Mit Etude präsentiert Steinberg eine moderne Piano Library, diesmal mit dem Konzertflügel Yamaha C3X im Mittelpunkt. Sie ist Teil des inzwischen des inzwischen sehr umfangreichen Steinberg-Sortiments in der Sparte Keys. An der Spitze steht weiterhin Steinberg The Grand 3 mit mehreren Piano-Modellen zum Preis von rund 150 Euro. Steinberg Etude ist spezieller und kostet nur knapp 100 Euro. Hoffen wir, dass dieser günstige Preis nicht das einzige Argument für die Library ist.

Angespielt und probiert habe ich Steinberg Etude mit einem Studiologic SL88 mk2. Schon jetzt wird deutlich, dass sich dieser virtuelle Konzertflügel nur beim Einsatz eines 88er-Masterkeyboards mit Hammermechanik im Detail entfaltet und für Spielfreude sorgt.
DETAILS & PRAXIS
Steinberg Etude – detaillierte Aufnahmen des Yamaha C3X Konzertflügels
Der virtuelle Konzertflügel Steinberg Etude wurde für HALion 7 und HALionSonic 7 entwickelt. Er basiert auf einem Yamaha C3X, der für diese Library mit größter Sorgfalt in einem akustisch optimierten Raum aufgezeichnet wurde.
Die rund 18 GB große Sample Library rekonstruiert den Flügelklang in zwölf Dynamikstufen mit vier wählbaren Mikrofonpositionen und zusätzlichen piano-spezifischen Parametern.
Steinberg Etude richtet sich an Musiker, die sich ein universell spielbares Instrument wünschen und nur am Rande editieren möchten.
Die pianistischen Ausdrucksmöglichkeiten sind allerdings beim Pedaleinsatz limitiert: Das Instrument berücksichtigt weder Half-Pedaling noch das Una-Corda-Pedal. Das ist aber halb so schlimm, angesichts des schmalen Preises dürfen solche Expert-Features gern einmal fehlen.
Zugriff auf den Sound: Main und Piano
Steinberg Etude ist mit seinen insgesamt vier Seiten gut zu durchblicken. Auf der Main-Seite liegen die vier Parameter: Mellow/Bright lässt den Klang dunkler oder heller und prägnanter werden. Charakter reguliert den Geräuschanteil von Tasten- oder Pedal-Nebengeräuschen.
Die Pegel der Sustain- und Sympathetic-Resonance-Samples könnt ihr mit Resonances anpassen. Zuletzt gibt es noch die Möglichkeit, die Intensität des Reverbs einzustellen.
Auf der Piano-Seite „modelliert“ man den Flügelklang ein bisschen – allerdings ohne Physical Modeling als Zugabe. Ihr könnt Release-Samples, Sustain Resonances und Sympathetic Resonances bearbeiten, mechanische Geräusche berücksichtigen sowie die Stimmung und das Dynamikverhalten einstellen – alles praktisch, aber nicht besonders detailliert.

Noch mehr Gestaltung: Mixer und Effekte
Weiter geht’s auf der Mixer-Seite. Genau vier Mikrofonkanäle lassen sich aktivieren und dabei inklusive Reverb Send und Stereobreite justieren: Player (Hämmer), Mid (Deckel), Tail (hinterer Teil des Konzertflügels) und Room (Positionierung im Raum). Es ist erstaunlich, was man auf der Mixer-Seite klanglich herausholen kann. Wer sich noch nie mit Mikrofonierung beschäftigt hat, kann hier wunderbar erste Erfahrungen sammeln.

Selbstverständlich integriert Steinberg Etude auch Effekte: Equalizer, Kompressor und Reverb sind gut auf den Pianosound abgestimmt – hier bleibt alles natürlich, wildes FX Tuning steht nicht auf dem Plan.

So klingt das Yamaha Grand Piano bei Steinberg Etude
Man sollte an Steinberg Etude mit realistischen Erwartungen herangehen. Schließlich hat man es mit einem einzelnen Konzertflügel und nicht mit einer umfangreichen Sammlung aus verschiedenen Upright und Grand Pianos zu tun. Insgesamt stehen 25 Presets zur Auswahl. Sie streifen Genres wie Gospel, Soul, Rock, Jazz, Klassik oder Filmmusik und demonstrieren auch unterschiedliche Mikrofonierungen und piano-spezifische Parameter.

Die Factory Presets klingen auf den ersten Blick recht ähnlich. Erst nachdem ich die zehn Audio-Demos eingespielt hatte, wurde mir klar, wie variantenreich das Instrument tatsächlich ist. Ich persönlich schätze den warmen, intimen und sphärischen Klang – und so gehören “Ethereal Grand“ und „Intimate Atmosphere“ zu meinen Lieblings-Presets.
Der Sound von Etude macht sich sowohl im Mix als auch beim Arrangieren oder Songwriting gut. Weniger eignet er sich hingegen für die konzertante Solo-Performance mit vielen dynamischen und expressiven Passagen.
Steinberg Etude – wenig Konkurrenz im Sample-Library-Bereich
Von Yamahas Konzertflügeln sind vor allem das Flaggschiff CFX sowie das kleinere Modell Yamaha C7 als virtuelle Instrumente spielbar – so etwa bei Steinberg The Grand 3 oder auch bei Spectrasonics Keyscape. Den Yamaha C3/C3X findet man bislang kaum in einer Library. Neben Steinberg Etude kommen in der Preisklasse um 100 Euro vielleicht noch das IK Multimedia Pianoverse-Concert Grand YF3 oder das IK Multimedia Pianoverse MAX in Betracht. Übrigens ist das MAX eine Kollektion aus neuen verschiedenen Instrumenten.
Wer einen Yamaha Konzertflügel mit allen Details auf seinem Computer installieren möchte, muss mehr als das Doppelte investieren. Die VSL Yamaha CFX Standard Library reagiert auf Halbpedalisierung und andere spielerische Nuancen.






Fazit
Alles in allem ist der virtuelle Flügel zu schade, um nur Etüden zu üben oder vorzutragen. Mit dieser Library lässt sich der Yamaha C3X sowohl gut spielen als auch vielseitig variieren. Sie hat zwar keine Ecken oder Kanten, ist mit ihren klaren und eleganten Sounds dafür aber eine gute Wahl für den Mainstream-Bedarf: Cinematic, Klassik, Pop, Jazz oder Songwriting. Bei der Pedalisierung muss man allerdings Abstriche machen. Ein Una Corda oder eine Halbdämpfung werden aber wahrscheinlich nur versierte Konzertpianisten vermissen.
Der Steinberg Etude wird vielen Musikern gefallen und bekommt deshalb insgesamt 4 Sterne – ein guter Konzertflügel zum fairen Preis.
Features
- Piano Library für Steinberg HALion Sonic 7 und HALion 7
- Yamaha C3X chromatisch aufgezeichnet in zwölf Dynamikstufen
- 18 GB Samples (komprimiert aus 45 GB)
- Vier Mikrofonierungen, einstellbare Resonanzen, interne Effekte
- Ab Windows 10, Mac OS 11 (Big Sur), Online-Aktivierung, VST3, AU, AAX
- WEBSEITE: steinberg.net/de/vst-instruments/etude/
- PREIS: 99 Euro (Straßenpreis vom 12.09.2025)
- Gelungenes Abbild des Yamaha C3X
- Ausbalancierter Klang
- Musikalisch vielseitig einsetzbar
- Simple Bedienung
- Nur Sustain-Pedal

hjilk sagt:
#1 - 27.09.2025 um 15:30 Uhr
Ich glaube, ich besitze das letzte Piano auf dieser ganzen Welt, das noch nicht abgesampelt wurde...