Anzeige

PercussionTutor App (Version 4.4) Test

Pachanga? Afra? Dada? Pambiche? Lamban? – Nie gehört? Kein Wunder, denn diese Rhythmen sind selbst erfahrenen Percussionisten nicht unbedingt geläufig. Mit dem PercussionTutor bringt ein kleines Team von Musikern und Programmierern eine Groove-Enzyklopädie für iOS-Geräte in den App Store, die diese Wissenslücken schließen und sowohl als Referenz als auch Lehr- und Übungs-Tool dienen soll. Wissensdurstig und mit großer Neugier stürzt sich unser Autor in diesen bonedo Test.

(Bild: zur Verfügung gestellt von percussiontutor.com)
(Bild: zur Verfügung gestellt von percussiontutor.com)


Wer einmal angefangen hat, sich mit lateinamerikanischer und afrikanischer Musik auseinanderzusetzen merkt schnell, dass die Vielzahl an Rhythmen schier unbegrenzt scheint. Hat man erst einmal einen groben Überblick gewonnen und kann stolz zwischen brasilianischen und afro-kubanischen Rhythmen unterscheiden, öffnen sich wieder ganz neue Türen. Man stellt schnell fest, dass es in den Ländern selbst je nach Region ganz eigene Stile und Variationen gibt und fühlt sich schnell an die endlose Tiefe eines Fraktalbildes erinnert. Da kommt so eine kleine App, die ein wenig mehr Licht ins Dunkel bringen will, doch ganz gelegen, oder nicht?

Details

Help not needed…

Empfangen wird man auf dem Startbildschirm mit den vier Auswahlmöglichkeiten Play, Info, Free Book und Help.
Unter Info werden das Team und die mitwirkenden Musiker vorgestellt, jeweils mit einem Foto und einer kurzen Biographie. 
Help wird man für die Bedienung der App kaum benötigen, denn sie erklärt sich quasi von selbst. Dennoch finden sich hier darüber hinaus noch viele wertvolle Informationen zur Notation und Interpretation der Rhythmen.
Drückt man auf Free Book, gelangt man auf eine externe Seite und kann, nachdem man seinen Namen und Email-Adresse eingegeben hat, eine kostenlose PDF-Datei (157 Seiten) herunter laden, die alle Infotexte und Noten aus der App enthält. 

Fotostrecke: 2 Bilder Ein klarer Startbildschirm empfängt den Nutzer auf dem iPad…

Die Groove-Bibliothek bildet das Herzstück

Über den zentral platzierten Button Play gelangt man direkt zum Herzstück der App, der umfangreichen Groove-Bibliothek. Zum aktuellen Zeitpunkt sind hier 58 Rhythmen aus Kuba, der Dominikanischen Republik, Puerto Rico, Brasilien, Peru und Westafrika aufgeführt und nach Herkunft sortiert, wobei die kubanischen Batá-Rhythmen die Liste deutlich anführen. 
Klickt man auf die Option Basic, die bei allen Rhythmen zur Verfügung steht, öffnet sich ein Fenster mit folgenden Optionen:

  • Rhythmus-Loop abspielen
  • Einzelne Instrumente an- und ausschalten
  • Informationen (auf Englisch) und Noten einblenden
  • Ein Metronom mit verschiedenen Modi dazu schalten 
  • Tempo verändern (und über Reset zurücksetzen)
  • Video ansehen (nicht bei allen Rhythmen)
  • Nachricht versenden
Fotostrecke: 2 Bilder 58 Rhythmen finden sich in einer gut strukturierten Liste.

Zusätzlicher Inhalt

Viele der Batá-Rhythmen bieten zusätzlich noch die Optionen Variation und/ oder Conversation, unter denen weiterführende Inhalte bereitgestellt werden.
Hinter Variation verbergen sich, wie der Name schon sagt, Variationen zu den Basis-Rhythmen inklusive Notation und Audio-Loops.
Für einige der Batá-Rhythmen haben die Entwickler zusätzlich noch Conversations (Frage-Antwort-Patterns zwischen zwei der Batá-Trommeln) aufgenommen, die in dieser Sektion als Noten und Audio zur Verfügung stehen. Dem Loop-Player wurde dabei ein Zufallsgenerator eingepflanzt, auf den im Praxis-Teil noch näher eingegangen wird.

Derzeit nur bei Batá-Rhythmen zu finden: Die Sektionen Variation und Conversation.
Derzeit nur bei Batá-Rhythmen zu finden: Die Sektionen Variation und Conversation.

Das Auge isst mit

Optisch macht die App einen sehr modernen und aufgeräumten Eindruck. Wegen ihrer klaren und schnörkellosen Symbole und der Reduzierung auf das Nötigste wirkt die Bedienoberfläche sehr übersichtlich und strukturiert. Da aber bekanntlich nicht alles, was glänzt, auch Gold ist, folgt nun im Praxis-Teil der Blick unter die Haube. 

Fotostrecke: 3 Bilder Die Bedienoberfläche wirkt übersichtlich und modern, egal ob auf dem iPad,…
Anzeige

Praxis

Basic

Für alle Rhythmen in der App ist die Basic-Sektion verfügbar, die insgesamt auch die umfangreichsten Optionen bietet. Hier geht es darum, die rudimentären Stimmen der einzelnen Instrumente und deren Zusammenhang kennen zu lernen. Dafür können durch einfaches Drücken auf das jeweilige Symbolbild einzelne Stimmen an- oder ausgeschaltet werden, was sogar mit mehreren Instrumenten gleichzeitig funktioniert. Der Loop läuft dabei immer weiter, ohne dass es zu klanglichen Aussetzern kommt. Apropos Loop: Alle Rhythmen wurden von professionellen Percussionisten im Studio eingespielt, so dass auch der jeweilige Swing der Rhythmen gut rüberkommt. Schon alleine das Anhören macht Spaß!

Audio Samples
0:00
An- und Ausschalten von Stimmen beim Iyesa Basic Rhythmus

Um auch in verschiedenen Tempi üben zu können, steht in allen Sektionen (Basic, Variation und  Conversation) ein Schieberegler für Tempoänderungen zur Verfügung. Im Falle das Iyesa, dessen Basic-Groove bei 108 BPM läuft, kann man das Tempo von 75 bis 140 BPM einstellen. Mit dem Ändern der Geschwindigkeit ändert sich auch die Tonhöhe, was die Rhythmen zwar klanglich verfälscht, zum Üben jedoch völlig ausreicht. Mit Reset kehrt man umgehend zum ursprünglichen Tempo zurück.

Audio Samples
0:00
Ändern des Tempos

Als ebenfalls sehr hilfreich kann sich das integrierte Metronom erweisen, das in Vierteln, halben oder ganzen Noten dazu geschaltet werden kann.
Beim Iyesa und auch vielen anderen Rhythmen startet das Metronom jedoch erst nach dem Call. Hier vermisse ich die Option, sich vom Metronom einzählen zu lassen, um die Rhythmen von der ersten Note an mitspielen oder selber auch den Call üben zu können. Die Metronomfunktion steht übrigens bei manchen 6/8-Rhythmen nicht zur Verfügung.

Mit der Metronomfunktion lassen sich Viertel, halbe oder ganze Noten wählen.
Mit der Metronomfunktion lassen sich Viertel, halbe oder ganze Noten wählen.
Audio Samples
0:00
Zuschalten des Metronoms in Vierteln, Halben und Ganzen

Für alle Basic-, Variation- und Conversation-Stimmen lassen sich die Noten anzeigen, die in der selben Form übrigens auch im zugehörigen Buch stehen. Während drei- bis viertaktige Rhythmen bequem auch auf dem kleinen iPhone-Bildschirm Platz finden, wird es bei umfangreicheren Notationen oft schon etwas eng, da sie ohne Systemumbrüche dargestellt werden. Will man alles im Blick haben, sind die Noten zu klein. Man kann jedoch mit zwei Fingern hineinzoomen, muss dann allerdings durch Wischen dem Rhythmus folgen, was beim Üben nicht unbedingt zu bewerkstelligen ist. Das Buch – oder zumindest Ausschnitte davon – auszudrucken, ist also nicht die schlechteste Idee.
Teilweise stehen in den Noten auch konkrete und hilfreiche Spielanweisungen in Textform. Zufällig entdeckte ich einen kleinen Darstellungsfehler: In der Guaguanco-Notation sind die Buchstaben für Open, Bass und Slap verrutscht und stehen teilweise weit von den zugehörigen Noten entfernt. Dieses Phänomen tritt jedoch im Buch nicht auf.

Fotostrecke: 2 Bilder Auch auf dem kleinen iPhone-Bildschirm sind die Basic-Notationen gut lesbar. Bei vieltaktigen Notationen hilft auch auf dem iPad nur das Zoomen mit zwei Fingern.

Lässt man sich die englischsprachigen Informationen einblenden, erfährt man in Kurzform etwas zur Herkunft der Rhythmen und findet Erläuterungen zu den Variations und Conversations. Neben den vielen Audio-Loops finden sich auch zahlreiche Videos, anhand derer man sich die Spieltechniken und Handsätze noch klarer verdeutlichen kann. Die Bildqualität ist auf geringen Speicherbedarf ausgelegt, was man auf iPad und iPhone gleichermaßen sehen kann.

Ein bisschen Theorie muss auch in einer sonst sehr praxisbetonten App sein.
Ein bisschen Theorie muss auch in einer sonst sehr praxisbetonten App sein.

Variation und Conversation

Wer die Grundrhythmen drauf hat, kann sich bei vielen Rhythmen noch einigen Variationen oder Batá-typischen Frage-Antwort-Patterns, hier Conversations genannt, zuwenden. Auch hier lassen sich die entsprechenden Noten auf dem Gerät oder im ausgedruckten Buch verfolgen. Bei anderen Funktionen muss man jedoch ein paar Abstriche machen. Während das An- und Ausschalten der einzelnen Instrumente in der Sektion Conversations möglich ist, gibt es diese Option im Bereich Variation nicht. Statt der Instrumentensymbole wird hier ein großes „E“ (für „Ensemble“) angezeigt. Tempoänderungen sind in beiden Sektionen möglich, das Metronom und Videos hingegen stehen nicht zur Verfügung.
Für die Loops in der Sektion Conversations wurde dem Player ein Zufallsgenerator implementiert, der dafür sorgt, dass die Conversations wie in einer Live-Situation zu unterschiedlichen Zeiten und mit variierenden Wiederholungen abgespielt werden. So muss man beim Üben ständig auf die Calls achten, die den Beginn oder das Ende einer solchen Passage einläuten. 

Fotostrecke: 2 Bilder In der Sektion Variation erscheint ein „E“ für „Ensemble“ statt der Trommelsymbole.
Audio Samples
0:00
Iyesa Variation Iyesa Conversation

Buch zur App

Das zur App gehörende Buch kann gratis herunter geladen werden, und man darf sogar dessen Inhalte, abgesehen von den Audio- und Videodateien, im Rahmen einer Creative Commons Lizenz weiterverwenden und -geben. Insbesondere für den Unterricht ist das eine feine Sache. Mit 157 Seiten hält man nach dem Ausdrucken einen ziemlichen Batzen Papier in der Hand – selbst wenn der Drucker das beidseitige Drucken beherrscht. Es hätte einiges an Papierverbrauch vermieden werden können, wenn man die Inhalte besser zusammengefasst hätte und nicht jedem Textblock oder Rhythmus einen Seitenumbruch folgen ließe.
Zur Gratisversion des Buches erhält man – quasi als Appetithäppchen – auch ein paar Audio- und Videodateien zum Guaguanco. Wer die Sammlung komplett haben möchte, kann die Vollversion des Buches erstehen. Diese ist über die Website erhältlich und kostet aktuell 29,90 Dollar bzw. 26,50 Euro.

Etwas weniger Weiß auf den 157 Seiten des Buches hätte geholfen, den Papierverbrauch zu reduzieren...
Etwas weniger Weiß auf den 157 Seiten des Buches hätte geholfen, den Papierverbrauch zu reduzieren…
Anzeige

Fazit

Mit der PercussionTutor-App haben deren Macher eine umfangreiche, informative und unterhaltsame Rhythmus-Enzyklopädie für iOS (ab Version 8) geschaffen, die nicht nur Percussionisten begeistern wird. Knapp 60 mehr oder meist weniger bekannte Rhythmen stehen in der App in Form von Noten, live eingespielten Audio-Loops und Videos zur Verfügung und bereiten eine Menge Spaß beim Üben oder dem simplen Erkunden neuer Grooves. Unterrichtende Percussionisten haben zudem die Möglichkeit, die Noten als Begleitbuch auszudrucken und ganz legal an ihre Schüler weiterzugeben.
Die aktuelle Version 4.4 ist mit ein paar kleinen Darstellungsfehlern hier und dort zwar noch nicht ganz perfekt, aber schon sehr nahe dran. Lediglich die Möglichkeit, sich in allen Patterns vom Metronom einzählen zu lassen, wäre noch wünschenswert. So viel qualitativ hochwertiger Inhalt zu einem so kleinen Preis lässt aber dennoch nur eine ganz klare Kaufempfehlung zu.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Preis
  • Keine In-App-Käufe
  • Umfangreiche Rhythmus-Sammlung
  • Aufgeräumte Bedienoberfläche
  • Live eingespielte Loops
  • Kostenloses Buch
  • Großer Übe- und Spaßfaktor
Contra
  • Kein Einzählen möglich
Artikelbild
PercussionTutor App (Version 4.4) Test
Der PercussionTutor ist eine tolle, multifunktionale Groove-Enzyklopädie für die Hosentasche. (Bild: percussiontutor.com)
Der PercussionTutor ist eine tolle, multifunktionale Groove-Enzyklopädie für die Hosentasche. (Bild: percussiontutor.com)
Technische Spezifikationen
  • Name: PercussionTutor
  • Entwickler: Laurent Peckels
  • Version: 4.4 (17.10.2015)
  • Kompatibilität: iOS ab 8.0, iPad, iPhone und iPod touch
  • Speicherbedarf: ca. 320 MB
  • Preis: 4,99 Euro
Hot or Not
?
(Bild: zur Verfügung gestellt von percussiontutor.com)

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Epiphone IGC Hummingbird Deluxe EC | NOT a Reissue! | Sound Demo
  • Sweet Chords on the Epiphone IGC Hummingbird Deluxe EC!
  • The Cornerstone Imperium V2 – Sweet Overdrive Magic!