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Moog Minitaur Test

Minitaur, ist der kleinste Synthesizer von Moog – doch wie spricht man den Markenamen „Moog“ eigentlich aus? Mit langem O, mit langem U oder eher mit gebundenem OU? Alle drei Varianten sind häufig zu hören. Fragen wir beim Meister selbst nach, denn Robert Moog äußerte sich dazu einmal wie folgt:

MoogMinitaur_SeiteLinks


– Reviewer: First off: Does your name rhyme with “vogue” or is like a cow’s “moo” plus a g at the end?
– Dr. Robert Moog: It rhymes with “vogue”. That is the usual German pronunciation. My father’s grandfather came from Marburg, Germany. I like the way that pronunciation sounds better than the way the cow’s “moo-g” sounds. (Quelle: Wikipedia)
OK, das hätten wir also geklärt. Robert Moog, Gründer von Moog Music Inc., war einer der herausragendsten Pioniere des Synthesizerbaus und hat Legenden wie die Modelle Prodigy, Minimoog, Poly Moog oder eben den Taurus erschaffen. Im Jahr 2005 ist er im Alter von 71 Jahren verstorben. Die Moogerfooger- Effektpedale und der Minimoog Voyager, eine zeitgemäße Weiterentwicklung des Minimoog Model D, waren seine letzten großen Würfe. Unter der Leitung seines Sohnes wird aber fleißig weiter konstruiert. Der neue Minitaur ist der kleinste Synthesizer, den Moog je entwickelt hat. Doch lassen wir uns von den kompakten Abmessungen nicht täuschen: Seine Klangerzeugung orientiert sich an den Bass-Synthesizern Moog Taurus 1 und 3 – man darf die Erwartungen an den Sound des „Mini Taurus“ also durchaus hoch stecken.

Details

Der Moog Minitaur misst gerade einmal 22,2 x 13 x 7,9 cm, was man auch in der Liga der Desktopsynths noch „mini“ nennen kann. 1,2 kg bringt der kleine Stier auf die Waage. Sein stabiles Gehäuse besteht aus schwarz lackiertem Metall. Siebzehn große Potis sind auf der Oberfläche verankert, und zwar bombenfest. Sie haben alle einen relativ leichten Drehwiderstand und lassen sich butterweich drehen. Ein Finetune-Regler für die Gesamtstimmung und vier selbstleuchtende Knöpfe zum Einschalten der Glide- und Release-Funktionen bzw. zum Umschalten zwischen Sägezahn- und Rechteckwelle runden das Armaturenbrett ab. Das Konzept ist klar: eine Funktion, ein Regler. What you see is what you get! Speicherplätze bietet der Minitaur nicht, zumindest nicht im Gerät selbst. Mit dem kostenlosen Software-Editor ist das Speichern von Sounds aber dennoch möglich – dazu später mehr.

MoogMinitaur_Oben

Der Blick auf die Rückseite offenbart neben der Buchse für das externe Netzteil jeweils einen Audio-Ein- und Ausgang (beide mono), einen Kopfhörerausgang (stereo) und vier Anschlüsse für CV-Spannungen. Pitch, Filter, Volume und Gate lassen sich mit analogen Steuerspannungen von 0 bis +5 Volt steuern. Bis auf den Miniklinken-Anschluss für den Kopfhörer sind alle Buchsen als 6,3mm-Klinke ausgeführt. Ein herkömmlicher MIDI-Eingang und ein USB-Anschluss, der MIDI In und MIDI Out empfängt und sendet und der Kommunikation mit der Editor-Software dient, ermöglichen die Einbindung des Minitaur in ein computergestütztes Studio.

MoogMinitaur_Rueckseite

Über den Audio-Eingang kann man externe Signale in den Minitaur hinein leiten und mit seinem Filter und VCA bearbeiten. Die VCA-Hüllkurve braucht dabei immer eine MIDI-Note, sonst gibt der Minitaur keinen Mucks von sich. Schöne rhythmische Klangergebnisse erhält man beispielsweise, wenn man ihn bei solchen Filterbank-Einsätzen mit MIDI-Noten-Patterns triggert. Im folgenden Audiobeispiel ist ein Drumloop zu hören; das MIDI-Triggersignal besteht aus Achtelnoten. Beide Oszillatoren sind ausgestellt (linker Anschlag), sodass man nur den gefilterten Beat hört.

Audio Samples
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Drumloop via Audio In

Kommen wir zur Klangerzeugung. Der Minitaur besitzt zwei analoge Oszillatoren (VCOs), die jeweils eine Sägezahn- oder eine Pulswelle erzeugen können. Beide Oszillatoren sind in ihrer Lautstärke regelbar. Der zweite Oszillator kann stufenlos um bis zu ±12 Halbtöne verstimmt werden. Das im Signalfluss folgende 24dB Moog Ladder Filter verfügt über eine regelbare Filterresonanz und eine dezidierte Filterhüllkurve mit dem Moog-typischen Aufbau: Attack, Decay&Release, Sustain. Die positive oder negative Auswirkung der Hüllkurve auf das Filter wird mit dem „EG Amount“-Poti geregelt. Das Filter kann sich anschlagdynamisch verhalten: Seine Velocity-Empfindlichkeit ist kalibrierbar und auch deaktivierbar. Auch der VCA reagiert auf Anschlagstärke und besitzt eine Hüllkurve mit den gleichen, oben genannten Parametern. Wie bei Moog üblich, werden die Werte für Decay und Release über einen gemeinsamen Regler gesteuert, es sein denn, man schaltet Release mit dem Knopf am rechten Rand des Panels komplett ab. Dann verstummt der Minitaur abrupt nach dem Loslassen einer Taste bzw. nach einem Note-Off Befehl – etwa wie eine Orgel. Zur Modulation des Filters und der VCOs kann ein LFO mit Dreieckswelle herangezogen werden, der im Bereich 0,01-100 Hz schwingt. Seine Modulationsintensität für Cutoff- oder Pitchmodulationen ist stufenlos regelbar. Den MIDI-Kanal des Minitaur kann man frei wählen, womit wir zu den verborgenen Parametern kommen.
Einige Features sind dem Benutzer ohne einen Rechner nämlich nicht zugänglich. Für die „Fernsteuerung“ vom Computer hat man zwei Optionen: den hauseigenen Software-Editor oder das manuelle Programmieren von MIDI-Controllerbefehlen. Via MIDI-CC lassen sich sequenzergesteuerte Automatisierungen von Parametern wie VCO-Tuning, Cutoff-Frequenz, LFO-Geschwindigkeit und dergleichen realisieren. Auf dem umgekehrten Wege sendet der Minitaur sämtliche Poti-Bewegungen als MIDI-CC Werte an die DAW.
Der für registrierte Minitaur-Besitzer kostenlose Software-Editor (Windows und Mac) ermöglicht – im Gegensatz zur Hardware – den Zugriff auf alle Parameter der Klangerzeugung. Die Hauptansicht der Software bildet die Oberfläche des Minitaur detailgetreu ab. Eine weitere Ansicht des Editors beheimatet die „verborgenen“ Parameter wie Filtertracking, Note Sync, Pitchbend-Bereich, Vorverstärkung des Audioeingangs oder Velocityansprache. Im Note Sync Mode (nicht zu verwechseln mit Oszillator Sync) werden die Wellenformen gemäß des Rasters einer MIDI Clock phasengleich synchronisiert. Sogar das Abspeichern und Laden von Sounds ist mit dem Editor des Minitaur möglich – ein Feature, das den praktischen Nutzen vor allem im Studio erheblich steigert! Viele Preset-Sounds sind ebenfalls im Gepäck. Leider funktionierte der Software-Editor mit Mac OS 10.5.8 nicht, mit Mac OS 10.7.4 dafür aber reibungslos. 

Fotostrecke: 3 Bilder Minitaur Editor Hauptansicht
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Praxis

Der Moog Minitaur kommt in einem kleinen Pappkarton, in dem außer dem Synthesizer ein externes Netzteil und eine Broschüre namens „Getting Started“ zu finden sind. Das Pappfaltblatt in englischer Sprache gibt eine erste Übersicht über die Funktionen des Minitaur. Wer mehr über den kleinen Moog erfahren möchte, muss sich das PDF-Manual von der Moog-Website laden, das ebenfalls nur auf Englisch erhältlich ist. Da man in der Synthesizer-Welt aber sowieso nicht um englische Begriffe herum kommt, stört mich das weniger.

MoogMinitaur_Zubehoer

Der Minitaur sieht wirklich schick aus und vermittelt, bei aller Kompaktheit, das Gefühl von Hochwertigkeit. Äußerlich also schon mal eine Eins. Und was an Hörbarem herauskommt, gefällt mir ebenfalls! Der Mini-Taurus empfiehlt sich in erster Linie für satte, durchsetzungsfähige und wohlklingende Synthesizer-Bässe. Dabei fällt auf, dass er im Bassbereich in den verschiedenen Lagen sehr gleichmäßig klingt. Unerwünschtes Dröhnen kommt nur selten vor. Von C0 bis C4 reicht der im Manual ausgewiesene Tonumfang. Es geht auch noch tiefer, aber dann klingt es mehr nach einem Knattern als nach einem identifizierbaren Ton. Obwohl das Handbuch eine 15-minütige Schonzeit zum Aufwärmen der Oszillatoren empfiehlt, verhielt sich der Minitaur im Test vom ersten Moment der Inbetriebnahme an äußerst stimmstabil. Auch in den unterschiedlichen Oktavlagen gibt es kaum Tuningschwankungen.
„Tief“ ist die unangefochtene Kernkompetenz des Minitaur, aber auch in den höheren Lagen findet man gute Klänge für Riffs oder rhythmische Patterns. Sogar für einfache Oldschool-Leadsounds kann man ihn einsetzen – immerhin ist ja eine Glide-Funktion vorhanden. Schade nur, dass kein Rauschgenerator mit an Bord ist! Notfalls könnte man sich hierfür natürlich mit einem am Audioeingang anliegenden Rauschsignal behelfen…

MoogMinitaur_SeiteRechts

Das Schrauben am Minitaur ist selbsterklärend und macht eine Menge Spaß. Das Filter klingt, wie man es von Moog erwartet: warm, fett und sauber. Seine Selbstoszillation ist eher von der sanftmütigen Sorte und setzt bei ca. 75% des Regelweges ein. Die Hüllkurven sind schnell genug, um auch knackige bis perkussive Sounds zu produzieren, und die Potis arbeiten präzise und fühlen sich wertig an. Ihre Regelwege sind gut gewählt. 

Audio Samples
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Bassline Saw/Pulse Bassline Pulse (Note Sync erst aus, dann ein) Bassline Pulse VCO2 tief (mit Note Sync) Song (Multitrackaufnahme) 7 Oktaven Glide Pulse Glide Saw Glide 1 Filter Sweep Glide 2 Filter Sweep

In den nächsten Klangbeispielen sind einige der Presets zu hören, die Bestandteil der Editor-Software sind.

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Preset 1 Preset 2 Preset 3 Preset 4 Preset 5 Preset 6

Da jeder Parameter einen eigenen Knopf hat, sind klangliche Eingriffe sehr intuitiv möglich: hier eine Prise weniger VCA-Decay, da ein Spritzer Oszillator-Detune, während man gleichzeitig das Filter etwas öffnet und gedanklich schon den kleinen Finger Richtung EG-Amount ausstreckt – so in etwa… Diese konsequente Bauweise begünstigt lebendige, niemals gleiche Klänge.
In meinem Setup nervte der Umstand, dass im USB-MIDI-Betrieb bei jeder Betätigung des „LFO Rate“-Potis die aktuell ausgewählte Spur in meinem Sequenzer (Logic 9) in den Solo Mode geschaltet wurde. Hier haben wir es anscheinend mit einem MIDI-Controllerkonflikt zwischen Logic und dem Minitaur zu tun.

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Fazit

Der Moog Minitaur ist ein schicker und solide gebauter Desktopsynthesizer mit einfachem, aber richtig gutem Klang: tief und lebendig, niemals langweilig oder kühl. Auch in puncto „haptische Freuden“ hat er einiges zu bieten. Andererseits muss man sagen: wirklich neue Sounds liefert er nicht. Wer also schon einen analogen Bass-Synth gehobener Güte besitzt, braucht nicht unbedingt noch einen Minitaur. Mit seinen CV-Anschlüssen und einem Audioeingang richtet sich der „kleine Stier“ auch an die Sound-Tüftler. Der USB-Anschluss macht ein MIDI-Interface überflüssig und bietet außerdem die Möglichkeit, den kostenlosen Software-Editor einzusetzen, der Zugang zu vielen weiteren Parametern des Minitaur bietet und es sogar ermöglicht, Sounds zu speichern. Rund 600 Euro sind nicht gerade wenig für einen Monophonen, aber verglichen mit seinen Mitbewerbern liegt der Preis im Rahmen des Üblichen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Klang
  • ansprechende Optik
  • hochwertige Bauweise
  • Audioeingang
  • Automatisierung der meisten Parameter per MIDI-Controller
  • USB-MIDI
  • Kostenloser Software-Editor mit zusätzlichen Parametern und Speicherfunktion
  • CV-Anschlüsse
Contra
  • kein Rauschgenerator
  • keine Speicherplätze im Gerät (Speichern per Editor aber möglich)
Artikelbild
Moog Minitaur Test
Für 679,00€ bei
MoogMinitaur_SeiteLinks
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Profilbild von Peter Asselmann

Peter Asselmann sagt:

#1 - 28.01.2013 um 16:28 Uhr

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Die Firma, die die Instrumente baut, heißt
MOOG MUSIC INC.Die BOB MOOG FOUNDATION hingegen wurde 2005 von der Familie Moog gegründet: "...to honor the legacy of Moog through its mission of igniting creativity at the intersection of music, history, science, and innovation. The foundation is an independent, donor-driven non-profit organization with no formal affiliations with Moog Music, Inc." (wikipedia)

Profilbild von BonedoMalte

BonedoMalte sagt:

#2 - 29.01.2013 um 14:54 Uhr

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Hallo Peter, da hast du natürlich Recht. Ist verbessert! Vielen Dank für den Hinweis!

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