Sonum H2O Evolution II Test

H2O Evolution II – Studio-Hardware aus Italien!? Bislang erscheint das eher ungewöhnlich. Der junge Hersteller Sonum aus Florenz tritt mit recht vollmundigen Versprechungen und günstigen Preisen an – das dürfte interessant sein! Mittlerweile gibt es Mic-Preamps für das 500er-Format wie den sprichwörtlichen Sand am Meer. Wer sich hier als neuer Hersteller an die Startlinie begibt, sollte gute Argumente haben, um sich entsprechend positionieren zu können.

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Das Selbstbewusstsein von Sonum, einem zwar jungen Hersteller, dessen Mitarbeiter aber nach eigenen Angaben schon lange im Audiobereich aktiv sind, ist nicht gerade von schlechten Eltern.  Ein erster Blick auf die Details verrät aber auch ein paar sehr durchdachte Lösungen. Hier scheint bei der Entwicklung erstklassiger Sachverstand am Werk gewesen zu sein – eine nähere Untersuchung ist also geboten…

Details

Im Grunde handelt es sich beim H2O um ein sehr modernes Preamp-Konzept, das all die Funktionen bietet, die sich zu Recht als Standard in dieser Gerätegattung etabliert haben. Die Ausstattung ist zwar nicht außergewöhnlich üppig (hier setzen 500-Module mit einer Slotbreite auch natürliche Grenzen), aber das, was der H2O bietet, kommt sehr überlegt daher.

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Im  Kern handelt es sich um eine übertragerlose, elektronisch symmetrierte Class-A-Schaltung, die eine maximale Verstärkung von satten 69 dB liefert. Das kratzt zwar noch nicht an den Spitzenwerten von legendären Preamps von Neve oder Telefunken, dürfte in der Praxis aber selbst bei pegelschwachen Bändchenmikros stets ausreichende Reserven zur Verfügung stellen. Für die Einstellung der Verstärkung ist ein stufenloses Gain-Poti zuständig, das den gesamten Pegelbereich überstreicht. Es verfügt nicht über eine dB-Skala, sondern lediglich die Verstärkungsfaktoren 0 am linken und 100% am   rechten Anschlag. Solch ein Poti hat – etwa gegenüber einem Drehschalter – den Vorteil, dass man auch während der Aufnahme stufenlos eingreifen kann. Wenn aber ein einziges Poti ohne vorwählbare Einstellbereiche für solch einen weiten Verstärkungsbereich zuständig ist, dann können schon minimale Bewegungen einen großen Effekt haben, der Vorteil ist in der Praxis also wieder hinfällig. Hier müssen wir aber fair bleiben, denn auf einer 500-Frontplatte ist wenig Spielraum was die Anzahl und Größe der Bedienelemente betrifft – hier sind 19“-Geräte prinzipiell im Vorteil.
Die Phantomspeisung des H20 baut sich nach dem Einschalten über etwa zwei Sekunden auf. Solch eine „ramped power“ hat den Vorteil, dass beispielsweise empfindliche Ausgangsübertrager bei den Mikrofonen geschützt werden. Dieser Kniff ist zwar nicht einzigartig, auch andere Hersteller bieten dies an, aber die Verwendung verrät, das man sich bei Sonum durchaus umfassend Gedanken gemacht hat. Und letztlich verdient ein Gerät am Ende häufig genau deswegen das Prädikat „hochwertig“, weil die Summe der vielen Detail-Lösungen unterm Strich eben doch einen Unterschied macht.

Auch der Pad-Schalter arbeitet mit einem besonderen Trick. Es handelt sich hier nicht um eine passive Dämpfung, die möglicherweise die Eingangsimpedanz verändern könnte oder einfach als zusätzliches Bauteil im Signalweg das Nebengeräuschverhalten verschlechtert. Vielmehr ist das Pad gewissermaßen ein Offset für die aktiven Class-A-Stufen, die mit aktiviertem Pad 17 dB weniger verstärken. Wie es sich für einen guten Preamp gehört, ist auch eine Phasendrehung mit an Bord. Ein Trittschallfilter gibt es leider gar nicht bei diesem Amp.
Mittels eines dreistufigen Drehschalters wird die Eingangsquelle angewählt: Mic-Signale über den XLR-Anschluss auf der Rückseite der Lunchbox, Line- und Instrumentensignale über die frontseitige, robuste Klinken-/XLR-Kombibuchse von Neutrik. Hierbei wird automatisch eine Impedanzanpassung für die verschiedenen Quellen vorgenommen.
Als Pegelanzeige dient dem H2O eine LED-Kette mit 12 Segmenten. Zusätzlich hat die Anzeige eine Overload-Memory-LED, die bei Pegelspitzen, die den Preamp in die Sättigung treiben, für etwa sechs Sekunden aufleuchtet. So soll gewährleistet sein, dass kritische Pegelspitzen auch visuell besser entdeckt werden können. Weiterhin verfügt auch die Phantomspeisung über eine Status-LED.

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Der mechanische Aufbau der Kassette erscheint wertig und solide. Das modernistische Design mit der mattierten Metalloberfläche und der roten Applikation auf der linken Gehäuseseite ist vielleicht Geschmackssache, aber auch hier wird eine Liebe zum Detail sichtbar. Interessant sind die Gummiringe an den Potikappen. Das ist mal eine eigenständige Lösung! Jedenfalls sind die Bedienlemente ausgesprochen griffig und Fehlbedienungen somit praktisch ausgeschlossen.

Praxis

Das Ziel, einen sauber und klar klingenden Preamp zu entwickeln, der sich für alle Arten von Instrumenten eignet, hat Sonum auf jeden Fall erreicht. Der H2O klingt druckvoll und ausgewogen über den gesamten Frequenzbereich, und dabei präsentiert er sich ausgesprochen nebengeräuscharm. Die Aufnahme der Akustik-Gitarre zeigt, dass der H20 nicht nur feine Schattierungen abbilden kann, er zeichnet auch die Transienten schnell und sauber nach. Gleichzeitig liefert er ein voluminöses Fundament, er klingt sehr „gerade“, ohne dass einzelne Klangaspekte deutlich vorschmecken.

Audio Samples
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Akustikgitarre mit KM 184

Damit ist der H20 in der Tat ein Allrounder, der sich vor allem auf das transparente, knackige Fach sehr gut versteht. Auch Sprachaufnahmen gelingen in sehr ordentlicher Qualität. Über den H2O werden die unterschiedlichen Nuancen von verschiedenen Stimmen oder Mikrofonen sehr artikuliert wiedergegeben – man hört hier auf jeden Fall stets mehr die Quelle selbst als den Preamp, was in vielen Aufnahmesituationen ein wünschenswerte Eigenschaft ist.

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Auf der anderen Seite gibt es aber auch ein paar Dinge, die ein Preamp solchen Zuschnitts nicht kann. Wenn feine Transienten derart akkurat gezeichnet werden, dann ist ein Gerät nicht nur kein Weichmacher, sondern man empfindet subjektiv bisweilen eine gewisse Härte; gerade dann, wenn man ansonsten „langsamere“, gutmütigere Teile gewohnt ist. Man muss also das Recording mit einem solchen Tool definitiv beherrschen, hier gibt’s nichts geschenkt. Wenn ein  Instrument oder der Raum, in dem es gespielt wird, unausgewogen klingt, dann wird hier nichts beschönigt, nicht geschmeichelt, sondern eben diese Unausgewogenheit weitertransportiert. Das ist aber kein Kritikpunkt, sondern ein Feature. 

Fazit

In einer idealen Welt hat man eine Auswahl von Preamps zur Hand, aus denen man je nach Einsatzzweck und gewünschtem Ergebnis auswählen kann. In einem solchen Verbund kann der H2O neben ein paar Charaktertieren durchaus den zuverlässigen, vielleicht etwas biederen Sachverwalter des unverfärbten Klanges geben. Aber auch standalone überzeugt der Sonum-Vorverstärker mit seinen nüchternen, akkuraten Qualitäten. Wer nach einem vergleichsweise preisgünstigen, smart konzipierten und ebenso druckvoll wie sauber klingenden 500-Preamp sucht, der wird hier definitiv fündig. Auf ein Trittschallfilter muss man leider verzichten, bei einem Straßenpreis von knapp unter 500 Euro kann man das aber durchaus verschmerzen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • zahlreiche durchdachte Detaillösungen wie die „ramped“ Phantomspeisung
  • sauber, druckvoller Klang mit feinen Transienten
Contra
  • kein Trittschallfilter vorhanden
Artikelbild
Sonum H2O Evolution II Test
Für 389,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Diskrete Class-A-Schaltungen
  • +69 dB Gain
  • Pad, Phasendrehung und Phantomspeisung
  • Instrumenteneingang
  • LED-Pegelanzeige mit 12 Segmenten
  • Preis: € 684,25 (UVP)
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