MFB 522 Test

MFB, das steht nicht etwa für „Mit freundlichen Bässen“ sondern für Manfred Fricke Berlin. Und hier ist der Name Programm, denn  „frickelig“ sind die meisten seiner zierlichen Kisten, die trotz kleinem Preis sehr erwachsen klingen.

Und im Falle des vom legendären TR-808 inspirierten Zwergs gilt das ganz besonders, denn für ein Original von Roland legt man bei eBay gut und gerne das Vier- bis Fünffache hin und hat dann unter Umständen nicht einmal MIDI an Bord. Ein Direktvergleich verbietet sich, denn für den „wahren Puristen“ gibt es eh keinen Ersatz für das Original! Glaubt ihr nicht? Dann hört euch vielleicht einmal an, was zum Beispiel die Herren Arabian Prince & Egyptian Lover im bonedo-Interview zu diesem Thema zu sagen haben.

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Überblick
Gerade mal eine gespreizte Hand ist die MFB-522 in der Diagonalen groß und bietet auf dieser Fläche eine recht üppige Ausstattung an Potis und Knöpfen: 25 Mini-Drehregler, 15 Buttons und ein größeres Poti für das Tempo. Die Miniregler sind genau wie beim großen Vorbild recht fummelig, bei der MFB-522 aber zusätzlich noch bedeutend näher zusammen. Das versehentliche Verstellen eines anderen Parameters ist bei intensiven Performances also nicht auszuschließen.

Sieben simultane „Kanäle“ bietet der Klopfgeist und stellt, von links nach rechts, folgende Instrumente zur Verfügung:

  • Kickdrum/Short Kick
  • Snare/Rimshot
  • Big Clap/Small Clap
  • Low/Mid/High-Tom (die per Schalter auch zur Conga werden können)
  • Claves/Cow Bell
  • Cymbal
  • Hihat (Closed/open)
Kein Platz für Wurstfinger
Kein Platz für Wurstfinger

Wie an den Schrägstrichen erkennbar, bieten einige Instrumente zusätzliche Variationen, die sowohl über den eingebauten Sequenzer als auch über MIDI-Noten getriggert werden können. Allerdings stehen sie lediglich als „entweder – oder“ zur Verfügung und lassen sich nur durch Mehrfachbetätigung des korrespondierenden Kanals auswählen. Einzige Ausnahme stellt die HiHat dar – ihr wurden zwei direkt erreichbare, interne Sequenzerspuren spendiert; logischerweise eine für geöffnete und eine für geschlossene Spielweise. Bei gleichzeitiger Triggerung hat übrigens immer der geöffnete Sound Priorität.

Der Tom Tom/Conga-Kanal wird so in drei verschiedenen Tonhöhen spielbar. Die Kick kann kurz, also mit einer festen, oder mit der über den Drehregler gewählten Decay-Zeit gespielt werden. Die Snare bietet alternativ einen Rimshot, der Claves-Kanal eine Kuhglocke und der Clap zwei verschieden Intensitäten.

Im folgenden ein Video, das die einzelnen Klänge demonstriert: In den ersten zwei Durchläufen mit Toms, im zweiten mit Conga. Auch schön zu hören und zu sehen: Die Panoramaverteilung der Instrumente bei Verwendung des Stereo-Outs.

Anschlüsse
Neben den vier +4dBu Einzelausgänge in 3,5 mm Mono-Miniklinke für Bassdrum, Snare/Rimshot, Clap und Hi-Hat, hat die MFB auch einen +4dBu Stereo-Out via 3,5 mm Stereo-Miniklinke, an dem alle Instrumente anliegen, die nicht über die Einzelausgänge abgegriffen werden.

Schau mir in die Buchsen, Kleines!
Schau mir in die Buchsen, Kleines!

MIDI
Die 522 kann auch über MIDI mit Velocity-Unterstützung getriggert werden, was dem Ganzen noch mehr Groove verleiht. Dazu steht eine MIDI-In Buchse auf der Rückseite zur Verfügung. Eine Synchronisierung des internen Sequenzers per MIDI-Clock ist auch möglich, bei benötigen exakten BPM Werten sogar unverzichtbar, denn ein Display zur Anzeige der Geschwindigkeit gibt es nicht.

Step-Sequenzer
Im internen Step-Sequenzer können bis zu 8 Songs, 72 Rhythmen und 72 Fill-Ins gespeichert werden, in einem Song lassen sich bis zu 64 Rhythmen linken. Ein „Rhythm“ ist ein maximal 16-Steps langes Pattern mit jeweils einem bis zu 16-Steps langem Fill-In. Dieses kann wiederum auch gelinkt werden, sodass alternierend Pattern und Fill-In nacheinander spielen.

Die Step-Programmierung erfolgt über die acht weißen Taster, die jeweils die 1/8 eines 16tel-Patterns repräsentieren (=Step 1,3,5 …15). Mit der Shifttaste wählt man ihre 1/16 Steps-Darstellung an (=Step 2,4,6 … 16). Neben einem Shuffle-Mode mit drei Intensitäten gibt es natürlich auch eine Accent-Spur, die einen Step nicht nur lauter, sondern wahlweise auch leiser machen kann.

Retro-Charme dank Lauflichtprogrammierung. Die geraden Steps werden mit der Shifttaste aktiviert.
Retro-Charme dank Lauflichtprogrammierung. Die geraden Steps werden mit der Shifttaste aktiviert.

Praxis

Da die Klangerzeugung der MFB durchweg analog arbeitet und es kein digitales Auslesen der Parameter gibt, sind diese nicht speicherbar. “You hear what you see” ist angesagt und Parameterautomatisierung aus dem Kopf geschlagen.

Das Konzept von MFB ist eindeutig, hier soll zum kleinen Preis fetter, analoger Sound möglich gemacht werden. Dass dabei Abstriche bei Gehäuse und Bedienkomfort gemacht werden müssen, ist klar. Das fand ich im Studiokontext aber überhaupt nicht schlimm, im Gegenteil: Weil die MFB so klein und zierlich ist, kann man sie überall hin- oder draufstellen, ohne die Angst,  damit etwas zu zerkratzen oder zu beschädigen. So ist sie immer zur Stelle, wenn sie gebraucht wird, und den „Sweet Spot“ muss man auch nicht verlassen.

Die MFB 522 im Livebetrieb
Generell möchte das kleine Schätzchen am liebsten mit filigranen Berührungen bedient werden, ganz behutsam, damit man auch nur den Regler oder Schalter berührt, den man betätigen möchte. Auf der Bühne sind so viel Präzision und Ruhe wohl eher selten möglich – einige Male habe ich die 522 beim „Kickdrum Tweaking“ ungewollt ausgeschaltet. Zum Glück passierte mir dies nur in meinem Studio! Und auf eine Tour würde ich sie lieber nicht mitnehmen wollen, denn so „Rock-solid“ ist sie eben doch nicht.

Audio Samples
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MFB 522 Demosong

Hier eine unbearbeitete Stereoaufnahmen des internen Sequenzers mit verschiedenen Patterns.

Kleiner als A5! Im Hintergrund: Das A4-Blatt „Handbuch“ made by Fricke.
Kleiner als A5! Im Hintergrund: Das A4-Blatt „Handbuch“ made by Fricke.

Ob es aus Platz- oder Kostengründen geschah, weiß ich nicht. Aber die Verwendung von Miniklinken gefällt mir weniger. Ich hatte natürlich nicht gleich die passenden Kabel zur Hand, sodass ich eine Menge „Adapterei“ veranstalten musste. Auf der Bühne kann es ärgerlicher werden, denn solche Kabel sind in der Regel gerade dann nicht zu finden, wenn sie dringend gebraucht werden. Normale 6,3 mm Standardklinkenbuchsen hätten meiner Meinung nach besser gepasst und auch Platz gehabt.

Fotostrecke: 2 Bilder Augen auf beim Kabelkauf!

Der interne Sequenzer ist zum Ausprobieren ganz nett, programmieren lässt es sich jedoch besser am Rechner. Programmierte Doppelbelegungen können visuell leider nicht eindeutig den 16 Lauflichtern zugeordnet werden: Farbige LEDs wären wohl teurer gewesen. MIDI-Notenbefehle für Solo und Mute versteht die kleinen Kiste leider auch nicht, und Kopiermanöver sind genauso wenig möglich.

Auffallend und nirgendwo im Manual vermerkt fand ich die klangliche Differenz des Stereo-Outs zu den Single-Outs sowie das leichte Panning der einzelnen Instrumente im Stereopanorama, was einige Benutzer sicher als etwas störend empfinden werden. Denn wenn man Instrumente solo aufnimmt, muss man sie immer wieder von Hand in das Stereo-Center pannen. Natürlich gibt es die Einzelausgänge, aber einige der Instrumente wie Snare oder Hihat, die eigentlich mono sind, klingen über den Stereo-Out besser und haben sogar ein wenig mehr Tiefe und Räumlichkeit. Das ist zwar marginal, aber wie folgenden Video hörbar!

FAZIT
Mit welchem Anspruch ist unsere Testkandidatin denn nun angetreten? Tatsächlich als preiswerter 808-Klon? Diese Fragen lassen sich eindeutig beantworten: Die MFB-522 will definitiv keine 808 sein, obwohl sie sich klanglich an ihr orientiert. Aber sie besitzt ihren eigenen Charakter und ich persönlich würde sie einer 808 sogar vorziehen, weil sie sich viel einfacher und unkomplizierter in ein Set-Up integrieren lässt und nebenbei auch noch handlich und preiswert ist. Als analoger Drumlieferant im Studio beweist die MFB 522 auf jeden Fall Haltung und Durchsetzungsfähigkeit. Schade finde ich nur, dass die Parameter nicht über MIDI automatisierbar sind und dass beispielsweise das Decay des Kicks nicht über die Notenlänge regelbar ist. Dafür variiert die Velocity teilweise recht nett die Anschlagsdynamik und nicht nur schnöde die Lautstärke. Wird wohl meine neuer Drumliebling werden, und das zum Plug-In Preis …

MFB 522
MFB 522
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound

  • Preis

  • Geringe Größe
Contra
  • Keine MIDI-Steuerung der Klangparameter
  • Miniklinkenbuchsen
  • Fummelige Drehregler
Technische Daten
  • Voll analoger Drumcomputer
  • 9 Instrumente
  • 25 Regler
  • 72 Pattern (+ 72 Fill-In) & 8-Song-Speicher mit bis zu jeweils 64 Pattern.
  • Bass Drum in zwei Längen spielbar
  • Tom/ Conga in drei Tonhöhen spielbar
  • Größe: 175 x 125 x 38/72 mm
  • Inkl. 12-V-Steckernetzteil
  • Preis 280,- Euro UVP
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