Die Mikrofone der KSM-Serie gelten trotz ihres moderaten Preises im Hause des amerikanischen Schallwandler-Spezialisten Shure als Upper-Class Modelle. In diese Reihe gehört auch das Shure KSM44, welches durch eine Umschaltmöglichkeit der Charakteristik in Kugel, Niere oder Acht als sehr vielseitiger Schallwandler einsetzbar zu sein scheint. Hochwertige Bauelemente und vergoldete interne und externe Kontakte sind dabei nur ein Teil der erstaunlichen Featureliste.
Neben der Studioarbeit soll das KSM44 zudem durch seine stabile Bauart roadtauglich sein. Beim Erwerb gehört zum Lieferpaket ein stabiles Alucase, in dem auch eine elastische Spinne und eine “normale” Stativhalterung für das Mikrofon bereits enthalten sind. Doch was nützen tolle Daten auf dem Papier und viel Zubehör in einem schicken Koffer, wenn der Sound nicht stimmt? Ob das so ist, könnt ihr hier lesen – und wie immer hören.
Stolze 490 Gramm bringt der Schallwandler auf der Waage. Zwei mit 24-karätigem Gold beschichtete, 2,5 µm dünne Mylar-Membrane von einem Zoll Durchmesser sind in einem stabilen und formschönen Gussgehäuse federnd untergebracht. Mylar ist ein patentierter Werkstoff aus einer PET-Folie mit hoher Zugfestigkeit und hoher chemischer, mechanischer und thermischer Stabilität. Er ist somit ideal für die Anwendung als Membran, die die Energie eines Schallfelds zuerst kinetisch aufnehmen soll. Durch die bekannte Doppelmembrantechnik lässt sich in dem Mikrofon die Charakteristik umschalten. Über einen gut zugänglicher Switch ist auf der Vorderseite Kugel, Niere oder Acht wählbar.
Auf der Mikrofonrückseite gibt es zusätzlich eine schaltbare 15dB-Dämpfung für extrem hohe Schalldruckpegel und ein sehr steiles, dreistufiges 18dB/Oct-Hochpassfilter, das bei 80 Hz oder als 6dB/oct-Hochpassfilter bei 115 Hz arbeiten kann. Nahbesprechungseffekte oder tieffrequente Störgeräusche im Hintergrund lassen sich hiermit reduzieren.
Der integrierte Mikrofonverstärker muss zum Betrieb über eine Phantomspeisung versorgt werden. Ein eingebautes Rumpelfilter eliminiert Störungen unter 17 Hz, ein eingebauter Popschutzfilter unterdrückt Wind- und Atemgeräusche. Auch HF-Störungen werden durch eine ausgefeilte Schaltungstechnik vermieden. Die gesamte Technik ist in einem robusten Zinkguss-Gehäuse untergebracht und die Membranen werden durch einen Korb aus gehärtetem Kohlenstoffstahl geschützt. Dieser besitzt natürlich auch einen gewissen Schutz gegen leichte Windgeräusche. Bei extrem poppenden Lauten oder lauten Windgeräuschen (z.B. von Blasinstrumenten) sollte man aber den als Zubehör erhältlichen Windschutz verwenden.
Der Anschluss des Mikrofons erfolgt über vergoldete XLR-Kontakte. Sie sorgen so für eine störungsfreie und sehr sichere Kontaktbelegung des Anschlusskabels. Zum Lieferumfang gehören ein farblich zum Mikrofon passender elastische Erschütterungsabsorber (“Spinne”) und eine von Shure patentierte Schwenkhalterung zum Aufschrauben auf ein Stativ. Die mechanische Verriegelung des notwendigen „weiblichen“ XLR Anschlusssteckers ist auch nach dem Einbau der Mikros in die Spinne weiterhin gut erreichbar und macht so absolut keine Probleme bei der Verkabelung. Eine leicht angeraute eloxierte Gehäuseoberfläche macht die sichere Installation oder den Umbau des griffigen Mikrofons zum Kinderspiel.
Ingesamt ist das KSM44 laut Hersteller ein hochempfindlicher Schallwandler, der für klare und durchsichte akustische Abbildungen sorgt und durch seinen extrem geraden Frequenzgang für einen vielseitigen Einsatz sorgt. Die extrem hohe Schalldruckverträglichkeit lässt auch die Abnahme von extrem lauten Verstärkern, Trommeln und äusserst grenzwertigen Schallquellen (wie zum Beispiel Maschinen) ebenfalls zu. Die Firma Shure empfiehlt in Ihrer Bedienungsanleitung folgende Anwendungsarten: Gesang, Sprache, Akustikinstrumente, große Klangkörper wie Chöre und Orchester, Atmos und Verstärker.
In seinem gepolsterten und stabilen Alukoffer ist das KSM44 mit Platz für die Spinne und den Windschutz für die sichere Lagerung oder den Transport des Schallwandlers untergebracht – absolut professionelle Standard! In der mitgelieferten deutschsprachigen Bedienungsanleitung werden alle Funktionen und Bedienelemente verständlich erklärt. Die drei möglichen Charakteristiken des KSM44 sind in ihren physikalischen Eigenschaften erklärt und durch Frequenzgänge und Poldiagramme illustriert. Das Hochpassfilter und die einstellbare Dämpfung werden ebenfalls in der Bedienungsanleitung beschrieben, ein kurz gefasster Katalog beschreibt Anwendungsbeispiele, verzichtet aber auf Zeichnungen mit Details über mögliche Satandardpositionierungen des Mikros.
Bei 490 Gramm „Lebendgewicht“ muss man den Mikrofonhalter des Shure KSM44 schon richtig ordentlich festschrauben. Hier sollte man auch auf jeden Fall einen stabilen Mikroständer verwenden! Die von Shure mitgeliefert Spinne macht wie das Mikrofon selbst einen sehr robusten Eindruck. Sie ist farblich auf das formschöne KSM44 abgestimmt und das Einfügen des Mikros in diesen Halter ist kinderleicht. Ein Schraubring um den XLR-Anschluss schafft sofort eine sichere Verbindung, ein genaues Ausrichten des Mikros in die gewünschte Position ist mit diesem Halter spielend leicht möglich.
Für eine möglichst neutrale Beurteilung des Shure-Mikrofons in der Praxis habe ich nur hochwertige Komponenten verwendet, damit die Qualität unserer Übertragungskette und somit die klangliche Beurteilung am Ende nicht leidet. Als Vorverstärker für die Hörversuche war das Shure-Mikro an einen hochwertigen Preamp und einen ebenso hochwertigen Wandler angeschlossen. Der Mikrofonvorverstärker lieferte auch für die Wandlungsarbeit die notwendige Phantomspeisung von 48 Volt.
Der erste akustische Eindruck verzückte meine Ohren. Man konnte förmlich die hochwertigen Komponenten im KSM44 hören. Eine 1”-Doppelmembran speist einen integrierten transformaterlosen Class-A Verstärker über Goldkontakte und liefert das Ausgangssignal über ebenfalls vergoldete Stifte im XLR-Stecker mit einem maximalen “Dampfsignal” von +15 dB an den Wandler. Dabei hat das Kondensatormikro nur ein extrem geringes Eigenrauschen von 7 dB(A) und ist somit auch für dynamische Schallereignisse ein hervorragender Empfänger. So konnte etwa bei sehr leise Pianopassagen auch bei Anhebung des Inputgains kein zusätzliches Rauschen ausgemacht werden.
Die beigefügten Soundbeispiele sind Sologesang und eine kurze Sprachaufnahme. Dabei habe ich bewusst keinen externen Popschutz verwendet, um aufzuzeigen, was das Mikrofon wirklich leistet. Zum Vergleich mit anderen Mikrofonen wurde jeweils ein Take mit dem Shure KSM44 und ein weiterer mit dem Neumann U87 I aufgezeichnet. Als Charakteristik wurde bei beiden Mikros eine Niere gewählt. Es ist feststellbar, dass sich die Schallwandler in ihrer Aufnahmequalität durchaus ähneln. Deutlich sind bei beiden die Atemgeräusche und das sanfte Lispeln des Sängers hörbar. Ich kann klanglich einen leichten Vorteil des Neumanns wahrnehmen.
Die Basswiedergabe ist wie der Hochtonbereich exzellent durchsichtig und sauber. Sollten aber unerwünschte Nahbesprechnungseffekte und störende, dumpfe und unsaubere Frequenzen auftreten, können diese mit dem eingebauten High-Pass-Filter wirkungsvoll ausgefiltert werden. Sänger und Sängerinnen liebten das Mikrofon bei meinen Testaufnahmen. „Man hört, was man macht“ so ein einfach gehaltener Kommentar.
Ich habe aber vorsichtshalber noch einen zusätzlichen externen Poppschutz vor den Schallwandler installiert. Ein kleiner Chor machte einen Test mit der Kugelcharakteristik. Auch hier nur zufriedene Gesichter beim Abhören des Audiomaterials. Immer besaßen die Klangergebnisse eine hohe Durchsichtigkeit. Dieser Eindruck entsteht bei der Kugel nicht zuletzt durch eine Erhöhung des Frequenzbereichs um die 10 kHz herum. Auch alle akustischen Instrumente wurden extrem gut mit dem KSM44 bedient. Ausnahmslos waren Klarheit, Transparenz und hohe Auflösung das Ergebnis.
Ganz verzückt war ich beim Test mit einer Bassposaune und einem Kontrabass. Eine schier unglaublich durchsichtige Abbildung der Bässe und keine Vernachlässigung der Mitten und Höhen im Klangbild machten da sehr viel Freude beim Abhören. Auch eine Bassdrum bekommt mit dem Mikro wirklich einen riesigen Punch. Offensichtlich macht sich die geringe Membranmasse also bewährt. Das Mikrofon arbeitet nicht linear, sondern formt den Klang vor: Besonders bei der Achtercharakteristik fällt auf, dass es um die 5 kHz herum einen starken Boost gibt. Der vor allem bei der menschlichen Stimme kritische Bereich zwischen 5 und 10 Kilohertz ist, wie bei manch anderen Großmembran-Kondensern mittlerweile üblich, nicht sonderlich stark unterstützt bzw. zusätzlich gefeatured (Stichwort “Pre-EQing”).
Ein abschließender Test mit einer bratzingen und lauten Stromgitarre direkt vor einer Gitarrenbox überzeugte ebenfalls sehr. Hier waren nur ein paar Verbesserungen durch die Positionierung des Mikros vor den Speakern zur Optimierung notwendig. Bei einer so lauten Eingangsquelle wie der elektrische Gitarre musste natürlich sofort das Pad im Eingangskanal des Mischers ran, um den Pegel, den das KSM44 verzerrungsfrei lieferte, sauber weiter verarbeiten zu können.
Tests mit dem KSM44, um Raumanteile einer Gitarre aufzunehmen, liefen ebenfalls sehr zufriedenstellend. Man braucht aber für diese Arbeit wirklich sehr stabile Mikrofonständer, wenn man das Stative und den Galgen voll ausfährt. Mit 490 Gramm gehört das Mikro eben eindeutig in die Schwergewicht-Liga.
Das integrierte Rumpelfilter eliminiert Störgeräusche von Signalanteilen unter 17 Hz äußerst zuverlässig. So wurden bei den Tests mechanische Schwingungen im Boden, produziert durch eine U-Bahn in der Nähe des Aufnahmeraums und durch LKW auf der anliegenden Strasse eliminiert, während man sie gleichzeitig durch den Körper spürte. Ein super Schutz, wenn man in der Großstadt in nicht optimierten Räumen arbeiten muss!
Wer die Sammlung seiner Schallwandler sinnvoll ergänzen will oder muss, der sollte auch dieses Produkt der amerikanischen Firma Shure im Auge haben. Über die Vielfältigkeiten im Einsatz, die Qualität des Sounds und der Verarbeitung kann man sich wirklich freuen. Das KSM44 ist eine wirkliche sinnvolle Ergänzung für den Einsatz im Studio, aber auch für spezielle Anwendungsfälle in der Beschallungsarbeit. Es ist ein wirklich roadtauglicher Begleiter, der in wirklich hoher Qualität die Audiosignale abliefert. Und das Schöne dabei: Das Mikrofon ist nicht einmal sonderlich teuer!
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.