Sire Marcus Miller V7 4-Saiter Bass Test

Praxis

Bei Jazzbässen mit einem Korpus aus Esche lässt sich durchaus eine Tendenz zum Übergewicht beobachten, besonders die Fender-Originale aus den 70ern sind teilweise bleischwer. Mein Miller V7 ist zwar auch kein Federgewicht, mit einem mittelschweren Korpus aus Sumpfesche bringt er aber gut beherrschbare 4,2kg auf die Waage und liegt damit in einem vernünftigen Rahmen für einen viersaitigen Jazzbass, wie ich finde. Zudem ist die Balance des Instruments wirklich hervorragend. Er hängt in einer ergonomisch richtigen Position am Körper und lässt sich auch im Sitzen ohne Behinderung spielen – keine Spur von Kopflastigkeit, an der fenderartige Instrumente bekanntlich häufiger leiden. Ebenfalls ein wichtiger Punkt beim Thema Komfort und Bespielbarkeit ist die Bundierung und die Werkseinstellung. Gerade bei günstigen Instrumenten wird hier oft geschlampt, die Bünde sind schlecht abgerichtet und erlauben keine angenehme Saitenlage ohne Scheppern; oder der Sattel ist zu hoch und die tiefen Lagen dadurch schwer spielbar. Sire fährt in dieser Disziplin die volle Punktzahl ein, die Bundierung ist tadellos und der Knochensattel so tief gefeilt wie nur irgendwie möglich, ohne ein Scheppern bei den Leersaiten zu verursachen. Ich konnte die Saitenlage sogar noch eine Spur flacher schrauben und den Hals etwas gerader ziehen. Die Einstellschraube sitzt übrigens am Halsende und ist leicht zugänglich, das Pickguard hat dort eine Aussparung, damit man ungehindert operieren kann. So eingestellt spielt sich der Marcus Miller V7 in allen Lagen wie Butter, sämtliche Spieltechniken sind leicht umsetzbar und der Ton ist übers ganze Griffbrett nebengeräuschfrei.
Beeindruckend, aber wie sieht es mit dem Sound aus? Damit wir uns ein Urteil über die Tonabnehmer und den Marcus Miller Heritage Preamp bilden können, gibt es jetzt einige Soundsamples. Zu Anfang bietet sich ein Passiv-Aktiv-Vergleich an. Das heißt, ihr hört im ersten Beispiel den Bass mit ausgeschaltetem Preamp, im darauf folgenden mit eingeschaltetem Preamp in neutraler EQ-Einstellung, damit wir hören können, wie der Preamp den Klang beeinflusst.

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Bass mit ausgeschaltetem Preamp

Im passiven Modus klingt der Marcus Miller V7 durchaus wie ein typischer Jazzbass aus den 70ern. Die Tonabnehmer liefern allerdings ein sehr breites Klangbild mit einer Betonung im Tiefbass und im Höhenbereich, die Mitten geraten dabei etwas in den Hintergrund, sorgen aber dennoch für ausreichend Definition und Punch. Ich finde, dass die hauseigenen Sire-Tonabnehmer den Klang ziemlich detailgetreu abbilden, die glasigen Höhen sind gut zu hören und das fette Fundament kommt kompakt und knackig – ein amtlicher, leicht in die moderne Superjazz-Richtung aufpolierter Jazzbass-Ton.

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Bass mit eingeschaltetem Preamp bei neutraler EQ-Einstellung

Wen man den Preamp einschaltet, ändert sich der Sound zwar nicht grundlegend, es geht aber etwas Dynamik verloren und die Höhen klingen eine Spur gedämpfter. Eine leichte Kompression ist durchaus auch bei sehr teuren Preamps nicht ungewöhnlich und ich finde, dass der Klang mit dem Sire-Preamp erstaunlich natürlich und neutral wiedergegeben wird. Es sind auch keinerlei Nebengeräusche oder Rauschen zu hören, für einen Bass in dieser Preisklasse ist das Ergebnis beachtlich.
Als Nächstes befassen wir uns mit dem Equalizer des Sire V7 und knöpfen uns das variable Mittenband vor. Die Frequenz des Mittenreglers kann, wie oben bereits erwähnt, in einem Bereich zwischen 200Hz und 1kHz angewählt werden. Im folgenden Audiobeispiel hört ihr nacheinander einen Boost bei 200Hz, einen Boost in Mittelstellung bei ca 600Hz und schließlich bei 1kHz. Der Mittenregler war dabei in allen Beispielen zu ca. 75% aufgedreht.

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Sound mit variablen Mitten-Einstellungen

Alle drei Beispiele klingen klasse! Der Tiefmitten-Boost pumpt den Sound untenrum ordentlich auf ohne zu dröhnen, der Bass klingt fett, rund und warm. Beim Boost im mittleren und im Bereich der Hochmitten wird der Ton aggressiver und fokussierter, nervt aber nicht mit hupenden oder harschen Frequenzen.
Neben diesen drei Einstellungen gibt es natürlich noch zahlreiche Möglichkeiten, den Mittenbereich zu formen, der variable EQ ist wirklich ein mächtiges Klangwerkzeug und die Klangqualität überzeugt mich auf ganzer Linie.
Im nächsten Clip hören wir den Bass mit einem Bassboost von ca 30%, die Mitten habe ich zusätzlich bei 1kHz etwas mehr als zur Hälfte aufgedreht. Einen Bassregler mit einer derart tiefen Centerfrequenz von 20Hz habe ich bei einem Onboard-Preamp noch nie gesehen, die meisten bewegen sich um die 40Hz. Aber beim V7 funktioniert es, der Sound im Clip ist schön tief und fett, gerät aber trotz der ordentlichen Bassanhebung nicht aus der Spur, kein Dröhnen und kein Matschen. Ein weiteres Indiz für die sorgfältige Abstimmung des Preamps.

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Sound mit beiden Pickups
Nur vom Preis her im Budget-Bereich einzustufen - der Sound dieses Modells spielt definitiv in der 1. Liga!
Nur vom Preis her im Budget-Bereich einzustufen – der Sound dieses Modells spielt definitiv in der 1. Liga!

Jazzbass-Spieler blenden gerne auf den hinteren Tonabnehmer, wenn virtuosere Musik angesagt ist oder der Klang einfach prägnanter sein muss. Für folgendes Beispiel habe ich komplett auf den Bridge-Pickup geblendet, die Tonblende eine Spur zugedreht und die Tiefmitten bei 200Hz angehoben, um den Sound etwas runder zu bekommen. Ein klasse Sound, Jaco-mäßig durchsetzungsstark, kehlig und trotzdem tragfähig.

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Bridge-PU mit Tiefmitten-Boost bei 200 Hz

Anschließend könnt ihr noch die gleiche Einstellung als Solostimme in einem Playback hören.

Audio Samples
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Solo mit Bridge-Pickup

Was darf bei dem Test eines Basses, auf dem der Name “Marcus Miller” groß und breit auf der Kopfplatte steht, auf gar keinen Fall fehlen? Richtig, der Slapsound. Also bemühe ich meine rudimentären Slap-Fähigkeiten und spiele meine Standard-Licks ein. Ihr hört beide Tonabnehmer mit einer kräftigen Anhebung der Bässe und Höhen mittels Preamp. Der V7 klingt unverkennbar nach Marcus Miller, mein Spiel leider nicht, aber das ist ein anderes Thema. Ich habe den Equalizer im Beispiel relativ vorsichtig angewendet, wenn man etwas beherzter an den Bass- und Höhenreglern dreht und die Hochmitten noch etwas dazunimmt, kann man einen erstklassigen Miller-Slapsound mit donnernden Bässen und einer glasklaren Definition aus dem V7 holen. Der Sire-Preamp deckt wirklich ein sehr breites Frequenzspektrum ab, ist superflexibel und liefert jede Menge praxisorientierter Klänge.

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Slapsound mit Bass- und Höhen-Boost

Zum Abschluss hört ihr den Sire Marcus Miller V7 noch in einem Playback mit beiden Tonabnehmer inklusive dezentem Bass- und Mittenboost bei 600 Hz.

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Beide Pickups mit leichtem Bass- und Mittenboost
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Profilbild von CG

CG sagt:

#1 - 06.03.2015 um 18:42 Uhr

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Schade, dass es so ein Teil nicht auch als Preci-Ausführung gibt. Dann wäre ich spätestens jetzt schwach geworden.

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SteveFromBerlin sagt:

#2 - 11.03.2015 um 22:11 Uhr

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Da sagst du was! Trotzdem toll, dass Marcus einen solchen Schritt wagt und einer für mich unbekannten Firma seinen Namen und Know how gibt!

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Alex sagt:

#3 - 15.03.2015 um 22:20 Uhr

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Mit welchem Amp und Box wurde der Test vollzogen?

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Rainer sagt:

#4 - 16.03.2015 um 17:55 Uhr

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Hallo Alex, falls du mit deiner Frage die Audiobeispiele meinst: Ich nehme die Bässe natürlich ohne Amp oder Boxen auf, damit der Klang nicht durch austauschbare Komponenten verändert wird. Innerhalb einer Testphase spiele ich die Bässe mit verschiedenen Amp/Boxenkombinationen, mein relativ neutrales Haupt-Test-Rig setzt sich momentan aus einem Tecamp Puma 900 und zwei Bergantino HD112 zusammen.VG-Rainer

Profilbild von Andy V

Andy V sagt:

#5 - 25.03.2015 um 17:28 Uhr

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Ich bin eigentlich Bass-Neuling und habe erst vor wenigen Wochen mit Knapp 50 angefangen Bass zu spiele. Vieeeel zu spät, aber es macht trotzdem Spass. Als absoluter Fan von Marcus Miller und diesem Bericht, werde ich wohl oder übel nicht der Versuchung widerstehen können. Danke für den Tollen Bericht!! Andy

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Siggi sagt:

#6 - 11.04.2015 um 02:13 Uhr

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Super & Danke für den tolle und ausführlichen Testbericht. Oh wenn ich diese Bilder von dem Bass sehe, da werde ich echt schwach. Das Teil sieht finde ich richtig klasse aus - ganz mein Geschmack ;-)

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Soulmate sagt:

#7 - 15.05.2016 um 20:51 Uhr

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Vielen dank für den hilfreichen Bericht, macht Lust es selber zu spielen..... ob die Qualität gleich bleiben wird bleibt abzuwarten... ich habe eine Frage bezüglich die Sound Beispiele.... Aus welchen Song ist der solo? Klingt sehr sehr schön :)

    Profilbild von Soulmate

    Soulmate sagt:

    #7.1 - 29.05.2016 um 11:27 Uhr

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    Ich habe übrigens den v7 gekauft und bin begeistert...das einzige ist: wenn ich die E-Seite Open String Spiele vibriert etwas an der Bridge so dass ein metallischen Geräusch erzeugt. ... werden die Kommentare überhaupt gelesen? Hatte mir gehofft dass jemanden sich auf meine Fragen meldet :)... siehe vorheriges Post.

    Antwort auf #7 von Soulmate

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J.B. sagt:

#8 - 08.06.2016 um 10:14 Uhr

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Hallo Soulmate,du solltest das Kabel abziehen, wenn du nicht spielst. Die Batterien
verbrauchen sich bei eingestecktem Kabel, auch wenn man nicht spielt. Ansonsten
sollten die Batterien sehr lange halten, je nach Häufigkeit der Nutzung sicher viele
Monate. Ob es die Batterien sind, die das Zerrgeräusch verursachen, kannst du
testen, indem du in den Passiv-Betrieb schaltest und prüfst, ob die
Störgeräusche dann verschwinden. Dann: neue Batterien rein und Kabel nach dem Spielen
raus! Was meinst du mit „Schrauben an der E-Saite“? Die beiden Madenschrauben,
mit denen man die Höhe des Saitenreiters einstellt? Der Reiter liegt übrigens
immer nur „lose“ auf der Brücke; er wird von der hinteren Einstellschraube (die
mit der Feder) in Position gehalten und von der Saite runter gedrückt. Es kann
sein, dass eine der Madenschrauben in den Saitenreitern keinen Kontakt zur Brücke
hat und deshalb vibriert. Das ist aber kein Problem, einfach etwas
reinschrauben. Wenn es etwas anderes ist, lohnt sich der Gang zum
Instrumentenbauer oder in ein vernünftiges Musikgeschäft. Da wird man dir
sicher schnell helfen. Lass den Bass dort am besten insgesamt vernünftig
einstellen, wenn du das selbst nicht kannst. Das lohnt sich meist.

    Profilbild von Soulmate

    Soulmate sagt:

    #8.1 - 15.06.2016 um 13:57 Uhr

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    Schrauben ein Bißchen fester gedreht und die Vibration ist weg.... Danke für den Tip.... auch mit den Kabel, das mnuss man erstmal wissen :)

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P300pilot sagt:

#9 - 10.06.2017 um 07:43 Uhr

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Moin,in vielen Tests sind die Soundbeispiele einfach Klasse - tolle Basslinien, wurde mir gerne einige davon zulegen bzw. anwenden und/or erweitern - gibt es diese Soundbeispiele auch in PDF (notation und tab)

    Profilbild von lars.bonedo

    lars.bonedo sagt:

    #9.1 - 10.06.2017 um 08:21 Uhr

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    Hallo!Herzlichen Dank für das nette Kompliment! Nein, zu den Soundfiles der Tests gibt es leider keine Tabs oder Noten. Die Klangbeispiele dienen ja "nur" dazu, um einen Überblick über die möglichen Sounds des getesteten Instrumentes zu vermitteln.Aber click dich auf jeden Fall mal durch unsere vielen Workshops hier im bonedo-Bassbereich - dort gibt es haufenweise Klangbeispiele, zu denen auch PDFs zum Download verfügbar sind.Viele Grüße, Lars Lehmann

    Antwort auf #9 von P300pilot

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Ben sagt:

#10 - 27.09.2020 um 09:34 Uhr

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Moin, habe mir ein MM Bass V7 Swamp Ash4 Natur gekauft, nun klirren die Saiten
wie kriegt man das weg und wo muß ich stellen
Gruß Ben

Profilbild von Uwe Bendix

Uwe Bendix sagt:

#11 - 27.09.2020 um 09:38 Uhr

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Morgen, habe mir einn MM zugelegt V7 Swamp Ash 4, jetzt klirren die Seiten, wo muß ich stellen um das abzustellen.
Wer kann mir da helfen

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