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Peavey Tour TNT – TKO 115 Test

Die PeaveyTNT und TKO Combos mit 15-Zoll-Lautsprecher gab es schon, als ich noch ziemlich klein war und meine Aufmerksamkeit eher den neuesten Lego-Bausätzen als Bassverstärkern zuteilwurde, bereits Ende der 70er kam Peavey nämlich mit dem ersten, 45 Watt starken TNT-Combo auf den Markt. Während meiner späteren Bassistenlaufbahn bin ich in Proberäumen oder bei Gigs immer wieder auf verschiedene Generationen der bewährten Peavey-Combos gestoßen und habe die Evergreens immer als unkomplizierte und solide Arbeitstiere erlebt.

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Die aktuellen Inkarnationen unterscheiden sich in Leistung und Ausstattung logischerweise deutlich von früheren Modellen, da Peavey die beliebten Combos einer ständigen Modellpflege unterzieht, die Namen und eine Ausrüstung mit 15Zoll-Lautsprechern sind über die Jahre allerdings geblieben. Der kleinere TKO Combo kommt mit 400 Watt Spitzenausgangsleistung und einer umfangreichen Ausstattung mit EQ-Tools und Anschlussmöglichkeiten, beim TNT leistet die Class-D-Endstufe 200 Watt mehr, und Peavey legt noch ein paar Features wie beispielsweise das Crunch-Preset oder einen Kompressor drauf. Ob die gründliche Überarbeitung der Klassiker gelungen ist, könnt ihr in diesem bonedo-Test nachlesen und hören.

Details

Die beiden Peavey-Combos sehen auf den ersten Blick wie Zwillinge aus. Kein Wunder, denn die Unterschiede beziehen sich nur auf die inneren Werte, der Aufbau der beiden Brüder ist ansonsten wirklich identisch. Die mächtigen Gehäuse sind aus 19 mm starkem Pressspan und in Tiltback-Bauweise konstruiert, können also schräg gestellt werden, damit der Lautsprecher nach oben in Richtung Bassist abstrahlt. Der Kunstlederüberzug sieht nobel aus und macht einen widerstandsfähigen Eindruck, alle Ecken sind mit Metallkappen vor Beschädigungen geschützt, und ausreichend dimensionierte Gummifüße sorgen für einen rutschfesten und sicheren Stand. Beide Combos sind trotz modernen Class-D Endstufen absolut keine Leichtgewichte, mit etwas über 33 kg befinden sich die beiden Zwillinge am oberen Ende der Gewichtsskala für Combos ihrer Leistungsklasse. Zum Transport gibt es zwei große Griffschalen links und rechts, damit kann man die Combos dann zumindest zu zweit einigermaßen komfortabel zum Einsatzort bewegen. Sowohl der 15-Zoll-Speaker als auch das zusätzliche Piezo-Hochtonhorn sitzen gut geschützt hinter einem robusten Metall-Lochgitter, darüber prangt das blau beleuchtete Peavey-Logo.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Peavey TKO 115 demonstriert den Tiltback-Modus.

Bei den neuen TNT und TKO Combos hat Peavey das Bedienteil von der Front nach hinten verlagert, der Klinkeneingang und alle wichtigen Regler und Schalter sind also von oben zugänglich, die restlichen Features und Anschlüsse sitzen folglich auf der Rückseite. Die Anordnung der Regler ist logisch und entspricht bei beiden Combos dem klassischen Aufbau – die Bedienung sollte also geübten Bassern kaum vor ein Rätsel stellen. Beim kleineren TKO-Modell folgt der Klinkenbuchse ein Active/Passive-Switch zum Anpassen des Eingangs an das entsprechende Instrument, rechts davon sitzt der Gain-Regler zum Pegeln der Eingangslautstärke.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Vogelperspektive auf den Combo zeigt das Bedienteil

In der Mitte des Panels sind alle EQ-Tools platziert, zwei Presets mit den Namen Contour und Bright erlauben eine schnelle Veränderung des Grundsounds, zum Feinjustieren bietet der TKO 115 neben den großen Bass- und Höhenreglern mit Kuhschwanz-Arbeitsweise den Peavey typischen, zuschaltbaren grafischen EQ mit sieben Bändern. Ein Master-Volumeregler, die Klinkenbuchse für den Kopfhörer und ein Switch zum Aktivieren der DDT-Schaltung (Distortion Detection Technique), welche die Endstufe vor Übersteuerung und etwaigen Folgeschäden schützen kann, komplettieren die Bedieneinheit des TKO-Modells. Die Rückseite des Panels ist deutlich dünner besiedelt. Hier parken die restlichen Anschlüsse in Form einer Klinkenbuchse für die Zusatzbox, ein serieller Effektweg mit den obligatorischen Send- und Return-Klinken und schließlich eine symmetrische XLR-Buchse inklusive Groundlift-Schalter zur Weiterleitung des Signals an einen Mischer. Der XLR-Ausgang greift das Signal direkt nach dem Input ab und kann das Signal folglich nur ohne EQ-Einstellungen weitergeben, eine Post/Pre-EQ-Schaltmöglichkeit gibt es nicht. Das ist einerseits schade für Basser, die ihren angepassten Sound an das Mischpult oder ein Audiointerface schicken möchten, sorgt aber andererseits für Sicherheit im Livebetrieb. Der DI-Ausgang kann nämlich per herkömmlicher 48Volt Phantomspeisung mit Strom versorgt werden und schickt selbst dann noch ein sauberes Bassignal zum Mischer, wenn der Combo einen Totalausfall hat.

Fotostrecke: 4 Bilder Bedienpanel des Peavey TKO 115

Im letzten Abschnitt werde ich auf die zusätzlichen Features des größeren TNT Combos eingehen, so kann sich jeder ein Bild machen, welcher von den Zwillingen zu den eigenen Bedürfnissen besser passt und ob sich der Mehrpreis für den TNT gegenüber dem TKO lohnt. Der signifikanteste Unterschied zwischen den Brüdern ist wohl der Leistungsunterschied. Peavey gibt die Leistung der beiden Combos sehr konservativ an und bescheinigt dem kleineren TKO einen Wert von 100 Watt an 8 Ohm, also beim Betrieb mit dem internen Lautsprecher und 200 Watt an 4 Ohm, wenn eine Zusatzbox ins Spiel kommt. Der TNT legt jeweils 100 Watt drauf, leistet also 200 Watt an 8 Ohm und 300 Watt an 4 Ohm und sollte damit deutlich lauter sein als der kleine Bruder. In Sachen Soundbearbeitung kann der TNT mit einem zusätzlichen „Crunch“-Preset und einem Kompressor glänzen. Das Crunch-Preset simuliert einen Röhrensound, der mit zunehmendem Gainpegel in die Zerrung geht, der Kompressor ist zuschaltbar und wird mit einem Poti stufenlos dazugeregelt. Beide Features können auch mit einem optionalen Fußschalter aktiviert werden, eine Klinkenbuchse dafür gibt es auf der Rückseite. Die restlichen Zusatz-Features des TNT dürften für eine Kaufentscheidung eine eher untergeordnete Rolle spielen und sind ebenfalls auf der Rückseite des Combos zu finden. Der Tweeter-Schalter deaktiviert den Hochtöner komplett und mit einem weiteren kleinen Switch kann man die blaue Beleuchtung des frontseitigen Peavey-Logos abschalten. Darüber hinaus hat Peavey dem teureren TNT Modell für den externen Lautsprecher eine professionelle Kombibuchse spendiert, die Zusatzbox kann also wahlweise per Klinke oder Speakonkabel mit dem Combo verbunden werden.

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Praxis

Die neu aufgelegten Peavey-Dauerbrenner TKO115 und TNT115 haben ein umfangreiches Set an Soundwerkzeugen an Board, klingen aber auch schon Out-Of The-Box sehr gut. Der 15 Zöller liefert einen vollen und leicht kehligen Sound, der ein gutes Fundament im Bandsound abgibt, das Top-End ist trotz Hochtöner eher zurückhaltend,  aber ausreichend, um dem Klang Definition zu verleihen. Bei normalem Fingerstyle-Spiel ist kein Unterschied zwischen ein- oder ausgeschaltetem Hochtöner zu hören, erst bei attackstarken Spieltechniken mit Plek oder Slappen kommt der Tweeter mit spritzigen Höhen zur Geltung. Das ändert sich natürlich mit Einsatz der EQs, mit dem Höhen-Regler lässt sich das Klangbild nach oben öffnen, und die Combos kommen deutlich frischer und strahlender rüber. Einen ähnlichen Effekt wie der Shelving-EQ für die Höhen hat der Bright-Switch, er boostet alle Frequenzen ab 1 kHz um ordentliche 10 dB und gibt dem Sound mehr Grip und Glanz. Auch der Contour-EQ-Switch ist durchaus brauchbar für gescoopte, mittenarme Slapsounds, der Bassboost ist allerdings deutlich und in wummerigen Räumen eventuell zu viel des Guten. Beim zusätzlichen Crunch-Preset des größeren TNT-Models ist der Name in der Tat Programm. Für einen rauen, leicht angezerrten Sound muss man den Gainpegel weiter aufdrehen und am besten den Tweeter abschalten, Resultat ist ein durchaus überzeugender Crunch-Sound, der gut mit vintage-artigen Bässen funktioniert. Wer jetzt immer noch nicht genug von Sound-Experimenten hat oder ungünstige Raumresonanzen ausgleichen muss, bekommt mit beiden Combos noch einen grafischen EQ mit sieben Bändern geliefert und kann damit gezielter und feinfühliger in das Klangbild eingreifen.

Audio Samples
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Flat Contour Bright Crunch

Alle Daumen hoch für die Wiedergabeeigenschaften und die EQ-Abteilung beider Combos aus der Tour-Serie, die Features sind allesamt sinnvoll abgestimmt, arbeiten effektiv und liefern gute Ergebnisse. Wo viel Licht ist, da ist aber auch meist Schatten und meine Kritikpunkte betreffen die Ergonomie der beiden Zwillingsbrüder TNT und TKO. 33 kg Gewicht ist eine Menge Holz für einen modernen Combo, der dafür gedacht ist, schnell und unkompliziert an verschiedenen Orten einsatzbereit zu sein. Alleine sind die Peavey-Neulinge nur sehr schwer mit den seitlichen Griffschalen zu transportieren, und für längere Strecken empfiehlt sich dringend eine helfende Hand. Wenn der Combo dann am Einsatzort steht, kann man das Tiltback-Gehäuse zwar nach hinten kippen, um sich besser zu hören, leider sind die Regler und Schalter auf dem hinten liegenden Panel dann aber sehr schwer zugänglich und kaum ablesbar.

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Fazit

Bassisten, die ihren Combo hauptsächlich in einer Band einsetzen und auch mal Clubgigs damit bestreiten wollen, sollten direkt zum stärkeren TNT-Model greifen. Die Leistungssteigerung gegenüber dem preiswerteren TKO 115 ist deutlich spürbar, der TNT hat einfach mehr Reserven und performt ohne Zusatzbox souverän in einer moderaten Bandlautstärke. Zusätzlich bietet er noch eine brauchbare Röhrensimulation mit Zerrsounds für die härteren Gangarten. Für Tieftöner, die mit etwas weniger Leistung klarkommen und eine Bassanlage für Sessions im Proberaum brauchen, ist auch der TKO115 ein gute Wahl, denn mit beiden Peavey-Updates bekommt man einen modernen, kräftig klingenden Combo, mit zeitgemäßen Features wie der DDT-Schaltung zum Schutz der Lautsprecher oder der Class-D-Endstufe und obendrein ein umfangreiches Set an EQ-Tools, mit denen man mühelos verschiedenste Sounds aus den Verstärkern kitzeln kann. Peavey liefert mit den überarbeiteten Klassikern wirklich ein Menge Bass-Amp für moderates Geld – Empfehlung für Combofreunde, denen ein paar zusätzliche Kilos nichts ausmachen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • satter Sound
  • umfangreiche Ausstattung mit EQs
  • ordentliche Verarbeitung
  • gutes Preis/Leistungs-Verhältnis
Contra
  • hohes Gewicht, unkomfortabler Transport
  • Regler in Tiltback-Position schlecht zu bedienen
  • DI-Out nur ohne EQ
  • Contour etwas zu fett und undifferenziert
Artikelbild
Peavey Tour TNT – TKO 115 Test
Für 799,00€ bei
Peavey Tour TKO 115: Der Griff zum etwas teureren TNT 115 lohnt!
Peavey Tour TKO 115: Der Griff zum etwas teureren TNT 115 lohnt!
Technische Daten
  • Hersteller: Peavey
  • Modell: Tour TKO 115 / Tour TNT 115 Bass Combo mit Class D Endstufe
  • Land: China
  • Leistung: TKO 100W@8Ohm 200W@4Ohm, TNT 200W@8Ohm 300W@4Ohm
  • Lautsprecher: 1 x 15 Zoll + Piezo Hochtöner
  • Regler/Schalter: Pickup Type, Gain, Bright, Contour, Crunch (nur TNT), Low, Graphic EQ On, 7 Band Graphic EQ, High, Compression (nur TNT), Compressor On/Off (nur TNT), Volume, DDT Speaker Protection, Tweeter On/Off (nur TNT), Backlight Switch (nur TNT)
  • Anschlüsse: Input, Phones, Ext.Speaker, Effekt Send/Return mono seriell, Di-Out XLR symmetrisch Pre EQ, Footswitch (nur TNT)
  • Sonstiges: Lüfter, Tiltbackgehäuse
  • Masse: ca 558x591x495 HBT
  • Gewicht: ca 33,5kg
  • Preis TKO 115: € 449,- (UVP)
  • Preis TNT 115: € 499,- (UVP)
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Fleabass sagt:

#1 - 22.11.2015 um 09:23 Uhr

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Ich hatte mir die Peavey TNT 115 auf Grund der angeblichen hohen Leistung zugelegt. Peavey wirbt immer noch mit der 600 Watt Spitzenleistung auf der Homepage. Seriöse Angebote werden aber in Watt RMS angegeben, und da liegt der TNT gefühlt so eben bei der Hälfte. Zudem hat meine Combo bei einer Volumeeinstellung von 6 bereits begonnen zu klappern und zu scheppern. Als Standalone im Proberaum war er dadurch für meine Popband zu leise, ich musste ihn mit einer 210er Zusatzbox betreiben, um mich durchsetzen zu können. Für meine zweite, recht laute Rockband war auch das zu wenig. Der Sound war mir außerdem zu muffig, der Tweeter kam nicht wirklich zur Geltung - allerdings spiele ich auch kaum mit Plektron. Einzig der Cruncheffekt war ein nettes Gimmick. Habe meinen TNT 115 schnell wieder verkauft. Für die Leistung gibt es weitaus rückenschonendere Alternativen, die auch weniger Platz wegnehmen.

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