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Orange TH30 Thunder 30 1×12 Combo Test

Wer Orange noch aus alten Tagen kennt, der denkt automatisch an große, schwere Topteile mit noch schwereren 4×12“ Boxen – aber auch an eine unglaubliche Lautstärke. Spätestens mit dem Erscheinen des Tiny Terror Amp(chen)s haben die Briten jedoch eindrucksvoll bewiesen, dass sie sehr wohl auch wesentlich leiser können.

Toll, und was hat das jetzt mit dem Combo zu tun…? Lasst euch überraschen!

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Details

Optik/Aufbau
Welche Farbe außer Orange sollte der Combo wohl haben!? Optisch gibt sich der TH30 also schon mal absolut „typisch“. Die farbige Außenhaut besteht aus Vinyl, wurde perfekt aufgeklebt und sorgt nicht nur für einen auffallenden Look, sondern macht ganz nebenbei auch noch einen absolut robusten, roadtauglichen Eindruck.

Als Lautsprecher-Schutz („Grill-Cloth“) kommt eine Bast-Bespannung zum Einsatz, die ein wenig an Oma´s Esstisch-Stühle erinnert. Ich sag’s mal so: Wenn die mindestens 50 Jahre Dauerbelastung aushalten, dann sollte das für einen Combo gerade recht sein. Mittig auf dem Grill-Cloth finden sich das traditionelle Orange-Wappen und der Schriftzug. Hinter Bespannung und Branding versteckt sich ein 12“ Celestion Vintage 30 Speaker.

Die Ecken des Combos sind mit je einem schwarzen Kantenschutz armiert, sodass auch hier beim Transport nichts anbrennen kann. Apropos Transport: Dieser erfolgt mit dem auf der Amp-Oberseite montierten Tragegriff – der Amp wiegt 24 kg, ist damit also absolut im Rahmen des Üblichen. Dennoch kann ein wenig Schmalz in den Armen da natürlich nicht schaden. Aber auch „Schiebung“ ist möglich, denn ähnlich wie bei den Lautsprecherboxen aus dem Hause Orange  finden sich auch auf der Unterseite des TH30 zwei Holzschienen, die es erlauben, „die Orange“ bei Auftritten in bester Schlitten-Manier von A nach B zu schieben – ohne dadurch etwas am Amp zu beschädigen.

Noch kurz etwas zu den inneren Werten: Natürlich handelt es sich beim Thunder 30C um einen reinrassigen Vollröhrer. Im Inneren des Amps werkeln Vorstufen-seitig vier Röhren des Typs ECC83, in der Endstufe schuften vier EL84 Glaskolben und sorgen so für eine Leistung von bis zu  30 Watt – „bis zu“, weil sich die Leistung in zwei Stufen auf 15 und 7 Watt herunterschalten lässt. Dazu später noch mehr im Praxisteil.

Bedienpanel
Schauen wir uns jetzt die Bedienelemente auf der Amp-Vorderseite etwas genauer an. Ganz links auf dem Panel parkt die Eingangsbuchse – hier wird die Gitarre mit dem Amp verbunden. Rechts daneben geht es mit dem Clean-Volumen-Regler weiter, mit dessen tatkräftiger Unterstützung sich die Lautstärke des ersten Kanals einstellen lässt. Weiter geht es mit Bass und Treble des Clean-Kanals. Die Funktionen dieser Potis dürften sich von selbst erklären. Falls nicht: Neben aufgedruckten Funktionsbezeichnungen finden sich oberhalb der Bedien-Elemente die Orange-typischen Symbole z.B. ein Bassschlüssel mit einem Pfeil nach unten über dem Bass-Poti oder ein Violinschlüssel mit gen Himmel gerichtetem Pfeil über dem Treble-Regler – alles klar!?

Weiter geht es mit dem Dirty-Channel und dem entsprechenden Gain-Poti. Hier wird natürlich der Zerrgrad des zweiten Kanals bestimmt. Eine Spur komplexer geht der nächste Regler zur Sache, der auf den Namen „Shape“ hört. Man kann sich seine Arbeitsweise in etwa wie eine Wippe vorstellen: dreht man nach rechts, nehmen die Höhen zu, aber dafür lässt der Bass nach. Umgekehrt gilt: Je mehr Bass man reinregelt, desto weniger Höhen werden geliefert. Der Mittenbereich kann hier quasi als Drehpunkt der „Wippe“ angesehen werden – in der Maximalstellung (Rechtsanschlag) sind die Mitten praktisch runtergefahren, umgekehrt sind die Mitten in der Nullstellung „voll drin“.  Sehr praktisch, denn so hat man nur ein Poti, mit dem sich der Sound auf erstaunliche Weise sehr diffizil verändern lässt. Links neben dem Shape-Regler findet sich das Dirty-Volumen-Poti. Das war es dann auch schon mit den Drehreglern. Es folgen noch eine Status-Leuchte sowie die drei Kippschalter Channel-Select, Output Half/Full und Power.

Mit dem Half/Full-Schalter lässt sich die Ausgangsleistung des Verstärkers halbieren. Zusätzlich dazu befindet sich auf der Rückseite des Thunder ein weiterer Schalter, der zwei der vier Endstufen-Röhren deaktiviert und so eine weitere Leistungsreduzierung möglich macht.

Rückseite
Die Rückseite des Amps ist ähnlich spartanisch ausgestattet wie die Front. Hier finden sich neben der Buchse für das Netzkabel, eine FX Loop, die in diesem Fall röhrenbetrieben ist (ECC81 Röhre) und nicht – wie sonst oft üblich – aus Kostengründen mit Halbleitern realisiert wurde. Die Switch- Buchse dient dem Anschluss eines Fußschalters zum Umschalten der beiden Kanäle. Ein entsprechender Treter ist leider nicht im Lieferumfang enthalten. Der interne Speaker wird mit dem 16Ohm-Ausgang verlinkt – zwei zusätzliche  8Ohm-Anschlüsse ermöglichen weitere Boxen-Konfigurationen:

1x 16 Ohm: Dient dem Anschluss des internen Speakers bzw. einer externen 16Ohm-Box.
2x 8 Ohm: Hier können  wahlweise eine 8Ohm-Box oder zwei 16Ohm-Cabinets angeschlossen werden.

Und dann wäre da noch der eben schon erwähnte Kippschalter, der zwei der vier EL 84 Endstufenröhren abschaltet und dadurch, je nach Wahl an der Frontseite (Full/Half), die Leistung halbiert bzw. viertelt (genau gesagt sind es 7 Watt).

Je nach Kombination der beiden Schalter sind folgende Leistungs-Settings möglich:

Output Switch: Half, 2x Endstufen-Röhren = 7 Watt
Output Switch: Half, 4x Endstufen-Röhren = 15 Watt
Output Switch: Full, 2x Endstufen-Röhren = 15 Watt
Output Switch: Full, 4x Endstufen-Röhren = 30 Watt

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Praxis

INFO: Für die folgenden Soundfiles habe ich eine Gibson Les Paul verwendet.

Beginnen möchte ich im ersten Kanal, dem Clean-Channel. In jedem Durchgang schalte ich jeweils die Pickup-Position um – beginnend mit dem Hals-Pickup.

Audio Samples
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Clean Neck/Mid/Bridge

Hier wird ziemlich schnell klar, welcher Tradition der Orange folgt. Der Sound ist direkt, mittig und klingt herrlich britisch. Kristallklare Sounds im Stile klassischer Fender-Amps sucht man hier vergebens. Der Clean-Sound ist raumfüllend. Die Halsposition klingt erwartungsgemäß voll und rund. In der Mittelposition bekommt der Sound eine etwas ausgehöhltere Note, bei aktiviertem Steg-Pickup wird der Klang kompakter und mittiger. Alle Attacks bleiben zu jeder Zeit klar definiert und direkt, jede Spielnuance wird ehrlich und detailliert übertragen – typisch britisch eben.

Im zweiten Beispiel habe ich mit der Les Paul in der Halsposition ein paar jazzigere Akkorde gespielt.

Audio Samples
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Clean Neck Jazzy

Auch hier zeigt der Orange-Combo seine Flexibilität, ohne dabei seinen individuellen Charakter zu verleugnen. Ich gebe zu, er wäre jetzt nicht unbedingt meine erste Wahl für diese Art Musik, allerdings gefällt mir sein Grundsound schon ausgesprochen gut.

Im zweiten Kanal bedient der TH30 C die rockigere Abteilung. Im nächsten Beispiel habe ich die Les Paul in der Steg-Position verwendet.

Audio Samples
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Crunch Bridge

Hier wird schnell klar, in welcher Disziplin sich der Amp am wohlsten fühlt. Staubtrockene Riffs kommen äußerst authentisch rüber. Das von mir gespielte Riff bekommt exakt den Sound, den es verdient. Am besten lässt sich der Klang mit mittig-kehlig umschreiben – eine gesunde Mischung aus Marshall und Vox sozusagen. Eine leichte Kompression macht den Sound perfekt. Und das Gute ist: Dank der Möglichkeit der Leistungsreduzierung, lässt sich dieser Sound auch ohne große Lautstärke realisieren – was vor allem live ein ganz klarer Pluspunkt ist. Aber auch das verhältnismäßig hohe Gewicht des Combos wirkt sich positiv auf seine Performance aus. Das stabile Gehäuse bewegt sich kaum und macht den Sound so sehr direkt und straff. Da klappert nix!

Hier ein weiteres Beispiel, in dem ich gepflegt „losgekachtelt“ habe. Den Gain-Regler habe ich hier etwas weiter aufgedreht.

Audio Samples
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More Crunch Bridge

Auch in diesem Fall kommen alle positiven Aspekte zum Tragen, die ich bereits im vorherigen Beispiel genannt habe. Der Klang wird dichter, komprimiert etwas mehr, verliert aber zu keinem Zeitpunkt seine Direktheit.

Im letzten Beispiel habe ich den Gain-Regler auf drei Uhr gedreht. Der Bridge-Pickup der Les Paul erledigt den Rest.

Audio Samples
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Gain 3 Uhr Bridge

Hier kann man sehr gut hören, wie das gespielte Achtel-Riff den (Gain-technisch) stärker angefahrenen Amp in die Sättigung kitzelt und dadurch einen gewissen “Rebound“ bekommt. Natürlich ist der Orange kein ausgemachter Metal-Amp, aber für Rocker wäre er genau das Richtige. Die Höhen kratzen in keinem Moment und gerade das Mitten- und Bass-Bild ist sehr ausgeprägt und sorgt für eine Menge Persönlichkeit.

Insgesamt bestätigt sich wieder einmal, dass kleine Amps mit Mikro abgenommen größer klingen  als ihre „erwachsenen“ Kollegen.

Und zum Abschluss noch mal ein wenig Lead-Work mit dem Steg-Pickup meiner Duesenberg und maximalem Amp-Gain.

Audio Samples
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Lead Max. Gain (Duesenberg Steg-Pickup)
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Mit dem TH30 hat Orange ein ziemlich heißes Eisen im Feuer. Durch seine Soundvielfalt und die Möglichkeit, die Leistung von 30 Watt auf bis zu 7 Watt herunterzudrosseln, ist der Combo sehr vielseitig einsetzbar. Hier kommt die Erfahrung durch die Entwicklung des Tiny Terror-Amps zum tragen, denn schon mit diesem hat Orange bewiesen, dass für einen fantastischen Sound nicht zwingend viel Leistung und dadurch hohe Lautstärke von Nöten sind. Der Sound dieses Combos hat definitiv Charakter und fühlt sich im Rock-Genre am wohlsten – doch selbst angejazzten Phrasen verleiht der TH30 ein passendes und eigenes Gesicht. Einziges Manko ist meiner Meinung nach der fehlende Fußschalter.  Das Preis/Leistungsverhältnis ist sehr gut und mit seinem Straßenpreis von ca. 800 Euro schon als günstig zu bezeichnen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Sound
  • Preis
  • Flexibilität
  • Leistungsreduzierung
Contra
  • kein Fußschalter im Lieferumfang
Artikelbild
Orange TH30 Thunder 30 1×12 Combo Test
Für 899,00€ bei
Facts
  • Hersteller: Orange
  • Typenbezeichnung TH 30 Thunder 30
  • Bauweise: 1×12“ Röhren Combo
  • Leistung: 30 Watt, schaltbar auf 15Watt und 7 Watt
  • Röhrenbestückung: 4x EL84 (Endstufe) 4x ECC83 Preamp, ECC81 FX Loop
  • Kanäle: 2
  • Maße: 550 x 240 x 240 mm
  • Speaker: 1×12“ G12H-30 Celestion
  • Gewicht: 24 kg
  • Preis: 949,62 Euro (UVP)
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