Anzeige

Reloop RHP-10 Mono Test

Reloop RHP-10 Mono Single-Ear-Kopfhörer im bonedo.de-Test: Schon in den 70er-Jahren machten sich findige DJs daran, handelsübliche Telefonhörer für das Track-Monitoring umzufunktionieren. Eine Gegebenheit, die sicherlich durch das damals noch recht dürftige Angebot an DJ-Kopfhörern begünstigt wurde, aber auch durch das von einigen Protagonisten bevorzugte Split-Monitoring, das ihnen erlaubt, dem Sound auf der Monitor- oder Hauptanlage und dem Cue-Kanal mit jeweils einem Ohr zu folgen. Reloop greift mit dem RHP-10 Mono das Konzept des Einohr-Kopfhörers erneut auf, doch ob sie damit bei der heutigen DJ-Generation auf offene Ohren stoßen?

Reloop RHP-10 Mono, professioneller Single-Ear-Kopfhörer
Reloop RHP-10 Mono, professioneller Single-Ear-Kopfhörer


Aus dem ersten Bauchgefühl heraus stellt man sich vielleicht ein unbequemeres Handling der Gerätschaft vor als bei einem klassischen Stereo-Kopfhörer. Fakt ist, dass einem der RHP-10 Mono aufgrund des nicht vorhandenen Kopfhörerbügels die mühsam toupierte Frisur nicht gefährdet und der auf Dauer oftmals nervige Anpressdruck durch die mechanische Spannkraft des Bügels wegfällt. Tatsächlich habe ich es hier ja selbst in der Hand, welchen Druck das Polster auf mein Ohr ausübt. Doch wie arbeitet man nun mit nur einer freien Hand an seinem Equipment? Ganz einfach: Der Hörer wird zwischen Ohr und Schulter geklemmt. Für kurze Zeit machbar, aber auf Dauer eher ein Fall für die Physiotherapie? Und wie sieht es bei hektischen Aktivitäten hinter dem DJ-Pult aus? Der Hörer ist sicherlich schnell abgelegt, aber wird er auch genauso schnell fallengelassen? Und wie klingt das Teil bei einem Listenpreis von nur 59 Euro? Ihr seht schon: Es geht in Gedanken bereits hin und her. Um nicht weiter orakeln zu müssen, steigen wir jetzt einfach in den Test ein.

Details

Terence Parker, seines Zeichens weltbekannter DJ aus Detroit, sorgt nicht nur dank seiner einzigartigen Mixtur aus Turntablism-Skills und House-Beats für Aufmerksamkeit, sondern auch durch seinen beigefarbenen Headphone-Telefonhörer, der seit jeher als sein Markenzeichen gilt. Die meisten DJs greifen auf ein geschlossenes Stereomodell oder mittlerweile auf In-Ears zurück, da diese eine komplette Abschottung von der lauten Umgebung ermöglichen. Es tummeln sich also nur wenige Einohr-Headphones in den Verkaufslisten der globalen Online-Stores, momentan beispielsweise ein Vestax KMX-3, Zomo HD-120, Stanton DJ Pro-300 und eben mein heutiger Testkandidat, der Reloop RHP-10 Mono.
Schon die Verpackung weckt mit ihrem aufklappbaren Fenster und dem Blick auf dieses doch eher ungewöhnliche DJ-Tool meine Neugierde. Zum Lieferumfang gehört neben dem Ohr-Nahbeschaller und der Bedienungsanleitung noch ein auswechselbares, sehr strapazierfähig anmutendes Spiralkabel von gut einem Meter Länge in gerafftem Zustand. Zum Anschluss an den Hörer endet es in einer XLR-Buchse und an der anderen Seite der Strippe ist ein abgewinkelter 6,3-Millimeter-Klinkenstecker aus Aluminium angebracht, dessen Oberseite eine Abdeckung aus schwarzem Plastik trägt. Ein praktisches Kunstledersäckchen schützt vor Staub und leichten Schrammen. Das war´s dann auch schon mit den „Dreingaben“, so dass ein Adapter auf 3,5-Millimeter-Klinke oder ein glattes Kabel durchaus noch auf der Wunschliste stehen könnten.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Lieferumfang hält keine Überraschungen parat.

Der RHP-10 Mono basiert wie seine zweikanaligen Kollegen auf einer geschlossenen Ohrmuschelbauweise, wobei er es auf eine stattliche Länge von 25 Zentimetern bringt – schmaler, aber dafür bedeutend länger als ein herkömmlicher Kopfhörer. Schon beim ersten Griff zum Headphone bin ich von dessen Leichtigkeit begeistert, denn er wiegt gerade einmal 246 Gramm. Der lange, mit Schaumstoff gepolsterte und mit Fingermulden versehene Halter unterhalb der Muschel macht optisch schon richtig Eindruck – und was soll ich sagen: Den Reloop-RHP10 hat man äußerst angenehm und fest im Griff.

Für den guten Griff: Einsparungen für die Finger.
Für den guten Griff: Einsparungen für die Finger.

Die horizontal fast um 180 Grad drehbare Muschel mit ihrem schwarzen Kunstlederpolster umschließt das Ohr richtig gut. Auch das Auge kommt voll auf seine Kosten, weil das silberfarbene Reloop-Logo die mattschwarze, leicht gummierte Muschel ausgesprochen gut ziert und damit das Design aufwertet – schlicht und edel. Die Ohrmuschelkonstruktion hat es zudem auch in sich, wie mir die Bedienungsanleitung verrät: Sie wird nämlich durch ein robustes Aluminium-Inlay verstärkt. Die doppelte Verschalung mit ihrem wasserabweisendem Kunstleder an der Oberseite und das schweißabsorbierende Climabsorb-Netznylon schützen den RHP-10 obendrein vor ungewollter Flüssigkeitsaufnahme. Unterhalb des Griffs schimmert mir die XLR-Buchse entgegen, in die ich nun das Spiralkabel stecke, dessen anderes Ende im Kopfhörerausgang meines Rane Sixty-Two-Mixers landet.

Fotostrecke: 3 Bilder Fühlt sich gut an – die Kunstlederpolsterung.
Anzeige

Praxis

Schauen wir mal, wie sich der Trage- oder besser gesagt der Haltekomfort des Reloop RHP-10 darstellt, wenn er nicht im Trockenlauf in der Hand liegt, sondern an der Kopfhörerbuchse meines Mixers angedockt ist. Es bleibt dabei: Sein leichtes Gewicht und der ergonomisch äußerst gelungene Griff ermöglichen mir ein angenehmes Hantieren mit dem Stick. Selbst zwischen Ohr und Schulter geklemmt, liegt er dank seiner Griff- und Muschelpolsterung bequem und fest, ohne dass ich dabei eine unangenehme Körperhaltung einnehmen müsste. Ob es im Dauereinsatz zu Haltungsschäden kommen kann, ist für mich als Nichtmediziner kaum zu beurteilen, doch ganz ausschließen würde ich es nicht. Daher empfehle ich, die Abhörposition regelmäßig zu wechseln. Apropos Abhören:
Die Muschel umschließt das Ohr komplett, wie es sich für ein geschlossenes System gehört. Inwiefern dann Umgebungsgeräusche einstreuen, unterliegt einzig und allein meinem ausgeübten Anpressdruck und den von mir gefahrenen Lautstärken:
Das geschlossene System arbeitet mit einem 50-Millimeter-Neodym-Treiber und schafft damit auf dem Datenblatt einen theoretischen Frequenzgang von 3 bis 30.000 Hertz. Die niedrige Impedanz von 24 Ohm, die Nennbelastung von 300 Milliwatt und der nominale Klirrfaktor von kleiner 0,2 Prozent lassen manchen seiner Mitbewerber zumindest auf dem Papier schon mal erblassen. Hört man dem Reloop RHP-10 dann in der Praxis zu, liefert der Bursche einen satten Sound, der gegenüber einem linearen Kopfhörer die Dominanz tieferer Frequenzen nicht verleugnen kann. Obendrein sorgt der RHP-10 Mono mit satten 109 dB Output für einen ordentlichen akustischen Druck und bleibt selbst bei höherem Pegel klar und verzerrungsfrei. Nur im Punkt „Brillanz in den obersten Frequenzen“ schwächelt er leicht. Ich möchte dabei aber nicht außer Acht lassen, dass es sich um einen Kopfhörer handelt, der mit einer Preisempfehlung von 59 Euro über die Ladentheke wandert. Und dafür liefert er ein erstaunlich gutes Klangbild ab.

Reloop_RHP_10_Mono_voll20im20Griff-1002553 Bild
Anzeige

Fazit

Mit dem RHP-10 Mono spricht Reloop DJs an, die bei ihrem Stereo-Kopfhörer gut und gern auf eine zweite Muschel verzichten können – schließlich hören viele DJs ihre Tracks und Cues ohnehin nur einseitig unter dem Kopfhörer ab, um mit dem freien Ohr das Monitorsignal besser verfolgen zu können. Warum also nicht zum Stick-Phone greifen, zumal der professionelle RHP-10 hierfür sehr gute technische Voraussetzungen mitbringt: Mit einem Schalldruckpegel von satten 109 Dezibel halten die Membranen auch lauteren Signalen klar und verzerrungsfrei stand. Wer weniger Wert auf ein lineares Klangbild legt, sondern tiefe Frequenzen für die Betonung der Kick und der Bassline bevorzugt, wird ebenfalls nicht enttäuscht. Ein langer, gepolsterter Griff sorgt zusammen mit der geschlossenen Ohrmuschel für angenehmen und ergonomischen „Tragekomfort“. Dennoch ist der DJ beim Auflegen in seiner Bewegung eingeschränkt, denn das beidhändige Agieren am Pult funktioniert nur, wenn er den Hörer zwischen Ohr und Schulter einklemmt. Und ihn mit einem MP3-Player oder als abschottendes Abhörgadget in der Freizeit zu nutzen, steht sicherlich zur Diskussion. Trotz dieser konstruktionsbedingten Aspekte überzeugt mich Reloops RHP-10 Mono sowohl optisch als auch in der spezifischen Handhabung sowie in den Punkten Verarbeitungs- und Soundqualität. Nicht zuletzt dürfte sein günstiger Listenreis von 59,00 Euro, für den Reloop einen beachtlich professionellen Kopfhörer nebst auswechselbarem Ohrpolster und Kabel abliefert, selbst bei manch voreingenommenem Plattendreher das Interesse wecken. Er bleibt aber dennoch ein sehr spezielles DJ-Tool.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sehr gute Verarbeitung
  • Druckvolles Klangbild
  • Austauschbare Ohrpolster und Kabel
  • Angenehme Ergonomie
  • Günstiger Preis
  • Geringes Gewicht
Contra
  • Leichtes Defizit im oberen Frequenzbereich
  • Beschränkte Einsatzmöglichkeiten
Artikelbild
Reloop RHP-10 Mono Test
Für 69,00€ bei
Reloop RHP-10 Mono, professioneller Single-Ear-Kopfhörer
Reloop RHP-10 Mono, professioneller Single-Ear-Kopfhörer
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.