Spector Rebop 5 Deluxe Test

Praxis

Der Spector Rebop 5 Deluxe besitzt eine lange 35″-Mensur und sein Korpus ist für Fünfsaiter-Verhältnisse sehr klein. So hat die obere Korpusseite erst auf Höhe des 20. Bundes Kontakt mit dem Hals. Die lange Mensur und die spezielle Korpusarchitektur führen dazu, dass sich der Hals des Rebop per se sehr lang anfühlt. Zudem schiebt sich der Bass am Gurt hängend eher nach links – die tiefen Lagen entfernen sich somit eher von der Körpermitte des Spielers. Ich persönlich finde es angenehmer, wenn die tiefen Lagen näher am Körper liegen und somit leichter erreichbar sind. Der kleine und leichte Korpus bringt aber auch noch einen anderen Nebeneffekt mit sich: er bietet vergleichsweise wenig Gegengewicht zum massiven Fünfsaiter-Hals, sodass der Rebop zwangsläufig mit einer gewissen Kopflastigkeit daherkommt und man gelegentlich die Trageposition korrigieren muss. Schade eigentlich, denn mit gerade einmal vier Kilogramm Gewicht geht mein Test-Rebop für einen ausgewachsenen Fünfsaiter locker als Leichtgewicht durch. In Sachen Ergonomie wird der Rebop in meinen Augen also möglicherweise für einige Spieler gewöhnungsbedürftig sein. Es kann aber natürlich auch sein, dass mein Testbass mit seinem sehr leichten Korpus eher eine Ausnahme darstellt.
Abgesehen davon habe ich an der Bespielbarkeit des tschechischen Spectors rein gar nichts auszusetzen: das kräftige D-Halsprofil liegt wunderbar in der Hand und weist dank des dünnen Matt-Finishes eine sehr geschmeidige Haptik auf. Ab Werk war der Bass zudem ultrakomfortabel eingestellt – die tadellos ausgeführte Bundierung erlaubt einfach eine super niedrige Saitenlage ohne lästige Schnarrgeräusche.
Als nächstes wollen wir herausfinden, was der europäische Spector am Verstärker zu bieten hat! Meine Erwartungshaltung ist hier ziemlich groß, weil mein Testbass schon trocken gespielt einen überaus gesunden Ton entwickelt. Am Verstärker teste ich den Rebop zuerst – wie übrigens alle meine Testbässe, die mit einer aktiver Elektronik ausgestattet sind – mit neutraler EQ-Einstellung. Da der TonePump-Preamp laut Spezifikation auf der Spector-Webseite mit einer “Boost Only”-Einstellung ausgestattet ist, müsste ich demzufolge einen möglichst neutralen Sound erhalten, wenn ich beide Regler komplett zurückdrehe. Das Ergebnis könnt ihr im folgenden Audiobeispiel hören: beide Pickups sind hier voll aufgedreht.

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Beide PUs flat

Das ist kein schlechter Sound, im oberen Bereich klingt der Bass jedoch eher gedeckt, obwohl er mit höhenlastigen EMG-Tonabnehmern ausgestattet wurde. Und auch im Low-End hätte ich von meinem Test-Rebop irgendwie mehr Durchschlagskraft erwartet. Als logische Konsequenz habe ich im nächsten Beispiel die Bässe und die Höhen mit dem TonePump-Preamp angehoben. Und siehe da, der Rebop öffnet sich augenblicklich in beide Richtungen: die Tiefbässe sind voluminös und transparent, und der strahlende Höhenbereich sorgt für eine gute Ortbarkeit des Sounds. Da ist er also, der Sound, den ich eigentlich mit einer halbwegs neutralen EQ-Einstellung erwartet hätte!

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Beide PUs – Bass & Treble Boost

Meine Recherchen haben ergeben, dass ich anfangs mit meiner Annahme auf dem Holzweg war: die Elektronik wurde nämlich von einer kleinen tschechischen Firma mit dem Namen “Michalik” für Spector entworfen und ist mit dem Modell BP-4 identisch. Dieser Preamp verfügt in Wahrheit über eine “Cut und Boost”-Funktion der beiden EQ-Bänder. Die Regler senken also sehr wohl die Frequenzen ab, wenn man sie komplett zudreht – kein Wunder, dass der Sound im ersten Beispiel etwas schlapp klingt und erst das zweite Beispiel mit fast halb aufgedrehten Reglern den Bass ins richtige Licht setzt! Ich denke, Spector sollte die Funktionsweise des TonePump-Preamps in ihren Spezifikationen ruhig etwas detaillierter beschreiben, um Missverständnissen bei den Usern vorzubeugen.
Die anschließenden Beispiele präsentieren den Spector Rebop mit verschiedenen Tonabnehmer- und EQ-Einstellungen, damit ihr einen Eindruck von den vielen Soundmöglichkeiten des Instruments bekommt.

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Neck PU – Bass & Treble Boost
Klanglich ist dieser Spector mit seiner superschnellen Ansprache über jeden Zweifel erhaben!
Klanglich ist dieser Spector mit seiner superschnellen Ansprache über jeden Zweifel erhaben!

Mit dem Halstonabnehmer im Solomodus und einem leichten Bassboost produziert der Rebop einen ungeheuer voluminösen Sound, dem man mit dem effektiven Höhenregler der TonePump-Elektronik jederzeit ausreichend Brillanzen beimischen kann, damit er sich trotz der Fülle gut in einer Band durchsetzt. In diesem Beispiel kommt auch die hervorragende B-Saite meines Testbasses gut zur Geltung – Bombe!

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Bridge PU – Bass Boost

Der Steg-Tonabnehmer liefert erwartungsgemäß einen mittig-knurrigen Sound, der sich bestens für virtuose Einsätze im Fusionbereich eignet. Auch hier zeigt sich, dass der Tonepump-Preamp sehr geschmackvoll und praxisorientiert abgestimmt wurde, denn selbst mit einer heftigen Bassanhebung wird der Sound in keiner Weise schwammig, sondern einfach nur schön rund und fett. Von diesen Eigenschaften kann sich so manche andere Aktivelektronik gerne ein Scheibchen abschneiden!

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Beide PUs – Bass & Treble Boost, Slap

Speziell Freunde des schnellen Daumens kommen beim Rebop-Fünfsaiter sehr auf ihre Kosten! Der Slapsound des Spectors profitiert nämlich hörbar von der superschnellen Ansprache des Instruments und der leichten Mittenkuhle der EMG-Tonabnehmer. Für Fingerstyle-Sounds hätte ich mir allerdings gelegentlich eine noch deutlichere Abbildung der knurrigen Mittenfrequenzen gewünscht. Deshalb könnte ich mir den Spector auch sehr gut mit einem Mittenregler am TonePump-Preamp vorstellen, mit dem sich die klangliche Flexibilität des Rebop 5 wahrscheinlich noch einmal steigern ließe.

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