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STL Tones Tonality Lasse Lammert Test

Mit dem STL Tonality Lasse Lammert Plugin liefert die australisch-US-amerikanische Firma STL Tones einen weiteren Zugang zur Tonality Reihe, die hoch spezialisierte virtuelle Amps beinhaltet, welche jeweils einem speziellen Künstler oder Produzenten auf den Leib geschneidert sind.

SLTTonality_Header


Darüber hinaus hat das Unternehmen natürlich noch wesentlich mehr zu bieten, denn der STL Tonehub, der auf Abo-Basis erhältliche Amphub sowie diverse Kemper oder Axe Fx Packs befinden sich ebenfalls im Firmenportfolio. Darunter besticht die Tonality Reihe mit einem erfreulich niedrigen Thekenpreis und einem Signature Sound, der die User möglichst schnell zum klanglichen Ziel führen soll.
Ähnlich dem Neural DSP Konzept konnte STL berühmte Künstler wie Andy James, Will Putney oder eben jüngst Lasse Lammert für sich gewinnen, die so ihre Lieblingsamps, -cabs und -effekte in einer einzigen Software vereinen konnten. Der in Lübeck ansässige Lasse ist kein unbeschriebenes Blatt in der Produzentenszene und kann durch seine Arbeit mit Alestrom oder Gloryhammer bereits auf einige prominente Acts in der Metalszene zurückblicken. Ob es STL Tones gelungen ist, Lasses Sound digital einzufangen, möchte ich hier herausfinden. 

Details

Konzept

Beim STL Tonality Lasse Lammert Plugin handelt es sich um eine Software, die drei verschiedene Ampmodelle virtuell nachbildet. Diese kann man nun mit einer umfangreichen Auswahl an Speakersimulationen, die gänzlich auf Basis von Impulsantworten (IRs) erstellt wurden, kombinieren – und sogar das Laden eigener IRs wird unterstützt.
Darüber hinaus liefert die Software noch eine Fülle von Effekten wie zwei verschiedene Verzerrer, zwei EQs, Delay und Reverb. Das Plugin kann dabei einerseits als Stand-alone-Effekt, d.h. als eigenständige Software ohne Verwendung einer DAW, und andererseits als Plugin für MacOS und Windows im VST/AU/AAX-Standard eingesetzt werden.

GUI Übersicht

Für die Installation des Tonality Plugins benötigt man nur eine Internetverbindung zum Laden des Installers und einen iLok Account. Der gesamte Installationsprozess sowie die Aktivierung gingen bei mir völlig problemlos vonstatten und so war ich schon nach kurzer Zeit startklar. Mit der Lizenz erwirbt man übrigens die Möglichkeit, das Plugin auf bis zu drei Rechnern zu aktivieren.
Das GUI zeigt sich optisch äußerst ansprechend, während die Platzierung der Bedienelemente anschaulich aufbereitet wurde – hier fällt übrigens eine deutliche Ähnlichkeit zur grafischen Gestaltung der Neural-DSP-Plugins auf. Auch konzeptionell setzt man hier nicht auf eine Materialschlacht aus zig Amps und Effekten, sondern auf eine selektierte Auswahl, die zielgerichtet und schnell zum gewünschten Ergebnis führt. 
Im Header befindet sich ein Icon, mit dem das GUI in drei Stufen grob skaliert werden kann. Eine stufenlose Skalierung ist in der rechten unteren Fensterecke möglich. Daneben gelangt man zum Presetbrowser, in dem man bereits eine Fülle an Voreinstellungen abrufen kann. Diese sind in die Banks “Album Tones”, “Werkseinstellung” und “Default” unterteilt und sie können durch Userbänke erweitert werden.

Das GUI mit Header, Browser und Workspace
Das GUI mit Header, Browser und Workspace

Signalkette und Module

Die Signalkette des Lasse Lammert Plugins besteht aus fünf Effektblöcken, die hinsichtlich ihrer Reihenfolge festgelegt und unveränderbar sind. Hinter dem Inputmodul wurde ein frei einstellbares Gate angeordnet, um die Nebengeräusch zu eliminieren. Die Module lasen sich übrigens auch gänzlich deaktivieren, wenn man in der offenen Ansicht des jeweiligen Blocks auf das untere Icon klickt. 
Input -> Gate ->Tuner -> Pre FX ->  Amp -> Cab -> Post FX -> Output

Ampmodelle

Für den Ampblock wurden drei Topteile bereitgestellt.Beim Driftwood Purple Nightmare handelt es sich um einen deutschen Boutique Amp, der mit 6L6-Endstufenröhren ausgestattet ist und auch mal Gegenstand eines Bonedotests war. Der Driftwood kommt mit zwei Kanälen und hat bereits vor den Vorstufen einen schaltbaren tubescreamer-artigen Verzerrer integriert. Als kleines Gimmick lässt sich die Farbe des Frontpanles durch einen Klick auf das Logo von Lila zu Grün switchen.

Fotostrecke: 3 Bilder Der Ampblock besteht aus dem “Driftwood Purple Nightmare”, …

Cabinets

Der Cabinetblock gestaltet sich extrem üppig und flexibel. Prinzipiell erhalten wir hier ein duales Setup mit zwei getrennt bestimmbaren Speakern und Mikrofonierungen, die flexibel geblendet werden können. Zur Auswahl stehen pro Seite acht 4×12″-Cabinets, die mit Celestion-Greenback-, V30- oder K100-Speakern bestückt sind. Diese wiederum können mit einer Auswahl aus fünf Mikrofonen abgenommen werden.

Die Cabinets können mit zwei Mikrofonen abgemiked werden – dazu stehen fünf Mikemodelle und acht Cabinets bereit.
Die Cabinets können mit zwei Mikrofonen abgemiked werden – dazu stehen fünf Mikemodelle und acht Cabinets bereit.

Effekte 

Die Effekte sind in einem Pre- und Post-Block aufgeteilt. Im Pre-FX-Modul befinden sich ein grafischer 7-Band-Equalizer, der die gleichen Frequenzbänder wie beispielsweise der Boss GE-7 aufweist. Dahinter erscheinen zwei verschiedene Overdrives, wovon der erste auf dem Airis Liverkick basiert, Lasse Lammerts Signature Pedal. Dieses wiederum wurde vom TC Electronic Integrated Preamplifier inspiriert und ist durch die Verwendung von “Meshuggah” mittlerweile ein heiß begehrtes Sammlerobjekt. Der zweite Overdrive heißt Lammert OD und basiert auf Lasses eigenen Vorgaben, ohne genauer spezifiziert zu werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Pre FX Block bietet einen grafischen EQ, sowie zwei Drives.

Im Post-FX-Block befindet sich nun ein weiterer grafischer Equalizer, der diesmal jedoch mit zehn Bändern ausstaffiert ist und einen Thud-Regler für die Bearbeitung der Frequenzen unterhalb von 60 Hz sowie einen Smoothregler für die Frequenzen im 6-kHz-Bereich bietet. Als nächstes erscheint ein Delay-Pedal in der Effektkette, welches einmal als Ping-Pong-Stereodelay eingesetzt werden kann, mit den Reglern Speed und Depth allerdings auch eine Modulationskomponente mitbringt, die sich auch ohne Delayeffekt als Chorus verwenden lässt. Die Delaytime lässt sich am virtuellen Poti gut einstellen und die Anzeige verrät auch die exakte Millisekundenzahl, bedauerlicherweise kann ein exakter Wert händisch nicht eingetippt werden, was meiner Meinung nach definitiv ein sinnvolles Update wäre. Darüber hinaus kann das Tempo natürlich auch getappt oder mit dem Songtempo gesynched werden.
Ganz am Schluss steht ein Reverb, das sich mit dem Mix-Regler blenden lässt und ebenfalls über eine regelbare Delay-Modulation verfügt.

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Praxis

Für die Soundfiles spiele ich eine Ibanez Artist über ein 3-m-Kabel in mein Audiointerface, ein RME Fireface UFX, und aktiviere das Plugin in meiner DAW, Studio One 5.
Bevor ich mich ans Programmieren mache, höre ich mir erstmal ein paar Werkspresets an, um mir einen vorläufigen Eindruck vom Sound und den Effekten zu machen. Die Voreinstellungen legen ihren Schwerpunkt ganz dem Namensgeber entsprechend auf Rock- und Metalsounds, die zu einem Großteil mit wenigen Effekten auskommen und eigentlich fast “mix-ready” sind. Die Presets bilden eine gute Arbeitsgrundlage und geben ein repräsentatives Bild des Plugin-Potenzials ab.

Audio Samples
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Driftwood Modern A Purple Clean Warm Purple Crunch Pretty Clean Thrash 800-7 A Night in Texas Lead

Kommen wir nun zum Gestalten von Eigensounds, bei denen ich den Fokus zunächst auf die Verstärker und weniger auf die Effekte richte. Auch wenn hier sicherlich eher Amps zur Verfügung stehen, die man traditionell verzerrt spielt, liefert das Lasse Lammert Plugin doch eine gewisse Vielseitigkeit – denn der Driftwood und auch der Frank-Dieter können hervorragende Cleansounds hervorbringen, mit denen sich lyrische Pickings, jazzige Chords und funky Riffs sehr gut umsetzen lassen.
Im Zerrbereich erhalten wir hier natürlich die volle Breitseite. Die Ampauswahl reicht von klassisch-britischen Sounds der Mean Machine bis hin zu modernen Rockbrettern des Frank-Dieter und des Driftwoods. Das Spielgefühl und auch die dynamische Reaktion der Amps liegt für mich klar über den meisten Konkurrenzprodukten, die ich unter den Fingern hatte, und siedelt das STL auf jeden Fall an die Spitze der virtuellen Amp- Plugins, auch wenn für mich der Unterschied zu hochwertigen Hardwaremodellern oder Echt-Amps doch noch spürbar ist.

Audio Samples
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Driftwood – Clean Driftwood – Crunch Driftwood – Lead + Boost Frank-Dieter – Mid Gain Rhythm Frank-Dieter – Clean Funky Mean Machine – Classic Rock Riff Mean Machine – Lead Boost Mod

Nun gesellen sich ein paar Effekte dazu. Als Booster bzw. Overdrive steht der Liverkick zur Verfügung, der als relativ linearer Boost mit EQ daherkommt und den Amp gut anblasen und andicken kann. Der Lammert Overdrive agiert in den Mitten etwas stärker und verschlankt auch minimal die Bässe, wie es wohl auch ein Tube Screamer tun würde.
Die EQs verrichten ihre Aufgabe sehr effektiv, wobei es ein extrem geschickter Schachzug ist, ein Modul vor und eines hinter der Amp-Einheit zu platzieren, da sich die Wirkungsweise eines Filters je nach Position in der Signalkette drastisch verändert. Das Delay und der Reverb erweisen sich als extrem flexible und klanglich hochwertige Zeitgenossen, mit denen sich tolle Räume eröffnen. Der Stereobetrieb ist eine tolle Dreingabe und wie oben erwähnt lassen sich sogar simple Chorussounds über das Delaymodul kreieren, wenn man Feedback und Delaytime herunterdreht.

Audio Samples
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Driftwood + Liverkick Mean Machine + Lammert Drive Mean Machine – Crunch – EQ + Ping Pong Delay + Reverb Frank-Dieter – Clean – EQ + Ping Pong Delay + Reverb Frank-Dieter – Clean – Chorus

Kommen wir nun zum Cab-Block, der mich beim Testkandidaten ganz besonders überzeugt hat. Einerseits bietet das Modul eine sehr gute Auswahl an etablierten Cab- und Speakermodellen und andererseits zeigen sich die Parameter, mit denen das Mikrofon platziert werden kann, als extrem flexibel und effektiv. Der Distanceregler kann den Sound von eher dunkel bis zu extrem scharfen Höhen verbiegen, und die Veränderung des Mikrofonwinkels über den Angle-Regler führt zu einer interessanten Aushöhlung der Mitten.
Das Resonance Poti zeigt vor allem beim High-Gain-Sound und dem Spiel auf den tiefen Saiten seine Wirkung. Beim Minimalwert ist der Sound bedeckter und der Bass etwas “loser”, während das Maximalsetting die Hochmitten anhebt und den Bass etwas straffer rüberkommen lässt. Für die Implementierung eigener Impulsantworten muss man lediglich das Browserfenster in der Impulse-Response-Zeile anklicken und über Load die entsprechende Faltung anwählen, was in meinem Fall kinderleicht vonstatten ging. Auch wenn ich im letzten Soundbeispiel meine Lieblings-IR ausgewählt habe, muss ich gestehen, dass die Default Cabs dieser in nichts nachstehen. Hier wurde definitiv gute Arbeit bei der Faltungsselektion gemacht.

Audio Samples
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Distance – Edge Distance – Mitte zwischen Edge und Center Distance – Center Resonance Minimum Resonance Maximum Third Party IR
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Fazit

Das STL Tonality Lasse Lammert Plugin liefert tadellose Sounds, die von Classic Rock bis Metal alles abdecken dürfte. Es kommt mit einer äußerst ansprechenden und intuitiven Benutzeroberfläche daher. Sowohl die Auswahl der Amps als auch die verwendeten Cabinet-Faltungen sind von allerbester Güte, verleihen ein authentisches Spielgefühl und legen dabei eine überzeugende Transparenz und Durchsetzungsfähigkeit aufs Parkett. Die beiden EQs und Drivemodelle sowie die zig Parameter des Cabblocks helfen dabei, den ohnehin schon sehr flexiblen Sound noch konkreter zu formen.
An Effekten wurde zwar keine Materialschlacht zelebriert, aber das, was da ist, klingt hervorragend und ist für die meisten Rockstile auch allemal ausreichend. Auch wenn das Plugin fantastische Cleansounds für diverse Styles abliefert, kann es doch sicherlich in den verschiedenen Rockgenres am besten punkten – dabei ist von klassisch britisch bis modern heavy alles dabei. Für mich steht das STL Tonality neben Neural DSP und den UAD Amps an der Spitze der virtuellen Amps, und da der Testkandidat für gerade mal 119,99 US-Dollar über die Theke geht, kann man hier ganz klar eine deutliche Empfehlung aussprechen.

Plus
  • Sound und Ansprache
  • intuitive Bedienung
  • flexible Effektauswahl
  • attraktive Optik des GUI
Minus
  • kein Contra
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Features
  • Hersteller: STL Tones
  • Name: Tonality Lasse Lammert (Version 1.0.0, Stand 8/2021)
  • Typ: Virtuelle Ampsoftware
  • Format: 64-bit VST / AU / AAX / Stand-alone
Preis:
  • 119,99 $ 
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Sound und Ansprache
  • intuitive Bedienung
  • flexible Effektauswahl
  • attraktive Optik des GUI
Contra
  • kein Contra
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STL Tones Tonality Lasse Lammert Test
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