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PIGNOSE 7-100 Test

Der Pignose 7-100 ist ein 5 Watt starker Miniverstärker mit 5″ Lautsprecher, der wahlweise mit Batterie oder Netzteil betrieben werden kann. Der kompakte Combo gilt als erster tragbarer Verstärker seiner Art und wurde nach der Einführung im Jahr 1973 auf zahlreichen legendären Aufnahmen von Größen wie Paul McCartney, Eric Clapton, Led Zeppelin oder Frank Zappa verwendet.  

Pignose 7-100 TEST

Der Namensgeber des Verstärkers ist dabei gleichzeitig sein einziges Bedienelement: Ein großes Volume-Poti in Form einer Schweinenase, mit dem es möglich ist, dem Verstärker sowohl unverzerrte als auch übersteuerte Sounds zu entlocken. Zusätzlich lässt sich das Gehäuse des kleinen Combos aufklappen, um weitere Sound-Optionen zu erhalten. Auch der Betrieb mit einer externen Endstufe ist mit dem Pignose-Amp möglich. Ob die mittlerweile in China gefertigte Schweinenase als ernst zu nehmender Übungsverstärker oder doch eher als Lo-Fi-Gimmik die Jahrzehnte überlebt hat, wird der folgende Test zeigen.

Der Pignose 7-100 kommt gut verpackt mit einer kurzen Bedienungsanleitung und mehreren Aufklebern. Ein mitgeliefertes 9-V-Netzteil mit 3,5 mm Klinkenstecker sucht man leider vergebens und auch die benötigten sechs 1,5-V-Batterien vom Typ AA gehören nicht zum Lieferumfang. Unser Test-Amp ist mit einem Tweed-Stoff bezogen (limited edition series), bringt 2035 g auf die Waage und misst (B x H x T) 180 x 250 x 125 mm. Die Vorderseite des Amps besteht aus einer Aussparung von 110 mm Durchmesser für Lautsprecher und Logo, einem mittig darunter platzierten Lautstärkepoti in Schweinenasenoptik und einer Eingangsbuchse unter dem Poti.

Fotostrecke: 7 Bilder Der legendäre kleine Brüllwürfel Pignose 7-100 erscheint im Testlabor im Vintage-Tweed-Look.

Die Rückseite beherbergt einen optionalen Anschluss für das Netzteil und eine Ausgangsbuchse (Preamp Out) zum Anschluss an eine externe Endstufe oder einen Verstärker. An der Oberseite befindet sich ein einfacher Griff und zwei Gurtpins an den Außenseiten können genutzt werden, um sich den Amp beim Spielen umzuhängen oder ihn zu transportieren. Mit einem Spannverschluss an der rechten und einem Scharnier an der linken Seite lässt sich das Gehäuse des Combos aufklappen und beliebig weit öffnen. Neben den dadurch entstehenden Klangoptionen hat man so die Möglichkeit, die Batterien zu wechseln und einen Blick auf das übersichtliche Innenleben des Pignose-Amps zu werfen. Unser Testkandidat hinterlässt einen handlich robusten Eindruck mit leichten Ästhetik-Schwächen durch eine schief sitzende Schweinenase und eine noch schiefer sitzenden Blende für die Buchsen auf der Rückseite.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Rückseite beherbergt einen optionalen Anschluss für das Netzteil und…
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Getestet wird der Pignose mit Telecaster, Stratocaster und Les Paul in verschiedenen Lautstärken. Zur Abnahme dient ein Shure SM57 direkt vor dem Speaker unterhalb des Logos und für den Preamp-Test sitzt der Amp vor einem Revv D20.

Wir starten mit dem Lautstärkepoti in der Minimalstellung und hören den Amp jeweils mit einer geschlossen, einer im 30°-Winkel geöffneten und einer komplett offenen Rückwand. Hier wird schnell deutlich, dass das Öffnen der Rückwand einen großen Einfluss auf den Sound des Verstärkers hat und eine echte EQ-Option darstellt, da sich sowohl die Basswiedergabe als auch das Mittenbild drastisch verändert. Echte Cleansounds sind selbst in der Minimalstellung des Lautstärkepotis nur mit der Strat in einer Pickup-Zwischenstellung möglich. Schon beim Bridge-Pickup der Telecaster mischt sich ein leichter „Dreck“ und ein Rasseln in das Klangbild und mit der Les Paul sind Clean-Sounds schon nicht mehr möglich.

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Lautstärke-Poti 8 Uhr, geschlossen/halboffen/offen (Tele) Lautstärke-Poti 8 Uhr, geschlossen/halboffen/offen (Strat) Lautstärke-Poti 8 Uhr, geschlossen/halboffen/offen (Les Paul)

Für die nächsten drei Beispiele steht die Schweinenase in der 12-Uhr-Stellung und es wird nun deutlich, für welchen Einsatzbereich sich dieser Amp solch großer Beliebtheit erfreute. Der kleine Würfel wird zu einem Fuzz-Pedal mit Lautsprecher und liefern dichte und dreckige Verzerrung im Stile des Arbiter Fuzz-Face. Dass der 5″ große Speaker mit dieser Aufgabe schon leicht überfordert ist, sorgt für zusätzlichen Dreck und einen charakteristischen Vintage-Sound. In dieser Einstellung ist der kleine Amp allerdings schon deutlich zu laut für die meisten Schlafzimmer.

Audio Samples
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Lautstärke-Poti 12 Uhr, geschlossen/halboffen/offen (Tele) Lautstärke-Poti 12 Uhr, geschlossen/halboffen/offen (Strat) Lautstärke-Poti 12 Uhr, geschlossen/halboffen/offen (Les Paul)
Pignose 7-100 Tweed-Bezug
Der PIGNOSE 7-100 ist ein kleiner, aber ernstzunehmender Gitarrencombo, der bereits zahlreichen legendären Aufnahmen der Beatles, Eric Clapton, Led Zeppelin oder Frank Zappa seinen Stempel aufgedrückt hat. 

Nun geht es in die Maximalstellung des Lautstärke-Potis. Lauter wird der Amp nach der 10-Uhr-Stellung eigentlich nicht mehr, sodass nur noch der Grad der Übersteuerung zunimmt. Auch in dieser Disziplin verhält sich der Pignose-Amp wie ein klassisches Fuzz-Pedal und klart beim Zurückdrehen des Volume-Potis an der Gitarre bis in den Clean-Bereich auf. Wir hören das Volume-Poti der Telecaster in drei und das der Les Paul in zwei verschiedenen Stellungen. 

Audio Samples
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Volume-Poti Tele 10/7/3 (mit voll aufgedrehtem Amp) Volume-Poti Les Paul 10/5 (mit voll aufgedrehtem Amp)

Zu guter Letzt geht es nun über den Preamp-Out des Verstärkers direkt in einen Revv D20 mit der Impulsantwort eines Celestion Greenback Speakers. Nun wird der Pignose-Amp endgültig zum Fuzz-Pedal und liefert seinen charakteristischen Vintage-Sound unabhängig vom Einfluss der Gehäusegröße und des Speakers. Schade, dass sich für diesen Zweck der interne Speaker nicht abschalten lässt, womit an „Silent“-Recording leider nicht zu denken ist.

Audio Samples
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Preamp Out in einen Revv D20 (off/on)
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Der Pignose 7-100 ist ein handlicher Mini-Verstärker mit jeder Menge Kult-Potenzial und einer ganz eigenen Klangästhetik. Glasklare Cleansounds gehören definitiv nicht zu seinen Stärken und sind in Ansätzen nur in sehr geringer Lautstärke und mit Singlecoils möglich. Hier gibt es heutzutage sicherlich besser aufgestellte Alternativen für den Heimgebrauch. Dafür liefert der kleine Kofferverstärker mit voll aufgedrehtem Schweinenasen-Poti wunderbar authentische Vintage-Distortion-Sounds, die sich im Stile eines klassischen Fuzz-Pedals mit dem Volume-Poti der Gitarre feinfühlig in der Verzerrung steuern lassen. In dieser Paradedisziplin ist er dann allerdings auch schon zu laut für die meisten Schlafzimmer und wäre eher auf kleinen Bühnen oder im Studio zu Hause. Dank des Preamp-Out lässt sich der Pignose-Sound auch mit anderen Verstärkern und Boxen nutzen, leider jedoch ohne die Möglichkeit, den internen Speaker abzuschalten. So bleibt der kultige Brüllwürfel vor allem ein Verstärker für Vintage-Liebhaber und Sound-Tüftler und dürfte als Geheimwaffe für Lo-Fi-Sounds ein guter Begleiter sein.

Pignose 7-100 E-Gitarren Combo
Der Pignose 7-100 ist nicht nur Kult, er verbindet eine einzigartige Klangästhetik mit authentischen Vintage-Sounds, die sich im Stile eines klassischen Fuzz-Pedals mit dem Volume-Poti der Gitarre feinfühlig in der Verzerrung steuern lassen.
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • einzigartige Klangästhetik
  • authentische Vintage-Sounds
  • Kult-Faktor
Contra
  • Cleansounds wenig befriedigend
  • weder Batterien noch Netzteil im Lieferumfang
  • Speaker lässt sich im Preamp-Modus nicht stummschalten
Artikelbild
PIGNOSE 7-100 Test
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Profilbild von Hermann

Hermann sagt:

#1 - 22.03.2022 um 12:19 Uhr

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Wohoo! Freut mich die kleine Kiste mal wieder in neu zu sehen! Und im Vergleich, zu früher ist sie ja gefühlt fast geschenkt. Meinen hab ich ca 1979 in einem kleinen Musikladen gekauft, der den aber auch erst aus usa bestellen mussten. Ich hab ewig drauf gewartet und gefühlt mega viel mehr dafür bezahlt (wie viel genau weiß ich nicht mehr, aber es war an Kaufkraft deutlich mehr als heute). Ich hab damit drinnen und draußen gespielt, Gizze, Bass und Mundharmonika über Mikro. Und ich bin nach wie vor begeistert von dem Apparat.

Profilbild von dr.noetigenfallz

dr.noetigenfallz sagt:

#2 - 23.03.2022 um 11:52 Uhr

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Zur Einleitung: Nach der Einführung im Jahr 1973 wurde das Teil auf Aufnahmen von den Beatles verwendet. Das kann nicht wirklich sein, da die sich schon davor aufgelöst hatten. Ansonsten hatte meine Schwiegermutter die Kopie dieses Teiles irgendwo in einem Kaufhaus gekauft. Schreckliches Teil, aber ich habe manchmal darüber gespielt, weil es einfach herrlich schlecht klang :-)

    Profilbild von Michael

    Michael sagt:

    #2.1 - 23.03.2022 um 14:41 Uhr

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    Hi Dr. Noetigenfallz, das ist natürlich korrekt. Präziser hätte es heißen müssen „von Mitgliedern der Beatles“ denn er wurde zwar von Paul McCartney benutzt aber selbstverständlich nicht auf Aufnahmen der Beatles. Danke für den Hinweis!

    Antwort auf #2 von dr.noetigenfallz

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