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Premier Artist Heritage Club Kit Test

Das Premier Artist Heritage Club Kit… Man trifft sich bekanntlich immer zweimal im Leben. Dieser Satz trifft bei mir und dem Club Kit zum Glück mal ganz ohne die „Pass bloß auf was du sagst, dein Gegenüber könnte morgen dein Boss sein“- Bedeutung zu. Ich war nämlich auch schon einmal stolzer Besitzer eines dieser Kits. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber ich glaube, dass zu dieser Zeit die Jahreszahlen noch mit einer 19 an fingen. Woran ich mich dagegen genau erinnere, ist die tolle Verarbeitungsqualität, das geschmackvolle Design und natürlich der spitzenmäßige Sound des kleinen Sets. Damals fand ich es besonders praktisch, den gesamten Trommelsatz des Club Kits zusammen in ein 22“ Bassdrum-Case zu packen und somit endlich den selben Weg nicht zwanzig Mal laufen zu müssen, bevor alles auf der Bühne stand. So kam das kleine Wunderding auch öfter bei Rockkonzerten zum Einsatz – wegen des Sounds hat sich nie jemand beschwert (wegen des kleineren Transportaufwandes übrigens auch nicht). Ich schaue mal, ob mein heutiger Testkandidat noch genauso empfehlenswert ist wie mein Set von damals.

Stolze Haltung, kleine Maße: Das Premier Artist Heritage Club Kit
Stolze Haltung, kleine Maße: Das Premier Artist Heritage Club Kit


Über der Idee, transportable Drumsets zu bauen, um dem armen Schlagwerker den Rückenschaden durch Überschleppung zu ersparen, sind inzwischen eine ganze Gattung von Sets entwickelt. Das Yamaha Hip Gig ist wahrscheinlich der berühmteste Vertreter dieser Spezies. Viele dieser Kits haben den Beweis angetreten, dass kleinere Trommelkessel nicht weniger guten Sound produzieren müssen. Ganz im Gegenteil: Unter anderem für die handgemachten Versionen elektronischer Beats treffen die Platzsparer klanglich voll ins Schwarze.    

Details

Die Heritage-Serie besteht aus drei Shell-Packs und einer Reihe von Einzeltrommeln. Beim Blick auf die drei vorkonfigurierten Sets könnte man den Eindruck bekommen, die Heritage-Serie wäre Premiers Platzspar- Serie. Hier gibt es zwei Jazz-Outfits mit 18“ oder 20“ Bassdrum sowie meinen heutigen Testkandidaten mit 20“ x 8“ Bassdrum, 10″ x 6″ Tom, 13″ x 11″ Floor-Tom und 13″ x 5.5″ Snare-Drum. Der erste Eindruck täuscht, denn man kann sich mit der zusätzlichen Auswahl an Einzeltrommeln auch ganz ausgewachsene Drumsets zusammenstellen.

Fotostrecke: 5 Bilder Klassisch: das Logo auf dem Frontfell der Bassdrum

Zwei Finishes zur Auswahl

Die Heritage-Kessel sind allesamt 5,7 mm stark und ohne Verstärkungsringe aus sieben Lagen Birkenholz gebaut, innen sind sie mit einer Schicht Klarlack versiegelt. Für die äußere Optik stehen zwei Finishes zur Auswahl. Sicher: Das spart Zeit beim Kauf, da man nicht so lange aussuchen muss. Außerdem kann man eigentlich mit keiner der beiden Oberflächen etwas falsch machen. Beim Finish Nummer eins handelt es sich, ganz traditionell, um eine Dekofolie in Silver Sparkle. Finish Nummer zwei heißt, ebenso klassisch, „Dark Walnut Laquer“. Sowohl die Kessel der Snare als auch der Toms sind mit 2,3 mm starken und dreifach geflanschten Spannreifen ausgestattet. Die Bassdrum hält dagegen die Felle mit Holzspannreifen am Platz. Laut der Produktbeschreibung auf der Premier-Webseite handelt es sich bei den Fellen um Markenware aus dem Hause Remo. Bis auf den Tomhalter gehört übrigens keine Hardware zum Lieferumfang der Heritage-Kits, die Standtom- und Bassdrumbeine mal ausgenommen. So, was gehört noch zu den Detailinformationen? Ach ja, die Heritage-Serie ist „Made in Taiwan“.

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Praxis

Wie ich schon erwähnt habe, war mein damaliges Club-Kit von so guter Qualität, dass ich mich gewundert habe, dass es so günstig verkauft wurde. Auf den Badges meines Sets stand noch „Made in England“. Damals wurde die Geschichte erzählt, dass Premier sich den Luxus leistet, die Verchromungen von Betrieben machen zu lassen, die auch britische Edel- Automarken beliefern. Beim Auspacken meines mittlerweile in Taiwan hergestellten Testsets habe ich das Gefühl, dass sich hier ein Paar Dinge geändert haben. In Sachen Chrom haben die Spannreifen nachgelassen, der Hoop der Snare hat sogar ab Werk ein wenig Flugrost. Ich bin erstaunt, was das für einen Einfluss auf den Gesamteindruck eines Schlagzeugs hat.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Abhebung ist einfach, aber funktional. Die Die Spannreifen der Snare haben deutliche Unreinheiten im Chrom

Gelungenes Design

Der Rest der Hardware meines Sets, inklusive des Tomhalters, glänzt aber wie eh und je. Die Kessel sind mit „Heritage“- Einzelböckchen ausgestattet, was der Optik des Sets einen klassischen Touch gibt. Auch die ovalen Halterungen für die Beine des Standtoms und der Bassdrum reihen sich hier gut ein. Ich finde das Design der Heritage Trommeln auf jeden Fall gelungen. Nicht klassisch, aber dafür zeitgemäß ist es, dass alle Kesselanbauteile mit Kunststoff unterlegt sind. Über die augenscheinliche Qualität der Kessel meines Testkandidaten kann ich auf den ersten Blick nur Gutes sagen. So sind die Nahtstellen der einzelnen Holzlagen sehr sauber verleimt und auch die Holzqualität sieht hochwertig aus. Die Gratungen haben einen 45° Winkel. Die feinen Fellauflagekanten liegen dabei fast mittig auf der Kesselwand, was auch wieder eher klassisch, ja fast sogar schon retro ist. Wenn ich meckern wollte, könnte ich noch erwähnen, dass die Nahtstellen der Dekofolie hier und da nicht ganz optimal verklebt sind und daher teilweise etwas beulig auf den Kesseln verlaufen. Wenn ich meinen Blick so über das Testset, dass sich jetzt so langsam bereit für den Soundcheck machen kann, schweifen lasse, fallen mir noch die Bassdrumbeine auf. Diese sind anders als früher einteilig, also nicht ausziehbar. Außerdem stützen sie die Bassdrum eher seitlich ab, was ihren Stand etwas wackelig macht.

Langbeinig: die Bassdrum des Premier Artist Heritage Club Kits
Langbeinig: die Bassdrum des Premier Artist Heritage Club Kits

Die Befellung bedarf eines raschen Tausches

Snareabhebung und Snareteppich begeistern mich übrigens auch nicht besonders. Die Verchromung ist nicht so schön wie bei den Böckchen, das Design der Abhebung wirkt trotz schickem Premier-Schriftzug eher klobig. Beides erfüllt aber seinen Zweck, obwohl ich ja gerne für den Tausch billiger Snareteppiche plädiere, da man damit die Klangqualität einer Snare deutlich verbessern kann. Auch nicht ganz unwichtig für den Klang eines Schlagzeugs sind natürlich die Felle. Mein altes Heritage war mit einschichtigen Evans in weißer Farbe bespannt. Und heute? Remo, sagt die Premier Website. Das kann man auf den ersten Blick nicht erkennen, da statt des Remo Schriftzuges ein Premier Supersonic-Logo auf die Felle gedruckt ist. Auf den zweiten Blick finde ich allerdings auch kein Zeichen von Remo-Qualität. Aus den USA kommen diese Felle sicher nicht. Hier handelt es sich eher um günstige Remo UTs. Die Snare hat ein weißes einschichtiges Schlagfell. Toms und Bassrum sind inzwischen zu klaren Fellen gewechselt, bei den Toms kommen doppelschichtige Schlag- und einschichtige Resofelle zum Einsatz. Bei der Bassdrum ist ein Schlagfell mit Dämpfring und ein glattes weißes Frontfell mit Premier Schriftzug aufgezogen. Die etwas mindere Qualität der Felle macht sich auch beim Soundcheck bemerkbar. Sie lassen sich einfach nicht so schön stimmen wie ihre hochwertigen Artgenossen. Außerdem nutzen sie sich viel schneller ab.

Audio Samples
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tiefe Stimmung, bedämpft 1 tiefe Stimmung, bedämpft 2 tiefe Stimmung, bedämpft 3 hohe Stimmung, unbedämpft 1 hohe Stimmung, unbedämpft 2 hohe Stimmung, unbedämpft 3 hohe Stimmung, unbedämpft 4 hohe Stimmung, unbedämpft 5

Die Bassdrum hat keinen reduzierten Bassgehalt

Das Fellproblem soll aber das einzig Schlechte gewesen sein, was ich zum Sound des Heritage Club Kit sagen möchte, denn ansonsten hat mich das Set auch diesmal voll überzeugt. Vor allem war ich wieder von der Bassdrum überrascht. Trotz ihrer “Tiefe” von nur 8“ produziert sie ei Spektrum wie eine große Bassdrum, ist allerdings weniger laut. Mit dem geschlossenen Frontfell und leicht bedämpft hat sie einen eher jazzigen Sound, ist dabei impulsiv und durchsetzungsstark. Letzteres gilt auch für die Toms. Die Birkenkessel haben viel Ton und sind sehr fokussiert. Sie lassen sich einfach stimmen und haben einen großen Tonumfang, bei gleichbleibend guter Klangqualität. Lediglich die preisgünstigen Felle fangen bei tieferen Stimmungen an, unsauber zu schwingen, aber das Problem kann man ja schnell durch einen Felltausch beseitigen. Die Snare klingt schön offen und hat eine tolle Teppichansprache. Sie ist recht „singfreudig“, was heißen soll, dass man ihre für meinen Geschmack sehr lebendigen Fellobertöne mit etwas Dämpfung im Zaum halten muss. Das Ergebnis der guten Einzelleistungen der Trommeln ist ein sehr schlüssiger und harmonischer Gesamtklang des Club Kits.

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Fazit

Trotz der geringen Gesamtausmaße ist das Premier Artist Heritage Club Kit nicht ausschließlich ein Set für Spezialsounds und Spartenmusik, sondern ein vollwertiges Drumset für Spielsituationen mit kleinem Platzangebot. Dabei kommt der Jazzclub genauso in Frage wie der viel zu kleine Proberaum, den sich acht Bands teilen. Beim Spielen, aber auch beim Mix der Testaufnahmen war ich mal wieder erstaunt, kaum einen Unterschied zu einem ausgewachsenen Set zu hören. Und wenn sich das Set im Studio unterm Mikrofon gut schlägt, dann wird es das in Livesituationen auch tun. Auch wenn die mitgelieferten Felle nicht besonders hochwertig sind und ich sie also schnell tauschen würde, klingen die Birkenkessel druckvoll und fokussiert mit viel Ton. Die Snare hat eine schöne Teppichansprache, die kurze Bassdrum produziert ordentlich Bass, ist aber nicht so laut wie eine normal große Basstrommel. Der Stimmumfang der Trommeln ist groß, wenn auch durch die kleinen Kessel nach unten begrenzt. Einwandfrei ist die Verarbeitungsqualität der Kessel selbst, allerdings bekommt die Kosmetik des Club Kits von mir nicht die volle Punktzahl: Die Dekofolie ist an den Nahtstellen teilweise nicht ganz ordentlich verklebt und ein Teil der Anbauteile ist von offensichtlich schlechterer Qualität. Wer das bei seinem Premier-Kit vertragen kann, bekommt ein gut klingendes Schlagzeug zu einem fairen Preis – und sicher eine Menge Aufmerksamkeit von den Kollegen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • druckvoller Sound der Birkenkessel
  • platzsparend
  • anständige Verarbeitungsqualität der Kessel
Contra
  • Verchromung der Hoops
  • Folie an den Nahtstellen nicht perfekt verklebt
Artikelbild
Premier Artist Heritage Club Kit Test
Klassisch: das Logo auf dem Frontfell der kleinen Premier-Bassdrum
Klassisch: das Logo auf dem Frontfell der kleinen Premier-Bassdrum
Spezifikationen
  • Club Kit Maße
  • 10″ x 6″ Tom
  • 13″ x 11″ Floor-Tom
  • 20″ x 8″ Bassdrum
  • 13″ x 5,5″ Snaredrum
  • Birke
  • 5,7 mm 7-Ply-Kessel ohne Verstärkungsringe
  • innen lackierte Kessel
  • Vintage-Style Bassdrumbeine
  • 2,3 mm Triple-Flange Stahl-Spannreifen
  • Snaredrum mit im Paket
  • ‘P’ Badge
  • Roklok Tom Halter
  • Preis: € 1544,62 (UVP)
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