Roland DJ-808 Test

Praxis

Drums, Samples und Sequencer

Roland verbaut im DJ-808 eine TR-„S“ Drum Maschine mit 16-Step-Sequencer und Bass Drums, Snares, Claps, Open und Closed Hi-Hats der Roland TR-808, TR-909, TR-707 und TR-606, die mittels Analog Circuit Behaviour erzeugt werden. Vier TR-Sounds sind simultan abspielbar, jeder ist mit einem Lautstärkefader bedacht und ein gemeinschaftlicher Volume-Fader im Mixer regelt die Gesamtlautstärke der TR-S. Via „Shift“ und Drehgeber könnt ihr die integrierten Sounds der Klassiker auch frei zusammenstellen, das Display zeigt anhand von Kürzel an, welcher Sound zum Einsatz kommt.
Einstellparameter für die Drums sind Trim, Attack, Decay und Tune. Zur Parameteränderung muss zunächst das entsprechende Instrument selektiert werden. Eine Mehrfachauswahl ist nicht möglich. Die Sektionsregler können entweder im Pick-up- oder im Jump-Modus arbeiten.
Mit der TR-S lassen sich 16 Pattern per Lauflichtanzeige oder via Performance-Pads programmieren, Schritte akzentuieren und die ganze Sequenz löschen.
Es stehen folgende Scale-Einstellungen zur Verfügung:

  • 1/8-Triole: drei Steps pro Schlag
  • 1/16-Note: vier Steps pro Schlag
  • 1/16-Triole: sechs Steps pro Schlag
  • 1/32-Note: acht Steps pro Schlag

Die Pattern-Längen können via Shift/Scale einzeln von 1-16 eingestellt werden.
Pattern lassen sich in der Drum Maschine oder über Pads kopieren, Instrumentendaten löschen, Kits on the fly wechseln und Instrumente austauschen. Dazu Velocity und Pattern-Länge einstellen. Man kann auch mehrere Sequenzen gleichzeitig aktivieren, diese werden dann nacheinander abgespielt. Damit es nicht nur stoisch klopft, sondern auch n bissl groovt, ist eine Shuffle-Funktion integriert (+/- 50).

Fotostrecke: 4 Bilder Roland DJ-808 TR-S

Das TRS-Tempo lässt sich mittels Drehgeber vorgeben, zum Deck synchronisieren und umgekehrt. Im Praxislauf musste ich im Zusammenspiel mit Serato oder wenn externe Geräte eingebunden werden, hier und da auch mal nachregulieren. Pitch-Bend/Nudge für die TR-S/MIDI-Clock hätte mir hier gut gefallen.
Im Verbund mit Serato gibt es noch ein weiteres Goodie zu vermelden, denn ihr könnt damit die Sample-Slots des „SP8“ programmieren. Das erweitert die Sound-Möglichkeiten der TR-S ungemein. Hierfür stehen in der Trommelmaschine Shortcuts und Bank Switches via Shift bereit. Klasse. Serato hat also – wie Traktor vor Kurzem auch – einen Step-Sequencer bekommen. MIDI-mappbar ist dies zum aktuellen Zeitpunkt aber noch nicht. Die Samples aus dem SP können über die Tuning-Sektion im Pitch verändert werden. Weitere Klangformungsmöglichkeiten ergeben sich aus den FX-Sektionen Seratos, die auch auf die TR abgefeuert werden können.
Eine Aufnahme der TR-S und des VT sowie der Einzelinputs oder des Mix-Outputs ist über den integrierten Serato Recorder möglich, wobei sich diese Recordings dann wieder auf ein Samplepad verfrachten lassen. Besser würde mir gefallen, man könne leere Pads direkt mit einem in der Länge voreinstellbaren Loop-Recorder (Master, Kanäle und/oder Gruppen) befüllen. Aber das wäre Seratos Baustelle und fließt hier nicht in die Wertung ein.
Schließlich spendiert Roland dem geneigten Performer noch einen Vocal-Transformer mit Zweiband-EQ, der als weitere Stimmfärbungsparameter Formant und Pitch an Bord hat sowie ein Reverb. Klanglich gefällt’s und großen Spaß macht die Sektion ebenso. Auto Vocal Key Matching korrigiert dabei die Tonhöhe auf Basis der Tonlage des Kanals, der mit Shift/Cue ausgewählt wurde. Obendrein könnt ihr für das Mikrofonsignal im Setup des DJ-808 ein Noise-Gate und ein Lowcut-Filter aktivieren und festlegen, ob eure Stimmdarbietung ebenso über den Booth-Out zu hören sein soll.

Fotostrecke: 2 Bilder Hinten können Roland-Geräte via USB und MIDI eingebunden werden.
Audio Samples
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TR-S Drum Machines 606 mit Fills 707 mit Fills 808 mit Fills 909 mit Fills Shuffle Funktion Drum Variationen durch Serato FX Vocal Transformer

Standalone und DVS

Wir sind mit dem DJ808 noch nicht am Ende. Der Mixer funktioniert nämlich auch noch standalone. Hierfür hat man ihm diverse Anschlüsse am Backpanel spendiert, mit denen er analoge Zuspieler ins Geschehen bringen kann. Die vier integrierten Effekte lassen sich auf jedwede eingespielte Quelle von Plattenspieler über USB-Signal bis hin zu Aira-Hardware anwenden. Warum man um alles in der Welt diese nicht auch auf den Master, die Drums und den Transformer abfeuern kann, ist mir schleierhaft.
Serato DVS Certified erlaubt dem DJ-808, bis zu vier Timecode-Signale einzuspeisen, von denen zwei Phono-Signale sein dürfen. Das Signal von den angeschlossenen Zuspielern kommt sauber rein. Mit 2 Millisekunden Pufferzeit konnte ich störfrei arbeiten.
Dem nicht genug, bietet der Controller eine Standard-MIDI-Schnittstelle, die im Test-Setup mit der TB-03 verbunden wurde. Diese lässt sich auch über den USB-Port einbinden, wo allerdings die TB-3 und TR-8 Anschluss fanden. Hier sollte man wissen: Nutzt man den DJ-808 ohne Serato im Standalone-Modus, weicht die Funktionsweise der Sync-Taste ab. Sie ist aber erfreulicherweise keineswegs nutzlos. Schaltet ihr den Sync-Taster aus, gibt der DJ-808 den Takt als MIDI Clock Master an. Empfängt der TR bei aktiviertem Sync eine MIDI-Clock, marschiert er mit dem vorgegebenen Tempo im Takt. Erhält er mehrere Infos, liegt folgende Priorität vor:

  1. PC-Anschluss
  2. USB HOST-Anschluss 3
  3. USB HOST-Anschluss 4

Vielleicht wäre eine Schaltung sinnvoll gewesen, mit der man selbst vorgeben kann, welcher der drei Eingänge nun das Kommando übernimmt. Womöglich hätte sich hier auch ein Beatcounter-Modul angeboten, das die BPM eines Vinyl-Tracks berechnet, damit man ihn mit Beats von der Drum Maschine aufbohren kann.
Aber ganz gleich, wie man sein Setup auch aufbauen möchte: Der DJ-808 fungiert dabei gern als zentrale Kommandoeinheit und erlaubt – die Sache sollte bei all den kreativen Möglichkeiten nicht untergehen – einfach auch mal ohne viel Aufwand ein paar Songs aufzulegen und zu mixen. Schade aber, dass man immer wieder den Fokus auf das Notebook wechseln muss. Serato-Displays in den Decksektionen und man könnte sich den Schwenk zum Notebook-Screen sparen. TR-Pattern Import/Export via USB wäre auch nicht schlecht.

Fotostrecke: 2 Bilder Serato DJ 1.9

Systemeinstellungen

In den Systemeinstellungen, zugänglich via Panel/Power-On-Kombi, lassen sich diverse Anpassungen, die am Nummern-Display ablesbar sind, vornehmen. Darunter fallen die Sampling Rate, Master-Level (0-18 dB), Pad-Velocity und der Sync Mode oder ob der TRS-Eingabemodus 808-mäßig oder wie bei der 909 sein soll. Ferner können hier das Farbschema der TR-S, die Intensität des Duckings und die Jogwheel-Display Invertierung ausgewählt werden, um nur einige zu nennen. Weiterführende Infos hierzu liefert das Handbuch.

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