Mixars MXR-4 Test

Mit dem Mixars MXR-4 buhlt ein neuer Vierkanal-Mixer um die Gunst der DJs. Auf den ersten Blick ist das Auftreten eher schlicht und solide und hebt sich kaum von den direkten Mitbewerbern, beispielsweise einem Reloop RMX-60 oder Behringer DDM 4000 ab. Doch oftmals steckt der Teufel im Detail, also sehen wir natürlich genauer hin. Das Pult wartet mit vier Hauptkanälen, 18 integrierten Effekten und einem USB-Audiointerface auf, sodass man neben Platten- und CD-Spielern auch Signale vom Rechner einspeisen kann. Ein Clubmischer durch und durch, mit bewährtem Bedienlayout und digitalem Mehrwert? Welche Qualitäten Mixars Pult im Praxiseinsatz auffährt, erfahrt ihr in folgendem Test.

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Details

Mit 320 Millimetern Breite und einer Tiefe von 360 Millimetern entspricht der MXR-4 dem 12,5-Zoll-Format für vierkanalige Clubmixer. Für den Rackeinbau gibt es zwei Spangen zum Anschrauben an den beiden Außenseiten des Chassis. Die gehören genauso zum Lieferumfang wie ein Netz- und ein USB-Kabel sowie eine ausgedruckte Bedienungsanleitung. Das Top-Panel wird von einer sehr robusten, gebürsteten Faceplate aus Metall abgeschlossen. Line- und Crossfader sind keine schnell austauschbaren Einzelmodule, sondern mit der Top-Platte verschraubt. Im Verschleißfall muss daher das Panel vollständig demontiert werden. 

Fotostrecke: 2 Bilder Dies alles gehört zum Lieferumfang.

Das Design wirkt mit seiner weißen Beschriftung recht clean, doch die schwarz-blauen Knobs, die Faderkappen und die rot-blauen LEDs frischen es ein wenig auf. Dank der gewohnten Anordnung der Regler und Potis kommt man in der Mixsektion auf Anhieb zurecht. Links befindet sich die Kopfhörerabteilung mit zwei Buchsen für 3,5 und 6,35 Millimeter große Klinkenstecker. Neben der Lautstärke lässt sich auch das Mastersignal stufenlos hineinmischen oder man splittet per Schalter die beiden Signale auf die zwei Ohrmuscheln auf.
Darüber schließen der Mikrofonanschluss per XLR-Klinken-Kombi-Buchse samt Regler für die Lautstärke- und den Zweiband-EQ an. Zudem kann ein zweites Mikrofon (Mic 2) über die rückseitige Standard-Klinkenbuchse angedockt werden. Die beiden Mics werden separat ein- bzw. ausgeschaltet und hinsichtlich des Pegels reguliert. Die (De-)Aktivierung der Talk Over-Funktion übernimmt ein rastender Schalter.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Anschlüsse für den Kopfhörer.

Sämtliche Kanäle stattet Mixars mit 60 Millimeter langen leichtgängigen Dual Rail Fadern aus, der Crossfader des gleichen Typs misst 45 Millimeter. Zum weiteren Besteck eines jedes Channels zählen Cue-Taster, ein Dreiband-EQ mit Reglern für Bässe, Mitten und Höhen, die bis zu 26 dB absenken. Zur optimalen Pegelanpassung dienen Gain-Regler und ein zweifarbiges, aus zehn LEDs bestehendes Level-Meter. Ein oben thronender Quellschalter wählt zwischen Line- oder Phonosignal aus.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Fader des MXR-4.

Master & FX

An gewohnter Position (rechts oben) haben sich die zwei Master-Drehpotis mit einem zweifarbigen Stereo-Level-Meter angesiedelt. Wahlweise zeigt die wiederum aus zehn Segmenten bestehende Kette mit ihredn roten und blauen LEDs entweder den Pegel von Master 1 oder Master 2 an. Unterhalb der Mastersektion befinden sich ein CF Reverse- und ein CF Curve-Schalter, der mit einer soften Überblendung oder einem schnellem Cut In zwei Modi für die Blendencharakteristik des Crossfaders bereitstellt.
Die Effektsektion schließt direkt darunter an und offeriert mit Off/On-Schalter und jeweils einem Regler für die Dry/Wet-Intensität beziehungsweise die Quantisierung. Die verfügbaren Effekte und der Kanal sind über zwei Tasten anwähl- und somit nur vom Display einsehbar. Obendrein gibt es für das Timing der Effekte jeweils eine Taste, um das FX-Tempo an den gerouteten Kanal oder an den Master anzupassen.

Backpanel

Den Anschlussreigen des Backpanels eröffnet zur linken der Kaltgerätekabel-Anschluss. Das Master-Signal wird zum einen über einen zwei symmetrische XLR-Ausgänge und einen unsymmetrischen Stereo-Cinch-Out herausgegeben. Das zweite Main-Signal, das man sich für den Monitor nutzbar machen kann, liegt an einem weiteren Cinch-Buchsen-Paar an. Ein weiterer RCA-Ausgang dient klassisch als Recording Out für spontane Mixaufzeichnungen. Drei Cinch-Anschlüsse sind strikt für Line-Geräte reserviert, zwei weitere inklusive Erdungsschrauben für Plattenspieler, die aber per DIP-Switch auch Line-kompatibel sein können. Der zweite Mikrofonanschluss auf Basis einer 6,35-Millimeter-Klinkenbuchse und eine USB-Schnittstelle schließen die I/O-Sektion auf der Mixer-Rückseite ab.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Effektsektion.

Praxis

Für den Test verbinde ich den MXR-4 mit dem Stromnetz und den Master-Ausgang mit meinen Aktivboxen von Genelec. Als Quellen dienen mein Rane SL-4 für Serato DJ und zwei Technics SL-1210 M5G. Entsprechend versuche ich, auch das Erdungskabel mit den beiden Ground-Schrauben des Mixers zu verbinden. Leider sind diese so fest und nicht mit bloßer Hand drehbar, dass ich kapitulieren muss und die Plattenspieler über die Schraube an der Serato-Box erde.
Klanglich liefert der Mixer ein ordentliches druckvolles Hörerlebnis. Das leichte Rauschen fällt nur bei maximal ausgefahrener Masterlautstärke und stummem Kanalsignal auf. Der Kopfhörerverstärker gibt auch Headphones mit geringerem Wirkungsgrad eine Chance. Die Cue-Tasten, die den aktiven Status mit einer rot aufleuchtenden LED quittieren, zeigen sich etwas schwergängig, zudem erscheint mir der Schaltweg zu lang.
Mit den hinsichtlich des Gleitwiderstands soften Dual Rail Fadern blende ich sehr geschmeidig die Tracks ein. Ebenso gleitet der Crossfader von Kanal A nach B. Für jedwede Art von Blende mit dem Crossfader bietet der Mixer lediglich eine Kurvencharakteristik. Wer den harten Cut-In mag, stellt den Schalter auf die zweite zur Verfügung stehende Kurve ein. Doch für Cut-Nerds ist selbst diese noch zu weich, denn bei etwa 1 bis 2 mm wird das Signal leicht eingefadet. Daher empfehle ich Scratch-DJs, den Standard-Crossfader gegen einen InnoFader auszutauschen. Dafür ist der Mixer von Haus aus vorbereitet.
Meine schmalen Finger finden im Getümmel der Knobs ausreichend Platz. Kräftigere Finger jedoch kommen schnell mit benachbarten Reglern in Kontakt. Die handliche Größe der Knobs fordert somit ihren Preis. Von der Haptik überzeugen die Potikappen mit Grip dank geriffelter Gummi-Oberfläche. Man hat sie wirklich gut im Griff. Sie heben sich optisch dank der grauen konzentrischen Umrandung und der Zwölf-Uhr-Markierung auf der Potikappe gut von dem schwarzen Panel ab. Die Regler bringen mir einen großen, aber angenehmen Widerstand entgegen und rasten in der 12-Uhr-Stellung leicht ein. Zum Modifizieren des Signals reicht auch die 26 dB Absenkung, mit der sich aber die drei Frequenzbänder nicht komplett auslöschen lassen.
Für den Test des Mikrofoneingangs habe ich ein Shure SM58 angeschlossen. Nach meiner individuellen Höhen- und Tiefenanpassung klingt es gut verständlich. Im Vergleich zu den anderen Kanälen des Mixers muss der Lautstärkeregler mehr aufgedreht werden. Das Talk-Over auf einen einrastenden, etwas behäbigen Taster zu legen, empfinde ich als unzweckmäßig. Bei schnellem Wechsel zwischen Musik und Moderation bremst mich dieser merkbar aus. Daher mein Vorschlag für die Zukunft: Wenn schon kein automatisches Talk-Over, dann alternativ mit einem berührungsempfindlichen Pad oder Taster ohne Einrasten, so wie zum Beispiel beim Rane Sixty-Two, der allerdings wegen des Preises keine Vergleichsgrundlage ist.  

Audio Samples
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MIXARS MXR-4 Equalizer MIXARS MXR-4 Crossfader Cut-In hart

Im Herzen des Mixars MXR-4 schlägt eine ASIO-Soundkarte in bester 24Bit/96 kHz-Manier, die über die USB 2.0 Schnittstelle vom PC oder Mac in Betrieb genommen wird. Wer beispielsweise mit Ableton Live oder Native Instruments Maschine performen möchte, braucht hierfür keine externe Soundkarte mehr. Ihr schließt den Laptop direkt an den USB-Port und die Software erkennt die intern verbaute Soundkarte ohne Murren.
Zu guter Letzt widme ich mich der Effektsektion, die nicht wirklich selbsterklärend ist. Daher werfe ich einen Blick in die Bedienungsanleitung. 18 FX-Klassiker wie Flanger, Phaser, Panner werden von einem Vocoder, Phatter und Sub Synth ergänzt. Obendrein zählen jeweils drei verschiedene Delays, Reverbs und zwei Filter zu den Onboard-Effekten. Allerdings teilen die sich in parallele Effekte, die wahlweise auf alle Kanäle routbar sind, und serielle, die nur für den Master zur Verfügung stehen. Welche Effekte jeweils dazugehören, entnehmt ihr entweder vorab der Bedienungsanleitung oder ihr navigiert euch etwas umständlich mit dem Effekt- und Source-Button durch die einzelnen Effekte. Möchte ich beispielsweise zum letzten Effekt zurückspringen, so muss ich mit der Effekt-Taste erneut alle FX bis zu dem gesuchten durchklicken – bei der Anzahl von Effekten ist das zeitaufwendig und nervig! Ehrlich gesagt vermisse ich einen einfachen Drehschalter, der ohne Display alle möglichen Effekte und den gerade aktiven „Soundverbieger“ anzeigt.
Die Effekte lassen sich entweder hinsichtlich der Intensität oder des Timings feinjustieren. Durch Drücken der Sync-Taste wird entweder die Geschwindigkeit des Masters beziehungsweise des per Cue gewählten Kanalsignals analysiert und der ausgewählte Effekt an den ermittelten BPM-Wert angepasst. Mit dem FX-Parameter-Encoder stelle ich zudem die Empfindlichkeit des Syncs ein.
Sollte der berechnete BPM-Wert nach meinem Empfinden zu ungenau oder gar fehlerhaft sein oder möchte ich lieber das Timing des Channel-Signals vom Master entkoppeln, bietet der MXR-4 zwei separate Tap-Buttons: Tap FXS und Tap MST. Theoretisch eine gute Idee, die mich aber praktisch eher verwirrt und vom Workflow nicht hundertprozentig überzeugen kann.
Das Timing des gewählten Effekts stelle ich über den FX-Parameter-Regler ein, ein Endless-Encoder, angezeigt im Display als Wert (A). Hingegen bei Effekten, auf deren Timing ich keinen Einfluss nehmen kann, ist der Wert der Intensität (INTS) zu in der Anzeige zu sehen. Der Wert (B) repräsentiert das Dry/Wet-Verhältnis, was meines Erachtens überflüssig ist, da es ohnehin an der Stellung des Reglers abgelesen werden kann. Die Effektsektion überzeugt mich weniger hinsichtlich des Handlings, weit mehr aber wegen der Sounds. Vor allem die Reverbs, aber auch der Vocoder und der Sub Synth bringen frischen Wind in die Welt der Soundmodulationen, zumal auch die automatische Synchronisation tadellos funktioniert, sodass ich auf das manuelle Tapping gut verzichten kann.
Noch ein kleiner Tipp: Bevor ihr den Mixer ausschaltet, dreht den Master komplett herunter, ansonsten hört ihr beim Ausschalten ein unangenehmes Knacken. 

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MIXARS MXR-4 Effekte

Fazit

Mit dem MXR-4 möchte Mixars eine Alternative zu den altbewährten Vierkanal-Clubmixern bieten. Hinsichtlich des Designs tritt das Pult eher zurückhaltend auf, trumpft dafür aber beim Sound auf. Abgesehen von der üblichen Standardausstattung verfügt es über zwei Mikrofonanschlüsse, eine interne USB-Soundkarte in Studioqualität und 18 Effekte, womit der MXR-4 letztlich gut Punkte einheimsen kann, nur leider erschließt sich die etwas komplexere Bedienung der FX-Sektion nicht intuitiv. Turntablism-Nerds freuen sich sicher über den Reverse-Schalter für den Crossfader und dessen InnoFader-Kompatibilität. Dieser sollte in Betracht gezogen werden, wenn der Dual Rail Crossfader zu behäbig erscheint. Jene kleinen Abstriche kann man aber beim MXR-4 aufgrund seiner Vorzüge und dem recht günstigen Preis gut in Kauf nehmen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Gute Verarbeitung
  • Günstiger Preis
  • Guter Klang
  • Griffige Knobs
  • Gute und umfangreiche FX-Auswahl
  • 2 Mikrofonkanäle
  • USB-Audiointerface
  • InnoFader-kompatibler Crossfader
Contra
  • Nur zwei Crossfader-Charakteristika
  • Umständlicher FX-Workflow
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Mixars MXR-4 Test
Für 399,00€ bei
Mixars MXR-4 Clubmixer
Mixars MXR-4 Clubmixer
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