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NI Classic Piano Collection Test

Installation
Die Installation des Bundles beginne ich mit einem Klick auf den Installer des Kontakt Players – einige Minuten später ist hier alles am Start. Der Kontakt Player verlangt nach 1 GB Festplattenspeicher, 1 GB RAM und einem leistungsfähigen (aber nicht top-aktuellen) Rechner. Genaueres dazu in den technischen Details unten.
Danach lege ich nacheinander die vier DVDs mit den Libraries der einzelnen Pianos in mein Laufwerk. Jede DVD enthält zwischen 2,6 bis 3,2 GB an Samples im WAV-Format (24bit/44,1kHz). Die Installation einer Library dauert ca. 10 Minuten.
Als letzter Schritt müssen die Libraries im NI Service-Center noch aktiviert werden. Das Service-Center ist eine weitere Software, die sich automatisch mit installiert und online “Rücksprache” mit dem Hersteller hält – ein Kopierschutz. Wenn man wie ich schon einen Account bei Native Instruments angelegt hat, loggt man sich ein und gibt dort die beigelegte Seriennummer der Software ein. Fertig! Die Autorisierung geht problemlos und schnell. Wer noch kein registrierter Benutzer ist, kann sich ohne viel Zeitaufwand einen Account erstellen. Auch offline ist eine Aktivierung möglich.

Kontakt Player
Ich habe nun die Möglichkeit, den Kontakt Player als Stand-alone Software zu öffnen und darin wiederum die einzelnen Pianos anzuwählen, kann ihn jedoch auch in meinem Sequencer als Mono/Stereo/Multi-Output-Sampler wie ein “Software-Instrument” öffnen. Das GUI ist in beiden Fällen gleich und sieht folgendermaßen aus:

Auf der linken Seite sind die installierten Instrumente sichtbar, in diesem Fall die vier Pianos der “Classic Piano Collection”. Wählt man ein Preset aus einem Piano an, erscheint im rechten Teil des GUI eine Grafik des gewählten Pianos nebst Klanggestaltungsarmaturen. Dieser rechte Teil des GUI wird von Nativie Instrument als „Performance View“ bezeichnet.

NI_ClaPiaCol_KlangArmaturen

Das Meiste ist hier selbsterklärend, und für alles andere gibt‘s ein gutes Handbuch als PDF. Im oberen Bereich kann man MIDI-Kanal und Audioausgänge bestimmen, Stereopanorama-Position, Tuning (in Cents) und die Gesamtlautstärke regeln. Dazu erhält man Auskunft über den Lautstärkepegel, die RAM-Auslastung und die Anzahl der aktuell erklingenden Stimmen. Interessant für Produzenten, die mit ihrem Arbeitsspeicher gut haushalten müssen, könnte die Funktion „Purge“ (engl. = entschlacken) sein. Ein „Sample-Vorrat-Optimierer“. Mit seiner Hilfe lassen sich Samples, die eine vorgesehene MIDI-Spur nicht benutzen würden, aus dem Arbeitsspeicher entfernen und bei Bedarf auch wieder hinzufügen.

Im unteren Bereich der so genannten „Performance-View“ findet man viele Parameter zur Klangbeeinflussung. Zunächst kann man aus einem Menü aus elf verschiedenen Stimmungen wählen. Neben Gebräuchlichem wie “Equal“ (temperierte Stimmung) oder „Stretch“ (Temperierung für Solo-Piano) findet man hier noch jede Menge andere Stimmungen wie „Pure“ oder „Harmonic“. Auch Historisches wie Werkmeister, Valotti und Young und sogar eine ¼-Ton Skala wird hier angeboten!

Audio Samples
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Upright Piano – Equal Upright Piano – Stretch Upright Piano – Pure

In den Feldern „Resonance“ und „Noise“ lassen sich die physischen Eigenschaften des gesampelten Instruments betonen oder auch ausblenden: das Mitschwingen der Harfe (der leeren Saiten) sowie die Geräusche der Hämmer und des Pedals. Das Pedalgeräusch wird mit zwei Samples wiedergegeben, die Saiten-Resonanz und auch die Mechanikgeräusche der Hämmer wurden Ton für Ton gesampelt.

Audio Samples
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Noise: Bsp. 1 Noise: Bsp. 2
Upright Piano
Upright Piano

Die Sektion „Details“ hält zwei Parameter bereit. Mit„Lid“ kann man die Deckelöffnung bestimmen: offen, halboffen, geschlossen. Hier arbeitet die Software allerdings mit EQ-Einstellungen und einem Lowpass-Filter und nicht mit extra Samples. Das Ergebnis ist nach meinem Empfinden dennoch als gut zu bezeichnen.

Audio Samples
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NY Concert Grand NY Concert Grand NY Concert Grand

Mit dem Parameter „Velocity“ ist in diesem Fall der Dynamikumfang des Flügels gemeint. Er kann in +/- 3 Schritten angepasst werden. Wählt man hier den Wert +3, erhält man einen sehr großen Dynamikbereich von flüster-leise bis brachial-laut. Mit dem Wert -3 klingt es dagegen schon sehr nach Dynamikbegrenzung: die Töne sind tendenziell alle gleich laut. Es handelt immer um das gleiche MIDI-File, die Audioaufnahmen sind alle normalisiert.

Audio Samples
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Velocity Neutral Velocity +3 Velocity -3
New York Concert Grand
New York Concert Grand

Als letztes wären noch die Abteilungen „Reverb“ und „Position“ zu nennen. Die Classic Piano Collection greift dabei auf Impulsantworten eines Faltungshalls zurück, der in den Untiefen des Kore Players verborgen ist und nicht weiter editiert werden kann. Es stehen fünf verschiedene Räume zur Auswahl: Cathedral, Concert Hall, Jazz Club und Recording Studio. Unter „Distance“ findet man vier Positionen: close, near, medium, far. Es handelt sich dabei Settings der in „Reverb“ gewählten Faltungshall-Programme. Im Audioplayer oben sind ein paar der Räume bereits zu hören.

Mit dem Parameter „Width“ kann darüber hinaus das Stereobild verbreitert oder auch zurückgenommen werden. Der maximale Wert erzeugt hier ein sehr breites Stereopanorama, der minimale Wert fast eine Mono-Ambience. Unten ein Beispiel mit dem Upright Piano, in der eine Automation dieses Parameters zu hören ist: von der Nullstellung zum Maximalwert und wieder zurück. Zusätzlich habe ich das Piano stark komprimiert, um der Vorlage “Feel” noch etwas näher zu kommen.

Ganz nebenbei fällt mir dabei auf, wie schön es ist, dass das “schlichte Klavier” wieder mehr in modernen Popmusik-Produktionen zu hören ist und nicht immer den „cheffigen“ Flügeln der Vortritt gelassen wird.

Audio Samples
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Width: Min – Max – Min

Damit sind dem Benutzer eigentlich alle Mittel an die Hand gegeben, den Klang noch nach eigenen Bedürfnissen anzupassen. Individuelles Tuning der einzelnen Töne ist im Kontakt Player nicht möglich, das dürfte aber dem Gros der Anwender aber auch ziemlich einerlei sein.

Alle Parameter des „Klanggestaltungsbereichs“ sind mit der MIDI-Learn-Funktion versehen, die man per rechter Maustaste aktiviert. Sie erleichtert das Zuweisen von externen MIDI-Controllern. Auch sind hier alle Parameter mit dem Host-Sequencer automatisierbar.

Pedale
Es ist möglich, neben dem „normalen Sustain“, Pedal-Funktionen wie Una Corda oder Sostenuto per MIDI-CC aufzurufen. Hier werden allerdings keine extra Samples angesprochen, sondern Filter-Einstellungen im Skript des Kontakt Players bzw. Kontakt abgerufen.

Klangerzeugung
Die Classic Piano Collection benutzt zehn Velocity-Layer für jeden Ton, also Aufnahmen mit zehn verschiedenen Anschlagsstärken pro Taste. Und auch Hammergeräusche und die Saitenresonanz wurden nach gleichem Prinzip gesampelt. Die Libraries liegen im WAV-Format bei 24bit/44,1kHz vor, sind aber in einer Native Instruments eigenen Dateistruktur verschlüsselt.

Trotzdem wissen wir, dass die Samples Längen von 2 bis 40 Sekunden haben. Die unterschiedlichen Längen sind auf die Tatsache zurückzuführen, da höhere Töne naturgemäß kürzer klingen als die tiefen. Dennoch verzichtet die Software ausnahmslos auf Loops!

Die Samples werden im „Direct from Disc“ (DFD) Verfahren nur teilweise in das RAM geladen und bei Bedarf in Echtzeit gestreamt. Das entlastet den Arbeitsspeicher.

Was hat sich im Gegensatz zum früheren Akoustik Piano verändert?
Technisch gesehen nicht sonderlich viel. Das einzige, was bei der Classic Piano Collection unter den Tisch fällt, ist die Recording-Funktion und der Master-EQ. Nun ja, Besitzer von DAWs können das wohl verschmerzen, und nicht zuletzt bietet der Kontakt Player bietet ja standardmäßig auch einen Dreiband-EQ.

NI_ClaPiaCol_Berlin_GUI2
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