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Orange Crush 20 & Orange Crush 20RT Test

Allein der Markenname stellt klar, dass Gitarrenverstärker wie der OrangeCrush 20 oder sein etwas üppiger ausgestatteter Bruder, der Orange Crush 20RT einer Amp-Familie entstammen, die neben Marshall, Vox und Fender zu den klassischen Urgesteinen auf den Rock’n Roll Bühnen dieser Welt gehört. Und wer in den Genuss der spacigen Gitarrenamps kommen möchte, der muss nicht immer tief in die Tasche greifen.

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Neben den leistungsstarken und teuren Boliden der Marke bietet Orange auch im unteren Preissegment eine Reihe gut klingender Gitarrencombos, von denen wir heute zwei handliche Exemplare vorstellen, die sich besonders gut als Übungs- und Einstiegsverstärker eignen.

Details

Konzept und Aufbau

Mit den Maßen 36cm x 32cm x 19cm (B x H x T) präsentieren sich die beiden handlichen Combos als ideale Partner für den Einsatz im Wohnzimmer und für gemäßigte Proben. Mit einem Gewicht von knapp 7 kg kann man sie in einer ruhigen Minute aber auch als Hantel-Ersatz missbrauchen, um die Oberarme in Form zu bringen. Der orangefarbene Vinyl-Bezug, den das aufstrebende Unternehmen Ende der 60er Jahre ursprünglich nur aus Geldmangel verwendete, war damals völlig unmodern. Aber bis heute heben sich Orange Amps und Boxen vom sonstigen, meist in Schwarz gehaltenen Bühnenequipment optisch sehr gut ab.
Da bei unseren beiden Testkandidaten keine Röhren vor sich hinköcheln, braucht das Verstärkerteil auch keine Kühlung und das Gehäuse ist rundum geschlossen. Solche Lautsprechergehäuse bieten einen insgesamt druckvolleren Sound, weil der akustische Kurzschluss ausbleibt. Und auch in diesem Fall ist es so, dass der kleine 8-Zoll-Speaker einen etwas fetteren Sound liefert. Nach vorne ist er durch die typische kamelhaarfarbene Frontbespannung mit den dazugehörigen Logos geschützt. Schrauben, acht Schutzecken, Griff und Potiknöpfe sind schwarz und passen perfekt zur Optik der kleinen Orangenkisten. Alle Anschlüsse und elektrischen Bauteile hat man auf ein gebogenes Stahlblech vormontiert, das beim Produktionsvorgang einfach ins Gehäuse geschraubt wird. Einzig die Verbindung zum Lautsprecher muss noch mittels Steckverbindung hergestellt werden und der Combo ist spielbereit. Die beiden Verstärker sind in ihrem Grundaufbau gleich und unterscheiden sich lediglich durch zwei Features: Beide bieten zwei Kanäle mit einer gemeinsamen Dreiband-Klangregelung, wobei der Crush 20 RT einen zusätzlichen Reverb und einen Tuner mit an Bord hat. Besonders für Anfänger erübrigt sich so die Anschaffung eines separaten Stimmgerätes.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Maße der beiden Combos sind gleich: 36cm x 32cm x 19cm (B x H x T)

Anschlüsse und Bedienelemente

Im Gegensatz zu den Topteilen aus den Anfangszeiten des Unternehmens sitzen die Bedienelemente hier im hinteren Teil der Oberseite, so wie man es vom Vox AC 15 und seinem erfolgreichen Nachfolger, dem AC 30 kennt. Die Bedienoberfläche ist leicht versenkt angebracht, was Potis und Schalter besser vor versehentlichen Kontakten im Betrieb und beim Transport schützt. Neben der Klinkenbuchse für den Anschluss der Gitarre befindet sich der Lautstärkeregler für den cleanen Kanal. Auch mit seiner Hilfe lässt sich der Amp schon ordentlich verzerren, was allerdings beim Spielen in einer Etagenwohnung schnell zu laut werden kann, weil kein Master-Regler zur Verfügung steht. Aber zu diesem Zweck gibt es ja den verzerrten Kanal. Er besteht aus einem Gainregler, der den Verzerrungsgrad steuert und einem Volumepoti für die Ausgangslautstärke, das hier die Bezeichnung “Dirty” trägt. Ein kleiner Schalter erlaubt das Umschalten zwischen den beiden Kanäle. Auf die klassische Dreibandklangregelung, bestehend aus Bass, Middle und Treble, greifen beide Kanäle zu. Der Aux In Eingang ermöglicht den Anschluss einer Audioquelle, sodass man in Kombination mit dem Kopfhörerausgang auch mitten in der Nacht zu seinen Lieblingssongs oder vorbereiteten Playbacks abrocken kann.

Fotostrecke: 4 Bilder Das, oben im Combo verbaute, Bedien-Panel des Crush 20

Rückseitig befindet sich neben dem Netz-Kaltgeräteanschluss der ON/OFF-Schalter. Ein versenkt angebrachter Schiebeschalter erlaubt die Wahl zwischen 120 und 230 Volt Netzwechselspannung. Ebenfalls auf der Rückseite wartet der Anschluss für einen Fußschalter auf die Gelegenheit zum Umschalten der beiden Kanäle.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Rückseiten des Crush 20…

Zusätzliche Bedienelemente beim Crush 20 RT

Wenn man sich die beiden Verstärker im A/B Vergleich anschaut, stellt man fest, dass die Oberseiten im Bereich des Bedienpaneels unterschiedlich tief ausgeschnitten sind.
Die Verstärkermodule der beiden Amps sind auf identisch gestanzte Blechchassis montiert, beim Grundmodell verdecken zwei Zentimeter mehr Holz den nicht genutzten Teil des Paneels. Die Bezeichnungen “R” und “T” stehen für Reverb und Tuner. Der digitale Hall kann mittels eines Reglers beiden Kanälen zugemischt werden, die Qualität geht absolut in Ordnung und verleiht dem Sound bei Bedarf eine gewisse Tiefe. Das eingebaute Stimmgerät arbeitet mit LED-Anzeigen und ist daher nicht hundertprozentig genau ablesbar, aber fürs Wohnzimmer finde ich diese Zugabe ausreichend. Ein kleiner Taster aktiviert den Tuner, wobei der Amp leider nicht gleichzeitig stummgeschaltet wird. Theoretisch könnte man das Stimmgerät also konstant mitlaufen lassen, denn klanglich ändert sich nichts, wenn man es einschaltet.

Fotostrecke: 4 Bilder Das größere Bedienfeld des Crush 20RT hat etwas mehr zu bieten
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Praxis

Praxis und Sound
Beide Amps bieten eine große Palette an cleanen und verzerrten Sounds, die viele kleine Röhrencombos alt aussehen lassen. Auch hier beweist sich wieder einmal der gute Geschmack der Orange-Konstrukteure, die in der Lage sind, auch aus den Transistoren wirklich das letzte Quäntchen Wärme herauszukitzeln. Dass man für einen absolut authentisch klingenden Röhrensound keine Glaskolben benötigt, kenne ich vom Baldringer Dual Drive, dessen Schaltung auf einer patentierten Röhrensimulation beruht. Bei unseren Testkandidaten klingt der cleane Kanal knackig und organisch. Er hat nichts von der typischen Transistor-Kälte, wie man sie von anderen Solid-State Gitarrenverstärkern kennt. In meinem ersten Audiobeispiel hört man den cleanen Kanal in der 9-Uhr-Position. Der Sound ist also sehr clean und eignet sich bestens für Funky-Gitarrenklänge und Singlenotes. Die verwendete Gitarre ist eine Stratocaster in der Zwischenstellung von Hals- und Mittelpickup.

Audio Samples
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Clean Kanal 9 Uhr Stellung – Strat Position Hals/Mittel-PU

Dreht man den Volume-Regler weiter auf, geht der Kanal allmählich in eine leichte Sättigung über. Im nächsten Beispiel habe ich den Regler auf die 12-Uhr-Position gestellt, und obwohl der Ton schon leicht komprimiert wirkt, ist er noch weit von einer hörbaren Verzerrung entfernt. Eine Tatsache, die ich als sehr positiv empfinde, denn so bleibt der Amp auch bei höheren Lautstärken klanglich stabil. Für den Hausgebrauch ist die 12-Uhr-Position schon viel zu laut, denn die 20 Watt wirken in einer Wohnung wesentlich heftiger als in einem mittelgroßen Proberaum. Ich würde den Lautstärke-Eindruck der beiden Orangenkisten mit einem Fender Princeton vergleichen, was für eine ernsthafte Probe gerade noch funktionieren kann, wenn alle Beteiligten sehr zahm spielen. Schade, dass man dem Amp keinen Anschluss für einen externe Box spendiert hat, denn mit einer 2 x 12 Box könnte man hier sicher noch etwas mehr Schalldruck herauskitzeln.

Audio Samples
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Clean Kanal 12 Uhr Stellung – Strat Hals-PU

In der 16-Uhr-Position zerrt auch der cleane Kanal schon ordentlich. Der Sound ist zwar nicht so mächtig, wie man es von einem ausgewachsenen Röhrenamp mit einer 2 x 12 oder 4 x 12 Box kennt, aber dennoch erstaunlich fett. Lediglich der Bassbereich ist weniger gut unterfüttert, weshalb der Bassregler bei allen Audiobeispielen grundsätzlich auf Maximum steht. Der Sweetspot des Treblereglers liegt in einem Bereich zwischen 12 und 15 Uhr, darüber hinaus wird es für meinen Geschmack zu eierschneidermäßig. Unterhalb der 12-Uhr-Marke dagegen empfand ich den Gesamtklang als zu dumpf und undifferenziert. Beim Mittenregler war es ähnlich. Außer beim letzten High-Gain-Soundbeispiel, bei dem ich die Mitten bewusst ausgehöhlt habe, steht der Regler zwischen 12 Uhr und 13 Uhr.

Audio Samples
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Clean Kanal 16 Uhr Position – PRS Gitarre angezerrt
Der Sound der beiden Crush 20 Combos konnte uns im Test überzeugen
Der Sound der beiden Crush 20 Combos konnte uns im Test überzeugen

Der Dirty-Kanal macht dort weiter, wo der cleane Kanal aufhört. Man befindet sich hier also nicht plötzlich in einer ganz anderen Soundwelt und muss beim Kanalwechsel daher auch die Klangregelung nicht neu einstellen. Ebenfalls positiv zeigt sich, dass man die angezerrten Sounds, die dem cleanen Kanal bei höherer Lautstärke zu entlocken sind, mit dem Dirty Kanal ohne weiteres auch bei Zimmerlautstärke realisieren kann.
Aber kommen wir zum nächsten Soundbeispiel. Hier habe ich den Gainregler auf 13 Uhr gestellt, um einen etwas höheren Zerrgrad zu erreichen. Der Sound ist klassisch rockig und eignet sich gut für kantige Gitarrenriffs. Er lässt sich nicht ganz so fluffig spielen wie ein kochender Marshallbolide, aber zwischen den beiden Verstärkern liegen schließlich nicht nur bautechnische, sondern auch finanzielle Welten.

Audio Samples
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Dirty Kanal 13 Uhr Position – PRS Gitarre Classic Rocksound

Kommen wir zu den High-Gain-Sounds der beiden Brüllwürfel. Zu diesem Zweck habe ich meine alte PRS angeschlossen, die nachträglich mit Dommenget-Humbuckern bestückt wurde. Diese Pickups bieten eine mittlere Ausgangsleistung, denn je nachdem, welches 6- oder 7-saitige Holzbrettchen ihr hier anschließt, kann der Zerrgrad stärker oder schwächer ausfallen. Ab der 16-Uhr-Position des Gainreglers beginnt es nicht nur mächtig zu zerren, sondern es komprimiert auch sehr stark. Der Sound ist eher amerikanisch gefärbt und dementsprechend sahnig. Das Spielgefühl ist gut und eine leichte Schönfärbung stellt sich ein, die spielerische Unzulänglichkeiten etwas zudeckt. Alles in allem macht es Spaß, mit dem Amps zu spielen, denn der Sound ist bei weitem nicht so platt, wie es bei vielen Übungamps dieser Größenordnung und Preiskategorie der Fall ist.

Audio Samples
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Dirty Kanal 16 Uhr Position – PRS Gitarre High Gain Sound

Eigentlich wollte ich bei meinem letzten Soundbeispiel einen Metal-Sound einstellen, was ich aber nicht wirklich hinbekommen habe. Dazu sind die Amps speziell im Bassbereich letztlich nicht brachial genug. Ich habe die Mitten auf 10 Uhr zurückgenommen und den Trebleregler auf 15 Uhr gestellt. Der Bass befindet sich auch hier in der Vollgasposition. Der Sound ist immer noch ein klassischer Rocksound mit leicht ausgehöhlten Mitten und etwas mehr Britzeln im oberen Frequenzbereich. Die starke Kompression kommt schnellem Spielen sehr entgegen, was ich dann auch einfach mal dazu genutzt habe, ein flottes verschachteltes Pentatonik-Lick zum besten zu geben.

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Dirty Kanal – Maximale Distortion
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Fazit

Die beiden kleinen 20 Watt Amps von Orange sind anständige Übungsamps. Sowohl die cleanen als auch die verzerrten Sounds klingen durch die Bank gut. Obwohl die Schaltung auf Transistorbasis arbeitet, ist der Sound keinesfalls kalt und undynamisch. Auch reagieren die beiden Combos wesentlich dynamischer auf den Anschlag als die meisten digitalen Übungsverstärker in dieser Preisklasse. Der Crush 20 RT ist mein klarer Favorit, weil er mit dem Hall und dem eingebauten Stimmgerät sowohl als Übungsamp wie als erster Verstärker für den Einsteiger eine bessere Figur macht., Klanglich konnten mich die beiden Orangenkisten durchaus überzeugen, auch wenn ich einen Speakerausgang vermisse und mich frage, warum der Tuner beim Aktivieren den Amp nicht stummschaltet

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Preis/Leistung
  • Sound
  • Verarbeitung
Contra
  • Integrierter Tuner schaltet bei Aktivierung den Amp nicht stumm
  • Kein Lautsprecheranschluss für externe Box
Artikelbild
Orange Crush 20 & Orange Crush 20RT Test
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Technische Spezifikationen
    Features Crush 20:
    • Prinzip: Transistor-Gitarrencombo (geschlossen)
    • Leistung: 20 Watt
    • Lautsprecher: 1 x 8“ Speaker
    • Regler: Dirty, Treble, Middle, Bass, Gain, Clean
    • Schalter: ON/Off, Clean/Dirty, 120/230 Volt
    • Anschlüsse: Input, Aux In, Phones, Channel Switch, Netzanschluss
    • Maße: 36cm x 32cm x 19cm ( B x H x T)
    • Gewicht : 7 kg
    • Preis: 119,00 Euro
    Features Crush 20RT:
    • Prinzip: Transistor-Gitarrencombo (geschlossen)
    • Leistung: 20 Watt
    • Lautsprecher: 1 x 8“ Speaker
    • Regler: Dirty, Treble, Middle, Bass, Gain, Clean,Reverb
    • Schalter: ON/Off, Clean/Dirty, Tuner ON/Off, 120/230 Volt
    • Anschlüsse: Input, Aux In, Phones, Channel Switch, Netzanschluss
    • Maße: 36cm x 32cm x 19cm ( B x H x T)
    • Gewicht : 7 kg
    • Preis: 159, 00 Euro
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