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Sonor Protean Snare Test

Der geistige Vater der Sonor Protean Snare Gavin Harrison zählt ohne Frage zu den interessantesten Drummer’s Drummern der letzten Jahre. Mit seinem virtuos vertrackten, aber gleichzeitig immer musikalischen und stilsicheren Getrommel begeistert er weltweit Vertreter der schlagenden Zunft. Die Drumparts in den Songs seiner Band Porcupine Tree sind dafür ein Paradebeispiel. Neben seinem tollen Spiel ist es aber auch sein eigenständiger Sound, der einen die Ohren spitzen lässt. Zwei Stückchen vom Kuchen gibt es jetzt auch für den normalsterblichen Trommler zu erwerben.


Die Firma Sonor stellte zur NAMM 2013 die mit Gavin zusammen entwickelten Protean Snaredrums vor. Die Serie umfasst zwei Trommeln in den Größen 12×5″ und 14×5,25″. Erhältlich jeweils als Standardausführung, im Paket mit zwei neu designten Stimmschlüsseln und drei Dämpfungsringen sowie als Deluxe-Aausführung mit zusätzlichem passendem Hardcase und zwei weiteren Snare-Teppichen. Das 14×5,25″-Modell liegt mir in der Standardausführung zum Test vor.

Details

Kern der Trommel ist ein sechslagiger, mattschwarz lackierter Birkenkessel, der auch auf der Innenseite und den Gratungen durchgehend lackiert ist. Bei näherer Betrachtung der Außenseite kann man die durchscheinende Holzmaserung gut erkennen. Der Kessel hat die Maße 14″ x 5,25″. Eine interessante Zwischengröße, die aber im Hause Sonor Tradition hat. Man erinnere sich zum Beispiel an die berühmten Hilite-Snares der 90er Jahre in den Maßen 14″ x 5,75″. Für einen wunderbaren Retro-Look sorgen auch die zehn massigen Doppel-Spannböckchen im Design der Phonic-Serie. Technisch ist die Trommel aber klar im 21. Jahrhundert angesiedelt. Dafür sorgt zum Beispiel Sonors neu designte Dual-Glide-Abhebung, die es mittels Knopfdruck ganz einfach macht, den Teppich der Snare zu wechseln. Diese Abhebung wird unter anderem auch an den aktuellen ProLite-Modellen verbaut. Ein weiteres interessantes Detail sind die unterschiedlichen Spannreifen. Auf der Oberseite kommt ein Modell der Firma S-Hoops zum Einsatz, die der Meister auf all seinen Trommeln bevorzugt, auf der Unterseite ein geflanschter 2,3 Milimeter dicker Stahlreifen von Sonor, mit Aussparungen auf Höhe der Teppichauflage.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Bu00f6ckchen der Gavin Harrisson Protean Snare

Auch an den Gratungen des sechs Millimeter starken Kessels hat Gavin Harrison seine Vorstellungen einfließen lassen. Auf der Resonanzseite findet sich eine normale 45° Gratung, mit einem Snarebed in Gratungsform, das für eine direkte Teppichansprache zuständig ist. Auf der Schlagseite findet sich eine rundlich gehaltene Gratung, die an alte Vintage-Trommeln erinnert. Diese Gratung sorgt für mehr Fellkontakt und produziert laut Gavin einen fetteren Ton. Der montierte “Straight 8”-Teppich ist aus Edelstahl und besitzt, wie der Name schon erkennen lässt, lediglich acht Spiralen. Gavin steht bekanntermaßen auf einen tighten Snare-Teppichklang. Auch die zwei anderen Teppiche aus Messing und Bronze, welche im Deluxe-Paket enthalten sind, weisen nur acht Spiralen, allerdings in anderer Anordnung, auf.

Fotostrecke: 3 Bilder Eine Aussparung im Rim lu00e4sst Platz fu00fcr den kleinen Teppich

Zum Lieferumfang gehören außerdem zwei Stimmschlüssel mit konisch geformten Kappen in der Farbe Neon-Orange. Mit Hilfe dieser Kappen können die Stimmschrauben im “Kreisel-Modus” handfest angezogen und die Felle beim Stimmvorgang auf Tonhöhe “abgeklopft” werden. Die auffällige Farbe soll zudem dafür sorgen, dass die Stimmschlüssel stets auffindbar sind – zum Beispiel auf schlecht beleuchteten Bühnen. Eine schlichte, aber praktische Idee. Außerdem dabei sind drei unterschiedlich breite Dämpfungsringe in den Stärken light, medium und heavy, welche für die geregelte Entfaltung der Obertöne zuständig sind. Der paarige Nummerierungsaufdruck auf der Oberseite des breitesten Dämpfungsrings ist hilfreich für den gleichzeitigen Stimmvorgang mit zwei Stimmschlüsseln. Im Hause Harrison ist es also vorbei mit klebrigen Gaffatape-Resten oder neumodischem Moongel, es wird klassisch im Stile der 80er gedämpft. Die Dämpfungsringe liegen wunderbar unter dem nach innen gerundeten Flansch des S-Hoops. Dadurch rutschen die Ringe auch beim Transport der Trommel nicht von der Snare herunter und müssen nicht mit Klebeband fixiert werden.

Fotostrecke: 2 Bilder Noch frisch aus der Packung: die Snare mit zwei Stimmschlu00fcsseln und dem Beipackheft
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Praxis

Im Praxistest möchte ich herausfinden, ob die beschriebenen Innovationen tauglich sind. Als erstes nehme ich mir die neue Dual-Glide Abhebung vor. Ich drehe die Trommel mit der Schlagseite nach unten und löse den Snare-Teppich. Das geht ganz leicht mit etwas Druck auf die zwei außen montierten Knöpfe pro Seite. Auch das Wiedereinsetzten des Teppichs nach dem Stimmen des Resonanzfells ist kinderleicht. Man sollte nur beachten, dass die Teppichhalterung immer wirklich einrastet, was aber nach ein paar Versuchen verlässlich einstudiert sein dürfte. Nachdem ich das Sonor “Medium” Resonanzfell hoch gestimmt und den Snareteppich mittig justiert habe, wende ich mich dem mitgeliefertem Schlagfell Remo CS zu. Das Stimmen mit den zwei Protean-Stimmschlüsseln funktioniert auch hier wunderbar, alle Stimmschrauben laufen butterweich, fast ein bisschen zu leicht, so dass ich des Öfteren einige Schrauben nachstimmen muss.
Auf geht’s in den Spieltest. Nach ein paar Schlägen wundere ich mich etwas über das Nachrascheln des Snareteppichs. Ich drehe die Snare also noch mal in die Rückenlage, alles sitzt gerade und wunderbar, eigentlich sollte es keinen Grund zur Beanstandung geben. Auffällig ist lediglich, dass der verbaute Teppich von der Länge etwas kurz geraten scheint. Es ist links und rechts vom Teppich noch jeweils fast ein Zentimeter Platz bis zur Gratung. Das könnte schon des Rätsels Lösung sein. Um das Nachrascheln des Snareteppichs etwas zu minimieren, kann ich mit den beidseitigen Teppichschrauben für mehr Spannung sorgen, aber selbst wenn ich das Snare-Signal schon fast abwürge, raschelt es unten munter weiter.

Aussparungen gibt es auch an Snares

Protean steht laut Sonor für Vielseitigkeit. Beim Test des Stimmumfangs soll sich zeigen, was unter der schwarzen Haube schlummert. Auch wenn die Trommel akustisch mit wenig Teppichfülle daherkommt, hat sie auf der Aufnahme die richtige Mischung aus Attack und Kesselton. Unter dem Mikrofon geht das Sound-Konzept des Meisters also hörbar auf. In mittlerer Stimmung klingt die Trommel artikuliert, kompakt und präsent.

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ungedämpft, mittlere Stimmung

Danach stimme ich die Trommel tief und versuche einen schönen, dicken Pop- und Balladen-Sound heraus zu kitzeln. Auch das stellt für den Protean-Probanden kein Problem dar. Die Trommel ist schön bauchig, bleibt aber auch ohne jegliche Dämpfung kontrolliert und artikuliert. In der mittleren Stimmung ist sie allerdings etwas präsenter.

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ungedämpft, tiefe Stimmung

Für die Hochstimmer-Fraktion versuche ich herauszufinden, ob die Trommel auch “knallen” kann. Sie kann – und zwar so was von1 In der hohen Stimmung ist von der gerundeten Vintage-Gratung nicht mehr viel zu hören. Die Trommel klingt scharf wie eine Klinge und erinnert mich mehr an einen Metallkessel. Reggae, Funk und härtere Gangarten können mit der Protean ohne Probleme bedient werden.

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ungedämpft, hohe Stimmung

In der mittleren Stimmung probiere ich die verschiedenen Dämpfungsringe aus.
Zur besseren Unterscheidung spiele ich Einzelschläge:

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Einzelschläge ohne Dämpfung Einzelschläge mit Thin-Dämpfungsring Einzelschläge mit Medium-Dämpfungsring Einzelschläge mit Heavy-Dämpfungsring

Die Unterschiede zwischen den einzelnen Ringen sind hörbar, aber nicht so riesig. Der häufige Wechsel der Ringe ist auch mit etwas Fummelei und Fingerspitzengefühl verbunden. Das dämpft quasi die Dämpfungswut. Vielleicht greift der eine oder andere Besitzer daher weiterhin ganz konservativ zu Tape oder Silikon.

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Fazit

Sonor Protean Snare – die schwarze, schlichte Eleganz mit variablem Stimmumfang und musikalischer Ausdrucksstärke. Mit dieser Trommel ist Gavin Harrison und den Herrschaften von Sonor sicherlich ein großer Wurf gelungen. Die Trommel spielt sich leicht, lässt sich leicht stimmen und alle Bauteile wirken wertig und durchdacht konzipiert. Sie funktioniert für viele Arten von Musik, ob im Studio oder Live, in denen ein formbares und kompaktes Snare-Signal gewünscht ist. Allerdings ist meine Euphorie durch den etwas speziellen Snare-Teppich ein wenig getrübt, der zwar nur ein austauschbares “Verschleißteil” ist und zudem auch unter dem Mikrofon funktioniert, aber dennoch zum beworbenen Gesamtpaket gehört. Ein 20-spiraliger, längerer Bronze-Teppich aus Taiwan brachte das Nachrascheln übrigens zum Erliegen. Im Protean Deluxe-Paket werden noch zwei weitere Snare-Teppiche mitgeliefert. Ein individuelles Teppich-Experiment ist somit für alle Käufer absolut empfehlenswert. Die Protean Snare ist eine klanglich interessante Neuerung im High-End-Bereich, zudem ein “Made In Germany”-Instrument mit ansprechendem Preis-Leistungs-Verhältnis. Check it out!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • großer Stimmumfang
  • wertige Verarbeitung
  • kompakter, leicht formbarer Klang
Contra
  • unsauberer Snareteppich-Sound
Artikelbild
Sonor Protean Snare Test
Für 1.049,00€ bei
Technische Spezifikationen
  • – Größe: 14×5,25“
  • – Material: sechslagiger Birkenkessel, sechs Millimeter stark
  • – Gratung: 45° Resonanzseite, gerundet auf Schlagseite
  • – Spannreifen: 2,3 mm Stahl mit Aussparungen auf Resonanzseite, S-Hoop auf Schlagseite
  • – Spannböckchen: Vintage Sonor Phonic
  • – Neue Features: Sonor Dual Glide Abhebung mit Teppichwechsel auf Knopfdruck
  • – Snare-Teppich: Straight 8 / Edelstahl-Teppich mit acht Saiten
  • – Finish: schwarz, seidenmatt lackiert
  • – Felle: Remo CS coated und Sonor Medium Resonant
  • – Zubehör: drei Dämpungsringe, zwei Protean Stimmschlüssel
  • – Preis: 649,00 € UVP
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