Im Test: Ohma World Motif Condenser. Bei manchen Firmen- oder Produktnamen weiß man sofort, dass sie nicht in einem deutschsprachigen Land ersonnen wurden. Aber es kommt noch besser, denn hinter der Marke steckt auch noch ein Konzept, welches zumindest bei älteren Soundfreunden massive Retro-Assoziationen weckt. Damit tut man der Firma allerdings unrecht, denn was wie ein Customshop für Vintage-Mikrofone aussieht, soll sowohl klanglich als auch konstruktiv ganz neue Wege einschlagen. Nix Oma also.



AEA, Bock und Soyuz
Seit 2023 bauen eine Handvoll Mitarbeiter um Firmengründer Sammy Rothman die Ohma-Produkte in Los Angeles, und obwohl das bunte Erscheinungsbild der Webseite bei altgedienten Recording-Hasen eine gewisse Skepsis bezüglich der Ernsthaftigkeit der Marke auslösen dürfte, meinen sie es bitterernst. Das dürfte auch daran liegen, dass sie ihr Handwerk vorher bei Unternehmen wie AEA, Bock und Soyuz gelernt haben. Sie betonen außerdem, dass die Mikrofone komplett in der eigenen Manufaktur gebaut werden, die Innereien unserer Testmikros eingeschlossen.


Apropos Innereien: Die in der Motif Condenser Serie verwendeten Kapseln basieren auf randkontaktierten Konstruktion, von Ohma „Debby“ genannt. Außerdem lassen sich die äußeren Verschalungen und Frontplatten abnehmen oder austauschen. Zur Wahl stehen eine große Anzahl möglicher Kombinationen, die nicht nur optische, sondern auch klangliche Variation zur Folge haben sollen. Was es mit all diesen Dingen auf sich hat und – vor allem – wie das klingt, lest ihr auf den folgenden Zeilen.
Bei der Kapsel haben sich die Entwickler von einem alten Bauplan inspirieren lassen
Obwohl der Eyecatcher der Ohma Mikrofone zweifellos die auffälligen Gehäuse sein dürften, hat das Konzept als technisches Experiment begonnen, nachzulesen in Mikrofon-DIY-Foren. Dort sind die Entwickler auf einen alten Artikel gestoßen, verfasst in den 60er Jahren von den drei englischen Konstrukteuren Debenham, Robinson und Stebbings. Darin geht es um den Bauplan für ein neuartiges Kapseldesign, welches keinen Mittenkontakt besitzt. Damit ähnelt es jenem der berühmten CK12-Kapsel von AKG, soll jedoch deutlich effizienter sein. Dieses Design wurde bei Ohma modifiziert und weiterentwickelt. Mit technischen Daten hält sich das Unternehmen zurück, auf der Webseite spricht man jedoch von deutlich prominenterem Bass als bei anderen Kondensatormikros. Weitere Schaltungen wie Filter oder eine Pegelreduktion sind nicht vorhanden.


Die Ohma Gehäuse und Wechsel-Screens
Obwohl flache Gehäuseformen durchaus nichts Ungewöhnliches im Mikrofonbau darstellen (prominentes Beispiel: AKG C414), stechen die Ohma Mikros doch deutlich heraus. Das liegt zunächst an der klaren, abgestuften Formensprache, aber vor allem an den möglichen Farbkombinationen sowie den Mustern der Gitter und Frontplatten. Damit hat es laut Ohma deutlich mehr auf sich als nur optische Effekthascherei. Der Clou ist nämlich, dass es sich um magnetisch haftende Wechsel-Elemente handelt, bei denen die oberen einen hörbaren Effekt auf den Klang haben soll. Unsere Testmikrofone sind werksseitig mit den „Motif“-Modellen ausgestattet, welche einen vollen, „polierten“ Sound begünstigen sollen. Der Vertrieb hat uns jedoch auch die separat erhältlichen Varianten „Stripes“ und „Windows“ zugeschickt. Bei der gestreiften Version sollen die Mitten besonders hervor gehoben werden, was sich bei perkussiven Instrumenten und Amps positiv auswirken soll, Windows hingegen extra offen klingen.







