PRAXIS
Safari Pedals: Bedienoberflächen mit rotem Faden
Die Bedienoberflächen sind alle übersichtlich und übernehmen das Design eines Gitarren-Pedals oder einer Amp-Box. Die Plugins haben schon beim ersten Durchtesten allesamt einen guten Eindruck hinterlassen.

Alles scheint bei den Safari Pedals schlicht, aber durchdacht zu sein. So verfügen alle über Input- und Output-Regler und Auto Gain, um die Pegel im Griff zu halten bzw. für sauberes Gainstaging zu sorgen.
Auch ein „Blend-Regler“ (Mix bzw. Dry/Wet) ist bei jedem Pedal dabei, um den Effektanteil direkt im Plugin einzustellen bzw. eine parallele Bearbeitung durchzuführen. Beim Aufbau der Pedals ist „ein roter Faden“ deutlich erkennbar, dank dem man sich schnell zurecht findet.
Pedale mit Vintage-Charakter und schneller Bedienbarkeit
Meinem Eindruck nach bringen die Pedale alle einen satten, oft „dreckigen“ Vintage-Charakter mit und eignen sich daher besonders gut, um Sounds etwas fetter, älter oder einfach dirty klingen zu lassen. Hinter vielen Pedals verstecken sich auch Multi-Effekte, die drei Effekte in einem Plugin kombinieren, und das mit nur wenigen Reglern. Schauen und hören wir uns im Folgenden eine Auswahl aus dem Everything Bundle einmal genauer an.
Falcon Air EQ in der Praxis (Neu)
Der Falcon Air EQ bietet einen gezielten Hochton-Schub mit wählbaren Frequenzbereichen, Air Drive für sattere Höhen und einen De-Esser gegen Zischeln. Oversampling und Auto-Gain sorgen für sauberes High-End ohne Artefakte. Das Resultat ist ein schimmernder, unaufdringlicher Klang.

In der Praxis zeigt sich der Falcon Air etwa als elegantes Werkzeug für Vocals, Snare, Synthesizer und Mix-Bus – dezent, aber wirksam.
Owl Control in der Praxis
Anders als die meisten Safari Pedals kombiniert Owl Control keine verschiedenen Effekte, sondern vereint vier smarte Kompressoren in einem. Die vier Modi heißen Smooth, Pump, LoFi und Mix-Bus – ihre Namen sprechen für sich. Alle Modi haben bei Attack/Release (versteckt in „Speed“ und „Ratio“) eine eigene Charakteristik. Der LoFi-Modus erwirkt eine dramatische Klangfärbung.
Ein Blend-Regler für Parallel-Kompression, Auto-Gain, Oversampling, Stereo-Breitenregelung und subtile Sättigung beim Ansteuern des Inputs runden das Konzept ab.

Schnell und einfach komprimiert ihr mit Owl Control eure Einzelspuren oder den Mix-Bus, ohne viel zu schrauben – genau so sollte Studioarbeit sein. Hier spiegelt sich der typische Safari Pedals-Ansatz wider: Klang mit Charakter, ohne dass man stundenlang Parameter studieren muss.
Bull Sub Machine in der Praxis
Bull Sub Machine ist ein Low-End-Enhancer-Plugin, das zusammen mit dem Grammy-gekrönten Engineer Leslie Brathwaite entwickelt wurde. Es gibt euch Parameter an die Hand, die euren Tracks zu einer durchsetzungsfähigen Bass-Wucht verhelfen.

Das Plugin verleiht basslastigen Instrumenten nicht nur mehr Tiefe, sondern auch Wärme und Kontrolle im Mix – perfekt für 808s, Kick-Drums, Basslines, Drum-Bus oder alles andere, dem Sub-Energie fehlt. Auch hier gilt: wenige Regler, viel Effekt. Aber hört am besten selbst:
Camel Strip
Der Name Camel Strip spielt auf seine Funktion als Channel Strip an. Hier sind wirklich viele Effekte dabei, die dabei helfen, sämtliches Klangmaterial schnell zu formen: Input Drive, 3-Band-Equalizer, Gate (Soft und Hard), Kompressor und sogar Reverb. Als wäre das nicht genug, könnt ihr hier verschiedene Modi auswählen, um hardwaretypischen Sound zu erzielen.

Der EQ agiert wahlweise wie ein EQ1A, Neve 1073 oder wie ein SSL 4000k. Der Kompressor ahmt hingegen wahlweise einen Fairchild 660/670, einen LA2A oder einen 1176 nach. Das Gate kann sowohl hard als auch soft arbeiten und der Reverb ist entweder eine Plate oder eine Spring.
Präzise Soundeinstellungen sind hier zwar nicht möglich; vielmehr bestimmt ihr mit nur einem Regler, wie viel von diesem Effekt hörbar wird. Klanglich führt das – zusammen mit der Parallelbearbeitung dank Blend-Regler – jedoch zu wirklich brauchbaren Ergebnissen.
Ladybug Reverb – LoFi Effekt in der Praxis
Beim LadyBug Reverb handelt es sich um ein LoFi-Reverb-Plugin, mit dem ihr euren Produktionen Charakter, Farbe und Nostalgie verleiht. Es gibt zwei Reverb-Typen (Spring und Plate), einen LoFi-Regler mit bitcrusher-artiger Textur und zufälliger Modulation („secret sauce“). Dazu kommen ein One-Knob-Compressor, Input Drive für Crunch, Auto-Gain, Stereo-Width sowie ein Blend-Regler für die parallele Bearbeitung.

Der Reverb eignet sich weniger für Brot und Butter, sondern eher für das etwas Unperfekte. Kombiniert man ihn mit weiteren Safari Pedals, wie Hawk Phaser, Gorilla Drive und Flamingo Reverb, verwandelt man einen simplen, staccato-gespielten Plug- oder Bell-Sound in schöne Soundscapes, wie ihr in den folgenden Klangbeispielen hören könnt.
Lion Master
Der Lion Master ist ein mächtiger, aber intuitiv bedienbarer Mastering-Polisher, der mit Limiter, 2-Band-EQ, Saturation, Stereo Width und natürlich einem Limiter ausgestattet ist. Er punktet mit True Peak Limiting, Soft-Saturation und Oversampling zur Reduktion digitaler Artefakte. Dazu stellt er einen Crossover-Schalter (60 Hz / 13 kHz), ein Output Ceiling mit 0,1 dB Auflösung und Autogain für konsistente Pegel zur Verfügung.

Ihr erreicht damit sowohl deutliche Präsenz als auch Transparenz: Der Limiter liefert einen warmen, dichten Punch und gleichzeitig Klarheit – er ist daher vor allem als letzte Instanz auf dem Mix-Bus bzw. für schnelles, roughes „Aufblasen“ brauchbar.
Wie bei Safari Pedals üblich ist auch dieses Pedal ist nicht für die analytische Bearbeitung geeignet. Es ist vielmehr als Soundmacher zu verstehen, was euch besonders beim Mastering bzw. Mix-Bus-Aufblasen bewusst sein sollte.
Nur Einzelplugins, kein Pedalboard
Was mir persönlich fehlt, ist ein Pedalboard. Bei Apple Logic Pro und auch den Pedalen von Waves kann man neben den Einzelplugins auch ein Pedalboard-Plugin öffnen und die Pedale nebeneinander platzieren.

So ein Pedalboard-Plugin ist praktischer für die Bedienung und sorgt für mehr Übersicht – spätestens dann, wenn man mal eine Hand voll Pedale gleichzeitig auf einer Spur nutzen möchte. Und genau das kommt bei kreativen Tools, wie den Safari Pedals, nicht selten vor – von daher schade, dass man ohne auskommen muss.
Safari Pedals mit Oversampling
Viele der Safari Pedals verfügen über einen Button zur Aktivierung von Oversampling. Das kostet zwar etwas mehr CPU-Ressourcen, sorgt aber für weniger ungewollte Artefakte.
Beim Oversampling arbeiten die Plugins intern mit einer höheren Abtastrate, wodurch bei nichtlinearen Prozessen (wie Verzerrung, Saturation und Co.) weniger Aliasing-Artefakte entstehen. Und dabei sind sie beim CPU-Verbrauch noch recht ressourcenschonend, selbst bei aktiviertem Oversampling.