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Rane MP2014 Test

Wer an einen DJ- oder Club-Mixer denkt, hat nicht selten ein Konstrukt im Vollmetallgewand mit Line- und Crossfader-Sektion in Begleitung einer Armada schwarzer Knöpfe vor dem geistigen Auge. Ranes Rotary Edelmischpult MP2014 bricht, wie schon zuvor sein großer Bruder MP2015, teils mit diesem Design und orientiert sich an Rotary-Klassikern mit ihren großen Alu-Drehreglern. Holzleisten mit eingebranntem Rane-Logo zieren das Gehäuse – etwas ganz Besonderes fürs Auge. Die Ohren hingegen möchten vom Pult mit digitaler 32-Bit-Signalverarbeitung in Studioqualität, drei unterschiedlichen Filtertypen und einem stimmbarem  Master-EQ verwöhnt werden. Dazu serviert der Hersteller zwei USB-Ports für Back2Back-Performances und eine Effektschleife. Alles drin, alles dran? Dieser Frage gehen wir im Folgenden auf den Grund.

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Details

Zum Lieferumfang des Rane MP2014 gehören deutsche und englische Handbücher, etwas Werbematerial, Garantieblätter sowie eine Treiber/Software-CD und je ein USB- und Stromkabel. Wenden wir uns nun dem Backpanel zu. Die beiden USB-Ports treten in Begleitung je einer hell blau leuchtenden Betriebs-LED in Erscheinung. CD-Player, Turntables und sonstige Zuspieler werden über die an jedem Kanal zur Verfügung stehenden vergoldeten Cinch-Paare, namentlich Phono/Line und Aux, ans Pult angeschlossen. Die Phono-Vorverstärkung lässt sich gemäß Empfehlung des Tonabnehmersystems in Halbschritten von 2,5 bis 10 mV im Rane Software Panel festlegen. Den Session In- und Output dürft ihr mit einem Line- oder S/PDIF-Signal speisen. Außerdem verbaut Rane einen Effekt-Send-Return mit den Pegelnormen +4/-10 dB, getauft auf den Namen Flex FX und ausgeführt in Cinch, wo mancher mitunter Klinkenbuchsen erwarten würde. In Anbetracht von RMX-Effektoren, Kaoss Pads und dergleichen, die ebenfalls auf dieses Format setzen, gangbar.
Dynamische Mikrofone finden Anschluss über eine XLR/Klinke-Kombibuchse, die wahlweise Line- oder Mic-Signale aufnimmt. Interessant für Sprach- und Gesangsdarbietungen: Die Software-Einstellung „MIC Clean Feed“ ermöglicht, das anliegende Signal lediglich auf den Masterausgang auszuspielen und nicht auf dem Booth- und Session-Out oder dem USB-Main-Rec. Folglich lässt sich die Performance wahlweise mit oder ohne Sprach- oder Gesangsinhalte mitschneiden. Auf die Recording-Optionen komme ich später noch zu sprechen. Je ein symmetrisches XLR- und Klinkenbuchsenpärchen stellen die Verbindung mit der Endstufe, Club-PA und/oder den Monitorboxen sicher. Ein Cinch-Master oder Record-Out ist nicht zugegen. Den Abschluss bilden ein schutzversenkter Einschaltknopf nebst Netzanschluss. Über die Front sind wir schnell drüber gehuscht, denn dort sind lediglich ein Kopfhörerausgang als Mini- und Standardklinke verbaut. Eine weitere 6,3-Millimeter-Buchse ist klassisch auch links unten auf der Bedienoberfläche anzutreffen, der wir uns als nächstes widmen wollen.

Fotostrecke: 3 Bilder Seitenleiste – schick !

Bedienoberfläche

An zentraler Stelle: das Zweikanal-Mischfeld, stilsicher mit römischen Lettern kenntlich gemacht, mit Quellwahlschalter, um das USB-A-, Phono/Line-, Aux- oder USB-B-Signal einzuspeisen und es via Gain bis zu 15 dB zu verstärken und mit dem mittengerasterten Dreiband-EQs klanglich anzupassen. Jedes der Bänder ermöglicht eine Anhebung um sechs Dezibel oder die vollständige Absenkung. Dabei setzen die Crossover-Punkte entweder bei 150 Hz und 6 kHz oder bei 300 Hz und 3 kHz an, on-the-fly und individuell pro Kanal via Rane Software Panel anpassbar. Je eine aussagekräftige LED-Kette, die von -24 bis +10 dB nebst Overload-LED reicht, gibt Auskunft über die Pegelstände.
In der Filtersektion stehen gleich drei unterschiedliche Ausprägungen bereit und zwar Hochpass, Tiefpass und das beliebte gegenläufige Kombifilter (Rechtsdrehung: Hochpass, Linksdrehung: Tiefpass), das ihr mittels Einschaltknopf im entsprechenden Kanal und dem Session/Aux aktiviert. Die über den zentralen Regler eingestellte Resonanz gilt für sämtliche Sektionen, die separaten Cut-Off- Regler schneiden im Hoch- und Tiefpass von 20 Hz bis 20 kHz. Laut Hersteller entspricht die 12-Uhr-Position 635 Hz. Die Grenzfrequenz des Kombifilters reicht beim Highpass von 35 Hz bis 20 kHz, beim Lowpass setzt es bei 18 kHz ein und reicht bis 20 Hz hinab. Unabhängig von der gerade gewählten Betriebsart bleiben bei Vollanschlag keine hörbaren Signalanteile zurück.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein Blick auf den Zweikanal-Mixer …
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EQs bei 150 Hz und 6 kHz EQs bei 300 Hz und 3 kHz

Über allem thront der mächtige, dreibandige Summenisolator, der dem Mix aller beteiligten Kanäle auf Wunsch noch einen klanglichen Stempel aufdrückt. Rane setzt hier auf Linkwitz Riley Filter der vierten Ordnung mit einer Steilheit von 24 dB pro Octave. Die drei großen Drehregler sind den Bändern Hi, Mid und Low zugewiesen und heben diese um 10 dB an oder senken sie vollständig ab. Die dazwischen liegenden kleinen Knobs legen die jeweilige Übergangsfrequenz fest. Low-Mid setzt zwischen 80 und 640 Hz an, Mid-Hi zwischen 1 kHz und 8 kHz. Damit man eine ungefähre Ahnung hat, in welchem Frequenzbereich man gerade schraubt, sind an den Endpunkten der Crossover-Regler sowie auf 9, 12 und 15 Uhr Werte aufgedruckt.
Auf der rechten Außenflanke nimmt das mächtige Main-Lautstärkepoti mit dem sechzehnstelligen Stereo-LED-Meter und dem Booth-Knob den meisten Raum ein. Darunter logiert die „Vorhörsektion“ mit Volume- und Cue-Mix-Regler sowie der Split-Taste, die das Preview- und Master-Signal auf die Seiten verteilt. Ein besonderes Bonbon hier: Die Klangregelung mit Höhen oder Bässen, mir hätte natürlich auch ein physischer Tone-Regler zugesagt, lässt sich über das Softwarepanel abstimmen. Ebenfalls gut zu wissen: Dort gibt es auch eine Option, um das Mastersignal mono auszugeben. Der Booth- und Session-Ausgang sind davon dann nicht betroffen.
Zum Abschluss unseres Oberflächenrundgangs noch ein Streifzug über die linke Seite, wo es sich gleich unter dem Lautstärkeregler für den Session-Ausgang die Mikrofonsektion gemütlich gemacht hat. Für den Klang zeichnet sich ein gutmütiger Ein-Knopf-Treble-Bass-Regler verantwortlich. Eine Talkover-Funktion senkt die Musik um 10 dB ab. Wer mag, kann hier die Effektschleife hinzuschalten. Es folgt das vorhörbare „dritte Deck“ oder besser gesagt, der Session-Input, wo sich ein weiteres externes Signal einspeisen lässt. Dieses kann alternativ der USB-Aux 5/6 sein und zudem darf hier auch noch fleißig gefiltert werden.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Summenisolator mit einstellbaren Grenzfrequenzen
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Mikrofonsignal
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Praxis

Ganz gleich, ob man dem Rane MP2014 als erfahrener DJ oder als Newbie gegenübertritt, die Bedienung erschließt sich aufgrund der eindeutigen Kennzeichnungen, des beherrschbaren Funktionsumfangs und des vorgegebenen Workflows quasi von selbst. Sind Laptop, Turntable oder Media-Tabletop nebst Effektor verbunden, fährt der MP2014 nach Betätigen des Einschaltknopfs, was durch die vertiefte Einbauweise quasi unmöglich versehentlich erfolgen kann, alle Lichter hoch und wartet auf Aktionen des Users.
Beim Soundcheck der Anlage steht zuerst der „Ohne-Signal-Test“ an, der erfreulicherweise kaum ein Rauschen aus den Boxen vernehmen lässt. Prima. Mit Ortofons Concorde Gold aufgezogen geht es dann ans Vinyl und ich darf den Phono-Vorverstärkern ein gutes Klangbild attestieren. Ohnehin präsentiert sich der Sound des Pultes detailreich, druckvoll und übersteuerungsfest, genau wie der kristallklare und mit ordentlich Dampf gesegnete Kopfhörerausgang.
Fraglos ist es eine tolle Sache, dass man sich die Frequenzbereiche für den Cut/Boost beim Master-Isolator so einstellen kann, wie es einem am besten zusagt. Allerdings habe ich mich nicht selten dabei ertappt, während der Performance die Sweeps zu variieren, ganz einfach, weil es richtig Laune macht. Hervorragend klingt auch die Dreifach-Filtersektion, denn sie lässt es ordentlich wummern und resonieren – so man möchte. Das Pult lädt zum Schrauben ein.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Rane MP2014 im Praxistest. Eine Augen –und Ohrenweide, nicht nur für Rotary-Freunde.
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Hochpassfilter Tiefpassfilter Diverse Iso-Sweeps Low, Mid, Hi Phonosignal

Am Mac erscheint das USB-Audiointerface mit 24 Bit und arbeitet wahlweise mit einer Samplingfrequenz von 44,1, 48 oder 96 kHz. Dem Laptop-DJ stehen zwei USB-Stereokanäle für die Decks und ein Stereo USB-Aux-Kanal zur Verfügung. Zum Testzeitpunkt war noch nicht klar, ob und wenn ja, welche Software den Rane MP2014 nativ als DVS-Mixer unterstützen wird. Ausgehend vom MP2015, der sowohl unter Traktor als auch unter Serato DJ eingesetzt werden kann, hätten diese beiden Programme wohl auch Kandidaten für den kleinen Bruder sein können, doch aktuell (Juli 2016) ist erst Native Instruments an Bord.
Folglich funktioniert der MP2014 auch (noch) nicht mit Serato DJ, wohingegen ich das Pult in Traktor klaglos als Audiointerface und – so gewünscht – auch als MIDI-Controller einsetzen kann. Hierfür müssen lediglich im Rane Panel die Einstellungen MIDI-Port on und der gewünschte MIDI-Kanal gesetzt werden, dann kann die Funktionszuweisung in Traktors Controller-Editor beginnen.
Mit zwei Turntables und Native Instruments Traktor Kontrol D2 an der Seite ging es dann im externen Mixer Modus fleißig hin und her. Im Praxistest ließ sich mit dem Rane MP2014 unter niedriger Latenz störfrei arbeiten. Beim Wechsel zwischen den einzelnen Kanälen oder Notebooks gab es keinen Anlass zur Kritik. Toll auch, dass man mit einem Audio-Editor oder seiner DAW die einzelnen Kanäle, die Summe, das Mikrofon und den Session-In separat aufzeichnen kann. Die Channels wahlweise Pre- oder Post-Fader, also mit oder ohne Sound-Shaping.
Vor dem Fazit möchte ich noch auf die wesentliche Unterscheide zum MP2015 eingehen. Dieser bietet zwei zusätzliche Kanäle und die Option, sämtliche Channels auf einen Submix-Kanal zu schicken. Außerdem verfügt er pro Kanal über einen S/PDIF-Eingang und er hat eine separate Effektsektion inklusive eines Dry/Wet-Reglers, der dem MP2014 sicher ebenso gut zu Gesicht gestanden hätte. Der wartet stattdessen mit zwei Aux-Inputs statt nur einem auf.

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Fazit

Rane MP2014 ist hinsichtlich seines Klangs, der Flexibilität und des Looks ein wahrlich herausragender Mixer. Hier treffen hochwertige Phono-Preamps und gute Wandler auf digitales Signalprocessing in 32 Bit, was in einem transparenten und druckvollen Sound in Studioqualität resultiert. Der Verzicht auf Flachbahnregler zugunsten großer griffiger Drehknöpfe liegt im Trend. Freunde der Frequenzschrauberei dürfen sich am Dreiband-EQ, dem einstellbaren Summenisolator und drei Filtertypen austoben. Je ein regelbarer Mikrofon/Line-Eingang mit Talkover, Session-In/Outs sowie eine Effektschleife runden das Angebot für DJs ab, ganz gleich, ob sie mit Turntables, CD-Playern oder Back2Back sowie nacheinander mit Notebooks auflegen, denn hierfür sind gleich zwei USB-Ports an Bord. Diese stellen nicht nur drei Stereo-Wiedergabekanäle, sondern auch sieben Stereo-Aufzeichnungskanäle, vom Pre-Fader-Deck über das Mikrofonsignal bis hin zur Summe, bereit. Wenngleich ich den FX-Dry/Wet-Regler des MP2015 und die digitalen Eingänge pro Kanal auch hier gern gesehen hätte, möchte ich dem MP2014 eine klare Empfehlung aussprechen. Das Pult überzeugt in Sachen Sound, Performance, Flexibilität und nicht zuletzt auch hinsichtlich seines Designs.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Hervorragende Audioeigenschaften
  • Zeitloses und edles Design
  • Dualer USB-Port
  • Integriertes Audiointerface mit 24 Bit, 96 kHz
  • Optionale MIDI-Controller-Funktion
  • Ausgezeichnete Filter und Masterisolatoren
  • Umfangreiche Recording-Funktion
Contra
  • Kein FX Dry/Wet-Regler
  • Keine digitalen Eingänge pro Kanal
Artikelbild
Rane MP2014 Test
Für 2.399,00€ bei
Rane MP2014, Dual-USB Rotary-Mixer
Rane MP2014, Dual-USB Rotary-Mixer
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