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Prostage Remote Wah Wah & Remote Volume Test

Die Erfahrungen, die er als Tontechniker und Tourmanager on the road sammelte, waren mit ausschlaggebend für Lukas Truninger, 2001 seine eigene Firma unter dem Namen Prostage zu gründen. 2008 kehrte der gebürtiger Schweizer dann seiner Heimat den Rücken und entwickelt und fertigt seitdem seine Produkte – in erster Linie Remote- und Switchingsysteme für Gitarristen – auf Mallorca.


Im Grunde geht es bei der Mehrzahl der Prostage-Produkte um das Fernsteuern von Gitarrenequipment und Bodeneffekten. Wer sich gerne mit vielen Bodentretern schmückt, weiß um den ewigen Stepptanz auf der Bühne und die nervige Verkabelung vor dem Gig. Bei unseren beiden Testkandidaten Remote Wah Wah und Remote Volume handelt es sich Rackgeräte, die mittels Expressionpedal via Midi vom Bühnenrand aus ferngesteuert werden können.

DETAILS

Während das Remote Volume nur als fernsteuerbarer Lautstärkeregler arbeitet, bietet das Remote Wah Wah zusätzlich den besagten Effekt. Der Vorteil eines im Rack integrierten Pedals liegt auf der Hand, denn es entfallen etliche Meter Gitarrenkabel und die damit verbundenen Klang- und Dynamikverluste. Weil sie per Pedalwippe bedient werden, haben Wah Wahs oder Volume-Pedale ihren Platz in der Regel vorne am Bühnenrand. Das ist sinnvoll, wenn sie in ein gut gefülltes Pedalboard integriert sind. Wer aber seine Bodentreter im Rack untergebracht hat und diese vom Bühnenrand aus mit einem Midicontroller fernschaltet, tut gut daran, auch mit Wah Wah und Volumepedal dorthin umzuziehen, denn sonst wird speziell für diese beiden Mitarbeiter eine Extra-Verkabelung benötigt.

Und genau dafür bietet Prostage eine Lösung. Die Besonderheit der beiden Geräte ist der interne analoge Signalweg, ihr Klang muss keine AD/DA-Wandler durchlaufen und behält seine natürliche Dynamik. Die Aufgabe des Potis übernimmt eine spannungsgesteuerte Schaltung, ein sogenannter VCA, der per MIDI ferngesteuert wird. Statt zweier Pedale sorgt nun ein einzelnes Expressionpedal dafür, dass per Controller-Daten Wah Wah und Lautstärke bedient werden können.

Das Remote Wah Wah dient bei Bedarf auch als Auto Wah, Volumepedal, Level Control, oder Treble Booster.  Bis zu 128 Presets lassen sich speichern und als Programme per Midifußleiste automatisch umschalten. Dazu gehört übrigens auch ein True Bypass, der das Gerät komplett aus dem Signalweg entfernt. Genial ist auch die Möglichkeit, das Remote Wah nach einer individuell voreingestellten Zeit, in der das Pedal nicht berührt wurde, automatisch in den True Bypass Modus zu schalten. Das Herzstück des Gerätes ist die Faselspule, die auch im legendären Cry Baby zum Einsatz kommt. Weitere Bauteile steuern die ausgefuchsten Klangelemente, die mithilfe der kostenlosen Editor-Steuerungssoftware für Mac oder PC angepasst werden können. Diese kann von der Homepage des Herstellers unter www.prostage.eu heruntergeladen werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Kaum zu unterscheiden: DAS hier ist das Remote Volumeu2026

Die beiden Geräte sind optisch nur durch einen kleinen Aufkleber voneinander zu unterscheiden, der des Volume Controllers trägt den Aufdruck „VCA Only version“. Die Geräte machen optisch einen eher unspektakulären Eindruck. Die Elektronik sitzt in einem robusten Stahlblechgehäuse mit den Maßen 145 x 86 x 44 mm. Neben dem Ein- und Ausgang für die Gitarre stehen noch zwei MIDI-Buchsen sowie der Anschluss für das im Lieferumfang enthaltene 9Volt AC-Netzteil zu Verfügung. Ich war neugierig genug, tatsächlich ein Gerät aufzuschrauben, um mir die Verarbeitung im Inneren näher anzuschauen. Viel gibt es hier allerdings nicht zu entdecken. Auf einer einzigen Platine, die vor Bauteilen nur so strotzt, sind alle Anschlüsse und Buchsen direkt verlötet, Aufbau und Verarbeitung machen einen sehr guten Eindruck. Für die Rackbefestigung verfügt das Gehäuse am Boden über zwei Laschen, alternativ kann es natürlich auch mit Klettband flexibel an einer beliebigen Stelle, beispielsweise auf einer ausziehbaren Rackschublade, fixiert werden.

Nach dem Installieren der Software erscheint auf dem Bildschirm eine im Grunde genommen selbsterklärende Bedienoberfläche mit einer ganzen Reihe an Schiebereglern und Knöpfen. Das Ganze lädt schon optisch zum Experimentieren ein, aber auch wer sofort und ohne große Mühe starten möchte, kann auf etliche Standardeinstellungen zurückgreifen. So bietet das erste Preset beispielsweise einen Cry Baby Wah-Sound, das zweite ein Contour Wah. Wer aber seinen Trademark-Wahsound kreieren möchte, dem sind keine Grenzen gesetzt. Mehrere virtuelle Schieberegler mit Bezeichnungen wie Input Gain, Q-Factor, Coil Damping oder Frequency und diverse Knöpfe warten auf Beschäftigung. Wer die alten Roger Mayer Wahs mit Drehstufenschalter kennt und deren Vielseitigkeit zu schätzen weiß, der hat hier die perfekte Lösung vor sich – und weit mehr. Denn nicht nur der Wah Wah-Effekt lässt sich in alle möglichen Richtungen verändern, mit dem Expressionpedal ist das prinzipiell mit allen Parametern möglich. Sogar mehrere Einstellungen sind gleichzeitig manipulierbar. Dazu muss man aber sehr weit in die Programmierung eintauchen und sehr viel herumexperimentieren.

Eine sinnvolle und praxisorientierte Anwendung ist die Verwendung als Booster. Im Gegensatz zum Volumecontroller kann das Remote Wah Wah nicht nur über den kompletten Frequenzgang boosten und als „Cleanbooster“ arbeiten, sondern eine individuell eingestellte Frequenz hervorheben. Diese Funktion unterscheidet sich klanglich von einem feststehenden Wah Wah, und wer schon einmal mit Trebleboostern oder beispielsweise den Pedalen von Xotic herumexperimentiert hat und auf Sounds a la Brian May oder Ritchie Blackmoore steht, kommt hier schnell zu Potte. Soll das Remote Wah Wah als Treble Booster Dienst tun, muss vorher der Effekt und der sogenannte Counter Boost ausgeschaltet werden. Anschließend lässt sich eine voreingestellte Frequenz um bis zu 10db anheben. Dazu kommt ein kompletter Gain Boost, um die Eingangsstufe des Amps noch mehr zu kitzeln.

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PRAXIS

Das Arbeiten mit den beiden Geräten gestaltet sich kinderleicht. Die Software ist übersichtlich und stellt für den normalen Computerbenutzer kein Problem dar. Das Remote Wah/Volume kann in jedes bestehende MIDI-Setup eingebunden werden. Dazu muss das Expression-Pedal “Control Change No. 7” (Volume) senden und die MIDI-In-Buchse des Gerätes mit dem MIDI-Out der Fußleiste verbunden werden. Die vorprogrammierten Standard Wah-Sounds erinnern tatsächlich sehr an die beiden Klassiker von VOX und Dunlop. Dank der Eingriffsmöglichkeiten lassen sich diese aber nicht nur komplett verändern, auch Justierungen im Detail sind möglich und sorgen für positive Resultate.

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Cry Baby Clean Cry Baby High

So eignet sich besonders für stark verzerrte Sounds eine tiefere Umkipp-Frequenz als die beim Cry Baby voreingestellte, der Sound lässt sich viel besser modellieren und der Effekt verliert sich nicht in der Verzerrung. Das löst ein bekanntes Problem der klassischen Cry Baby- und Vox-Sounds, die sich bei stark verzerrten Sounds nicht besonders gut durchsetzen und ihn insgesamt nasal werden lassen. Im cleanen und leicht verzerrten Bereich wiederum ist es gut, wenn das Wah nicht zu präsent ist. Diese Nuancen lassen sich beim Remote Wah für jedes Preset individuell einstellen und abspeichern.
Das bedeutet, dass eine quasi unbegrenzte Auswahl an Wah Wah Sounds zur Verfügung steht, die ein einzelnes Pedal auf keinen Fall bieten kann. So lässt sich auch das Autowah anpassen und in seiner Intensität so weit abschwächen, dass man eine leichte Modulation erhält, die mich etwas an ein Vibe erinnert hat. Hier fehlt zwar der Dopplereffekt, aber mir hat der ganz eigene, individuelle Sound auch so sehr gut gefallen. Für jedes Preset lässt sich der Pegel bis auf 31,25 dB anheben, was wirklich jede Vorstufe zum Kochen bringen dürfte.

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mittiges Wha Wha mit Contour Boost Auto Wha Auto Wha Soft, High Gain

Richtig interessant wird es, wenn man das Remote Wah als Contour Booster verwendet. So kann man das Gitarrensignal in einem weiten Bereich mit einer beliebigen Frequenz anreichern und bekommt ohne weitere Pedale wie Booster oder Equalizer unglaublich satte Leadsounds hin. Betont man zum Beispiel Frequenzen um 400 Herz, lassen sich damit Singlecoils zu Humbuckern aufblasen! Einen ähnlichen Frequenzgang betont übrigens der Eric Clapton Booster von Fender, der in die Signature-Modelle eingebaut wird.

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Treblebooster On/Off Volume Controller

Sind sowohl Wah Wah als auch Contour Boost deaktiviert, funktioniert das Gerät als Treble Booster. Dieser Sound geht in Richtung meines Beano Boost von Analogman, er klingt jedoch sauberer und nicht so hölzern wie das nachgebaute Original der amerikanischen Edeleffektschmiede. Im Gegensatz zu den Klassikern, die mit Germaniumtransistoren arbeiten, versteht sich das Remote Wah Wah auch mit aktiven Gitarren und Humbuckern. Für das Treble Booster Soundbeispiel habe ich eine Gibson SG mit Humbuckern benutzt, deren Klang mit zugeschaltetem Treble Booster so etwas wie eine Frischzellenkur bekam. Der Amp war nur leicht angezerrt und wurde dann mit dem Remote Wah zusätzlich gekitzelt. Damit kam nicht nur mehr Verzerrung ins Spiel, der gesamte Sound öffnete sich und diente dem Klang der Gitarre wie ein akustischer Geschmacksverstärker. Das Klangverhalten und die Vielseitigkeit der beiden Teile von Prostage sind wirklich erste Sahne. Auch als Volume Controller arbeiten die Geräte genau so souverän wie beispielsweise ein sehr gutes Dunlop Volumepedal oder vergleichbare Geräte. Im Grunde genommen vereinen beide die Vorteile der analogen und digitalen Welt: Einerseits hat man einen vollständig analogen Audio-Schaltkreis ohne digitalen Schnickschnack, andererseits lassen sich die Sounds mit einem Computer programmieren und später auf der Bühne per Knopfdruck abrufen. Dieser Spagat ist hier wirklich gelungen und sowohl Puristen als auch moderne Soundfetischisten kommen so auf ihre Kosten.

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FAZIT

Die beiden Remotecontroller von Prostage sind eine absolute Bereicherung für diejenigen unter uns, die mit amtlichem Rack-Equipment arbeiten, aber auf einen klassischen Wah Wah Sound nicht verzichte wollen. Wer seine Bodeneffekte im Rack untergebracht hat und vom Bühnenrand aus fernsteuern möchte, hat nun endlich die Möglichkeit, auch ein analoges Wah Wah bzw. Lautstärkepedal im Rack zu integrieren. Dabei ist mir besonders das Remote Wah Wah ans Herz gewachsen, denn es bietet neben absolut überzeugenden Wah Wah Effekten sehr amtliche Auto Wah-, Cleanbooster- und Treblebooster-Sounds. Zieht man alle Features in Betracht, befindet sich das Preis-Leistungsverhältnis in absolut angemessenem Rahmen. Für Klangfetischisten und Rackspezis könnten die beiden Geräte von Prostage eine Offenbarung sein.

Prostage Remote Wah Wah
  • Gerätetyp: fernsteuerbares Wah Wah
  • Effekte: Volumen Steuerung (VCA), Level Booster, Contour Booster, Treble Booster
  • Technik: Analoger Signalweg (mit Fasel-Spule)
  • Steuerung: per Expressionspedal
  • Anschlüsse: Audio In/Out; MIDI In/Thru
  • Maße: 145 x 86 x 44 mm
  • Inkl. externes Netzteil
  • Preis: € 298,00 (UVP)
  • Prostage Remote Volume
  • Gerätetyp: fernsteuerbarer Lautstärkeregler
  • Effekte: Volumen Steuerung (VCA), Level Booster
  • Technik: Analoger Signalweg
  • Preis: € 198,00 (UVP)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Sound
  • Vielseitigkeit
  • analoger Signalweg
Contra
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Prostage Remote Wah Wah & Remote Volume Test
Für 219,00€ bei
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