in diesem Setting für einen recht überzeugenden Stimmungswandel.

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Crunch Mid Cut

Ich erhöhe den Zerrgrad und schalte in den Lead-Mode. Auch hier erst einmal mit „Flat“ eingestellter Klangregelung, dann mit einer intensiveren Bearbeitung.

Audio Samples
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More Gain Flat More Gain Mid Cut

Im Grunde lässt sich auch hier dasselbe sagen, wie zu den Beispielen zuvor.Für meinen Geschmack ist der Grundsound des SpinDoctor auch im Team mit einer separaten Endstufe ein bisschen zu mittig. Es sind aber definitiv richtig amtliche Sounds möglich, dafür muss aber eben ganz ordentlich am EQ gedreht werden.
Abschließend noch ein Beispiel mit dem frequenzkorrigierten Ausgang direkt in eine Avalon U5 DI-Box. Sim-Level und Frequency-Regler befinden sich auf Rechtsanschlag.

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Crunch Sim

Ich muss zugeben, dass mich die allermeisten Speaker-Simulationen nicht sonderlich begeistern. Beim SpinDotcor 2 hingegen bin ich sehr angenehm überrascht, denn das gelieferte Signal kann, im Vergleich zu anderen Geräten, wirklich überzeugen und führt zu absolut brauchbaren Ergebnissen. Auch für den schnellen Einsatz im Studio- oder Homerecording-Bereich kann der Doc also eine sinnvolle Option sein.

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Fazit

Das Konzept mit den motorisierten Potis ist großartig, so viel vorweg. Beim SpinDoctor 2 stimmen Verarbeitung und Bedienung. Zwar fällt der Grundsound für meinen Geschmack etwas zu mittig aus, dank der sehr guten Klangregelung lässt sich dieser Zustand aber in den Griff bekommen, sodass am Ende richtig gute Ergebnisse erzielt werden konnten. Abgesehen davon ist T-Rex mit dem SpinDoctor 2 im Vergleich zu seinem Vorgänger grundsätzlich eine massive Verbesserung der Performance gelungen. Besonders positiv überrascht hat mich der Sounds des Sim-Out. Der ist wirklich erstaunlich gut und eignet sich optimal für den Einsatz im Studio. Insgesamt hinterlässt das Gerät einen positiven Eindruck und deckt eine breite Sound-Palette ab, die besonders traditioneller orientierte Gitarristen begeistern dürfte.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Bedienung
  • Verarbeitung
  • Konzept
  • True Bypass aus jedem Preset
Contra
  • kein Kopfhörerausgang
  • Hi/Low-Button auf der Unterseite
  • Grundsound sehr mittenlastig
Artikelbild
T-Rex SpinDoctor 2 Test
Für 282,00€ bei
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Technische Daten
  • Hersteller: T Rex
  • Bezeichnung: Spin Doctor 2
  • Röhre.12 AX7 Triode
  • Bauart: Gitarren Röhren Overdrive Pedal
  • Maße: 255 x 65 x 186 mm (BxHxT)
  • Gewicht: 3kg
  • Besonderheiten: Motorfader
  • Preis: € 625,- (UVP)
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